Vorwort


Den Briefen folgen hier zur Ergänzung Porträts Mozarts und seiner Familie, von Freunden und Zeitgenossen, sowie Abbildungen einzelner Dokumente, Blätter, Erinnerungsstätten und Reliquien. Um einerseits die Brieflektüre nicht zu stören, andererseits die Wirkung der Bilder nicht zu beeinträchtigen, wurden diese aus den Textbänden ausgeschieden und hier für sich vereinigt.

An ernsten Arbeiten, die sich mit den Porträts Mozarts, ihrer Beschreibung und Wiedergabe, Feststellung und Datierung beschäftigen, liegen vor besonders die Untersuchungen von Otto Jahn, Emil Vogel und J. Ev. Engl, denen sich vereinzelte, kleinere Beiträge zur Frage der Falsifikationen und dergleichen anschließen. Nachbildungen Mozartscher Porträts wurden in Auswahl den meisten Biographien von Nissen bis herauf zu Wyzewa und St. Foix in mehr oder weniger glücklicher Reproduktion beigegeben und auch in Mozartschriften, Albums und auf Kunstblättern verbreitet. Eine chronologische Zusammenstellung versucht der vorliegende Band, der jedoch die idealisierten Mozartbilder Prévostscher Richtung wie auch die von Künstlerhand geschaffenen freien Kompositionen von der Art Munkácsys meist außer acht läßt, und vor allem die nach dem Leben gearbeiteten Darstellungen sowie die hiernach unternommenen Wiederholungen in den Mittelpunkt rückt.

Diese schon bisher von der Mozartforschung beobachteten Gesichtspunkte führen nun auch zur Aufnahme von Porträts, die nur einen mäßigen künstlerischen Wert beanspruchen dürften, teilweise sogar recht steif und ungeschickt abgefaßt sind. Bilder auf höherem künstlerischem Niveau wie die von Carmontelle, Cignaroli und Battoni, von Doris Stock und anderen stehen in der Minderheit. Aber auch die mehr handwerksmäßig gearbeiteten Stücke können unser Interesse beanspruchen, da vor allem auch sie uns Mozarts Züge und Gestalt in den verschiedenen Lebensaltern und Stellungen überliefern und das äußere Bild seiner Persönlichkeit vervollständigen.

Dadurch daß die großen wie die kleinen Künstler die äußere Erscheinung Mozarts nach ihrem Ermessen und Empfinden stilisierten und sich dabei der Zeitströmung entsprechend nicht selten wenig um die[11] Wirklichkeit kümmerten, erhielten die Darstellungen der einzelnen Bilder ein verschiedenartiges Gepräge. Vom kunsthistorischen Gesichtspunkt aus liegen hier noch manche Fragen offen.

Die Nachbildungen der Porträts Mozarts und seines Kreises wurden ebenso wie die der Dokumente und Reliquien fast durchweg nach den Originalen und Originalkopien vorgenommen. Apokryphe Bilder, denen spätere Hände den Echtheitsstempel aufgedrückt haben, blieben weg. Bei zweifelhaften Stücken wurden in den Erläuterungen die verschiedenen Ansichten mitgeteilt. Die Aufnahmen der Erinnerungsorte erfolgten, soweit es sich bewerkstelligen ließ, teils nach den heute noch vorhandenen Denkstätten, teils nach älteren Vorlagen. Für die Bildnisse der Zeitgenossen mußten zum Teil spätere Stiche und Lithographien zu Hilfe genommen werden. Den Originalen Mozartscher Bilder wurden auch einzelne Stiche direkt angefügt, um die Unterschiede in der Arbeit des Malers und des Stechers zu zeigen; einzelne spätere Darstellungen wurden ebenso wie die Illustrationen und Vignetten eingestellt, um den Zeitgeschmack zu charakterisieren. Von den öfters recht bedenklichen Mozartdenkmälern deutscher Städte durfte wohl abgesehen werden. Im besonderen gingen die Bemühungen auch dahin, bei der Auswahl der umfangreichen Bildermaterialien Grenzen einzuhalten, die nur vorübergehend und gelegentlich überschritten sind.

Allen, die ihre Sammlungen zur Verfügung stellten und zur Reproduktion der Bilder die Erlaubnis gaben, sei verbindlichst gedankt; im besonderen auch der Internationalen Stiftung: Mozarteum und dem städtischen Museum Calolino-Augusteum in Salzburg, der K.K. Hofbibliothek und der Gesell schaft der Musikfreunde in Wien, dem städtischen Archiv in Mannheim, der Musikbibliothek Peters in Leipzig, den Herren: T. de Wyzewa und G. de Saint-Foix in Paris, Edward Speyer in Ridgehurst, Paul Hirsch in Frankfurt a.M.; auch der Schubertforscher O.E. Deutsch in Wien verpflichtete durch Hinweise.

Mögen auch diese Bilderreihen als Supplement freundliche Aufnahme finden.


Bonn am Rhein, 30. September 1913.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 5. München/ Leipzig 1914.
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