7.

Ein musikalischer Charlatan.

[84] Der Schöngeist – sagt einer unserer ersten Satiriker – taumelt über ein gelungenes Gedichtchen oder den satirischen Stachel eines Epigramms, wie der Botaniker über eine seltene Pflanze oder der Mineraloge über einen seltenen Stein. Ein rechter Anatom kann einen Leichnam drei bis vier Wochen auf seiner Stube haben, und theilt die Menschen nur in zwei Klassen: in Menschen, die präpariren und in solche, die sich präpariren lassen. Fühlhörner und Füße, Staubfäden, Klauen und Schnäbel werden mit der nämlichen Wichtigkeit untersucht, wie der Ursprung der Welt und die Bestimmung des Menschen. Ein rechter Mineraloge hat nicht eher Ruhe, als mit dem Grab-Stein und beschäftigt sich dann erst mit Insekten und Würmern.

Aber ist das nicht zu achten, wo es naturwüchsige Wahrheit, inneres Bedürfniß, angeborne Eigenthümlichkeit ist? Gewiß! – Lächerlich und verächtlich wird indessen ein solch' bizarres Auftreten, wenn damit Genialität affectirt werden soll, die gar nicht vorhanden ist. An der Stelle der Genialität sitzt dann gewöhnlich kleinliche Eitelkeit und Ehrsucht, und das aus diesen Schwächen hervorgehende Streben wird Charlatanerie.

Abt Vogler, der churpfälzische Vice-Capellmeister und Hofcaplan – ein hübscher Mann von 28 Jahren, mit frischem, blühenden Gesicht und einem Bäuchlein, das sich nachgerade[84] sanft abrundete – saß behaglich, in einem weichen Sessel zurückgelehnt, vor einer Tasse süß dampfenden Kaffee's, die reichliche Mahlzeit, die er eben eingenommen, mit Muße zu verdauen.

Alles um ihn her athmete Ruhe, Bequemlichkeit und Wohlhabenheit, – das, was der Engländer mit einem Wort Comfort nennt. Ueber dem eingelegten Boden des Zimmers lag ein weicher Teppich; die Wände bedeckten Boiserien, wie sie damals sehr Mode waren, und jetzt noch in vielen der älteren Wohnungen Mannheims zu finden sind; über den Thüren zeigten sich nette Wandgemälde, nackte Kinder vorstellend, die unter sich mit Blumen oder Thieren spielten; die hohen Fenster mit neumodischen viereckigen Scheiben, waren von dunklen, bis zur Erde reichenden Vorhängen halb bedeckt; während ein schönes Augsburger Fortepiano, ein weich gepolstertes Sopha, verschiedene Sessel, ein Nippschrank, der eine Standuhr, zwei Chinesen von Porzellan mit beweglichen Köpfen und Händen und sonst tausend kleine artige Porzellanfiguren trug, und ein, jetzt noch mit den Resten des reichen Mittagsmahles besetzter Tisch, das Ameublement des Zimmers ausmachten.

Abt Vogler selbst war von Kopf bis zu Fuß schwarz gekleidet. Schuhe mit fein geschliffenen Stahlschnallen, schwarzseidene Strümpfe, kurze, schwarz-seidene Hosen, eine solche Weste mit Patten, bis nahe an die Knie reichend, aus der die zwei goldenen Ketten der zwei Uhren rechts und links herauslugten; große Brillantringe an den Fingern, wattirter ebenfalls schwarz-seidener Rock mit dito Stickereien, und leicht gepuderte Locken zu beiden Seiten der Stirne, nebst wohlgewickeltem Haarzopf, stellten den feinen Mann seiner Zeit würdig dar. Der Mann wäre dabei schön zu nennen gewesen, wenn ein eigenthümlicher Zug von Hochmuth und Menschenverachtung das Gesicht nicht entstellt hätte. In diesem Zuge lag zugleich aber der Ausdruck eines so grenzenlosen Dünkels, daß er jeden Unbefangenen auf der Stelle zurückstoßen mußte.

Jetzt im Augenblicke freilich bemühte sich der gestrenge Herr seinem Ausdrucke Milde, Herablassung und Freundlichkeit zu geben, denn vor ihm stand, den Präsentirteller mit Kaffee- und Milchkanne in der Hand, seine Haushälterin. Es war dies, wie man zu sagen pflegt, eine »saubere« Person. Nicht hübsch, aber von anziehendem Aeußern; nicht jung, aber doch[85] noch frisch und kräftig, voll und rund in Formen, lebhaft in Bewegungen und heiter von Humor. Ueberhaupt stak etwas Gewinnendes, Verführerisches in ihr, ohne daß man sagen konnte, worin es lag. Gehoben mochte es durch die außerordentliche Reinlichkeit und fast coquette Nettigkeit des sonst einfachen Anzugs werden, der übrigens im Geschmacke jener Zeit, nicht gerade streng im Verhüllen war.

