Zweite Abteilung.

Baden. Verlag der Werke. Besuche Stumpffs und anderer. Das Es-Dur-Quartett.

[100] Schon während der Vorbereitungen zu den Konzerten war der Plan eines Sommeraufenthaltes für dieses Jahr erwogen worden; verschiedene Ratschläge erhielt Beethoven aus seiner Umgebung. Da war die Rede von Grinzing, Heiligenstadt, Penzing, Breitensee, Hietzing, Hetzendorf.169 Johann hatte ihm wieder den Aufenthalt in Wasserhof angeboten; Graf Brunswick, sagt Schindler (im März), komme zum Konzert und wolle ihn nach demselben mit nach Ungarn nehmen (vgl. S. 5). Mehrfach wurden Ausfahrten in die Gegend von Schönbrunn gemacht, um eine Wohnung zu suchen; dabei begleitete ihn Schindler. Endlich wurde Penzing gewählt. Das Haus, welches Beethoven dort vom 1. Mai ab mietete, gehörte einem Schneider Hörr in Wien, der sich sehr freute, ihn aufzunehmen. Über die Zahlung des Mietzinses wurde folgende Quittung ausgestellt:


[100] »Quittung


Über 180 fl. C. Mz. Sage Einhundert und achtzig Gulden Conv. Münze, welche ich Endesgefertigter von Herrn Ludwig van Beethoven als den Hanszins für den Sommer pro 1824 in meinem Hause Nr. 43 zu Penzing bestandenen Quartier im ersten Stock richtig und baar empfangen habe, hiermit bescheinige.


Penzing den 1. Mai 1824.


2. Abteilung

Johann Hörr.«


Beethoven in seiner derben Weise schreibt mit Bleistift darunter »Schurke«.

Beethoven bezog nach Schindlers dieser Quittung beigefügten Bemerkung gleich nach den beiden Konzerten diese Wohnung; sie lag dicht an dem Verbindungssteg über den Wienfluß mit der Front nach Hietzing zu. Die Wohnung konvenierte ihm vollkommen, zumal er den ersten Stock ganz allein bewohnte und außer einem alten Ehepaar im Parterre niemand sonst im Hause wohnte. Sehr bald aber brach auch hier wieder seine Unzufriedenheit aus. Abgesehen von dem hohen Mietpreise lag der Grund darin, daß die Leute auf dem Verbindungsstege häufig aus Neugierde stehen blieben und ihm in die Fenster sahen. Davor hätte er sich durch die Fenstervorhänge schützen können; aber bei seinem cholerischen Temperamente fand er nun alles in der Wohnung schlecht und erbitterte sich gegen den Hauseigentümer. So gab er (nach Schindler) die Wohnung wieder auf und siedelte, wie im Vorjahre, nach Baden (Gutenbrunn) über, so daß er wiederum drei Wohnungen zugleich zu bezahlen hatte. In Baden war er jedenfalls schon am 1. August170 und blieb dort, wie auch früher, bis in den November. Seiner Gesundheit wegen, schrieb er an Schott, halte er sich in Baden auf. Von seinen gesundheitlichen Leiden hatte er leider oft genug zu sprechen.

Was ihn in dieser und der folgenden Zeit beschäftigte, sei in zusammenfassendem Überblick betrachtet; wir greifen hier zum Teil in die Anfänge des Jahres zurück. Schon während der Vorbereitungen zu den Konzerten hatte Beethoven die Herausgabe der neuen Werke ins Auge gefaßt; die alten Wiener Verleger wurden hierbei nicht berücksichtigt; es waren zwei auswärtige Firmen, mit denen er verhandelte, Schott in Mainz und Probst in Leipzig. Von der Redaktion der Zeitschrift Cäcilia (Verlagshandlung Schott) war ihm, wie der Eingang des folgenden Briefes erkennen läßt, die Cäcilia mit der Bitte zugeschickt worden, [101] durch Beiträge oder Ausmittelung eines Korrespondenten der Zeitschrift förderlich zu sein. Darauf antwortete er in dem folgenden Brief:171


»An die Verlagshandlung der Cäcilia in Mainz abzugeben im Verlage der Hofmusikhandlung B. Schott Söhne.


Wien den 10ten März 1824.


Euer Wohlgeboren!


Ich ersuche Sie höfflichst der R–n der C–a meinen Dank abzustatten für ihre Aufmerksamkeit, wie gern würde ich dienen, was mein geringes Individuum anbelangt, fühlte ich nicht den mir angebohrnen größeren Beruf durch Werke mich der Welt zu offenbaren, ich habe aber Auftrag ge-geben, ihnen einen zuverlässigen (welches bei der Parteylichkeit, hier, sehr schwer ist) Korresp. auszumitteln, finde ich etwas merkwürdiges von mir (aber du lieber Himmel wie schwer ist dieses) so werde ich es ihnen gern durch diesen mittheilen lassen, auch selbst, wo sie es ausdrücklich verlangen und es nur immer meine immerfort beinahe unausgesetzte Beschäftig erlauben, auch mittheilen –

in Ansehung von meinen Werken, welche sie von mir zu haben wünschten, trage ich ihnen folgende an, nur müßte die Entschließung nicht lange ausbleiben – eine neue große solenne Messe mit Solo- und Chorstimmen...172 ganzen Orchester an, so schwer es mir wird über mich selbst zu reden, so halte ich sie doch für mein größtes Werk, das Honorar wäre 1000 fl. in C. M., eine neue große Sinfonie, welche mit einem Finale (auf Art meiner Klavierfantasie mit Chor, jedoch weit größer gehalten) mit Solo's und Chören von Singstimmen, die Worte von Schillers unsterbl. bekannten Lied an die Freude schließt. Das Honorar 600 fl. C. M. ein neues Quartett für 2 Violinen Bratsche u. Violonschell das Honorar 50 ⌗ in Gold.173

Dies Geschäft nur um ihnen zu willen zu sein. Diese Anzeige betreffend beurtheilen sie mich nicht kaufmännisch, allein die Konkurrenz darf ich auch als ächter Künstler nicht verachten, bin ich doch dadurch in Stand gesetzt meinen Musen treu zu wirken und für so manche andern Menschen auf eine edle Art sorgen zu können – Die angezeigten Werke betreffend müßte die Antwort sehr bald erfolgen


