Konstanzes Mutter versucht, die ins Haus der befreundeten Baronin v. Waldstätten entflohene Tochter zur Rückkehr zu zwingen

[167] Brief Mozarts an Baronin v. Waldstätten;

Wien, im Juli 1782


Hochgeschätzbareste Frau Baronin!


Meine Musicalien habe ich durch die Magd der Madme Weber erhalten und habe müssen eine schriftliche Bescheinigung darüber geben. – Die Magd hat mir anvertraut, welches, wenn ich schon nicht glaube, daß es geschehen könnte, weil es eine Prostitution für die ganze Familie wäre, doch möglich wäre, wenn man die dumme Madme Weber kennt, und mich folglich doch in Sorge setzt. – Die Sophie ist weinend gekommen – und da sie die Magd um die Ursach fragte, so sagte sie; – sage Sie doch heimlich dem Mozart, daß er machen solle, daß die Constanze nach Hause geht, dann meine Mutter will sie absolument mit der Policei abholen lassen? – Darf denn hier die Policeiwache gleich ins Haus? – Vielleicht ist es auch nur ein Locknetz, um sie nach Hause zu bringen. – Wenn das aber geschehen könnte, so wüßte ich kein besser Mittel als die Constance morgen frühe – wenns [167] seyn kann, heute noch zu heyraten. – Denn dieser Schande möchte ich meine Geliebte nicht aussetzen – und meiner Frau kann das nicht geschehen. – Noch was; – Der Thorwarth60 ist heute hinbestellt. – Ich bitte Euer Gnaden um dero wohlmeinenden Rat – und uns armen Geschöpfen an die Hand zu gehen. – Ich bin immer zu Haus. – Ich küsse 1000mal die Hände und bin dero verbundenster Diener

W.A. Mozart


In größter Eile. Die Constance weiß noch von nichts. – War Herr v. Thorwarth bey Euer Gnaden? Ist es nötig, daß wir 2 heute nach Tisch zu ihm gehen?

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 167-168.
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