Ob im Allgemeinen Strenge eine Haupttugend der Haushälterin des Abtes gewesen, läßt sich mit Bestimmtheit nicht sagen. Da sie aber mit außerordentlicher Theilnahme an ihrem Herrn hing, und philosophisch genug war, um einzusehen, daß die Isolirung, deren ein Junggeselle ausgesetzt ist, endlich alle Fäden zerreißt, die ihn an die Menschheit knüpfen, und einen starren Egoismus und eine Verhärtung aller Gefühle hervorruft, die nachtheilig auf ganze Generationen der Gesellschaft wirken können, .... so nahm sie sich seiner redlich und mit christlicher Milde an, in Liebe vermittelnd zwischen ihm und der Menschheit. Und das war keine Kleinigkeit, denn Abt Vogler war, wie schon erwähnt, ein Sonderling.

Wo sollte sie z.B., um nur Eins zu erwähnen, mit all den Taschentüchern hin, die sich im Haushalte des Abtes unausgesetzt mehrten. Vogler war nämlich – wie alle Genies, wirkliche und affectirte, – ungemein vergeßlich. Er lief daher sehr häufig ohne Taschentuch von Hause fort. Entdeckte er nun unterwegs das Uebel, so fand er es viel bequemer, ein neues zu kaufen, als den weiten Weg zurückzulaufen und zwei Treppen zu steigen. Und da halfen alle Vorstellungen der guten Haushälterin nichts; ganz Mannheim kannte ja bereits diese geniale Eigenthümlichkeit des genialen Voglers schon; es blieb der Guten also gar nichts anderes übrig, als die passenden für sich zurückzulegen und die weniger passenden zu Gunsten ihrer kleinen Ersparnisse zu verkaufen. Eine wahre Wohlthat für ihren Herrn, der sonst ein eigenes Zimmer für seinen Vorrath an Taschentüchern hätte miethen müssen! Und solcher Sonderbarkeiten beliebte Abt Vogler eine Menge zu haben. Paßten sie nun nicht so gut, wie jene mit den Taschentüchern, in die Anschauungsweise der Haushälterin, so gab es freilich oft kleine Scenen; ja böse Zungen wollten sogar von derben Verweisen wissen, und daß überhaupt zu Hause der Scepter nicht in des Herrn Abtes Händen läge.[86] So gab es oft Sturm von beiden Seiten. Musiker aber sind bekannterweise zumeist so leicht, wie ihre Notenblätter, und – da Kunst der Sinnlichkeit angehört – ebenfalls höchst sinnlicher Natur. Frieden liebte der Abt auch: was that er daher nicht alles für den Frieden, ein gutes Diner und Souper u.s.w.

»Nun möchte ich aber doch einmal wissen!« – sagte in diesem Augenblicke die Haushälterin lächelnd, indem sie dem Herrn Abt Milch zugoß, – »was, wenn Sie nicht geistlich und daher verheirathet wären, Ihre Frau dazu sagte, wenn sie – wie ich heute – in acht Tagen das dritte neugekaufte Taschentuch vorfände. O ich bin viel zu gut und zu nachsichtig. Hätten Sie nur eine recht böse Frau!«

»Danke schön, Marie, danke!« – sagte der Abt mit einer Miene, in der ohngefähr der Gedanke lag: kann mir recht gut denken, wie das wäre.

»Aber warum sind Sie denn auch nur in Ihren späteren Jahren noch geistlich geworden?« – frug die Haushälterin weiter. – »Eine Frau wäre ihnen so nöthig, sie hätte Ihnen das Leben zum Paradies gemacht.«

»Hast recht, Marie!« – versetzte der Abt mit einem vielsagenden Seitenblick auf seine Haushälterin. – »Warum bin ich auch Geistlicher geworden und habe nicht, wie andere Menschenkinder, gefreit. Es ist wahr, die Erde ist ein Paradies, in dem es von Even wimmelt, wenn es nur nicht fast eben so viele Schlangen gebe!«

»Das ist so recht die Lästerzunge eines Hagestolzen!« – entgegnete die Haushälterin geärgert, – »Jung gefreit, hat nie gereut!«

»So sagt ein Sprüchwort!« – meinte der Abt – »aber es giebt auch eines«, das heißt: »Wer ehrlich ist, freit früh, wer klug ist, nie.«

»Ja, und klug, überklug sind der Herr Abt!« – rief Marie, deren Laune durch den Widerspruch nicht die beste zu werden anfing. – »Nicht wahr, wenn damals eine recht reiche Frau gekommen wäre ....«

»Nein!« – fiel Vogler ein, – »nein! liebes Kind, da irrst du dich! Sieh! ich stelle es mir sehr schrecklich vor, eine Frau wegen ihres Hauses und Vermögens zu nehmen, und nun – möglicherweise – Haus und Vermögen durch Feuer zu verlieren, ohne .... daß die werthe Hälfte mit verbrenne!«

