117.

[179] Monsieur

mon trés cher Pére!


Ich habe ihren lezten von 5ten März richtig erhalten, und mit viellen freuden daraus ersehen, daß unser guter und bester freund Baron grimm zu Paris ist.

Daß wir künftigen Samstag als den 14ten von hier abreisen, ist ganz richtig, ob wir aber mit der Diligence, und ob wir nach strassburg oder Metz gehen, ist noch nicht ausgemacht; aber morgen frühe wird alles in richtigkeit gebracht werden, vielleicht kan ich ihnen noch [179] das sichere und wahre schreiben, dieweil die Post erst morgen abends abgehet, und bis dahin alles schon beschlossen seyn muß. mit der chaise verkauffen gehet es uns sehr hart; allein, wir mögen bekommen was es ist, so muß sie verkauft werden, dann wenn ich sie hier unterdessen wollte stehen lassen, so würde es in die lange banck gehen, und nachdemme ich die Ehre hätte, alle Monath einen gulden davor zu bezahlen, so würde ich am ende vielleicht doch nicht mehr als höchstens 4 Louisd'or davor bekommen. heute war ein hauderer da, und der ist von 30 gulden auf 38 gestiegen, vielleicht bringe ich ihn doch noch auf 40. Er sagt halt, der kasten sey noch sehr gut, allein das gestelle könne er nicht brauchen. Morgen frühe wird er herkommen, und wenn er mir 40 fl: davor giebt, so will ich sie ihm halt in gottes nahmen geben. Das ist eben der nemlich hauderer der uns von hier über Metz (welches wie sie schon wissen werden, der kürzere Weg ist) nach Paris um 11 louisd'or liefern will. Wenn er es morgen um 10 louis thut, so nehm ich ihn ganz gewis, und vielleicht auch um 11. denn es doch immer wohlfeiler, welches ein hauptpunkt ist, und ist mehr Comodité dabey, denn er nimmt unsere chaise, das ist, er thut den kasten auf ein seiniges gestell; die comodité ist nicht zu bezahlen, denn wir haben so vielle kleinigkeiten, die wir in unserer chaise ganz gelegen verwahren können, welches wir auf den Postwagen nicht thun könnten; und hernach sind wir allein, können reden von was wir wollen. Denn ich versichere sie, daß, wenn ich wirckich noch mit dem Postwagen gehe, ich auf nichts sorg habe, als auf die trauerigkeit, nicht reden zu können, was man will, und was einem gelegen ist; und weil es nothwendig ist, daß wir izt der wohlfeile nachgehen, so bin ich gar sehr geneigt darzu .. freylich wird der unterschied nicht gar so groß seyn, doch ists etwas; und die hauptsache ist halt die Comodité, denn auf das sehe ich wegen meiner Mutter. Nu, Morgen, glaube ich werde ausführlicher davon schreiben können. Es wird doch ein louisd'or oder anderthalb differenz seyn. Denn wir müsten doch einen andern koffer noch kauffen, und ein Paar kissen, weil man sagt daß der Postwagen so stöst; es ist auch ganz natürlich weil lauter chaußée ist. ich bitte um verzeyhung daß ich heute so schlecht und so wenig [180] schreibe, aber ich habe noch so viell zu thun, daß ich nicht weis wo ich anfangen soll. leben sie indessen recht wohl, in zeit von ungefähr 14 tägen, nachdem sie diesen brief gelesen haben, hoffe ich werden sie schon meinen ersten aus Paris erhalten. ich küsse ihnen 1000 mahl die hände, und meine schwester umarme ich vom ganzen herzen, und bin bis in tod dero gehorsamster sohn

Wolfgang Amadé Mozart


Mannheim den 11ten März 1778

P:s: apropós. ich bitte sie, um was ich sie längst gebeten habe, das ist, mir von ihrer hand ein Abc, so wohl grosse als kleine buchstaben, zu schicken. vergessen sie nicht ich bitte sie. sie haben mir leztlich geschrieben, ich soll ihnen die addreße des h: weber schicken, damit sie ihm die andern arien zuschicken können. wenn sie noch nicht abgeschrieben sind, so wollte ich sie wohl gebeten haben, sie auf kleins Papier (NB: wenn noch eins da ist) schreiben zu lassen, damit das Porto nicht gar so viell macht.


à Monsieur fridelin Weber

à

Mannheim


beym Cabinet-schreiner

dem lotterie hause über.

Addieu. Meine Empfehlung an alle gute freund und freundinen, besonders an meinen besten freund h: bullinger.

Den augenblick ist der contract mit dem hauderer geschlossen worden. um 11 louisd'or führt er uns nach Paris mit unserer eigenen chaise die er uns um 40 fl abgekauft hat. morgen werde ich es schriftlich aufsezen, daß ich ihm zu Paris nur 7 louisd'or und 4fl: zu bezahlen habe, weil ich mir die chaise nicht hab zahlen lassen.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 179-182.
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