Euer Wohlgeboren

ergebenster

Beethoven.«


An demselben Tage hatte Beethoven an Probst wegen einiger Werke geschrieben und dabei auch die Messe und Symphonie erwähnt. In einem Fragmente des Briefes,174 welches sich in Berlin befindet, heißt es:

[102] »... ich jetzt schon herausgeben könnte; leider muß ich nun doch über mich selbst sprechen, indem ich sage, daß sie wohl mein größtes Werk, was ich geschrieben175, das Honorar wäre 1000 fl. C. M. – Eine neue große Symphonie welche eine Finale hat mit eintretenden Singstimmen Solo und Chören mit den Worten von Schillers unsterblichem Lied an die Freude auf die Art wie meine Klavier-Fantasie mit Chor, jedoch weit größer gehalten als selbe. Das Honorar wäre 600 fl. in C. M. Freilich ist bei dieser Sinfonie die Bedingung, daß selbe erst künftiges Jahr 1825 im Juli erscheinen dürfte; jedoch würde ich für diesen langen Zeitraum auch Ihnen gern den Klavierauszug un entgeldlich verfassen, so wie überhaupt bei größerer Verbindung sie mich allzeit bereitwillig finden werden, Ihnen gefällig zu sein.«


Darauf antwortete Probst 22. März:176


»Leipzig den 22. März 1824.


In Folge Ihrer gefälligen Zuschrift vom 10. ds. sehe ich Ihrer gefälligen Anzeige von der Vollendung behandelter Werke entgegen. Ich werde sofort dagegen bei dortigen Herren Joseph Loydl u. Co. 100 Stück vollwichtige kaiserliche Ducaten zu Ihrer Disposition stellen, welche Sie alsdann daselbst gegen Einhändigung sämmtlicher Manuskripte als:

3 Lieder mit Clavier Begleitung wovon 2 auch eine passende andere Instrumental Begl. haben und ohne Clav. aufgeführt werden können das 3. eine durchges. Ariette.

6 Bagatellen für Pianoforte Solo

1 große Overtüre für ganzes Orchester nebst 2 und 4 händigem Clavier Auszuge, in Empfang nehmen wollen.

Ihrem Wunsche gemäß will ich die Herausgabe dieser Overtüre gern bis nächsten July aufschieben. Ich erwarte aber zugleich um so gewisser von Ihrer Güte, die Clavier-Auszüge dazu, denn es ist Ihnen gewiß bekannt, daß von einem Werke für Orchester allein der Absatz zu gering ist, um nur die Kosten der Auflage zu decken, und ich darf daher, wohl auf diese Erleichterung Ihrerseits rechnen. Es wird mir aufrichtiges Ver gnügen gewähren, die mit Ihnen angeknüpfte Geschäftsverbindung auf eine angenehme Weise ferner fortzusetzen und Gelegenheit zu finden ein so ehrenvolles Vertrauen, wie das Ihrige immer mehr zu verdienen. Vorzüglich bin ich Ihnen für das mir neuerdings gütigst gemachte Anerbieten, Ihrer großen Missa u.Sinfonia, verbunden und ich werde, wenn unser erstes Geschäft zu beiderseitiger Zufriedenheit gänzlich geordnet ist, so frei sein, Ihnen meinen Entschluß darüber mitzutheilen.


Inzwischen verharre mit Hochachtung und

Ergebenheit

H. A. Probst


Beethoven hatte darüber geschrieben: »Mittwoche den 28. Jul. wieder an P. geschrieben.« Der 28. Juli war in der Tat ein Mittwoch; [103] in Probsts gleich folgendem Briefe wird also das Datum nicht ganz richtig angegeben. Nohl teilt Br. B. Nr. 305 folgenden Brief an Probst mit:177


»Wien, den 3. [?] Juli 1824.


Euer Wohlgeboren!


Ueberhäuft beschäftigt, wozu noch Akademien gekommen, kann ich Ihnen jetzt erst anzeigen daß die verlangten Werke nun vollendet und abgeschrieben sind, so daß selbe nun zu jeder Stunde an Herrn Glögll abgegeben werden können. Ich ersuche Sie daher die 100 Stück Wiener Ducaten dem Herrn Glögll anzuweisen und mich zugleich davon zu benachrichtigen.

Für heute kann ich unmöglich noch sonst etwas hinzufügen, ich behalte mir das Vergnügen ein andermal bevor.


Mit Achtung

Ihr ergebenster

Beethoven.«


Probst schrieb wieder am 9. August:


»Sr. Hochwohlgeboren Herrn Ludw. van Beethoven Baden bei Wien


Leipzig den 9. August 1824.


Bereits am 10. vorigen Mts. sandte ich die 100 Stück Ducaten nebst einem Beischlusse für Sie durch die Post an Herrn Joseph Loydl et Co. in Wien ab. Sollten Sie daher seit Abgang Ihres geehrten Schreibens vom 26. Juli178 noch immer keine Nachricht von diesem Hause deshalb erhalten haben, so bitte ich Sie nur auch Sich gefälligst daselbst zu melden, denn es wäre wohl möglich, daß Ihre Abwesenseit von Wien meine Freunde an der Regulierung unseres Geschäfts bisher verhindert haben könnte.

Im übrigen beziehe ich mich auf den Inhalt meines letzten vom 10. Juli und bin des Erfolges von Ihrer Güte gewärtig.


Mit wahrer Hochachtung

ergebenst

p. p. H. A. Probst«


Dieser Brief kennzeichnet sich als Beantwortung des vorigen, der nach Beethovens eigener Aufzeichnung am 28. Juli geschrieben war; die Erwähnung der Akademien zeigt, daß es der erste Brief nach denselben war, und daß er außer demselben keinen andern geschrieben hatte, ergibt die Antwort Probsts.