»Sie sind nicht werth, daß Sie ein Weib ansieht!« – sagte die Haushälterin böse, und wandte sich, den Teller mit den Kannen auf ein Nebentischchen zu stellen. Aber der Abt[87] hielt sie am Kleide, zog sie näher, legte den Arm um ihre Hüften, sah ihr mit möglichster Freundlichkeit in das Antlitz und sagte carezzando:

»Liebe Marie, – nicht so follemente – was brauche ich denn eine Frau? Kann ich denn Jemanden finden, der mich besser und liebevoller pflegt als du? Ich bin eben einmal kein gewöhnlicher Geist – bin ein Genie! ...... Schafe leben in Heerden, der Adler horstet allein! und .... in der Ehe geht alle Genialität verloren ..... in der Ehe verliert man die Stimme und klimpert höchstens noch ein Bischen am Clavier oder mit der Geige; – wie, zum Teufel, sollte einem denn in der Kinderstube nicht jeder gute und große Gedanke schwinden. Und Kinder? ... ich habe noch Niemand gefunden, den ich zum Sohn oder zur Tochter haben möchte!«

»Es ist auch ein Glück, daß sie keine haben,« – versetzte die Haushälterin. – »Wehe den Armen, wenn sie die Launen des Herrn Abtes ertragen sollten.«

»Das ist mein Fehler nicht!« – sagte Vogler, Marie immer noch festhaltend und leise an sich ziehend. – »Das ist das Capriccio des Lebens! Genies haben in der Regel Launen.«

»Aber nicht alle, die Launen haben, sind Genies!« – versetzte die Haushälterin bitter. Der Abt biß sich auf die Lippen. Da er indessen schon gemerkt, daß böses Wetter im Anzuge sei, erwiderte er nichts, ließ aber Marie los und frug, um auf ein anderes Thema zu kommen:

»War der Salzburger Mozart noch nicht da?« –

»Nein!« – sagte die Haushälterin kurz und in hartem Tone, während sie am Tische ab- und zuging und aufräumte.

»Unverschämt!« – versetzte der churpfälzische Vice-Capellmeister, auf dessen Stirne sich jetzt ebenfalls Wolken sammelten. – »Der naseweise, junge Mensch scheint wenig von Schicklichkeit und gutem Ton zu wissen, sonst hätte er Abt Vogler, der jetzt unbestritten der erste deutsche Compositore ist, bereits seine Aufwartung gemacht.«

»Wird sich eben die Füße nicht ablaufen!« – meinte Marie – »soll ja Wunder was für ein Genie sein!«

»Talent, Marie!« – rief der Abt mit spöttischer Miene. – »So ein kleines, alltägliches, musikalisches Talentchen! So einer von den Clavierspielern und Geigern, die da glauben: Thiere, Felsen und Steine gleich einem Orpheus zu bewegen, während sie doch nichts bewegen, ... als Finger und Fiedelbogen!«[88]

»Der Herr Abt werfen ja sehr weg!« – sagte Marie spöttelnd.

»Ich kenne die Menschen! Auf 1000 kommen 600 Narren, 395 Schurken und 5 ordentliche Leute! auf 100,000,000 Menschen kommt aber erst ein Genie!«

»Wie der Herr Abt!«

»Allerdings! ..... Genie! Genie! ..... O wenn diese Menschen nur wüßten, was das heißen will! Aber da führen dies Zauberwort jetzt freilich selbst die Künstlersperlinge im Munde! Und doch ist ohne Genie ein wahrer Sohn der Kunst nicht denkbar! Was ist Pergolese's Stabat Mater und Grauns Passion gegen mein Miserere? Was wollen alle diese Opernschmierer und Schmier-Componisten gegen die neue Weise der Musik, die ich – Abt Vogler – eingeführt habe. – – – Natur! – – Natur! – Natur ist mein Losungswort! Der Componist muß nicht nur Tonkünstler, nein! .... er muß auch Mathematiker, Dichter undMaler zu gleicher Zeit sein! Das eben stellt ihn so unerreichbar hoch!«

»Also sind Sie der Schöpfer der Tonmalerei?« – frug noch immer boshaft spöttelnd die Haushälterin.

