112.

[163] Wienn den 8ten Sep 1773


Am Montage gegen Mittag ist h: Dr. Niderl hier angelangt, am Sontage abends sind wir mit Mde undMr: Vauggen und h: v Edelbach ihm vergebens zum Mauthäuset entgegengegangen. Wir waren gleich am Montage nach Tische, und gestern bey ihm. Es ist ein fast eben so grosser Unfall, bey diesen Umständen, daß sie nichts höret, als seine betrübte Krankheit, gestern war der Entschluß ihn zu operieren auf morgen Donnerstags würkl: vestgestellt. Es ist ein würk: betrübter zufall, es sind eine Menge Medici, die ihn besuchen, und alles was nach Chyrurgie, Medicin und Apolecke riecht, wird sich versammeln. Gott wolle, absonderlich mit seiner sonderbaren Gnade, auch Mitten darunter seyn, sonst wird alle menschliche Hilfe fruchtlos seyn. Der Stein ist zwar nicht groß, aber spitzig, folglich äußerst schmerzhaft.

[163] Ich bin den h: Salzburgern höchst verbunden, dass sie für meine Zurückkunft so sehr besorget sind. Das macht, daß ich mit mehr vergnügen in Salzburg eintreffen und dann gleich die ganze Nacht in der beleuchtung oder erleuchteten Statt spazieren gehen werde, damit die Liechter nicht umsonst brennen. wenigst werde ich das schlisslloch an der Hausthür eher finden, weil am Egge, wie vermuthe, sich zum guten Glücke, der Austheilung nach, eine Lanterne treffen wird.

Ich werde, wenn Gott will, gegen Ende der künftigen woche abreisen. allein, da ich diesen weeg öfters gemacht, und zu Mariazell niemals gewesen, so könnte es geschehen, daß ich nach Mariazell und dann über St: Wolfg: nach Hause gienge, um den Wolfg: auf die wohlfahrt seines heil: Namens Patron zu führen, wo er noch niemals gewesen, und ihm den berühmten Geburtsort seiner Mutter St: Gilgen zu zeigen. ob es aber so oder anders geschieht werden dich meine künftige briefe belehren. wir werden demnach immer, wenn Gott will, in der woche, wo im Calender der 24 oder 25 Sept: stehet, eintreffen.

Daß mein Geld, was ich bey mir hatte nun alles beym T – – ist, kanst Du Dir leicht vorstell: und bald wird die Nachricht an h: hagenauer eingehen, daß ich eine kleinigkeit von 20 Duccaten bey h: Peisser herausgenommen. Das hat aber nichts anders zu bedeuten, als daß ich geld nöthig habe, und keinen Doctor. Die Ursache, warum ich hier so lange verbleiben muß, werde ich aller Welt seiner Zeit erzehlen, und iedermann wird sie gegründet finden. Ich habe die näm: Ursache Sr Hochf: Gd: gemeldet; und diese Ursache ist es bis diese Stunde. – Ihr werdet euch erinnern, daß h: v Edlbach einen gewissen jungen h: von Brühlmeyr, aus dem Reich, bey dem Bölzlschüssen des h: v schiedenhofen aufgeführt, und ihr mit ihmtresette gespielt. Dessen h: vatter wird euch, das Waderl und 12 Stück bänder überbringen, oder bereits eingehändiget haben, darunter 2 Sommerbänder sind. soll ich noch einige kaufen, so schreib es geschwind, wie der wind x = = = 2 paar schueh werde bemühet seyn, dem h: Cammerdr des h: domh: gr: Salm mit zu geben, wenn es seyn kann, der am freytag über morgen abreiset.

[164] Der wolfgangerl hat nicht zeit zu schreiben, dan der hat nichts zu thun, er gehet im zimmer herum, wie der hund in flöhen.


Concerto

per violino obligato

è stromenti

del sig: giuseppe Misliwecek

detto il boemmo

= Baßo =


p:s: so sieht meine unterleg aus.

Wir empf: uns beyde allen guten freunden in und ausser dem Hause, und Kissen euch viel 10000000 mahl ersterbend Dein alter

Mzt


Mit dem Abzug der P: P: Jesuiter wird es noch etwas anstand haben, bis alles in Ordnung kommt. Man sagt es sollen die nämlichen Hofprediger x: bleiben, nur daß sie als weltpriester gehen. Die Bulla werde gedruckt mit bringen. Die Millionen, die man von den Jesuitern erhält, wird den appetit erwecken in ein paar andere Religions Einkünft. zu Leib zu nehmen.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 163-165.
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