171.

[64] Vienne ce 9 de maj 1781


Mon trés cher Père!


Ich bin noch ganz voll der galle! – und sie, als mein bester, liebster vatter, sind es gewis mit mir. – man hat so lange meine gedult geprüft – endlich hat sie aber doch gescheitert. Ich bin nicht mehr so unglücklich in Salzburgerischen Diensten zu seyn – heute war der glückliche tage für mich; hören sie; –

schon zweymal hat mir der – ich weis gar nicht wie ich ihn nennen soll – die grösten sottisen und impertinenzen ins gesicht gesagt, die [64] ich ihnen um sie zu schonen nicht habeschreiben wollen, und nur – weil ich sie immer, mein bester vatter, vor augen gehabt habe, nicht gleich auf der stelle gerrächt habe. – er nennte mich einen bhbln1, einen efldlrefculn klre2 – sagte mir ich sollte weiter gehen – und ich – litte alles – empfand daß nicht allein meine Ehre sondern auch die ihrige dadurch angegrifen wurde – allein – sie wollten es so haben – ich schwieg; – Nun hören sie; – vor 8 tägen kamm unverhoft der laufer herauf, und sagte ich müsste den augenblick ausziehen; – den andern allen bestimmte man den tag, nur mir nicht; – ich machte also alles geschwind in den koffer zu samm, und – die alte Madme Weber3 war so gütig mir ihr haus zu offriren – da habe ich mein hüpsches zimmer; bin bey dienstfertigen leuten, die mir in allen, was man oft geschwind braucht, und (wenn man allein ist nicht haben kann) an die hand gehen. – auf Mittwoch setzte ich meine Reise (als heute den 9ten) mit der ordinaire fest – ich konnte aber meine gelder die ich noch zu bekommen habe, in der zeit nicht zusammen bringen, mithin schob ich meine Reise bis samstag auf – als ich mich heute dort sehen ließ, sagten mir die kammerdiener daß der Erzbischof mir einPaquet mitgeben will – ich fragte, ob es Pressirt; so sagten sie Ja, es wäre von grosser wichtigkeit – so ist es mir leid daß ich nicht die gnade haben kann, S: H: gnaden zu bedienen, denn ich kann, (aus obengedachter ursache) vor Samstag nicht abreisen; – ich bin aus dem hause, muß auf meine eigene kösten leben – da ist es nun ganz Natürlich daß ich nicht eher abreisen kann, bis ich nicht im stande dazu bin – dann kein mensch wird meinen schaden verlangen. – kleinmayer, Moll, Benecke, und die 2 leibkammerdiener gaben mir ganz recht. – als ich zu ihm hineinkamm; – NB. muß ich ihnen vorher sagen, daß mir der ocuemhculr4 gerathen, ich ascute die lxchol5 nehmen, daß die srdfnmrf schon bloltzt6 seye – daß seye bey ihm ein stärkerer grund; – als ich also zu ihm hineinkamm, so war das erste; – Erz: Nun, wann geht er den [65] Bhrocu?7Ich: Ich habe wollen heute Nacht gehen, allein der Platz war schon verstellt. Dann giengs in einem odem fort: – ich seye dir esldlrescuotl bhroen dln lr klñl – klfn alnocu8 bediene ihn so schlecht wie ich – er rathe mir heute noch weg zu gehen, sonst schreibt er nach haus daß die blosedhng9 eingezogen wird – man konnte nicht zu rede kommen, daß gieng fort wie ein feuer – ich hörte alles gelassen an – er lügte mir ins gesicht ich hätte 500 fl. besoldung – hiesse mich einen lhapln, emhobhb, einen ilxln10 – o ich möchte ihnen nicht alles schreiben – Endlich da mein geblüt zu starck in wallung gebracht wurde, so sagte ich – sind also Ew: H: gnaden nicht zu frieden mit mir? – was, er will mir drohn, o er ilx!11 – dort ist die tuhr12, schau er, ich will mit einem solchen lelndln bhbln13 nichts mehr zu thun haben – endlich sagte ich – und ich mit ihnen auch nichts mehr – also geh er – und ich: im weg gehen – es soll auch dabey bleiben; morgen werden sie es schriftlich bekommen. – sagen sie mir also bester vatter ob ich das nicht eher zu spätt als zu frühe gesagt habe? – Nun hören Sie; – meine Ehre ist mir über alles, und ich weis, daß es ihnen auch so ist. –