»Ja!« – rief der Abt begeistert. – »Nach Jahrhunderten« noch wird man von Abt Voglers »Farbenmusik« sprechen. Wie herrlich sind meine Compositionen: »Der Fall der Mauern von Jerichow!« und »das Ausstampfen des Reises in Afrika!« Welche Töne der Leidenschaft charakterisiren die erstere dieser Tonmalereien! der langsam klagende Ton des Schmerzes, das imponirende Largo – und der muntere, geschwinde Ton – das Legerezza – der Freude. Wie brausen da die Meere, wie rollen die Donner, wie murmeln die Bäche, wie pfeifen die Winde, wie girren die Nachtigallen, wie rast das Schlachtgetümmel, con tutta, forza! und dann ..... das Stürzen der Mauern! ....pomposamente! La prima volta forte, la seconda piano! ..... Mache mir es nach, wer kann! ..... Und dann ...... meine Kirchenmusik! .... O! das ist die wahre Musik der Zukunft! Was hat mein Genie nicht Alles in diese Töne gelegt? Im Kyrie ist durch Dreiklänge mit Auslassung der Terz »die Idee des allerhöchsten Wesens versinnlicht.«

»Wirklich?« – sagte die Haushälterin. – »Das wäre mir nun auch nicht im Entferntesten eingefallen, als ich Ihre Messe hörte.«[89]

»Weil du keine Ahnung von der Philosophie der Musik hast.«

»Nein!« – versetzte Marie, – »die hab' ich allerdings nicht. Philosophie der Musik? Ich dachte immer, die Musik solle nur zum Gefühl sprechen. So recht einfach und herzlich die Freude, den Schmerz, die fromme Erhebung ausdrücken, um uns selbst freudig, fromm, selig zu stimmen.«

»Ach!« – rief der Abt, indem er sein Haupt mit verächtlicher Miene hin- und herwiegte – »das sind so die alten, abgelebten, gemeinen Begriffe. In meinemKyrie z.B. ›da trägt die in dieser Disposition von Grundton und Quinte enthaltene musikalische Symbolik des Anfangs und Endes durch ihren geistigen Parallelismus mit der Satzung der Glaubenslehre: Deus est initium et finis omnium rerum, wesentlich zur Erweckung der vom Tondichter angestrebten Vorstellung bei.‹ – Verstehst du das?«

»Nein!« – sagte Marie kopfschüttelnd und ihren Herrn mit großen Augen ansehend.

»Thut auch nichts! Es werden's ohnehin nur Wenige verstehen, denn die Schaar der Auserwählten ist klein. Aber aussprechen muß ich mich jetzt noch weiter gegen dich, damit du erkennst, wer ich bin.«

Der Schöpfer der »Farbenmusik« – »der Philosophie der Musik« – und der » Musik der Zukunft!« – sagte Marie lächelnd.

»So ist es!« – entgegnete Abt Vogler fast feierlich. – »Was kann es z.B. Herrlicheres geben, als die ›unmittelbar aus rutialem Schoß emporgesprossene Gestaltung des Fugenthema's im Gloria und des Hauptmotives vom Credo!‹ Könnten wohl solche Gestaltungen, ohne Plagiat oder wenigstens Nachbildung zu werden, ein zweitesmal entstehen? Der Ritus wenigstens besitzt für das Gloria und Credo kein zweites Motiv. Beginnt dieses Gloria nicht mit einem, wie überirdisch leisen Schwirren der Geigen in der höchsten Lage?«

»Und was soll das Schwirren?«

»Es ist dies constante Säuseln des H-dur-Accords nichts anderes, als das Sinnbild der Emanation eines zur Erde herabdringenden Lichtstrahls des geöffneten Himmels.« – Ferner: im pianissimo beginnen einzelne Stimmen das »Gloria in excelsis Deo!«

»Ja!« – sagte die Haushälterin – »das ist mir auch aufgefallen. Warum lassen Sie denn den Jubel pianissimo[90] anfangen. Ich weiß nicht .... wenn mir's so froh um's Herz ist, daß ich jubeln möchte ... da sing ich so laut hinaus, als ich kann.«

»Du! du! – Wie kannst du in musikalischer Beziehung von dir reden! ... dieses pianissimo bedeutet die Stimmen der ›auf glänzenden Wolken herumschwebenden seligen Heerschaaren, deren schon hoch oben erklingende Hymnen, je näher sie zur Erde kommen, lauter und lauter werden.‹«

»Aber ich weiß nicht!« – sagte hier Marie – »wir haben so schöne, ältere Messen: ich muß gestehen, daß die mich viel religiöser stimmen.«

»Bah!« – rief Vogler – »das ist eben der verdorbene Geschmack unserer Zeit. Die Kirchenmusik der Vergangenheit entspricht unserem religiösen Bedürfnisse nicht mehr. Meine Musik ist der einzige mögliche Fortschritt! .... Gedanken: Gedanken müssen da sein! .... jeder Ton, jede Wendung muß einen philosophischen Gedanken ausdrücken. Bewundere man einmal in dieser Messe, wie das Wort descendit immer einer absteigenden Tonreihe unterlegt ist, das resurrexit stets einer aufsteigenden .... da liegt es! Das sind Gedanken der Musik der Zukunft. Die Tonart Fis-dur z.B. ›strahlt heiligen Glanz!‹ und dann überhaupt ›welch' ein geheimnißvoller Aether der Instrumentirung!‹ – So muß es getönt haben, als der große Vorhang im Tempel zu Jerusalem mitten entzwei riß!«

Marie stand noch immer da und sah ihren Herrn groß an, während sie ein um das anderemal den Kopf verwundert schüttelte. Ihr musikalisch ungebildetes Hirn wollte durchaus nichts von der Philosophie der Zukunftsmusik fassen.

