Arbeit an der neuen Oper »Lucio Silla«

[52] Aus Leopolds Briefen an Gattin und Tochter;

Mailand, am 14. und 21. November,

sowie Wolfgangs an die Schwester;

Mailand, am 5. Dezember 1772


Von den Sängern und Sängerinnen ist noch niemand hier als die Sgra Suarti, so den 2do Uomo macht, und der ultimo tenore. Der Primo Uomo Sgr Rauzzini wird dieser Täge erwartet. Die de Amicis aber wird erst [52] Ende dieses oder Anfang kommenden Monats eintreffen. Unterdessen hat der Wolfgang Unterhaltung genug gehabt, die Chöre, deren 3 sind, zu schreiben, und die wenigen Recitative, die er in Salzburg gemacht, zu ändern und teils neu zu schreiben, in dem der Poet17 die Poesie dem H. Abbate Metastasio nach Wien zur Untersuchung geschickt hatte und dieser ihm vieles verbessert, abgeändert und eine ganze Scena im 2ten Act beygesetzt; dann hat er alle Recitative und die Overtura geschrieben.


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Der Primo uomo, Sgr. Rauzzini, ist nun eingelangt, es wird nun also immer mehr zu tun geben und lebhafter werden. Es wird aber auch an kleinen Comödien, wie es beym Theater gewöhnlich ist, nicht fehlen. Das sind Kleinigkeiten ... Ja, ja, es gibt jetzt viel zu tun. Ist es keine Arbeit, so sind es halt dennoch Verrichtungen.


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Nun hab ich noch 14 Stück zu machen, dann bin ich fertig, freilich kann man das Terzett und Duetto für 4 Stück rechnen. Ich kann ohnmöglich viel schreiben, denn ich weiß nichts und zweitens weiß ich nicht, was ich schreibe, indem ich nur immer die Gedanken bey meiner Opera habe und Gefahr laufe, Dir anstatt Worte eine ganze Aria herzuschreiben ...

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 52-53.
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