An demselben 9. August hat Beethoven, wie aus dem folgenden Briefe Probsts hervorgeht, wieder geschrieben; diesen Brief haben [104] wir nicht und können seinen Inhalt nur erraten. Probst schrieb am 16. August:179


»Herrn Ludwig van Beethoven, Hochwohlgeboren Wien


Leipzig den 16. August 1824.


Ihr Brief vom 9. dieses begegnete dem meinigen vom nämlichen Tage. Sollte in Folge des letzteren unser Geschäft noch nicht völlig zu Ihrer Zufriedenheit geordnet sein, so wollen Sie uns die Einlage an H. Loydl u. Co. abgeben und gegen die Mspte die 100 ⌗ empfangen.

Ich hoffe und verlasse mich gern bei der vorzüglichen Verehrung, die ich für Ihr Talent hege auf Ihr Wort, daß Sie mir nur etwas gediegenes bestimmten. Deshalb gehe ich auch von der Regel ab, Mspte un besehen zu kaufen. Nur haben Sie völlig Recht, wenn Sie den Grund meines Verfahrens nicht in mir selbst suchen. Mancherlei Gewäsche in der Differenz, die ein hiesiges Verlagshaus in einem ähnlichen Unternehmen mit Ihnen gehabt haben will, ist, aufrichtig gestanden, die Ursache weßhalb ich die Mspte erst zu sehen wünschte.

Hier haben Sie offen mein Geständniß was ich [Sie] jedoch nur für sich gesagt annehmen wollen.

Gewiß verehrter Herr und Freund sollen Sie je mehr wir uns kennen einen reellen und honetten Verleger in mir finden da ich oft genug, wo ich nur immer kann, die Ehre und das Vergnügen etwas tüchtiges für die Kunst zu wirken meinem Nutzen vorziehe. Gern hätte ich Ihre 9. Sinfonie verlegt, doch hoffe ich in der Folge, mich in Ihrem Vertrauen und Freundschaft sicher zu befestigen. Leider hindert der überall und besonders in Österreich stattfindende Nachdruck den deutschen Verleger oft ein Werk nach Würde zu honoriren, und ich sehe schon in Wien, wie auf die jetzt von Ihnen zu beziehenden neuen Werke, die Raubschützen lauern, um mich unter dem Schutz der Gesetze zu bestehlen; allein da dürfte man gar nichts Gutes herausgeben um diesem zu entgehen, und um die Welt mit schlechtem zu bereichern würde ich wahrlich keine Musik verlegen. Ihre Werke sollen baldigst und schön erscheinen, worauf Sie sich verlassen können.

Genehmigen Sie die unausgesetzte Hochachtung von


Euer Hochwohlgeboren

ergebenstem Diener

G. A. Probst.«


Auf diesen Brief schrieb Beethoven auswärts mit Bleistift: »Mittwoch am 1. September beantwortet, u. wegen der Sinfonie geschrieben.« Auch dieser Brief ist nicht vorhanden. Doch hat er sicher das Angebot der Symphonie zurückgezogen, wie die Briefe an Schott vermuten lassen, dem sie inzwischen zugesagt war.

Die Korrespondenz mit Probst war hiermit beendet; das Geschäft [105] zerschlug sich, wie wir sehen werden. Die sämtlichen in Frage stehenden Werke, auch die kleineren, gingen in Schotts Verlag über.

In dem bereits mitgeteilten Briefe vom 10. März hatte er Schott die Messe, die Symphonie und das Quartett angeboten. Darauf antwortete Schott am 24. März:180


»Mainz, den 24. Märtz 1824.


Euer Wohlgeboren Herr Kapellmeister!


Dero verehrtes Schreiben vom 10. dieses hatten wir der Redaktion der Cäcilia zur Einsicht zugestellt und bereiten uns um auf dasjenige zu erwiedern, was einzig unser Interesse anbelangt.

So gern wir auch alle die 3 uns gütigst offerirten Manuskripte behielten, so ist es uns dermahlen doch nicht möglich, eine so starke Ausgabe auf einmahl zu machen.

Wir beschränken daher unseren Wunsch und ersuchen Ihnen uns das Manuskript des Quartett als Eigenthum allein zum Verlag zu übergeben, wir werden die verlangten 50 Ducaten in Gold umgehend nach Empfang übermachen, oder wenn Sie durch ein dortiges Handlungshaus den Betrag bei Absendung des Manuskripts sogleich auf uns wollen entnehmen lassen, so werden wir prompte Zahlung leisten und wünschten jedoch recht bald in Besitz dieses Manuskripts zu kommen.

Ihre große solenne Messe, so wie Ihre neue Sinfonie liegt uns zwar auch sehr am Herzen, und wir würden beide Werke nur mit großem Leid, als solche glänzende Sterne in einem andern Catalog als dem unsrigen prangen [sehen?] und wir fragen daher nochmahl bei Ihnen an, daß wenn Sie nicht gesonnen sind an dem Honorar nachzulassen, ob Sie wohl geneigt wären, das Honorar in 4 Terminen von 6 zu 6 Monaten dafür in Empfang zu nehmen. Unter diesen Verhältnissen wagen wir den Verlag dieser sehr großen und sehr wichtigen Werke und würden mit Stolz den Verlag derselben, mit aller nur möglichen Schönheit ausstatten und zur augenblicklichen Ausführung in Stimmen nebst der Partition stechen lassen.

Sie werden unsere Aufrichtigkeit nicht mißkennen oder mißdeuten und wir sehen einer gefälligen Erwiederung bald entgegen.

Mit wahrer Hochachtung und vorzüglicher Ergebenheit zeichnen


Ihre bereitwilligen Dr.

B. Schott Söhne.«


Ein Nachtrag zu diesem Briefe folgte:


»Mainz den 10. April 1824.


Euer Wohlgeboren


Herr Kapellmeister!


