258. Otto Jahn.

[459] Frankfurt a.M. 29. Sept. 1790.

Liebstes bestes Herzens-Weibchen!

Diesen Augenblick kommen wir an – das ist um 1 Uhr Mittag – wir haben also nur 6 Tage gebraucht. Wir hätten die Reise noch geschwinder machen können, wenn wir nicht dreimal Nachts ein bischen ausgeruht hätten. – Wir sind unterdessen in der Vorstadt Sachsenhausen in einem Gasthof abgestiegen, zu Tod froh, daß wir ein Zimmer erwischt haben. Nun wissen wir noch unsere Bestimmung nicht, ob wir beisammen bleiben oder getrennt werden; – bekomme ich kein Zimmer irgendwo umsonst und finde ich die Gasthöfe nicht zu theuer, so bleibe ich gewiß. Ich hoffe Du wirst mein Schreiben aus Efferding richtig erhalten haben; ich konnte Dir unterwegs nicht mehr schreiben, weil wir uns nur selten und nur so lange aufhielten um nur der Ruhe zu pflegen. – Die Reise war sehr angenehm; wir hatten bis auf einen einzigen Tag schönes Wetter – und dieser einzige Tag verursachte uns keine Unbequemlichkeit, weil mein Wagen (ich möcht ihm ein Busserl geben) herrlich ist. – In Regensburg speisten wir prächtig zu Mittag, hatten eine göttliche Tafelmusik, eine englische Bewirthung und einen herrlichen Mosler-Wein. Zu Nürnberg haben wir gefrühstückt – eine häßliche Stadt. – Zu Würzburg haben wir unsern theuern Magen mit Kaffee gestärkt, eine schöne, prächtige Stadt. – Die Zehrung war überall sehr leidentlich, nur 2 und 1/2 Post von hier in Aschaffenburg beliebte uns der Herr Wirth erbärmlich zu schmieren. – Ich warte mit Sehnsucht auf Nachricht von Dir, von Deiner Gesundheit, von unsern Umständen l.l. – Nun bin ich fest entschlossen meine Sachen hier so gut als möglich zu machen und freue mich dann herzlich wieder zu Dir. – Welch herrliches Leben wollen wir führen, – ich will arbeiten – so arbeiten – um damit ich durch unvermuthete Zufälle nicht wieder in so eine fatale Lage komme. – Mir wäre lieb, wenn Du über alles Dieses durch den Stadler den * * * zu Dir kommen ließest. Sein letzter Antrag war, daß Jemand das Geld auf dem Hofmeister [vgl. S. 432] seinen giro allein hergeben will – 1000 Fl. baar und das[460] übrige an Tuch; – somit könnte alles und noch mit Ueberschuß bezahlt werden und ich dürfte bei meiner Rückkunft nichts als arbeiten. – Durch eine charta, bianca von mir könnte durch einen Freund die ganze Sache abgethan sein. Adieu ich küsse Dich 1000mal.

Ewig Dein Mozart.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 459-461.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Mozarts Briefe
Mozarts Briefe