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[73] Bologna den 22 Sept. 1770.


Wir sind noch auf dem Lande; allein morgen oder am Donnerstage gehen wir gewiß in die Statt. Den nächsten Brief, den nun schreibst, schicke nach Mayland unter der näml: addreße à Mr: Leopolde Troger Secretaire de la Chancellerie intime de L.L.M.M. Im p. Roy. & apost: dans leur Lombardie à Milan.

Ich hofe Du wirst alles was in meinen letzten Briefen gemeldet habe, auch richtig befolget haben, dann es war keine zeit zu verlieren, so wohl wegen Frankfort als Nürnberg.

Was h: Gräfer in Wieñ betrift, der neuerdings 12 bücher empf: und alles auf das neue Jahr verrechnen wird, ist zu merken, daß er es in Wiener Corrent bezahlen muß. Du wirst alles in [73] jener Specification, die auf einem Bogen hinterlassen, genau finden. Er kann es an h: Joseph Peisser alda für h: Hagenauer bezahlen.

Man höret hier und in Rom neuerdings grosse Bewegungen die dahin ziehlen, die Religion der Jesuiten aufzuheben. das Haus Bourbon will sich gar nicht besänftigen lassen, und so wohl Spanien als Frankreich dringen bey dem Pabst noch immer häfftigst darauf. ferner ist ein scharfes Buch in Neapl herausgekommen, dessen author ein gewisser Marchese Spiritj ist. Es ist solches eine widerlegung eines Päbstl: Theologi Patris Mammachi eines Dominicaners, welcher vorher auch ein sehr häftiges Buch für die geistlichkeit, nämlich für die immunitatem Ecclesia: und für das Recht der besitzung der geistl: gütter geschrieben, und in solchem Buch die Regierenden Herren und ihre Minister etwas scharf angegriffen. wieder dieses Buch nun schrieb dieser Marchese Spiriti recht Satirisch, sonder zweifel aus veranstaltung des spannischen, Portug: und Neapolitanischen hofes. Berichte mir ob h: gr: Jgnati Spaur in Salzb: ist, und wenn er da ist, ob er lange bleibt. ist er nicht da, so möchte wissen, ob er auf den Paris Jahrtag kommt: ich habe eineCommission an ihn. Mann kann es beym Doblander Mannersch .. den erfahren.

Heute bin gar nicht zum schreiben aufgelegt, indem mir etwas in mein liebes schulderblath eingeschossen, so mir grosse schmerzen macht.

lebe Du und die Nannerl gesund, wir schicken euch viel 1000 Û Û Û Û Û x: und ich bin der alte

Mzt


Wir empfehlen uns allen guten freunden und freundinen.

jeder von uns hat ein Salzburgisches Sack: Calenderl, aus der Mayrischen Buchdruckerey: wir könnten in die näml: Büchl wieder neue hineinbinden lassen, wenn wir solche hätten. wenn ihr 2 kauffet und beym Buchbinder zusamlegen läßt, so kannst du mir in ieden Brief, den Du mir schreibst, einige blätl hineinlegen, so bekommen wir bis auf das neue Jahr nach und nach die 2 Calenderl; und wenn wir auch nur eins haben, so sind wir zufrieden. addieux

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 73-74.
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