Mozart über Clementi[147] 53

Aus Mozarts Briefen an den Vater;

Wien, am 26. Dezember 1781, am 12. und 16. Jänner 1782 sowie am 7. Juni 1783


... und vorgestern als den 24t habe ich bey Hofe gespielt – es ist noch ein Clavierspieler hier angekommen, ein Welscher, er heißt: Clementi. Dieser war auch hineinberufen ...


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Der Clementi spielt gut, wenn es auf Execution der rechten Hand ankömmt. – Seine Force sind die Terzenpassagen – übrigens hat er um keinen Kreutzer Gefühl und Geschmack. Mit einem Wort ein bloßer Mechanicus ...


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Der Kaiser tat (nachdem wir uns genug Complimenten machten) den Ausspruch, daß er zu spielen anfangen sollte. La santa chiesa Catholica sagte er, weil Clementi ein Römer ist. – Er präludirte und spielte eine Sonate – dann sagte der Kaiser zu mir allons drauf los. Ich präludirte auch und spielte Variazionen. – Dann gab die Großfürstin Sonaten von Paesiello her (miserabel von seiner Hand geschrieben) daraus mußte ich die Allegro und er die Andante und Rondò spielen. – Dann nahmen wir ein Thema daraus und führten es auf 2 Piano forte aus. – Merkwürdig ist dabey, daß ich für mich das Piano forte der Gräfin Thun gelehnt, und aber nur (als ich allein gespielt) darauf gespielt habe. – Weil es der Kaiser also gewollt. – und NB: das andere war verstimmt und 3 Tasten blieben stecken. – Es tut nichts, sagte der Kaiser; – ich nehme es so, und zwar auf der besten Seite, daß der Kaiser meine Kunst und Wissenschaft in der Musik schon kennt, und nur den Fremden [147] recht hat verkosten wollen. – Übrigens weiß ich von sehr guter Hand, daß er recht zufrieden war. Der Kaiser war sehr gnädig gegen mich und hat vieles heimlich mit mir gesprochen. – Hat auch von meiner Heirat mit mir gesprochen. – Wer weiß – vielleicht – was glauben Sie? – Versuchen kann man es immer. –


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... Clementi ist ein ciarlattano wie alle Wälsche. – Er schreibt auf eine Sonate Presto, auch wohl Prestissimo und alla breve. – und spielt sie Allegro im 4/4 Takt; – ich weiß es, denn ich habe ihn gehört ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 147-148.
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