»Und ....« rief Vogler weiter, indem er sich aus dem Sessel erhob und mit großen feierlichen Schritten im Zimmer auf- und abging: – »Wer will sich mir zur Seite setzen, wenn ich auf der Orgel einen Platzregen darstelle, daß die Herren die Hüte aufsetzen, und die Frauen ihre Tücher überbreiten?!« .... oder ein Donnerwetter so natürlich, so maestoso spiele, daß die Zuhörer zittern und rufen: »Gott! wenn's nur nicht einschlägt!«

»Ja wohl!« – sagte hier die Haushälterin leise vor sich hin – »wenn's nur nicht einschlägt. Aber ich glaube, es hat schon im oberen Stübchen eingeschlagen.«

[91] Vogler hörte sie nicht. Seine Eitelkeit, seine Einbildung von sich selbst und seinem eminenten Genie waren so fieberhaft erregt, daß er nichts außer sich hörte, sah und dachte und endlich im Uebermaße der Ueberhebung in den Ruf ausbrach:

»Ja! ja! ich sage mit Rameau: Gebt mir eine holländische Zeitung und ich setze sie in Musik .... nur .... daß das eine Prahlerei von Rameau war, während es mir eine Kleinigkeit sein würde!«

Und er schritt längere Zeit, die eine Hand auf den Rücken gelegt, die andere in den Busen gesteckt, majestätisch in seinem Zimmer auf und ab. Die Haushälterin hatte das Gemach längst verlassen. Plötzlich aber war es, als ob ihm irgend etwas Unangenehmes neben den selbstgefälligen Betrachtungen seiner eigenen Größe durch den Kopf schieße. Und so war es denn auch in der That. Abt Vogler, der stolze eingebildete Mann, konnte es Mozart nicht vergessen, daß er nun schon seit längerer Zeit in Mannheim sei, ohne ihn – die erste musikalische Größe hier und, wie er meinte, allerwärts – zu besuchen. Hatte sich doch der churpfälzische Vice-Capellmeister sogar schon herabgelassen, den jungen Collegen zu einem Besuche bei sich einzuladen, und doch war der junge Starrkopf nicht gekommen!

War es denn aber Vogler so sehr um Mozarts nähere Bekanntschaft zu thun? Gewiß nicht! Er verachtete den Salzburger Concertmeister ja, und diese Verachtung hatte sich sogar schon, angefacht durch die freundliche Aufnahme, die Mozart am Hofe gefunden, bis zum Hasse gesteigert.

Es war die alte und doch ewig neue Geschichte des Künstlerneides, die schon die Griechen so treffend durch das Verhältniß Apollo's zu Marsyas angedeutet.

Marsyas, ein Sohn des Olympos – so erzählen jene – fand die Flöte, welche Minerva erfunden, aber, weil ihr Spiel das Gesicht entstellte, wieder weggeworfen hatte. Als er es durch Uebung zu einer bedeutenden Fertigkeit im Flötenspiel gebracht hatte, wagte er mit Apollo, der eifersüchtig auf des Marsyas Kunsttalent geworden, einen Wettkampf, bei dem die Musen Richterinnen sein sollten. Anfangs schien der Sieg sich auf des Marsyas Seite zu neigen, da die helleren und stärkeren Klänge der Flöte die sanfteren Töne der Leier überhallten. Da aber Apollo in Begeisterung kam und sein Spiel mit Gesang begleitete, wurde Marsyas für überwunden[92] erklärt. Apollo hängte ihn nun, seinen Künstlerhaß zu befriedigen, an einen Baum und zog ihm die Haut ab.

Und wie vielen Marsyassen hat seitdem der Neid bei lebendigem Leibe die Haut über den Kopf gezogen?! Auch Abt Vogler brannte nur, die Stärke – oder, in seinen Augen, die Schwäche – des jungen Mannes auf dem Claviere kennen zu lernen, um ihn und seine Hoffnungen dann um so sicherer bei Hofe – wo ihm namentlich weiblicher Einfluß mächtig zur Seite stand – zu vernichten. Es ärgerte ihn daher doppelt und dreifach, daß der junge Mann nicht kam. »Verwünschte Lage!« – sagte er jetzt vor sich hin, indem er sich mit dem Rücken vor den Ofen stellte, der eine behagliche Wärme ausströmte. – »Ich, Abt Vogler, kann den Unbedeutenden doch nicht zuerst besuchen, das wäre doch gar zu amorosa! – – – Und doch, lerne ich seine Schwächen nicht kennen, kann ich ihm nicht beikommen, während es feststeht, daß er fort muß.«

Vogler schwieg ... aber die Empfangsscene bei Carl Theodor, der er selbst beigewohnt, ging ihm durch den Kopf.

