Mozart weist Konstanze zurecht

[228] Aus einem Briefe Mozarts an die Gattin in Baden104;
Wien, Mitte August 1789 Allerliebstes Weibchen! – ... – Ich will ganz aufrichtig mit Dir sprechen, – Du hast gar keine Ursache traurig zu seyn – Du hast einen Mann, der Dich liebt, der Dir alles was nur imstande ist, tut – was Deinen Fuß anbelangt, brauchst Du nur Geduld zu haben, es wird gewiß ganz gut gehen; – mich freut es ja, wenn du lustig bist – gewiß – nur wünschte ich, daß Du Dich bisweilen nicht so gemein machen möchtest – mit N.N. machst Du mir zu freye ... ebenso mit N.N., als er noch in Baden war, – bedenke nur, daß N.N. mit keinem Frauenzimmer, die sie vielleicht besser kennen als Dich, so grob sind als mit Dir, selbst N.N., der sonst ein artiger Mensch ist und besonders für Frauenzimmer hochachtungsvoll ist, selbst er muß dadurch verleitet worden seyn, in seinem Briefe die abscheulichsten und gröbsten Sottisen zu schreiben – ein Frauenzimmer muß sich immer in Respekt erhalten – sonst kömmt sie in das Gerede der Leute – meine Liebe! – verzeihe mir, daß ich so aufrichtig bin, alleine meine Ruhe erheischt es sowohl als unsere beiderseitige Glückseligkeit – erinnere Dich nur, daß Du mir einmal selbst eingestanden hast, daß Du zu nach gebend seyst – Du kennst die Folgen davon – erinnere Dich auch des Versprechens, welches Du mir tatst – O Gott! – versuche es nur, meine Liebe! – sey lustig und vergnügt und gefällig mit mir – quäle Dich und mich nicht mit unnötiger Eifersucht – habe Vertrauen in meine Liebe, Du hast ja doch Beweise davon! – und Du wirst sehen, wie vergnügt wir seyn werden, glaube sicher, nur das kluge Betragen einer Frau kann dem Mann Fesseln anlegen – adjeu – morgen küsse ich Dich von Herzen. Mozart.
Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 228-229.
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