102.

[145] Mayland den 13 feb. 1773.


Heute habe ich natürlicher weise keinen Brief von Dir erhalten, weil ich dir längst geschrieben, daß du mir nach Mayland nicht mehr schreiben solltest. allein wenn ein zufall kommen soll; so können wir ihm nicht aus weichen, davon habe ich viel tausend Proben. Mein Revmatismus, der sich in die rechte Achsel gezogen hat sich weit hartnäckiger gesetzt, als ich ihn in dem schenkt und beyden Knien hatte. ich konnte ihn auch nicht so versorgen, denn die füsse kann man in einem Eyskatten zimmer besser im Bette warmhalten als die Achseln. ja ich war in stetter furcht es möchte mich wieder so abschänlich hernehmen, wie vor 10 Jahren, da ich diese erschröck: schmerzen ganzer 14 wochen an beyden Achseln hatte. Gott Lob, ich hoffe daß es so [145] weit nicht kommen wird, indem die schmerzen bereits nachgelassen; allein den rechten arm kann ich nicht brauchen, und da der Wolfg: mir und ihm selbst vieles zu thun nicht im Stande ist, so kannst Du Dir leicht einbilden, was dieß für eineCommoedie ist. Ich würde an Sr Hochg: Ex: h: Obersthofmeister geschrieben und gehors: gebetten haben uns wegen unserer späten Rückkunft nach Salzb: bey Se Hochf: gnaden zu entschuldig: allein ich kann dich versichern, daß ich keine gescheide und vernünftige zeile schreiben kann ohne den kopf zu erhitzen, und nicht einmal einige Zeihlen zierlich schreiben kann. Du magst also Gelegenheit suchen Sr Hoch: Ex: gehorsamst in unserm Nahmen zu bitten, und Hochdieselben zu versichern, daß wir, so bald es möglich, abreisen werden. übrigens must du auch wissen, daß seit 8 tägen ein so erschröckliche Menge schnee in diesen Gegenden gefallen, der, da er gleich wieder zu koth und wasser wird, die Weege so verdorben, daß die heutige Posten ausgeblieben, und die gestern hätten kommen sollen, itzt erst diesen abend, folglich um einen ganzen tag später angelangt sind. diejenigen die sich etwa in Salzb: einbilden, daß wir aus vergnügen länger hier verbleiben, die irren sich sehr, denn wir haben den grösten verdruß, daß wir unsere Masquen, die wir in Salzb: vorzustellen uns ausgedacht, nicht producieren können. bey meinem Revmatismo hätte ich den krummen teufel am natürlichsten vorstellen können.

h: Leutgeb ist heut vor 8 täg abends spät angekommen. Den sonntag darauf kam er zu uns. Dann hab ich ihn 2 täg nicht mehr geschen, denn er wohnt in demQuartier des Mahlers h: Martin knollers, eine starke viertlstund von unserm Quartier entfernt, wo ihn die Wohnung nichts kostet. Er hat bis hieher seine Sache zimmlich gut gemacht, und hier wird er ein schönes Stück geld machen, dann er gefällt erstaunlich, und soll daß Concert vor sich gehen, daß die Cavalier ihm verschaffen wollen, so gieb ich ihm auf der Stelle 100 Cigliati dafür. Der Erzherzog will ihn auch hören.

Ich bin müde die feder zu halten, der Kopf wird mir warm, die füsse und hände sind kalt, ich muß demnach schlüssen. wir empfehl:

[146] uns allen guten freunden und freundinen, küssen euch viel 1000 mahl und bin der alte

Mzt


abermal du darfst mir nicht mehr schreiben, dann so bald ich nur meinen arm brauchen kann, reisen wir fort.

Dem Copisten geben wir zuckersüsse worte, daß er uns daß Spartito von der opera des Wolfg: ausfolgen lasse, damit wir es mit uns nach Hause nehmen können. ob wir so glück: sind, muß erst sehen.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 145-147.
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