»Es ist jetzt, glaube ich, fünfzehn Jahre, daß Er nicht hier war?« – hatte damals der Churfürst mit vieler Herablassung zu Mozart gesagt, und auf die Bejahung dieser Frage hinzugesetzt: »Er spielt unvergleichlich

Dieses unselige: »Er spielt unvergleichlich!« wollte aber von jener Stunde an dem guten Abt Vogler nicht mehr aus dem Gedächtniß kommen. Wo hatten damals Churfürstliche Gnaden ihren Kopf, um so etwas in Abt Voglers Gegenwart sagen zu können! In Abt Voglers Gegenwart, der die Ehre hatte, der Churfürstlichen Kinder Musiklehrer zu sein! .... in Abt Voglers Gegenwart, der das berühmte Miserere componirt; .... der den Platzregen spielte, daß, wie er selbst behauptete, die Männer die Hüte aufsetzten und die Damen Tücher überbreiteten, um nicht naß zu werden; .... in Abt Voglers Gegenwart, der »den Fall der Mauern von Jericho« und »das Ausstampfen des Reises in Afrika« geschrieben! Welch' eine Beleidigung und Kränkung dieses genialen Mannes. Wenn es indessen nur bei den unseligen Worten: »Er spielt unvergleichlich!« geblieben wäre, das hätte nichts gethan.

Der Abt war Hof- und Weltmann genug, um zu wissen, daß schöne Worte in jenen Sphären meist nichts als Schall[93] und Rauch, oft sogar die versilberten und vergoldeten Pillen sind, in welchen man aus zarten Menschlichkeitsrücksichten Supplicanten die abschlägige Antwort zukommen läßt. Aber den Teufel auch! Diesmal schienen die schönen Worte Wahrheit werden zu wollen. Der Intendant, Graf Saviola, hatte sogleich Befehl erhalten, Mozart zu dem Grafen und den Gräfinnen von Bretzenheim zu führen. Mozart begab sich zu ihnen, gefiel, kam den nächsten und die folgenden Tage wieder und so drohten sich seine Besuche nach und nach in einen förmlichen Unterricht zu verwandeln. Aber da war noch mehr des Schlimmen; der Churfürst hatte sogar schon mehrere Male dem Unterrichte selbst beigewohnt und sich mit Mozart über mancherlei Dinge unterhalten. Variationen, die dieser für den jungen Grafen, und ein Rondo, das er der ältesten Gräfin componirte, wurden ... horribile dictu! .... ganz entzückend gefunden; während die Gräfin Caroline bei der jüngsten Aufführung der Voglerschen Compositionen auf die Frage: wie ihr das Concert gefalle? mit einem leichten Anfluge maliciösen Lächelns geantwortet haben sollte:

»Ich genieße mein Vergnügen mit Geduld

War da nicht viel, – war da nicht alles zu befürchten?

Nur das ungeheuerste Selbstbewußtsein hatte bis dahin die aufsteigenden Befürchtungen des Churpfälzischen Vice-Capellmeisters niedergehalten; aber je mehr er heute darüber nachdachte, desto unbehaglicher wurde es ihm doch dabei. Und so kämpfte denn jetzt sein Stolz einen harten Kampf mit der Klugheit des Weltmannes: der Rubicon war zu überschreiten ... sollte er sich so wegwerfen, den Mozart zuerst zu besuchen?!

Er ging hin und her ... er stellte sich wieder an den Ofen .... er trommelte an den Fensterscheiben .... er zählte die Knöpfe seiner Weste .... er wollte .... und wollte wieder nicht! .... er .... er .... »Er spielt unvergleichlich!« tönte es durch seine Seele .... und der Entschluß war gefaßt.

»Il faut casser le noyau pour en avoir l'amande!«40 – rief er aus und griff so hastig, als fürchte er einen Rückfall in seinem Vorsatze, nach Hut und Mantel.

In wenigen Minuten war er auf dem Wege zu seinem Marsyas.

[94] Mozart wohnte damals mit seiner Mutter bei dem Capellmeister Cannabich, der ein alter Freund seines Vaters war und sich die Freude nicht hatte nehmen lassen, Wolfgang bis zu einer Anstellung in seinem Hause mit ächt deutscher Gastfreundschaft aufzunehmen. Hier aber war der junge Mann vollkommen zu Hause, was ihm fast selbst so bedünkte, als er in Cannabich einen zweiten Vater und in dessen Tochter eine Schwester wie Nannerl fand.

Hier nun traf Abt Vogler seinen Mann.

Man kann sich denken, wie erstaunt Mozart von diesem Besuche des »musikalischen Spaßmachers« war, wie er Abt Vogler nannte. Aber Wolfgang war nicht der Mann, Gefühle zu heucheln, die ihm fremd waren, und sich da zu bücken, wo er verachtete. Er empfing den stolzen und eingebildeten Vice-Capellmeister daher zwar mit der conventionellen Höflichkeit, die der Gebildete nie vergißt, aber kalt und abgemessen.

