Mozart knüpft Beziehungen mit der Wiener Gesellschaft an

[141] Aus Mozarts Brief an den Vater;

Wien, am 24. März 1781


... Ich gehe heute abends mit Herrn v. Kleinmayern zu einem seiner guten Freunde, zum Hofrat Braun, wo mir alle sagen, daß er der größte Liebhaber von Clavier seye – bey der Gräfin Thun habe schon 2mal gespeist und komme fast alle Tage hin – das ist die charmanteste, liebste Dame, die ich in meinem Leben gesehen; und ich gelte auch sehr viel bey ihr. – Beym Grafen Cobenzl habe auch gespeist, und das wegen der Gräfin v. Rumbeck seine Muhme, die Schwester vom Cobenzl in der Pagerie, welche mit ihrem Herren in Salzburg war. – Nun ist meine Hauptabsicht, daß ich mit schöner Manier zum Kayser komme, denn ich will absolument, daß er mich kennen lernen soll. – Ich möchte ihm mit Lust meine Opera durchpeitschen und dann brav Fugen spielen, denn das ist seine Sache. – O, hätte ich gewußt, daß ich die Fasten nach Wien kömmen würde, hätte ich ein kleines Oratorio geschrieben und zu meinem Vorteile im Theater gegeben, wie es hier alles macht – ich hätte leicht vorher zu schreiben gehabt, weil ich die Stimmen alle kenne; – wie gern gäb ich nicht ein öffentliches Concert, wie es hier der Brauch ist ... Sie wissen, daß hier eine Societät ist, welche zum Vorteile der Witwen von den Musicis accademien gibt – alles, was nur Musik heißt, spielt da umsonst, das Orchester ist 180 Personen stark – kein Virtuos, der nur ein bischen Liebe des Nächsten hat, schläge es ab, darin zu spielen, wenn er von der Societät aus darum ersucht wird – denn man macht sich auch sowohl beym Kayser als beym Publicum darum beliebt. – Starzer51 hatte den Auftrag, mich darum zu bitten und ich sagte es ihm gleich zu, doch müßte ich vorher meines [142] Fürsten Gutachten darüber vernehmen – ... Er erlaubte es mir nicht... Die ganze Noblesse hier hat ihm dieses übel genommen. – Mir ist es nur wegen diesem leid; – ich hätte kein Concert, sondern (weil der Kayser in der Proscenloge ist) ganz allein (die Gräfin Thun hätte mir ihr schönes Steiner-Pianoforte darzu gegeben) preludirt, eine Fuge – und dann die Variationen »Je suis Lindor« gespielt. – Wo ich noch das so öffentlich gemacht habe, habe ich den größten Beyfall erhalten – weil es so gut gegeneinander absticht und weil jeder was hat ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 141-143.
Lizenz:
Kategorien: