*345. [an die Gattin in Baden bei Wien]

[345] Liebstes bestes Weibchen!


Mit unbeschreiblichem Vergnügen erhielt ich die Nachricht des sichern Empfangs des Geldes; – ich kann mich nicht erinnern, daß ich Dir geschrieben hätte. Du sollst alles in Richtigkeit bringen? Wie könnt' ich denn das als ein vernünftiges Geschöpf schreiben? – ist es so – so muß es sehr in Gedanken geschehen sein! Wie es dermalen, da ich so viele wichtige Sachen im Kopfe habe, sehr möglich ist. ( – meine Absicht war nur auf das Baad gerichtet – ) das Übrige ist für Deinen Gebrauch – und was dann noch zu bezahlen ist, wozu ich schon so meine Rechnung gemacht habe, werde selbst bei meiner Hinkunft in Ordnung bringen. Eben ietzt wird Blanchard1 entweder steigen – oder die Wiener zum dritten Male foppen. Die Historie mit Blanchard ist mir heute gar nicht lieb – sie bringt mich um den Schluß meines Geschäftes – N.N. versprach mir, bevor er hinausführe, zu mir zu kommen – kam aber nicht, – vielleicht kömmt er, wenn der Spaß vorbei ist – ich warte bis 2 Uhr – dann werfe ich ein Bischen Essen hinein – und suche ihn aller Orten auf. – Uns ist ein nicht gar angenehmes Leben. – Gedult! es wird sich schon bessern – ich ruhe dann in Deinen Armen aus!

Ich danke Dir für Deinen Rath, mich nicht ganz auf N.N. zu verlassen, – aber in dergleichen Fällen muß man nur mit einem zu thun haben – wendet man sich an zwei oder drei – und das Geschäft geht überall – so erscheint man bei den Andern, wo man es dann nicht annehmen kann, als ein Narr oder unverläßlicher Mann.[345] – Nun kannst Du mir aber kein größeres Vergnügen machen, als wenn Du vergnügt und lustig bist – denn wenn ich nur gewiß weiß, daß Dir nichts abgeht – dann ist mir alle meine Mühe lieb und angenehm, – denn die fataleste und verdrehteste Lage, in der ich mich immer befinden könnte, wird mir zur Kleinigkeit, wenn ich nur weiß, daß Du gesund und lustig bist – und nun lebe recht wohl – benutze Deinen Tischnarren – denkt und redet oft von mir – liebe mich ewig wie ich Dich liebe, und sey ewig meine Stanzi Marini, wie ich ewig sein werde

Dein

Stu!Knaller paller

Schnipschnapschnur

Schnepeperl

Snai! –


Gieb dem N.N. eine Ohrfeige, und sag Du hättest eine Fliege todt schlagen müssen, die ich sitzen gesehen hätte! adieu – paß auf – fang auf – br – br – br z Busserln, zuckersüße fliegen daher! –

Mittwoch, Wien den 6ten July 1791.

Fußnoten

1 Der Luftschiffer.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 345-346.
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