Nachträglich unseres Schreibens vom 24. vor. Monaths, wollen wir Ihnen nur noch bemerken, daß die Sicherheit unserer offerirten Zahlung von einem dortigen Banquier Ihnen geleistet werden soll, was wir gleich nach [106] Zustimmung Ihrerseits bewerkstelligen wollen. Sollten gegen Vermuthung die gemachten Termine Ihnen zu lange währen, so belieben Sie uns nur einen andern angemessenen Vorschlag zu machen, so werden wir uns auch dazu bequemen müssen, da wir dero gütiges Offerte ehren und demselben mit allen unsern Kräften, für den Verlag solcher Werke zu entsprechen, uns angelegen sein lassen werden.

Wir sehen einer geneigten baldigen Zuschrift entgegen, und empfehlen uns mit aller Zuneigung und Hochachtung


B. Schott Söhne.«


Beethoven, in Angelegenheiten der Akademie beschäftigt, zögerte mit der Antwort; daher ließen die Verleger einen dritten Brief folgen.


Mainz d. 19. April 1824.


»Sr. Wohlgeboren

Herrn Hofkapellmeister

L. van Beethoven in Wien.


Wir wollen die passende Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, um unsere 2 Briefe vom 24. März und 10. April zu erwähnen, welche Sie hoffentlich werden erhalten haben und worauf wir Ihrer gefälligen Antwort entgegen sehen.

Zugleich nehmen wir uns auch die Freiheit Herrn Kapellmeister Rummel, welcher mit Sr. D. dem Herzog von Nassau diese Reise nach Wien machen konnte, Ihnen den Bringer des Gegenwärtigen als großen Verehrer Ihrer Werke zu empfehlen. Die Hauptabsicht dieser Reise ist dessen Drang nach Vervolkommnung im Studium der Composition und indem das Genialische seine früheren Werke bereits ausgezeichnet hat, so kann sein Eifer und großer Fleiß der Kunstwelt nur noch fernerhin Nutzen schaffen. Weßhalb wir so frei sind, diesen jungen Mann Ihrer Freundschaft und Wohlwollen bestens zu empfehlen, indem Sie demselben allein den rechten Weg zeigen werden, welchen er als Kunstjünger zu wandeln hat, und sich selbst würdig machen wird, einem so großen Meister wie Sie nachzustreben.

Indem wir uns zu allen Gegendiensten bereit erklären, zeichnen wir mit vollkommenster Hochachtung und Ergebenheit


B. Schott Söhne.«


Nur wenige Tage nachher folgte noch ein vierter Brief; die Wichtigkeit der Aufgabe wuchs offenbar in den Augen der Firma.


»Mainz d. 27. April 1824.


Euer Wohlgeboren Herr Kapellmeister!


Wir nehmen uns die Freiheit Ew. Wohlgeboren zu benachrichtigen, daß wir gestern das Vergnügen hatten, durch Vermittlung des H. S. A. Steiner & Cie. dorten ein kleines Paquet, welches das erste Heft der neuen Zeitschrift Cäcilia enthält, an Ihnen abzusenden. Wir empfehlen dieses Unternehmen wiederholt Ihrer gütigen Aufnahme, und wünschten daß Sie der Aufforderung der Redaction, wo möglich, auch selbst mit dem kleinsten Betrag, entgegenkommen mögten.

Wir werden mit großem Dank erkennen, und das verlangt werdende Honorar berichtigen, Erwartungsvoll sehen wir jedem entgegen.

Auf unsere beiden Briefe vom 24. März und 10. April, wünschen wir sehnlichst eine Rückantwort.

[107] Wenn Sie uns das Quartett nur allein um den verstandenen Preis überlassen, so haben Sie doch sicher einen dortigen Handelsfreund, welcher die Uebersendung des Manuskripts, gegen Empfang des Betrags, an uns hieher besorgen wird und wir sind in baldiger Erwartung dieses Kunstwerkes, wenn Sie deshalb keinen anderen Antrag zur dortigen Zahlung machen wollen.

Unser größter Wunsch ist jedoch uns als Verleger aller 3 angebothenen Werke ansehen zu können, worüber wir noch immer einer freundschaftlichen zusagenden Antwort von Ihnen entgegensehen.

An dem verlangten Preise sind wir eingewöhnt dem Künstler etwas abzubrechen, allein um [als] ehrliche Leute das Versprochene auch leisten zu können und das eigene Geschäft nicht zu sehr zu geniren, so machten wir an Ihnen unsere Offerte auf Termin Zahlungen, welche Sie jedoch zu bestimmen belieben, wenn Ihnen die vorgeschlagenen zu lange dauern. Wir werden auf Verlangen dafür Sorge tragen, daß ein dort wohnendes Banquierhaus für Ihre Forderung Ihnen Garantie leistet.

Haben Sie die Gefälligkeit, diesen Gegenstand einiger Zeilen Antwort zu würdigen, und uns aus dieser Ungewißheit heraus zu ziehen, worin wir uns befinden.

Unsere Zudringlichkeit werden Sie entschuldigen, Ihrer von uns hoch geschätzten Offerte müssen Sie es anrechnen.

Die Ihnen verursachten Briefporti werden wir zurückvergüten, wir können hier nur bis an die Grenze von Österreich zahlen, was bei jedem Brief dahin auch bezahlt werden muß.

Wirverharrenmitaller Hochachtung Ihre ergebensten Freunde und Verehrer


B. Schott Söhne.«


Sie verstanden also sehr wohl den tiefern Grund von Beethovens Schweigen, und wollten sich den Verlag der beiden großen Werke nicht entgehen lassen. Jetzt raffte sich denn auch Beethoven zu einer Antwort auf, gerade in den Tagen der Vorbereitung zur zweiten Akademie.181


»An die Hrn. B. Schott Söhne Kunst u. Musikal. Verleger in Mainz.«

Euer Wohlgeborn.


Es war unmöglich, ihnen eher zu antworten, da ich zu überhäuft bin, ich habe durch einen geschäftsmann diesen beygefügten Brief schreiben lassen, da ich wenig bewandert in d. g., wenn Ihnen diese Vorschläge recht sind, so schreiben sie mir aber sehr bald, denn andere Verleger wünschen jeder eins von diesen werken, ich muß aber sagen, daß mir die so sehr angewachsene Correspondenz mit dem in- u. Ausland wirklich beschwerlich wird, u. ich d. g. vereinfacht wünschte – wegen einem quartett kann ich ihnen noch[108] nicht sicher zusagen, diese beiden werke, wenn Sie mir baldigst antworten, könnte ich ihnen alsdann noch sicher überlassen.