Wie natürlich wandte sich das Gespräch auf Musik, und nun hatte Amadeus – neben Vogler auf einem alten lederüberzogenen Sessel sitzend, denn Sophas waren damals noch Luxusmöbel, die nur die Wohnungen der Reichen schmückten – Gelegenheit genug, die Verdienste des Herrn Abtes um die Welt der Töne aus dessen eigenem Munde zu erfahren. Vogler redete dabei als unbedingt erste und einzige Autorität mit der wegwerfenden Großgeisterei des eminenten Genie's.

»Was mich jetzt außer der von mir erfundenen Farbenmusik hauptsächlich beschäftigt,« – sagte er jetzt, mit blinzelnden Augen den bescheidenen Anzug Mozarts und das einfache Ameublement seines Mansardenstübchens musternd – »ist einmal der große und geniale Gedanke: ob sich Töne in einem weißen Zimmer besser ausnehmen, als in einem schwarzen; ein Problem, das die Welt meinem Gehirne verdankt und über dessen Lösung ich, der Wichtigkeit wegen, schon Jahre lang brüte .... und dann die Wiederauflebung der Musik der Alten

»Aber,« – sagte hier Mozart – »das möchte doch ein schweres Stück Arbeit sein, da Sie wahrscheinlich von der Musik der Alten gerade so viel wissen, wie wir Anderen, das heißt: wenig oder gar nichts!«[95]

»Mit nichten, junger Mann,« – versetzte hier stolz der Abt, indem er sich innerlich über die spöttische Miene seines Collegen tödtlich ärgerte. – »Es mögen viele Leute von der Musik der Alten nichts wissen, ich aber kenne ihre Vortrefflichkeit und werde sie der Welt beweisen.«

»Ei, Herr Vice-Capellmeister!« – rief hier Mozart – »da sind Sie ja unendlich glücklich im Auffinden historischer Quellen gewesen! Bitte, nennen Sie mir dieselben, damit auch ich mein Wissen auf diesem Felde erweitern kann!«

»Davon später!« – versetzte der Abt kurz – »vor allen Dingen führt uns der griechische Styl ....«

»Das heißt« – fiel Mozart ein – »der alte Kirchenstyl, den man der Steifheit und außerordentlichen Armuth seiner Melodien wegen, den griechischen zu nennen beliebt hat ....«

»Aecht griechisch!« – sagte Vogler mit dem Ton höchster Autorität – »Anabasis und Anacamptos! ....«

»Ja!« – meinte Mozart lächelnd und mit der, dem ächten Verdienste eigenen bescheidenen Zuversicht, die leichten Blickes alle Charlatanerie übersieht. – »Zusammenfügungen aus Tonleitern, welchen alle systematische Verbindung und Grundlage fehlt.«

»Abt Vogler hat dieses Dunkel gelichtet!« – meinte der Vice-Capellmeister, indem er mit stolzer Selbstschätzung sein Haupt hob. – »Meine ganz eigenthümliche Combinationen von Accorden und genialen Uebergängen haben das Räthsel gelöst.«

Und mit diesen Worten zog er ein kleines in rothen Saffian mit Gold gebundenes Musikheft aus der Tasche und reichte es Mozart mit triumphirender Miene, indem er sagte:

»Hier die Beweise!«

Mozart schaute aufmerksam hinein. Einige Minuten verstrichen und ließen Vogler Zeit, seinen Sieg im Voraus zu genießen. Wie aber ward ihm, als Mozart das Buch mit den Worten zurückgab:

»Das sind recht hübsche Effecte, hervorgebracht vermittelst einer gelehrten und ausgesuchten Harmonie, ...... Effecte, welche die Melodien des Chorals an und für sich nicht haben können ..... aber .... verzeihen Sie, Herr Abt Vogler, es sind Ihre Erfindungen, Musik der Alten ist es nicht!«[96]

Ein dunkles Roth lief über das volle Gesicht des Vice-Capellmeisters.

»Ich bin schon gewohnt,« – sagte er dann stolz – »nicht begriffen und nicht verstanden zu werden. Es ist nicht Jedermanns Sache, geniale Gedanken zu fassen.«

»Gewiß nicht!« – rief Amadeus heiter und mit sarkastischer Betonung. Aber der Abt hörte ihn nicht! sein verhaltener Groll machte sich jetzt in einem wilden, fanatischen Eifer für seine Lieblingsidee Luft.

