Mozart berichtet über die zweite und dritte Aufführung

[152] Aus Briefen Wolfgangs an seinen Vater;

Wien, am 20. und 23. Juli 1782


Ich hoffe, Sie werden meinen letzten Brief, worin ich Ihnen die gute Aufnahme meiner Oper berichtet habe55, richtig erhalten haben. – Gestern ist sie zum 2ten Male gegeben worden; – könnten Sie wohl vermuten, daß gestern noch eine stärkere Cabale war als am ersten Abend? – Der ganze erste Akt ist verzischet worden, – aber das laute bravo Rufen unter den Arien konnten sie doch nicht verhindern. – Meine[152] Hoffnung war also das Schlußterzett – da machte aber das Unglück den Fischer fehlen – durch das fehlte auch der Dauer (Pedrillo) – und Adamberger allein konnte auch nicht alles ersetzen – mithin ging der ganze Effekt davon verloren und wurde für diesmal – nicht repetirt. Ich war so in Wut, daß ich mich nicht kannte, wie auch Adamberger – und sagte gleich – daß ich die Opera nicht geben lasse, ohne vorher eine kleine Probe (für die Sänger) zu machen. – Im 2t Akt wurden die beyde Duette wie das erstemal, und dazu das Rondeau von Belmont Wenn der Freude Tränen fließen wiederholet. – Das Theater war noch fast voller als das erstemal. – Den Tag vorher konnte man keine gesperrte Sitze mehr haben, weder auf dem Noble-parterre noch im 3ten Stock und auch keine Loge mehr. Die Opera hat in den 2 Tägen 1200 fl. getragen. – Hier überschicke ich Ihnen das Original davon und 2 Bücheln. – Sie werden viel Ausgestrichenes darin finden; das ist, weil ich gewußt habe, daß hier gleich die Partitur copirt wird – mithin ließ ich meinen Gedanken freyen Lauf – und bevor ich es zum Schreiben gab, machte ich erst hie und da meine Veränderungen und Abkürzungen – und so wie Sie sie bekommen, so ist sie gegeben worden ...


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... Meine Opera ist gestern allen Nannerln56 zu Ehren mit allem Applauso das drittemal gegeben worden. – und das Theater war wieder ohngeacht der erschröcklichen Hitze gestrotzt voll. – Künftigen Freytag soll sie wieder seyn – ich habe aber dawider protestirt – denn ich will sie nicht so auspeitschen lassen. – Die Leute, kann ich sagen, sind recht närrisch auf diese Oper. – Es tut einem doch wohl, wenn man solchen Beyfall erhält – Ich hoffe, Sie werden das Original davon richtig erhalten haben ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 152-154.
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