163. Mozarteum.

[305] Wien 13. Juli 1781.

Ich kann nicht viel schreiben, weil der Hr. Graf Cobenzl den Augenblick in die Stadt fährt und ich ihm den Brief also mitgeben muß, wenn ich will, daß er bestellt werden soll. Das ist eine Stunde weit von Wien, wo ich schreibe, es heißt Reisenberg. Ich war schon einmal über Nacht hier und jetzt bleibe ich etliche Tage. Das Häuschen ist nichts, aber die Gegend, der Wald, worin er eine Grotte gebaut, als wenn sie von Natur wäre, das ist prächtig und sehr angenehm. – Ich habe Ihr letztes Schreiben erhalten. Ich habe schon längst im Sinne gehabt, von den Weberischen weg zu ziehen, und es wird auch gewiß geschehen. – Daß ich beim Hrn. v. Aurnhammer hätte wohnen sollen, weiß ich kein Wort davon, das schwöre ich Ihnen. Beim Schreibmeister Mesmer hätte ich logiren sollen, das ist wahr; aber da ist es mir doch bei den Weberischen lieber. Der Mesmer hat den Righini [weiland Opera Buffa-Sänger und dermalen Compositeur][305] bei sich im Quartier und ist sein großer Freund und Beschützer, doch die gnädige Frau noch mehr. Bis ich nicht ein gutes wohlfeiles und gelegenes Logis ausfindig mache, gehe ich da nicht weg; und da muß ich der guten Frau etwas vor lügen, denn ich habe wahrlich keine Ursache wegzugehen. Der Hr. von Moll [ein Salzburger Bekannter] hat, ich weiß nicht warum, besonders wundert es mich auf ihn, ein lästerliches Maul, und sagte er hoffe, ich werde in mich gehen und mich bald wieder nach Salzburg verfügen, denn ich würde hier schwerlich meine Convenienz so gut finden, wie in Salzburg; ich sei so nur wegen dem Frauenzimmer hier. Die Frl. von Aurnhammer hat es mir gesagt, er bekömmt aber überall sonderbare Antworten darauf. Ich kann mir wohl so beinahe einbilden, warum er so redet, er ist gar ein großer Protector des Kozeluch. O wie einfältig!

Die Geschichte des Hr. v. Mölk hat mich sehr in Erstaunen gesetzt; zu allem hätte ich ihn fähig gehalten, aber für einen Spitzbuben hätte ich ihn niemals gehalten, ich bedaure die arme Familie von Herzen. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 305-306.
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