»Und wenn sie auch nicht verstanden wird,« – rief er jetzt – »sie ist doch von unendlicher Schönheit die alte griechische Musik: – ein Riese an Erhabenheit gegen die moderne Musik, die in ihrer Armuth nichts aufzuweisen hat, als die fortwährenden Uebergänge zweier Tonarten in einander, von Dur in Moll, während die Alten, die weder das eine noch das andere gehabt, auf jede Tonleiter ein anderes tonisches System gebaut haben, wovon jedes in das authentische und feierliche Gebiet getheilt wurde, und« – fuhr er mit erhöhtem emphatischen Tone fort – »dabei besaßen sie außer der diatonischen und chromatischen Tonart, das wunderbare Geheimniß der enharmonischen,41 die seitdem unseren plumpen Ohren unzugänglich geworden.«

Mozart konnte über diese Mystification das Lachen nicht ganz verbeißen, da er recht gut und besser als irgend Jemand wußte, daß ein undurchdringliches Dunkel über der Musik der Alten ruhe. Er wollte indessen doch den einflußreichen Collegen nicht geradezu beleidigen und sagte daher nur, indem er seine Hand auf des Abtes Arm legte:

»Sie sind ein Tausendkünstler, daß Sie das Gespenst der alten Musik auf diese Art wieder heraufbeschworen haben, da es doch feststeht! ..... daß die Griechen die Harmonie gar nicht gekannt haben

Es war in der That gut, daß in diesem Augenblicke Cannabich eintrat, wodurch das Gespräch eine andere Wendung bekam; auch trug die Milde, die Cannabich eigen war, zur gegenseitigen Beruhigung bei. Mozart mußte spielen, Vogler hörte und sah genau zu; wer aber mit[97] scharfem Blick die dünkelhaften Züge des Vice-Capellmeisters beobachtet hätte, würde bemerkt haben, wie Verdruß, Zorn und Aerger auch auf dieser Claviatur der Seele spielten. Als Mozart fertig, sagte der Besuch kein Wort; forderte aber – um sich nun selbst im brillantesten Lichte zu zeigen, ein Concert von Mozarts Composition, es prima vista zu spielen.

Aber was war das für ein Spiel! Auch hier sah der Charlatan auf allen Ecken und Enden heraus. Da war nie das rechte Tempo, so daß Amadeus entsetzt rief:

»Viel zu geschwind!« – Den Baß aber spielte er meistens, weil ihm der Originalsatz doch zu schwer für prima vista war, anders als er stand und wie er ihm in die Finger kam.

Jetzt zuckte es in Mozart, der mit Cannabich Blicke der Verzweiflung wechselte; aber er gedachte bei des würdigen alten Mannes Anblick der Ermahnungen zur Klugheit, die ihm sein Vater gegeben und ..... schwieg.

Endlich machte Abt Vogler Anstalten zum Weggehen. Um ihm möglicherweise doch eine Artigkeit zu erweisen, bat ihn Mozart, – der erfahren hatte, daß der Vice-Capellmeister die Oper: »Lucio Silla« von Bach besitze – ihm doch dieselbe auf wenige Tage zu leihen. Das war doch wenigstens eine Sollicitation an den großen Abt Vogler. Er versprach also mit herablassender Gönnermiene die Bitte erfüllen zu wollen; aber wie ein Donnerschlag traf es Mozart, als er dabei sagte:

»Sie werden nicht viel Gescheidtes darin finden.«

»Wie?« – wiederholte Amadeus, der nicht recht gehört zu haben glaubte – »in Bachs Musik nicht viel Gescheidtes?«

»Wie schön, wie herrlich ist doch die eine Arie!« – setzte, innerlich ebenfalls durch diesen namenlosen Dünkel empört, Cannabich hinzu.

Vogler lachte spöttisch, dann frug er: »Was ist denn das für eine Arie?«

»Pupille amante.«

»Die Sauerei?!«42 – rief Vogler höhnisch – »die hat er gewiß im Punschrausch geschrieben!«

Jetzt war es aber ein Glück, daß Vogler die Thüre erreicht hatte und mit einer leichten Verbeugung, die einem Granden von Spanien, gegenüber seinen Hörigen, Ehre[98] gemacht, das Zimmer verließ. In Mozarts Adern kochte das Blut. Ueber sich hatte er den eingebildeten Menschen mit der Ruhe und dem edlen Stolze wahren Verdienstes hinwegsehen lassen; aber die wegwerfende Verhöhnung eines Mannes, der so groß wie Bach dastand, empörte seine edle Natur.

»Er ist, wie ich sagte, ein Narr und ein Charlatan!« – rief er – aber dann hatte sein harmloses Wesen auch schon wieder allen Groll vergessen. An Bachs herrliche Tonschöpfungen denkend, eilte er zu seinem Claviere und spielte Cannabich, mit vor Seligkeit strahlenden Mienen, mehreres von diesem großen Meister vor.43

Quelle:
Heribert Rau: Mozart. Ein Künstlerleben. Berlin 4[o.J.], S. 84-99.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich

Deutsche Lieder aus der Schweiz

Deutsche Lieder aus der Schweiz

»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon