223. Mozarteum.

[404] Wien 12. April 1783.

Mir ist leid, daß der Postwagen erst heut 8 Tage geht und ich Ihnen folglich die 2 Exemplare von meinen Sonaten sammt den übrigen nicht eher schicken kann; ich werde auch mit dieser Gelegenheit die variirte Singstimme der Arie Non sò d'onde viene schicken. Wenn Sie mir ohnehin wieder etwas schicken, so bitte ich, das Rondo für die Altstimme (welches ich für den Castraten der mit der wälschen Truppe in Salzburg war, gemacht habe) und das Rondo, welches ich dem Ceccarelli in Wien gemacht habe [S. 271], mitspazieren zu lassen. Wenn es wärmer wird, so bitte ich, unter dem Dach zu suchen und uns etwas von Ihrer Kirchenmusik zu schicken; Sie haben gar nicht nöthig, sich zu schämen.

Baron van Swieten und Starzer wissen so gut als Sie und ich, daß sich der Gusto immer ändert und aber, daß sich die Veränderung des Gusto sogar bis auf die Kirchenmusik erstreckt hat; – welches aber nicht sein sollte, – woher es dann auch kömmt, daß man die wahre Kirchenmusik unter dem Dach und fast von Würmern gefressen findet. – Wenn ich, wie ich hoffe, im Monat Juli mit meiner Frau nach Salzburg kommen werde, so wollen wir mehr über diesen Punkt sprechen. Als H.v. Daubrawaick von hier abreiste, war meine Frau fast nicht zu erhalten, sie wollte absolument mit mir nachreisen. Sie glaubte, wir könnten vielleicht noch eher in Salzburg sein als Daubrawaick; und wenn es nicht[404] gewesen wäre wegen der kurzen Zeit, die wir uns hätten aufhalten können, – ja was sag ich – sie hätte ja gar in Salzburg niederkommen müssen! – mithin, also der Unmöglichkeit wegen, so wäre unser heißester Wunsch, Sie mein bester Vater und meine liebe Schwester zu umarmen nun schon erfüllt. Denn wegen meiner hätte ich mir dieses Reischen zu unternehmen getraut. Sie befindet sich so wohl auf und hat so zugenommen, daß alle Weiber Gott danken dürften, wenn sie in der Schwangerschaft so glücklich sind. Sobald also meine Frau nach ihrer Niederkunft im Stande sein wird zu reisen, so sind wir gewiß gleich in Salzburg.

In meinem letzten Schreiben werden Sie gelesen haben, daß ich noch in einer Academie zu spielen hatte, nämlich in der Mademoiselle Teyber ihrer. Der Kaiser war auch da. Ich spielte das erste Concert, welches ich in meiner Academie gespielt habe. Ich sollte das Rondo repetiren, ich setzte mich also wieder hin, anstatt daß ich aber das Rondo wiederholte, ließ ich das Pult wegthun, um allein zu spielen. Da hätten Sie aber hören sollen, was diese kleine Surprise das Publikum erfreute; es wurde nicht alleinge klatscht, sondern Bravo und bravissimo gerufen, der Kaiser hörte mich auch ganz aus, – und wie ich vom Clavier wegging, ging er von der Loge weg, – also war es ihm nur, mich noch zu hören. – Ich bitte Sie auch, wenn es möglich ist, mir die Nachricht wegen meiner Academie zukommen zu lassen. Es freut mich von Herzen, daß Ihnen das Wenige, was ich Ihnen schicken konnte, so gut zu statten gekommen ist. Ich hätte noch vieles zu schreiben, allein ich fürchte die Post reitet mir davon, es ist schon 3/48 Uhr, leben Sie also unterdessen wohl.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 404-405.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Mozarts Briefe
Mozarts Briefe