300.

[299] Berlin den 23t May 1789.


liebstes, bestes theuerstes Weibchen! –


Mit ausserordentlichem vergnügen habe dein liebes Schreiben vom 13t hier erhalten; – diesen augenblick aber erst dein vorhergehendes vom 9ten weil es vonLeipzig retour nach Berlin machen musste. – Das erste ist daß ich dir alle briefe so ich dir geschrieben herzähle, und dann die deinigen so ich erhalten. –

ich schrieb dir den 8t april von der Post-station budwitz. –

den 10t april von Prag.

den 13t april von Dresden

und den 17t april von Dresden

den 22t april (französisch) von

Leipzig.

den 28t april von Potsdam

und den 5t May von Potsdam

den 9t May von Leipzig.

und 16t May von Leipzig.

den 19t May von Berlin

und itzt den 23t May das sind also 11 briefe.


[299] Ich erhielte von dir den von 8t april (den 15t april in Dresden.)

den von 13t april (den 21t april in Leipzig).

den von 24t april (den 8t May in Leipzig.)

den von 5t May (den 14t May in Leipzig.)

den von 13t May (den 20t May in Berlin.)

und den von 9t May (den 22t May in Berlin.).

also 6 briefe.

bey meiner Retour


zwischen den 13t und 24t april ist, wie du Siehst, eine lücke, da muß nun ein briefe von dir verloren gegangen seyn durch dies musste ich 17 tage ohne briefe seyn! – wenn du also auch 17 tage in diesen umständen leben musstest, so muß auch einer von meinen briefen verloren gegangen seyn; – gott lob, wir haben diese fatalitäten nun bald überstanden; – an deinem Halse hangend werde ich es dir dann erst recht erzählen, wie es mir damals war! – Doch – Du kennst meine liebe zu dir! – wo glaubst du daß ich dieses schreibe? – im gasthofe auf meinem zimmer? – Nein; – im thiergarten in einem Wirthshause (in einem garten hause mit schöner aussieht) alwo ich heute ganz alleine Speiste, um mich nur ganz alleine mit dir beschäftigen zu können; – die Königin will mich Dienstag hören; da ist aber nicht viel zu machen. ich liess mich nur melden, weil es hier gebräuchlich ist, und Sie es sonst übel nemmen würde. – Mein liebstes Weibchen, du must dich bey meiner Rückunft schon mehr auf mich freuen, als auf das gelde. 100 friedrichs-Dor sind nicht 900 fl sondern 700 fl; wenigstens hat man mir es hier so gesagt. – 2ts hat Lichnowsky mich weil er eilen musste früh verlassen, und ich folglich (in dem theuren orte Potsdam) selbst zehren müssen; – 3t habe ich ihm 100 fl: lehnen müssen, weil sein beutel abnahm ich konnte es ihm nicht gut abschlagen, du weist warum. – 4t ist die academie in leipzig, so wie ich es immer sagte, schlecht ausgefallen, habe also mit Rückwege 32 Meilen fast umsonst gemacht; daran ist Lichnowsky ganz alleine schuld, dann er liess mir keine Ruhe, ich musste wieder nach Leipzig. – Doch – davon das mehrere mündlich; – hier ist 1t mit einer academie nicht viel zu machen, und 2ts sieht es der König nicht gerne. – Du must schon [300] mit mir mit diesem zufrieden seyn, daß ich so glücklich bin, beym Könige in gnaden zu stehen; – was ich dir da geschrieben, bleibt unter uns. – Donnerstag den 28t gehe ich nach Dresden ab, alwo ich übernachten werde. den 1t Juny werde ich in Prag schlafen, und den 4t – den 4t? bey meinem liebsten Weiberl; – richte dein liebes schönstes nest recht sauber her, denn mein bübderl verdient es in der That, er hat sich recht gut aufgeführt und wünscht sich nichts als dein schönstes [...] zu besitzen. stelle dir den Spitzbuben vor, dieweil ich so schreibe schleicht er sich auf den Tisch und [zeigt] mir mit [fragen] ich aber nicht faul [geb] ihm einen derben Nasenstüber – der [bursch] ist aber nur [...] jetzt brennt [auch] der Schlingel noch mehr und läßt sich fast nicht bändigen. ich hoffe doch du wirst mir auf die erste Post entgegen fahren? – ich werde den 4t dort zu Mittage eintreffen; – Hofer (den ich 1000mal umarme) hoffe ich wird wohl hoffe ich auch dabey seyn; – wenn Hr. und fr: von Puchberg auch mitführen, dann wäre alles beisammen was ich wunschte. Vergesse auch den Carl nicht. – Nun aber das nothwendigste ist; – Du must einen vertrauten Menschen (Satmann oder so Jemand) mitnehmen, welcher dann in meinem Wagen mit meiner Bagage auf die Mauth fährt, damit ich nicht diese unöthige seccatura habe, sondern mit euch lieben leuten nach hause fahren kann. – aber gewis! –

Nun adieu – ich küsse dich Millionenmal und bin Ewig

Dein getreuester gatte

W.A. Mozart.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 299-301.
Lizenz:
Kategorien: