2. [Nachschrift zu Wolfgangs Brief]

[315] Minichen den 29ten

September 1777


Wir sind gottlob gesund und noch hier, heunt ist der wolfgang bey den Bischof in Ciemsee gewesen, morgen aber würd er dem Churfürsten aufwarthen, es hat Enter nicht sein können, herr Woschicka hat gestern abends, und heunt Mitag bey uns über disch gespeist und wahr sehr höflich, wie es mit uns gehn wird müssen wir erwarthen, wir haben recht ville gutte freunde hier die gerne scheten das wir hier bliben;

freytag mitdag haben wür bey hern bellvall gespeist, hernach sind wür zur frau von durft gegangen, und mit ihr in der Comedi gewesen, [315] sie last sich dir und der nanerl empfehlen; herr becker ist heunt mit der gräfin Seeau auf das land gereist. mir gefählt es hier schon guet allein ich möchte mich abtheillen können damit ich bey euch zu Salzburg auch sein könnte, ich bitte dich nihm deine gesundheit in obacht, und gehe so bald nicht aus bis dir nicht recht gutt ist, und laß dir kein graues haar wachsen, es wird mit gottes hilf alles recht werden, wie es sein mus. an alle meine freinde Empfehlung, nehmlich frau von Moll, frau von gerlisch, Mamsell Catherl absonderlich meiner allerliebsten Sallerl, und herr bullinger, frau hagenauerin Jungfer Mizerl mit einem worth an alle die von uns was hören möchen, den bimperl küsse ich auf sein Zingerl, er würd mich schon vergessen haben. Die nanerl würd wohl schön gebuzt sein weill sie zwey Kammer Jungfern hat, schreib uns sein was in Salzburg Neues pasiert. morgen wird eine deutscheoperette1 auf gefürth, wirr werden hinein gehe, solche zu sehen, weill ein solcher lerm ist. das sie so schön sein soll. Die thresel lasse ich auch schön griessen, sie soll ihr die Zeit nicht lang werden lassen bis ich wider komme, und den bimpes fleisig brunzen führen. Die Vögerl las ich auch griessen, ich kan unmöglich vill schreiben, dan die feder ist Miserabel und mit der goldern kan ich gar nicht schreiben. ich küsse euch also alle beyde vill Million 1000 mahl lebts recht vergniegl und gesund beysammen, ich bette däglich für euch. adio.

Maria Anna Mozartin

Fußnoten

1 Piccinnis »la pescatrice«, in deutscher Übertragung des Textes.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 316.
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