85. Mozarteum.

[113] Mannheim 18. Dez. 1777.

[Vorauf geht ein Schreiben der Mutter].

Geschwind in der größten Eile. Die Orgel, die heute in[113] der lutherischen Kirche probirt wurde33, ist sehr gut, sowohl im ganzen Pieno als in einzeln Registern. Vogler hat sie gespielt. Er ist so zu sagen nichts als ein Hexenmeister. Sobald er etwas majestätisch spielen will, so verfällt er ins Trockene, und man ist ordentlich froh, daß ihm die Zeit gleich lang wird und es mithin nicht lange dauert. Allein was folgt hernach? – ein unverständliches Gewäsch. Ich habe ihm vom weiten zugehört. Hernach fing er eine Fuge an, wo sechs Noten auf einen Ton waren, und Presto! Da ging ich hinauf zu ihm. Ich will ihm in der That lieber zusehen als zuhören. Es waren sehr viele Leute da, auch von der Musik Holzbauer, Cannabich, Toeschi etc.

Ein Quartett für den indianischen Holländer, für den wahren Menschenfreund ist auch schon bald fertig. Apropos, Hr. Wendling hat mir gestern gesagt, daß er Ihnen den vergangenen Posttag geschrieben hat. Addio. – Neulich habe ich müssen anstatt Schweitzer die Oper mit etlichen Violinen bei Wendling dirigiren, denn er war übel auf.

33

Die Mutter schreibt: »Heut ist ein vornehmer Lutheraner zu uns gekommen und hat den Wolfgang mit aller Höflichkeit eingeladen, ihre neue Orgel zu probiren.«

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 113-114.
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