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[108] Mayland den 7 Settemb: 1771


Endlich hat uns der Himmel mit einem kleinen Regen ein paar Täge nach einander erquicket. Deine wenigen zeilen habe erhalten; und [108] es war sehr hauswirthschaftlich gedacht, das Du auf die erste Seite wenig, auf die zwote aber gar Nichts geschrieben, denn so viele 1000 Buchstaben könnten einen Brief so beschweren, daß man ihn mit 6 Pferden nach Mayland führen müste. Himmel! welche unkösten! Die leeren Papiere sind immer ringer zu führen als die überschriebenen. Meinem Bruder antworte ich gerade nach Augspurg. Ich werde mich in ihren nichts bedeutenden handl nicht viel einmischen. Wir haben itzt den Kopf voll: indem die Poesie späth angelangt und noch zur änderung ein und anderes bis vor 2 tägen in den Händen des Poeten geblieben. Es wird hoffe gut ausfall: allein der Wolfg: hat nun die hände voll zu schreiben, da er das Ballet, so die zwey act oder theile mit einander verbindet, Componieren muß. Daß der Erz: Maximilian Domh: geworden war mir nichts ausserordent: ich habe es ja seit meiner Rückkehr aus Italien aller Orten in Salzb: gesagt, daß es geschehen würde. Das übrige wird sich auch geb: nur gedult! mir ist leid, daß ich nicht alles schreiben kann. Salzburg ist nicht der einzige gegenstand dieses ersten schrittes! – – – – – Ich hofe ihr seyd gesund, und zweifle nicht die Nannerl wird fortfahren ihre Kräutersuppen zu nehmen; dann sie hat erfahren, daß sie ihr dienen. Wenn h: Secretair Troger noch in Salzb: so gieb ihm ein paar schachterl von den berühmten Spilman haufl Pillulen mit. sollte er aber schon abgereiset seyn, wie vermuthe, so erkundiget euch fleissig in den wirtshausern und auf der Post, denn es werden sonder zweifl noch verschiedene durch salzb: nach Mayland reisen: und ieder wird es mit nehmen, genug, daß ihr die Adreße darauf macht bey Sr Ex: graf v Firmian abzugeben oder al Illmo Sgr: Padre Collmo il Sgr: Leopoldo Troger Secretario Reggio nello stato della Lombardia à Milano in casa di S: Ecc: il h: Conte di Firmian. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Diese Pillulen sind mir nothwendig, denn ich weis daß sie mir dienen, wenn mir, wegen der Verstopfung, mein schwindl kommt: und ich hatte ihn seit meiner Abreise von Salzb: meistens, doch nicht so heftig, zum Erbrechen oder gezwungen zu seyn mich in das bette zu legen. Da ich nun erst 3 täge die Pillulen nehme verspiere ich, daß [109] mir der Kopf leichter wird. ich hab aber leider nur noch 8te. wir küssen euch viel 1000000 mahl und bin

der alte

L Mozart


Weil die Nannerl nicht geschrieben, so schreibt der Wolfg: auch nichts. Wir empf: uns allen guten freunden und freundinen.

hast du die Besoldung für den Monataugust bekommen? –

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 108-110.
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