Von Ihrer caecilia erhielt ich noch nichts sie muß erst unsere Censur passiren!!! – Leben sie wohl. Ihr mir empfolener wird übermorgen mir von seinen Compositionen zeigen, u. ich werde ihm aufrichtig den weg zeigen, den er betreten kan. – wegen den beiden Werken nur bald, indem ich mich auch anderer wegen entschließen muß, da ich nicht von meinem gehalte hier leben kan, so muß ich d. g. mehr als ich würde, nicht außer acht lassen.


Wien am 20. May 1824.


ihr ergebenster

Beethoven


Der beigefügte geschäftliche Brief lautet:182


»Wien den May 1824.


Herrn B. Schott Söhne in Mainz.

Euer Wohlgeboren!


Auf Ihre verehrte Zuschrift vom 2?ten v. M. habe ich die Ehre Ihnen mitzutheilen, daß ich nicht entgegen bin, Ihnen meine große Messe und die neue Symphonie zukommen zu lassen. Der Preis der ersteren ist 1000 f. Conv. Münze, und der letzteren 600 f. Conv. Münze nach dem 20 fl. Fuße. Die Zahlung kann damit arrangiret werden, daß Sie mir 3 Wechsel an ein hiesiges sicheres Haus einschicken, welches solche acceptiret, und wonach ich Ihnen die Werke auf Ihre Spesen einsenden oder allhier an Jemanden, den Sie mir anzeigen wollen, aushändigen werde. Die Wechsel können auf folgende Zeit gestellet werden, als die 600 f. auf 1 Monath, 500 f. auf zwey Monathe und 500 f. auf vier Monathe von jetzt Sollte Ihnen dieß conveniren, so wird es mir angenehm seyn, wenn Sie die Auflage recht gefällig ausstatten. Indessen habe ich die Ehre mit aller Hochachtung zu geharren.


Dero

bereitwilliger

Ludwig van Beethoven


Durch diese Anerbietungen wurden die Wünsche der Verleger erfüllt; denn sie antworteten umgehend und wünschten, wie aus nachfolgendem Briefe zu ersehen, auch noch das Quartett zu erhalten. Auf diese Antwort bezieht sich der folgende Brief Beethovens:183


»Wien am 3. Juli.


P. P.


Es war mir unmöglich ihnen auf ihr letztes vom 27. May zu schreiben, auch jetzt nur das nöthigste; ich bin bereit ihnen auch das quartett zu schicken u. zwar um das Honorar von 50 ⌗, wie ich es ihnen auch schon früher [109] angesezt habe, das quartett erhalten Sie ganz sicher binnen 6 wochen, wo ich ihnen anzeigen werde, wann sie mir das Honorar dafür übermachen können; – bei den übrigen 2 werken bleiben schon die 3 festgesetzten termine, sie haben nur die güte die wechsel wie ausgemacht ist vorerst für die 2 Werke an ihren Banquier zu schicken, wo ich selbe abhohlen u. dagegen die benannten 2 werke nemlich: die große Messe und große Sinfonie abgeben werde, mit dem Quartette bleibts wie schon eben vorher angezeigt. – wegen den Absendungen aufm Postwagen sind eben die auslagen nicht so sehr groß, u. ich werde schon dem Banquier anzeigen, wie man es am besten u. wohlfeilsten haben kann. –

So gern ich ihnen noch manches sagen mögte, so ist es vor überhäufung von Beschäftigung nicht möglich, ich behalte mir das Vergnügen hierin auf ein andermal bevor – ich erwarte nun bald das Aviso –


mit herzlicher Ergebenheit

ihr Freund

Beethoven.«184


Die Verleger zögerten nicht mit der Antwort.


»Hrn. Lud. v. Beethoven Wohlg. in Wien.


Mainz d. 19. Juli 1824.


Dero verehrte Zuschrift vom 3. dies zu erwiedern, wollen wir nun nicht länger versäumen, da wir mit dortigen Handlungshaus Herrn Fries & Compie die Einrichtung getroffen, daß dieselben die Zahlungen, nach den von Ihnen bestimmten Terminen auf unsere ausgestellten Wechseln leisten, – welche dieselben Ihnen ausstellen werden, wogegen Sie die Güte haben wollen, die beiden Manuscripte, nähmlich die große Messe und die neue große Sinfonie an Herrn Fries &. Comp ie zu übergeben.

Belieben Sie beide Werke, jedes mit einem Bindfaden zu umbinden und mit Ihrem Siegel zu versehen.

Den Verlag der beiden Werke werden wir ohne Aufschub vornehmen und die Partituren zugleich mit dem Klavier-Auszug und einzelnen Stimmen zusammen dem Publikum übergeben.

Wir hoffen deutliche und correcte Abschriften der Partituren zu erhalten, welchen sie alle Bemerkungen gefälligst beifügen wollen, die dem Stecher zu wissen allenfalls nöthig sein könnten.

Auf die Correcturen werden wir die größte Sorgfalt verwenden, und wenn Sie vielleicht selbst die letzte Correctur übernehmen wollten, so haben Sie die Güte es uns wissen zu lassen.

Da wir gemäß Ihrer Zusage auch auf das Violin Quartet nun als unser Eigenthum sicher zählen können, so freute es uns um so mehr daß wir solches auch in der Zeit von sechs Wochen empfangen werden, und Sie können sich versichert halten, daß nach den von Ihnen bestimmten Zahlungsterminen, solches durch die Herren Fries & Co. eben so pünctlich geleistet werden soll.

[110] Wir wünschten, daß Sie uns in dem nächsten Schreiben alles mitteilen, was ihre starke Beschäftigung in dem letzten Schreiben nicht zu sagen erlaubte und sehen demselben mit wahrer Freude entgegen.

