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[113] Mayland den 28ten Sept. 1771.


Dieses Monat ist in der grossen Geschwindigkeit hingeflossen, indem wir anfangs auf die Poesie gewartet, alsdann aber immer etwas zu thun war. unsere Vacanz und unterhaltung fängt nun an, ja sie hat schon verflossenen Dienstag angefangen; weil der Wolfg: am Montage schon alles fertig hatte und am Dienstage schon unser spaziergänge [113] anfiengen. Heute ist die erste Probe mit der ganzen Musik. gestern war die Probe der Chöre allein, und zwar ohne Instrum: Sage nebst unsern Compl: h: Spitzeder, daß h: Bianchi alsBaßist und seine frau als die erste Sopranistin unter unsern Chorsängern sind, und er 2 mahl bey uns war sich uns zu recommandieren, indem er als Baßist in der Dom Musik ist, und gerne möchte in des Erzherzogs Capelle kommen; allein, so viel ich weis, sind die Singstimmen schon besetzt und aufgenommen. Ich kann Dir zum vergnügen zum voraus sagen, daß ich hofe die Composition des Wolfg: werde einen grossen Beyfall finden. Erstlich, weil Sgr: Manzoli so wohl wie alle die anderen singenden Personen nicht nur mit ihren Arien im höchsten grade zufrieden, sondern mehr als wir selbst begierig sind, die Serenata mit allen Instrumenten heute abends zu hören. zweytens, weil ich weis, was er geschrieben hat, und was für einen Effect es machen wird: und weil nur gar zu gewiß ist, dass er so wohl für die sänger, als für das Orchester recht gut geschrieben hat.

h: gr: Castelbarco ist gleich nach seiner Ankunft in Mayland nach Pavia abgereiset um seiner Braut Mezabarba aufzuwarten, hat aber das paquet musik: seinem Cammerdiener hinterlassen, der es uns alsogleich ins Hauß gebracht. Morgen werden wir ihn sehen. Wir sind übrigens, gott lob gesund, und haben immer schönes Wetter, ein paar recht starke Wetterregen haben das seuftzen um Regen gestillet: Nun ist alles vergnügt; nur wünschet iedermann gutes Wetter auf täge der Hochzeit. Es ist mir lieb wenn Du mir in allen Briefen schreibst, wie die Witterung bey euch ist, ich werde es dir auch schreiben. Lebts beyde wohl wir Kissen euch viel 10000000000 mahl und bin Dein alter

Mozart


unsere Empf: an ganz Salzb:

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 113-114.
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