*286. [an L. Hagenauer in Salzburg]

[285] Wienn den 14. Sept: [1768]


Eben ietzt erhalte ich das Schreiben vom 10ten hier ist meine Antwort! Daß, was die Madame Winn gemeldet, war die Ursache meines Stillschweigens. Ich kenne die Gräfin von Rosenberg und ihre Schwägerin. Die Gräfin von Rosenberg ist nicht von grossen Adl; sie ist die Schwester eines reichen privat Menschen des Mr: Winn meines bekannten in London, dessen Nahmen ich ihnen in meinem Verzeichnisse zeigen werde.

Der Bruder dieses Mr: Winn Verliebte sich in eine gebohrne Teutsche nahmens Cronnemanin (welche diejenige ist, die sich in Salzburg producirt habe) dessen Vatter war Musicus in Holland, und der Vatters bruder samt viellen Söhnen ist noch heute in Amsterdam; ein Sohn ist beym Prinz Conti in Paris als Musikus; und war mit Schoberten bey uns. die Mutter dieser Sängerin hieng sich an einen Italianischen Capellmaister Paradies, und nach dem Tode des Mannes hatte dieser Paradies alle sorgen für die Kinder. Eben da ich in London war Verheyratete er eine an den Mr Winn, nämlich die gegenwärtige, und eine andere an den Sr: Paulo Mazingi einen Violinisten inLondon. [...]

Was die opera1 des Wolfgangl: anbelangt, kann ich ihnen kurz nichts anderes sagen, als daß die ganze Musick hölle sich empört, hat, um zu Verhindern, daß man die Geschicklichkeit eines Kindes nicht sehen soll; Ich kann so gar auf die aufführung der opera nicht dringen, nachdem man sich verschworen hat, solche, wenn es seyn müste, ellend aufzuführen und zu verderben. Ich muste die Ankunft des Kaysers erwarten; sonst würde die Bataille längst ihren Anfang genommen haben. Ich werde nichts unterlassen, glauben sie mir, was die Rettung der Ehre meines Kindes erheischet. Ich wuste es lange. Noch länger aber argwohnte ich es schon. Ich sagte es so gar Sr Excellenz grasen von Zeyl. welcher aber glaubte, daß alle Musici für den Wolfgangl: eingenohmen wären; weil er auch nach [286] dem äusserlichen Urtheilte, und ihm die innerliche Boßheit dieser Vieher nicht bekannt war. Gedult! die Zeit wird alles aufklären, und Gott läst nichts vergebens geschehen.

Leben sie alle wohl ich bin der alte.

Fußnoten

1 »La finta semplice


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 287.
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