178.

[80] vienne ce 2 de Juin 1781.


Mon trés cher Pére!


Aus meinen letzten schreiben werden sie vernommen haben, daß ich mit dem graf Arco selbst gesprochen habe; Gott lob und Dank daß alles so gut vorbey gegangen ist. – seyen sie ohne sorge, sie haben von dla lrzbfocusi1 nicht das geringste zh blihrcutln2 – denn, graf Arco sagte mir nicht ein wort daß ich bedenken sollte. daß lo funln ocumdln3 könnte – und als er mir sagte daß sie ihm geschrieben, und sich sehr über mich beschwerten, so fiel ich gleich in die rede und sagte: mir gewis nicht? – er schrieb mir so, daß [80] ich öfters glaubte Närrisch darüber zu werden – allein, ich mag die sache bedenken wie ich will – so kann ich halt nicht Etc. – als er mir sagte; glauben sie mir, sie lassen sich hier zu sehr verblenden; – hier dauert der Ruhm eines Menschen zu kurz – von anfang hat man alle lobsprüche, und gewinnt auch sehr viel, das ist wahr – aber wie lange? – nach etwelchen Monathen wollen die Wiener wieder was neues; – sie haben recht, herr graf, sagte ich; glauben sie denn, das ich in Wieñ bleibe? – Ey beleibe; ich weis schon wohin. – Daß sich dieser fall eben in Wieñ ereignet hat, ist der Erzbischof ursache und nicht ich; – wüste er mit leuten von talenten umzugehen, so wäre das nicht geschehen. – herr Graf; ich bin der beste kerl von der Welt – wenn man es nur mit mir ist; – Ja, der Erzbischof, sagte er, hält sie für einen Erz hofärtigen Menschen; das glaube ich, sagte ich; gegen ihm bin ich es freylich; wie man mit mir ist, so bin ich auch wieder; – wenn ich sehe daß mich Jemand verrachtet und gering schätzet, so kann ich so stolz seyn wie einPavian. – unter anderm sagte er mir auch, ob ich denn nicht glaube daß er auch öfters üble worte einschlucken müste? – ich schupfte die achseln und sagte; Sie werden ihre ursachen haben, warum sie es leiden, und ich – habe meine ursachen warum ich es – nicht leide. – das übrige wissen sie aus meinem letzten schreiben. – zweifeln sie nicht, mein liebster, bester vatter; es ist gewis zu meinen und folglich auch zu ihren besten. – Die Wieñer sind wohl leute die gerne abschiessen – aber nur am theater. – und mein sach ist zu beliebt hier, als daß ich mich nichtsouteniren sollte. hier ist doch gewis das Clavierland! – und dann, lassen wir es zu, so wäre der fall erst in etwelchen Jahren, eher gewis nicht. – unterdessen hat man sich Ehre und geld gemacht – es giebt Ja noch andere örter – und wer weis was sich dieweil für eine gelegenheit ereignet? – mit hl: v: zetti, mit demm ich schon gesprochen, werde ihnen etwas übermachen – für diesmal müssen sie schon mit wenigen verlieb nehmen – ich kann ihnen nicht mehr als 30 Duckaten schicken. – wenn ich diesen fall vorgesehen hätte, so hätte ich die scolaren die sich mir angetragen, damals angenommen – da glaubte [81] ich aber in 8 tägen abzureisen; und itzt sind sie auf dem Lande. – Das Portrait wird auch folgen; kann ers nicht mitnehmen so kömmts mit dem Postwagen. Nun leben sie recht wohl, liebster, bester vatter. Ich küsse ihnen 1000mal die Hände und meine liebe schwester umarme ich von herzen und bin Ewig Dero

gehorsamster Sohn

Wolfgang Amadè Mozart


Meine Empfehlung an alle gute

freunde und freundinen. Dem

Ceccarelli werde nächstens

antworten.

Fußnoten

1 Auflösung der Chiffren: dem erzbischof.


2 zu befurchten.


3 es ihnen schaden

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 80-82.
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