106. [an den Vater, Mannheim, 10.-11. Januar 1778]

[149] 1 ja, das wünsche ich auch vom ganzem herzen. meinen wahren wunsch werden sie schon in lezten schreiben abgenommen haben. wegen meiner Mama ihrer rückreise ist es wahrhaftig Zeit, daß wir daran dencken; denn obwohlen die Zeit her immer Proben von der opera waren, so ist es doch gar nicht gewis, ob die opera aufgeführt wird; und wenn sie nicht geben wird, so werden wir glaublicher weise den 15tenfebro abreisen. wenn man gleich gericht wäre, so würde es ein leichtes seyn. ich werde mich schon recht erkundigen. Den grossen kusser kann ich nicht brauchen; ich habe in sinn so wenig bagage als nur möglich mitzunehmen und alle überflüssige sachen, als die menge sinfonien, Etc: auch einige kleider, hier beym h: Hofkammer-rath, wo es gewis gut aufgehoben ist, zu lassen; Dann, (nachdeme ich ihren Rath darüber gehört haben werde) werde ich der meinung und art meiner Reisen-Compagnons folgen, und mir wie sie, ein schwarz [149] kleid machen lassen, und die gallonirten kleider, weil sie ohnehin in Paris nicht mehr Mode sind, für teutschland sparren. Erstlich ist es eine Menage (und das ist meine hauptabsicht auf meiner Pariser reife) und zweytens steht es gut, und ist Campagne und galla kleid zugleich. mit einen schwarzen rock kann man überall hingehen. heut hat der schneider just dem h: wendling sein kleid gebracht. was ich von meinen kleidern mitzunehmen gesinnt bin, ist, mein brauner Puce-farbe spagnolet-rock, und die beyden westen. ich bitte also, schreiben sie mir im nächsten brief ob ich es so machen soll. Nun was anders. Der h: wflemnd2 ist, nachdemme er mich nun 2 mahl gehört hat, ganz bezaubert. er sagte das leztemahl nach allen möglichen lobsprüchen zu mir; es ist ein rechtes glück für mich daß ich sie hier angetroffen habe, und druckte mich bey der hand. heut ist die Rosamund im theater Probiert worden. sie ist – – – – gut, aber sonst nfcuto3; denn wenn sie schlecht wäre, so könnte man sie ja nicht aufführen? – –

gleichwie man nicht schlafen kan, ohne in einen bett zu liegen! Doch, es ist keine Regul ohne ausnahme – ich habe das beyspiell gesehen. drum gute nacht!4 – – – Particolarmente per un zecchino il mese. Nun etwas gescheudes. Ich weis (ganz gewis) das dlr kmfolr5 in sinn hat in wfln eine tlhtoculsplrm6 aufzurichten, und daß er lfnln fhngln kmpleealfotlr7, der die tlhtocul oprmcul8 versteht, glnfl9 hat, und im stande ist etwas neues auf die welt zu bringen, mit allen ernste ohcut10; bludm zugstum11 sucht und ocuwlfzlr12 aber will durchdringen. ich glaube das wäre of lfnl ghtl omcul ihr afcu13; aber gut blzmuet14, das versteht sich. wenn mir dlr kmfolr tmholnd ghedln gflbt, so ocurlfbl fcu fun lfnl lthtocul splrm, und wenn lr afcu nfcut blumetln wfee15, so ist es mir einerley, schreiben sie, ich bitte[150] sie, an alle erdenekliche gute irlhndl zh wfln, daß fcu fn otmndl bfn, dla kmfolr lurl16 zu machen. wenn er anderst nicht will, so soll lr afcu aft lfnlr splrm17 Probieren – – was er hernach machen will, das ist mir einerley. addieu. ich bitte aber das Ding gleich in gang zu bringen, sonst möchte afr flamnd vsrksaaln18. ich küsse ihnen 1000 mahl die hände und meine schwester umarme ich vom ganzen herzen, und bin Wolfgang Mozart19.

Fußnoten

1 Zu Anfang ein Brief der Mutter.


2 Auflösung der Chiffren: wieland


3 nichts


4 Folgen weitere Zeilen der Mutter.


5 der kaiser


6 wien eine teutsche opera


7 einen iungen kapellmeister


8 teutsche sprache


9 genie


10 sucht.


11 benda zu gotha (= Georg Benda 1722–1795).


12 schweizer


13 so eine gute sache für mich;


14 bezahlt.


15 der kaiser tausend gulden giebt, so schreibe ich ihn eine teutsche opera, und wenn er mich nicht behalten will,


16 Auflösung der Chiffren: freunde zu wien, daß ich in stande bin, dem kaiser ehre


17 er mich mit einer opera


18 mir iemand vorkommen.


19 Folgen Schlußzeilen der Mutter. – Antwort des Vaters: 19. Januar.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 151.
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