Faschingstreiben in Mailand

[36] Aus Leopolds Briefen an Gattin und Tochter;

Mailand, am 17. Feber und 3. März 1770


Eben jetzt war der Schneider da mit Mänteln und Bajuten, die wir uns haben müssen machen lassen. Ich sahe mich im Spiegel, als wir sie probirten, und dachte mir, nun muß ich in meinen alten Tagen auch noch diese Narretey mitmachen. Dem Wolfgang steht es unvergleichlich an, und da wir schon diese närrische Ausgabe machen mußten, so ist mein Trost, daß man es zu allerhand anderen Sachen wieder brauchen und wenigstens zu Kleiderfutter, Fürtuch etc. gebrauchen kann.

Morgen kömmt der Herzog und die Prinzessin von Modena zum Grafen Firmian, um Wolfgang zu hören. Abends werden wir en masque in die Oper in Galla fahren, nach der Oper wird der Ball seyn und dann werden wir mit unserm sehr guten Freunde Sign. Don Ferdinando, Haushofmeister des Grafen, nach Hause fahren.


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Heut, den 3. März, ist der letzte Faschingstag. Diese ganze Woche hindurch waren alle Täge ganze Compagnie [36] Masqueraden, die durch die ganze Stadt zogen. Es war nicht übel zu sehen: und überdas waren heute viele Wägen mit Cavagliers en Masque und eine große Menge anderer masquierter Personen auf den Straßen. Kurz! alles auf der Gasse oder am Fenster ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 36-37.
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