Ihrer Gewogenheit und Freundschaft uns empfehlend, zeichnen wir mit Achtung und Ergebenheit


B. Schott Söhne.«


Das Geschäft war damit abgeschlossen; die Firma Schott erhielt die Werke. Das wird noch bestimmter erläutert durch folgenden undatierten Brief Beethovens, der aber in diese Zeit (Ende Juli oder Anfang August) fallen muß.185


»Euer Wohlgeboren!


Ich sage Ihnen nur daß nun künftige woche die werke sicher abgegeben werden. – Es ist leicht zu denken, wenn sie sich nur vorstellen, daß ich bei der unsichern Copiatur jede Stimme für sich durchgehen mußte – denn dieser Zweig hat wie so vieles hier sehr abgeno ien, je mehr Steuern je mehr Schwierigkeit, überall: – Armuth spiriti u. des Geldbeutels. –

ihre Caecilia habe ich noch nicht empfangen dieOvertüre welche sie von meinem Bruder erhalten ward hier dieser Täge aufgeführt.186 ich erhielt deswegen Lobes erhebungen etc. was ist dies alles gegen den großen Tonmeister oben – oben – oben – u. mit Recht allerhöchst, wo hier unten nur Spott damit getrieben wird, die Zwerglein allerhöchst!!!???187, das quartett erhalten sie gleich mit den andern werken, sie sind so offen u. unverstellt, Eigenschaften welche ich noch nie an Verlegern bemerkt, dies gefällt mir, ich drücke ihnen deßwegen die Hände, wer weiß ob nicht bald persönlich?! – lieb wäre es mir, wenn sie nun schon auch das Honorar für das quartett hieher an Frieß übermachen wollten, denn ich brauche jetzt gerade viel, da mir alles vom auslande kommen muß, u. wohl hier u. da eine Verzögerung entsteht; – durch mich selbst Mein Bruder fügt ihnen wegen den ihnen angebothen. und angenomm. werken das nöthige bei – ich grüße sie herzlich. Junker, wie ich aus Ihrer Zeits. sehe, lebt noch er war einer der ersten der mich, unschuldig u. nichts weiter, bemerkte, grüßen sie ihn188


eiligst schleunigst u. doch nicht kürzlichst189

ihr Beethoven


[111] Da das Versprochene noch nicht kam, scheinen die Verleger nochmals geschrieben zu haben. Darauf antwortet Beethoven:


»Baden nächst Wien am 17. Septemb. 1824.190


Euer wohlgeborn!


Ich melde ihnen nun, daß ich ihren Brief vom 19tenaug. gar nicht erhalten, woher dieses rührt, ist mir bis jetzt noch unerklärbar, auf ihr letztes Schreiben enthaltend die Anzeige an das Fries. Hauß u. Comp. können sie versichert seyn, daß sobald ich von hier aus nach Wien, welches spätestens Ende dieses Monaths sein wird, mich begeben werde, sogleich die Copiaturen.191 so schnell als möglich besorgen werde, auch das Quartett erhalten sie sicher bis Hälfte Oktob. gar zu sehr überhäuft u. ein schwache gesundheit muß man schon etwas Geduld mit mir haben; hier bin ich meiner gesundheit oder vielmehr meiner kränklichkeit wegen, doch hat es sich schon gebessert, Apollo u. die Musen werden mich noch nicht dem Knochenmann überliefern lassen, denn noch so vieles bin ich ihnen schuldig, u. muß ich vor meinem abgang in die Elesäischen Felder hinterlassen, was mir der Geist eingibt u. heißt vollenden, ist es mir doch, als hätte ich kaum einige Noten geschrieben. Ich wünsche ihnen allen guten Erfolg ihrer Bemühungen für die Kunst, sind es diese u. wissenschaft doch nur, die unß ein höheres Leben andeuten und hoffen laßen. –

bald mehreres –


Eiligst Euer Wohlgeboren

Ergebenster

Beethoven


Die Verzögerungen durch Kopiatur usw. dauerten aber länger; Beethoven mußte noch öfter schreiben. Es verband sich damit die Absicht, auch die früher Probst in Aussicht gestellten Werke jetzt an Schott zu geben, der besser honorieren wollte; darauf kam es ihm um so mehr an, als diese nach Übereinkunft schon seinem Bruder Johann gehörten. Im November (genaueres Datum fehlt) schrieb er also wieder an Schott:192


»Euer Wohlgebohren!


Mit Bedauern melde ich ihnen, daß es noch etwas länger zugehen wird mit abschickung der werke, es war eben so viel nicht mehr zu übersehen in den abschriften, allein da ich den Sommer nicht hier zubrachte, so muß ich jetzt dafür alle Tage 2 Stunden Lekzion geben bey Sr. kaiserl. Hoheit dem Erzherzog Rudolph, dies nimmt mich so her, daß ich beinahe zu allem andern unfähig bin, u. dabei kann ich nicht leben von dem, was ich einzunehmen habe, wozu nur meine Feder helfen kann, ohnerachtet deßen nimmt man weder Rücksicht auf meine gesundheit noch meine kostbare Zeit – ich hoffe daß dieser [112] Zustand nicht lange währe, wo ich sodann das wenige, was zu übersehen sogleich vornehmen und ihnen die beyden Werke sogleich übermacht werden –

Vor einigen Tägen erhielt ich einen antrag in rücksicht ihrer, worin es heißt, daß eine auswärtige Musikhandlung gesonnen sey, alsogleich 50 Exemplare von beiden werken von ihnen zu nehmen, u. sich noch dazu mit ihnen zu verbinden, um den Nachstich zu verhüthen, ich leugnete die Sache geradezu, denn ich habe schon bittere Erfahrungen ind. g. (vielleicht nur Spionereien) gemacht, wollen sie aber so etwas, so will ich mich mit Vergnügen näher er-kundigen –

