217. Mozarteum.

[397] Wien 5. Febr. 1783.

Ich habe Ihr letztes Schreiben richtig erhalten und hoffe, daß Sie unterdessen meinen letzten Brief auch werden erhalten haben und meine Bitte wegen dem Harlequinkleid vernommen. Ich wiederhole sie noch einmal und zwar mit dem Zusatz, daß Sie die Güte haben möchten, es mir auf das Bäldeste zu schicken. Und wegen den Sinfonien, besonders aber die letzte, bitte ich sie, recht bald zu schicken, denn am 3. Sonntag in der Fasten, nämlich den 23. März ist schon meine Academie und ich muß sie noch öfters raddoppiren lassen. Darum dächte ich, wenn sie nicht schon abgeschrieben ist, sollen Sie sie mir gerade in Partitur, wie ich sie Ihnen geschickt habe, zurück schicken; aber die Menuetts auch mit. Ist denn der Ceccarelli nicht mehr in Salzburg? oder hat er bei des Gatti seiner Cantate keine Stelle bekommen, weil Sie ihn nicht auch unter die Streiter oder Zänker setzen? – Gestern ist meine Oper zum 17. Mal mit gewöhnlichem Beifall und vollem Theater aufgeführt werden. Künftigen Freitag, als übermorgen wird eine neue Oper gegeben werden, die Musik (ein Gallimathias) von einem hiesigen jungen Menschen, Scolaren vom Wagenseil, welcher heißt Gallus cantatus, in arbore sedens, gigirigi faciens. Vermuthlich wird sie nicht viel gefallen, aber doch besser als ihre Vorfahrerin, ein alte Oper von Gaßmann (la notte critica, zu deutsch die unruhige Nacht), welche mit Mühe 3 Representationen ausgehalten. Denn vor dieser war die execrable Oper vom Umlauf, wovon ich Ihnen [S. 392] geschrieben! die konnte sich nicht auf die dritte Vorstellung hinaufarbeiten. Es ist, als wenn sie, da die deutsche Oper ohnedies nach Ostern stirbt, sie noch vor der Zeit umbringen wollten, und das thun selbst Deutsche, pfui Teufel! –

Ich habe Sie in meinem letzten Brief ersucht, den Gatti fleißig zu mahnen, wegen den welschen Opernbücheln, und thue es nun auch. Nun muß ich Ihnen meine Idee sagen. Ich glaube nicht, daß sich die wälsche Oper lange souteniren wird, und ich halte es auch mit der deutschen; wenn es mir schon mehr Mühe kostet, so ist es mir doch lieber. Jede Nation hat ihre Oper, warum sollen wir Deutsche sie nicht haben?[398] Ist deutsche Sprache nicht so leicht singbar, wie französische und englische [vgl. S. 188], nicht singbarer, als die russische? Nun, ich schreibe jetzt eine deutsche Oper für mich. Ich habe die Comödie vom Goldoni »Il servitore di due Padroni« dazu gewählt, und der erste Act ist schon ganz übersetzt; der Uebersetzer ist Baron Binder. Es ist aber alles noch ein Geheimniß, bis alles fertig ist. Nun, was halten Sie davon? Glauben Sie nicht, daß ich meine Sache gut dabei werde machen können? – Nun ich muß schliessen; Fischer ist bei mir, er hat mich ersucht, ich möchte wegen seiner dem Le Gros nach Paris [Nr. 100] schreiben, weil er noch diese Fasten dahin gehen wird. Man thut hier den Narrenstreich und läßt einen Mann weg, der nimmer ersetzt werden wird.

[Außen drauf:] Gaetano majorani (Cafarello), Amphion Theba, ego Domum.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 397-399.
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