183. Mozarteum.

[345] Wien 9. Jan. 1782.

Ich habe noch keine Antwort auf mein Letztes und das ist die Ursache, warum ich Ihnen den letzten Posttag nicht geschrieben. – Ich hoffe mir heute aber doch noch einen Brief von Ihnen, – da ich Ihnen schon in meinem letzten auf dieses vom 28. Dez. – (ohne es zu wissen) zum Theil im Voraus geantwortet habe, so muß ich Ihren Brief vorher abwarten. –

Unterdessen will ich Sie benachrichtigen, daß der Papst hierher kommen soll, davon ist die ganze Stadt voll. – Ich glaube es aber nicht, denn Graf Cobenzl hat mir gesagt, daß der Kaiser diese Visite nicht annehmen wird. – Den 5. ist der bayrische Hof abgereist. – Nun bin ich einmal selbst beim Peisser gewesen, um zu sehen ob kein Brief von Ihnen da ist und hatte wieder hingeschickt, – es ist gleich[345] fünf Uhr. – Ich verstehe nicht, daß ich keinen Brief bekomme? – Sollten Sie so böse sein über mich? – Daß ich Ihnen die Sache so lange verschwiegen, darüber können Sie böse sein, da haben Sie Recht. Doch wenn Sie meine Entschuldigung darüber gelesen haben, so können Sie mir schon verzeihen. Und daß ich mich zu verheirathen wünsche, darüber können Sie doch nicht böse sein? – Ich glaube daß Sie hierin meine Religion und gute Denkungsart am besten haben erkennen können. – O ich könnte Ihnen auf Ihr letztes Schreiben wohl Vieles antworten und viele Einwendungen machen; allein meine Maxime ist, was mich nicht trifft, das achte ich auch nicht der Mühe werth, daß ich davon rede; – ich kann mir nicht helfen, ich bin einmal so. – Ich schäme mich ordentlich mich zu vertheidigen, wenn ich mich falsch angeklagt sehe, – ich denke mir immer, die Wahrheit kommt doch an den Tag. – Nun – ich kann Ihnen von dieser Sache nicht mehrers schreiben, weil ich noch keine Antwort auf meinen letzten Brief habe. – Neues weiß ich nichts, mithin leben Sie wohl; – ich bitte Sie noch einmal um Verzeihung – und bitte Sie um Nachsicht und Mitleiden für mich. – Ohne meine liebste Constanze kann ich nicht glücklich und vergnügt sein, – und ohne Ihre Zufriedenheit darüber würde ich es nur zur Hälfte sein, – machen Sie mich also ganz glücklich, mein liebster, bester Vater! ich bitte Sie. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 345-346.
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