nun von einem andern Antrage: Mein Bruder, dem ich durch Gefälligkeiten verbunden, habe ich statt einer ihm Schuldigen Summe folgende Werke überlassen nehmlich die große Overtlire welche bei meiner Akademie hier aufgeführt wurde, 6 Bagatellen oder Kleinigkeitenfür Klavier allein, von welchen manche etwas ausgeführter u. wohl die besten in dieser Art sind, welche ich geschrieben habe – drei Gesänge, wovon 2 mit Chören und die Begleitung von einem vom Klavier allein oder mit blasenden Instrumenten allein, vom andern die Begleitung mit dem ganzen Orchester oder mit Klavier allein, der 3te Gesang ganz ausgeführt ist bloß mit Klavier allein; – dieOvertüre hat schon 2 Klavierauszüge einen zu 2 u. einen zu 4 Händen, welche Sie beyde erhalten. – Mein Bruder verlangt für alles zusammen 130 ⌗ in gold alsHonorar, da er Gutsbesitzer u. wohlhabend ist, ist es ihm ganz gleichgültig, wie sie es mit dem Termine der ausbezahlung halten wollen, er überläßt dieses nach Ihrer Gemächlichkeit zu veranstalten, nur bitte ich Sie recht sehr, mir sogleich hierüber eine Antwort zu geben,193 denn auch ein anderer mögte diese Werke haben (ohne Großsprecherei, welche nie meine Sache ist). Es ist daher Eile nöthig, ich habe geglaubt daß es Ihnen vielleicht nicht unlieb sey, eine größere Folge meiner Werke zu besitzen und deswegen meinen Bruder um Aufschub in dieser Angelegenheit gebethen. Sowohl wegen dem Quartett als wegen den beiden anderen Werken sorgen sie sich nicht, bis die ersten Täge des anderen Monaths wird alles abgegeben werden. Von meinem offenen Charakter werden sie sich schon überzeugt haben, denken sie daher ja an keine List, Hinterhalt etc. Wer weiß welche große Verbindung noch zwischen uns stattfinden kann! –


Wie immer der Ihrige

Beethoven.«


Die Zögerung endete noch nicht; Beethoven mußte immer wieder beschwichtigen. Er schreibt wieder:194


»Wien am 5. Dezemb. 1824.


Euer Wohlgeboren.


Diese Woche werden die Werke ganz sicher bei Frieß et Comp. abgegeben, seien sie übrigens ruhig, indem sie vielleicht von einem Klavierauszuge gehört haben, zu dem man mich aufgefordert, so was ist nicht und wird nicht geschehen, es war nur so lange die rede davon als ich von ihnen noch nicht [113] sicher war, denn mir ward abgerathen von ihnen von jemanden hier, welchen sie schwerlich vermuthen (auch Verleger),195 sobald sich aber einer meiner Freunde bei Frieß et Comp. erkundigte u. man alles aufs richtigste befunden, so hatte es gleich sein abkommen mit dieser ganzen Sache, und ich gebe ihnen mein Ehrenwort, daß nichts geschehen u. geschehen wird. – auch von Leipzig ward ich aufgefordert diese Werke zur aufführung für Honorar hinzusenden, ich habe es aber sogleich rund abgeschlagen; – ich habe ihnen dieses sagen wollen, da ich merke, daß es Menschen hier gibt, denen daran gelegen das Einverständniß mit ihnen zu stören, vieleicht von beiden Seiten. –

für ihr Journal werde ich Ihnen Beiträge liefern – von den Lekzionen beim Erzh. Rudolph Kardinal laßen sie ja nichts in ihrem Journal verlauten, ich habe mich derweil wieder ziemlich von diesem joche zu befreien gesucht, freilich mögte man Autoritäten ausüben, an die man sonst nicht gedacht, die aber diese neuen Zeiten mit sich bringen wollen zu scheinen, danken wir Gott für die zu erwartenden Dampfkanonen, und für die schon gegenwärtige Dampf- Schiffahrt, was für ferne Schwi ier wird's da geben, die uns Luft u. Freiheit verschaffen?! – Die Briefe, wenn sie nicht in den Wasserfluthen untergegangen, müssen sie wohl jetzt doch erhalten haben, rechnen Sie nun ganz sicher auf die richtige Absendung der beiden Werke noch in dieser woche. –

Der Himmel sei mit ihnen. –


ergebenster

Beethoven


Das Anerbieten der dem Bruder Johann übergebenen Werke nahmen die Verleger Schott an; Beethoven teilte ihm dies durch folgende Zeilenmit:196


»An Herrn Johann v. Beethoven

Gutsbesitzer in Gneixendorf pr. Krems.

Lieber Bruder!


Ich melde dir, daß Mainz 130 ⌗ in Gold für deine Werke geben will, gibt der H. Probst also nicht so viel, so gibt man sie an Mainz, welches dir sogleich so wie mir den Wechsel dafür ausstellt, es sind wirklich offene nicht gemeine Kaufleute.

Komme also bald damit dieses zu deinem Vortheile ausfalle.


am 10ten Dezemb. 1824.

Dein treuer Bruder

Bthven.«


Johann ging darauf ein, und so war auch die Verhandlung mit Probst völlig zu Ende. Aber die Absendung erfolgte noch nicht, und Beethoven muß nochmals, zugleich mit der Nachricht von Johanns Ein-verständnis, sich aufs Entschuldigen verlegen:


[114] »Wien am 17. Dezemb. 1824.197


Euer Wohlgeboren!


ich melde ihnen, daß wohl noch 8 Täge dazu gehen werden, bis ich die werke abgeben kann, der Erzherzog R. ist erst gestern von hier fort, u. manche Zeit mußte ich noch bey ihm zubringen, ich bin geliebt und ausgezeichnet geachtet von ihm allein – davon lebt man nicht, u. das Zurufen von mehreren Seiten ›wer eine Lampe hat gießt öhl darauf‹ findet hier keinen Eingang. Da die Partitur correct gestochen werden muß, so muß ich noch mehreremal selbe übersehn, denn es fehlt mir ein geschickter Copist, den ich hatte ist schon anderthalb Jahre im grab, auf ihn konnte ich mich verlassen, aber ein solcher muß immer erst erzogen werden, denken sie übrigens nur nichts Böses von mir, nie habe ich etwas Schlechtes begangen, ich werde ihnen zum Beweise sogleich mit der Abgabe der werke die Eigentumsschrift beifügen – wäre es nicht leicht möglich, daß derjenige Verleger von hier, welcher mich suchte von ihnen wegzuziehen nicht auch auf solche Mittel fiele mich verdächtig bei ihnen zu machen; wenigstens hat er schon Versuche gemacht, andere Verbindungen zu verhindern, so, daß man so etwas schon glauben könnte. –

