186. Mozarteum.

[349] Wien 23. Jan. 1782.

Es ist nichts Unangenehmeres als wenn man so in Ungewißheit, ohne zu wissen was geschieht, leben muß. – So ist nun dermalen mein Fall in Betreff meiner Academie – und eines Jeden der eine zu geben willens ist. – Der Kaiser war schon verflossenen Jahres gesonnen die ganze Fasten durch mit den Schauspielen fort zu fahren. – Vielleicht geschieht es diesmal. – Basta! – Wenigstens bin ich doch des Tages versichert (wenn nicht gespielt wird) nämlich des 3. Sonntags in der Fasten. – Wenn ich es nur 14 Tage vorher gewiß weiß, dann bin ich zufrieden; denn sonst ist mein ganzes Concept verrückt – oder ich muß mich umsonst in Unkosten setzen. – Die Gräfin Thun, Adamberger und andere gute Freunde rathen mir, ich soll aus meiner Münchner Oper [Idomeneo] die besten Sachen herausziehen und sie alsdann im Theater aufführen und nichts als ein Concert und zuletzt eine Phantasie spielen. – Ich habe es auch schon im Sinne gehabt und nun bin ich ganz dazu entschlossen besonders weil Clementi auch eine Academie geben wird. – Da hab ich folglich schon einen kleinen Avantage über ihn, – besonders da ich es vielleicht zwei Mal geben kann. – –

– Nun will ich Ihnen wegen dem wenigen Gewissen meine Meinung sagen. – Ich habe hier auf dreierlei mein Augenmerk. – Das erste ist nicht gewiß, und wenn auch – vermuthlich nicht viel. – Das zweite wäre das beste, – aber Gott weiß ob es geschieht – und das dritte – wäre[349] nicht zu verachten, – nur schade, daß es nur das Futurum und nicht das Präsens sein konnte. – Das erste ist der junge Fürst Liechtenstein (er will es aber noch nicht wissen lassen). Dieser will eine Harmoniemusik aufnehmen, zu welcher ich die Stücke setzen soll, – da würde freilich nicht viel ausfallen – doch wenigstens wäre es etwas Sicheres – und ich würde den Accord niemals anders als lebenslänglich eingehen. – Das zweite (welches aber bei mir das erste ist –) ist der Kaiser selbst. – Wer weiß – ich will mit Hrn. v. Strack reden, – ich zweifle nicht daß er das seinige gewiß dabei thun wird, – denn er zeigt einen recht guten Freund von mir; – doch ist den Hofschranzen niemals zu trauen. – Die Reden des Kaisers gegen mich haben mir einige Hoffnung eingeflößt. – Große Herrn hören dergleichen Reden nicht gern, geschweige daß sie selbst solche führen sollten; sie müssen immer einen Metzgerstich erwarten – und dergleichen Sachen wissen sie sonst hübsch auszuweichen. – Das dritte ist der Erzherzog Maximilian. – Bei diesem kann ich sagen, daß ich alles gelte, – er streicht mich bei allen Gelegenheiten hervor – und ich wollte fast gewiß sagen können, daß wenn er schon Churfürst von Cöln wäre, ich auch schon sein Capellmeister wäre. Nur schade, daß solche Herrn nichts im Voraus thun wollen. – Das simple Versprechen getraute ich mir schon herauszulocken, – allein was hilft mir das für jetzt? – baares Geld ist besser. – – Liebster, bester Vater! – wenn ich von unserm lieben Gott schriftlich haben könnte, daß ich gesund bleibe und nicht krank sein werde, – o so wollte ich mein liebes treues Mädchen noch heute heirathen. – Ich habe nun 3 Scolarinnen. – Da komme ich den Monat auf 18 Ducaten. – Denn ich mache es nicht mehr mit 12 Lectionen sondern monatlich. – Ich habe mit Schaden erfahren, daß sie oft ganze Wochen ausgesetzt; – nun aber mögen sie lernen oder nicht, so muß mir Jede 6 Ducaten geben. – Auf diese Art will ich noch mehrere bekommen, – doch brauch ich nur noch eine, mit vier habe ich genug, das macht 24 Ducaten, das sind 102 Fl. und 24 Kr. – Mit diesem kann man hier mit einer Frau (still und ruhig wie wir zu[350] leben wünschen) schon auskommen, – allein wenn ich krank werde, – so haben wir keinen Kreuzer einzunehmen. – Ich kann freilich das Jahr wenigstens eine Oper schreiben, ich kann alle Jahr eine Academie geben, – ich kann Sachen stechen lassen – Sachen auf Subscription herausgeben, – es gibt auch andere bezahlte Akademien, besonders wenn man lange in einem Orte ist und schon Credit hat. – Solche Sachen wünschte ich mir aber nur als Accidentien und nicht als Nothwendigkeiten zu betrachten – doch – wenn es nicht geht, so muß es brechen, – und ich wage es lieber auf diese Art, als daß ich lange warten sollte. – Mit mir kann es nicht schlechter – sondern es muß immer besser gehen. Warum ich aber nicht mehr lange warten kann – ist nicht allein – meinetwegen – sondern hauptsächlich – ihretwegen – ich muß sie so bald möglich erretten – davon werde ich Ihnen im nächsten Briefe schreiben. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 349-351.
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