sorgen sie sich gar nichts um mich; – ich bin meiner sachen hier so gewis, daß ich ohne mindester ursache quittirt hätte – da ich nun ursache dazu gehabt habe, und das 3 mal – so habe ich gar keinen verdienst mehr dabey; o Contraire ich war zweymal hundsfut – das drittemal konnte ich es halt doch nicht mehr seyn; –

so lang dlr lrzbfocusi14 noch hier seyn wird, werde ich keine mccmdlafl geben – dmo ofl gemhbln daß ich mich bey dlr Nsbelool und dla kmyolr olebot in übeln Crldoft15 setzen werde, ist grundfalsch – dlr lrzbfocusi ist hier gehasst, und vom kmyolr ma alfotln16 – Das ist eben sein zorn, daß ihn der kayser nicht nach laxenburg eingeladen hat – ich werde ihnen mit künftigem Postwagen etwas weniges von gled17 überschicken, und sie zu überweisen [66] daß ich hier nicht darbe. übrigens bitte ich sie, munter zu seyn – denn izt fängt mein glück an, und ich hoffe daß mein Glück auch das ihrige seyn wird. – schreiben sie mir ulfaefcu18 daß sie vergnügt darüber sind, und daß können sie in der that seyn – und siilniesen aber zmukln ofl afcu rlcut dmrhblr, damit man funln klsul ocuhe glbin kmnn – oseetl ihnen aber dlr lrzbfocusi ungeacht dessen die mindeste faplrtfnlnz19 thun, so kommen sie alsogleich mit meiner ocuwlotler zh afr nmcu wfln – wsr ksñln meel 3 elbln, dmo20 versichere ich sie auf meine Ehre – doch ist es mir lieber, wenn sie ein Jahr noch mhoumetln21 können – schreiben sie mir keinen brief mehr ins teutsche haus, und mit dem Pacquet – ich will nichts mehr von Salzburg wissen – ich hasse den Erzbischof bis zur raserey.

Adieu – ich küsse ihnen 1000mal die hände, und meine liebe schwester umarme ich von herzen und bin Ewig Dero gehors: Sohn

W: A: Mozart


schreiben sie nur.

abzugeben auf dem

Peter im aug-gottes

im 2t stock.

glbln ofl afr fur vlrgnhgln

bmed zh lrklnnln, dlñ nhr

dflolo iluet afr nscu zh

alfnln fizgfgln gehck22 Adieu.

Fußnoten

1 Auflösung der Chiffren: buben


2 liederlichen kerl


3 Die Gattin Fr. Webers, der inzwischen gestorben war.


4 schlaucher


5 mochte die excuse


6 ordinari schon besetzt


7 Auflösung der Chiffren: Bursch


8 der liederlichste bursch den er kenne – kein mensch


9 besoldung


10 lumpen, lausbub, einen fexen


11 fex


12 thür


13 elenden buben


14 der erzbischof


15 accademie geben – das sie glauben daß ich mich bey der Noblesse und dem kayser selbst in übeln Credit


16 kayser am meisten


17 geld


18 Auflösung der Chiffren: heimlich


19 offentlich aber zanken sie mich recht daruber, damit man ihnen keine schuld geben kann – sollte ihnen aber der erzbischof ungeacht dessen die mindeste impertinenz


20 schwester zu mir nach wien – wir können alle 3 leben, das


21 aushalten


22 geben sie mir ihr vergnügen bald zu erkennen, denn nur dieses fehlt mir noch zu meinen izigen gluck.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 64-67.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Haffner, Carl

Die Fledermaus. Operette in drei Aufzügen

Die Fledermaus. Operette in drei Aufzügen

Die Fledermaus ist eine berühmtesten Operetten von Johann Strauß, sie wird regelmäßig an großen internationalen Opernhäusern inszeniert. Der eingängig ironische Ton des Librettos von Carl Haffner hat großen Anteil an dem bis heute währenden Erfolg.

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon