*145. [an das »Bäsle« in Augsburg]

[284] Salzburg den 10t May 1709ni1


Liebstes, bestes,

schönstes, liebenswürdigstes

reizendstes

von einem unwürdigen vetter

in harnisch gebrachtes

Bäßchen

oder Violoncelchen!

blas mir hint' eini

gut ist's

wohl bekomms


Ob ich Joannes, Chrisostomus, Sigismundus, Amadeus, Wolfgangus Mozartus wohl im Stande sein werde, den Ihre reizende Schönheit (visibilia und invisibilia) gewiß um einen guten Pantoffel-Absatz erhöhenden Zorn zu stillen, mildern, oder zu besänftigen, ist eine Frage, die ich aber auch beantworten will; besänftigen will Imo viel sagen, als jemand in einer Sänfte sanft tragen – ich bin von Natur aus sehr sanft, und einen Senf esse ich auch gern, besonders zu dem Rindfleisch, mithin ist es schon richtig mit Leipzig, obwohl der Mr Feigelrapée durchaus behaupten oder vielmehr beköpfen will, daß aus der Pastete nichts werden soll, und das kann ich ja ohnmöglich glauben, es wäre auch nicht der Mühe werth daß man sich darum bückte; ja wenn es ein Beutel voll Convensions Kreutzer wäre, da könnte man so etwas endlich aufklauben, haben oder langen, darum wie ich gesagt habe, ich könnte es nicht anders geben. Das ist der nächste Preiß. – handeln lasse ich nicht, weil ich kein Weibsbild bin, und hiemit Holla! Ja, mein liebes Violoncellchen, so gehets und stehets auf der Welt, der eine hat den Beutel und der andere das Geld, und wer beides nicht hat, hat nichts, und nichts ist so viel als sehr wenig und wenig ist nicht viel, folglich ist nichts immer weniger als wenig, und wenig, immer mehr als nicht viel, und – so ist es, so war es, und so wird es sein. Mach ein End [285] dem Brief, schließ ihn zu, und schick ihn fort an Ort und End – Feigele:

Latus, hinüber VS.


dero gehorsamster untertänigster Diener

mein Arsch ist kein Wiener.


P.S. Ist die Böhmische Trup schon wek – sagen sie mirs meine Beste ich bitte Sie ums Himmelswillen – ach! – Sie wird nun im uben sein nicht wahr? O überzeugen Sie mich dessen, ich beschwöre sie bei allem was heilig ist – Die Götter wissen es daß ich es aufrichtig meine. lebt's Thüremichele noch? – blas mir ins Loch. Wie hat sich Prost mit seiner frau betragen? haben sie sich nicht schon gekriegt beim Kragen? lauter Fragen


Eine zärtliche Ode!2


Dein süßes Bild o Bäschen

schwebt stets um meinen Blik

allein ihn trüben Zähren

daß du – es selbst nicht bist

Ich seh' es wenn der abend

mir dämmert, wenn der Mond

mir glänzt seh ichs und – weine

daß du – es selbst nicht bist.

Bei jenen Thales Blumen

die ich ihr lesen will

bei jenen Myrthenzweigen

die ich ihr flechten will

beschwör ich dich Erscheinung

auf und verwandle dich

Verwandle dich Erscheinung

und werd – o Bäschen selbst

Finis Coronat opus

S. U.

P T.

Edler von Sauschwanz


[286] Meine und unserer aller Empfehlung an ihren Hrn Hervorbringer und fr: Hervorbringer Nämlich – – – – – – – – – – – – Adieu Engel Mein Vater giebt ihnen seinen Onkelischen Seegen und meine Schwester giebt ihnen tausend Cousinschen Küsse, und der Vetter giebt ihnen das was er ihnen nicht geben darf. Adieu – AdieuEngel.


145. an das »Bäsle« in Augsburg, Salzburg, 10. Mai 1779

Fußnoten

1 = 1779.


2 Eine fast unveränderte Herübernahme von Klopstocks 1773 veröffentlichter Ode »Edone«.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 287.
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