Ich empfange eben gestern einen Brief von meinem Bruder, worin er mir zusagt, ihnen die angezeigten werke zu überlassen, ich freue mich, daß gerade diese werke ihnen werden, sobald mein Bruder, welches bald ist, ankommt, werde ich ihnen das nähere schreiben, die werke sind alle geschrieben, u. werden können sogleich abgeschickt werden, ich wünsche selbe auch bald gestochen, das quartett anbelangend, so ist nur an dem letzten Satze noch etwas zu schreiben, sonst ist es vollendet, u. wird nach diesem sogleich können ebenfalls abgegeb. werden – mein Bruder ist übrigens in der Art das Honorar zu empfangen wie Sie es vorgeschlagen, ganz zufrieden.


wie immer ihr Freund

Beethoven


Der Bruder Johann bestätigte Beethovens Mitteilung in einem Brief an Schott vom 29. Dezember, der sich ebenfalls in der Mainzer Sammlung befindet (vgl. Nohl N. Br. S. 257).


»Wien am 29. Dbr. 1824.


Da mein lieber Bruder die Werke, die er mir früher überlassen hatte, Ihnen jetzt für 130 Wiener Ducaten überlassen hat, so zeige ich Ihnen nun an, daß mir alles recht ist was mein Bruder thut, obschon ich von 2 Seiten sehr gute Anträge für diese Werke hatte, dennoch aus Achtung für meinen Bruder und ihr Hauß diese Werke um den ausgemachten Preis von 130 ⌗ überlasse, doch mit dem Beding daß Sie mir von jedem 3 Exemplare schicken.

Diese Werke sind nun bereits rein abgeschrieben und ich bin bereit diese Werke dem Hauße Fries et Comp.: zu übergeben, in dem Augenblick als ich von Ihnen den Wechsel auf 3 Monat und von Fries acceptirt erhalte.

[115] Genehmigen Sie die Versicherung meiner Achtung mit der ich bin Euer Wohlgeboren


Ergebenster

Johann van Beethoven.

Gutsbesitzer.«


Die Sache verzögerte sich noch bis ins folgende Jahr; wir bringen die weitern Briefe an ihrer Stelle.

Bei den Klavierauszügen unterstützte ihn der bewährte Freund Czerny. Auf die Bearbeitung des zweihändigen und des vierhändigen Klavierauszugs der Ouvertüre bezieht sich folgender Brief Beethovens vom 8. Oktober.198


»Mein werther Czerny


Unendlichen Dank für Ihre mir bezeigte Liebe. Mein Bruder hat leider vergessen Sie zu bitten um den vierhändigen Klavier-Auszug der Ouvertüre. In der Rücksicht hoffe ich Sie schlagen es mir nicht ab auch noch diesen über sich zu nehmen.199

Leider wurde die Sache durch meinen Bruder in die Länge gezogen wodurch nun alles über Hals und Kopf gehen muß. Ich bin meinem Bruder eine Summe schuldig wofür er diese Ouvertüre und einige andere Werke erhalten hat, dies ist der Grund warum er dabei ins Spiel kommt. –

Ich bitte Sie übrigens mir anzuzeigen, was für ein Honorar Sie für beide Klavier-Auszüge verlangen, ich werde es Ihnen mit Vergnügen zustellen.

Von dem Wunsche Ihnen dienen zu können habe ich Sie schon längst unterrichtet; wo also ein solcher Fall vielleicht übergehn Sie mich ja nicht, der ich allezeit bereit bin Ihnen meine Liebe, Dankbarkeit und Achtung zu bezeigen.


wie immer

Ihr Freund

Beethoven.

Baden Freitag

den 8. Oct. 1824.«


Zu diesem Briefe, der sich jetzt im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde zu Wien befindet, macht Schindler folgende Bemerkung: »500 f. war es, allein ein Vorfall war Grund daß diese Uebereinkunft wieder rückgängig wurde und Beet. sein[em] Pseudo Bruder diese 500 f. Banknoten [116] in meinem Beysein an den Kopf warf.« Wenn eine solche unerquickliche Szene vorgekommen ist, wird es wohl bei einer andern Gelegenheit gewesen sein; denn in dieser Sache ging keine Übereinkunft zurück, Schott erhielt die Werke. Wir wissen nichts über den Grund eines neuen Streites. Mit Czerny trat jedenfalls keine Verstimmung ein.

Die Fortsetzung der Korrespondenz reicht bis in das folgende Jahr; für jetzt wollen wir nur das bereits vorliegende Resultat zusammenfassen: alle die im Vorhergehenden verschiedentlich genannten Werke: die Messe, die Ouvertüre, die neunte Symphonie, das Opferlied, das Bundeslied, die Bagatellen Op. 126, die ArietteOp. 128, das Quartett Op. 127 gingen in den Verlag von B. Schott Söhne in Mainz über. Diese Firma hatte offenbar sein Vertrauen gewonnen, man sieht, wie er offener und herzlicher aus sich herausgeht als in sonstigen Fällen. Die gewohnten Verleger in Wien waren nicht sehr erbaut; einem derselben, Artaria, hatte er ja schon früher halbe Versprechungen gemacht; ein anderer, nach Nohls Vermutung Steiner, suchte das Verhältnis sogar zu hintertreiben.200 Auch Peters in Leipzig, dem die Messe ja schon einmal zugesagt war, scheint seinen Unmut geäußert zu haben. Darauf bezieht sich ein Brief Beethovens vom 12. Dezember.201


»An Seine Wohlgebohrn Hr. C. F. Peters in Leipzig.

Bureau de Musique.


Wien den 12ten Dezember 1824.


Euer Wohlgeboren


Streicher hat Ihnen wegen etwas geschrieben, so wie ich es ihm auch selbst schon hier sagte, daß diese Sache schwer gehen würde, so war es auch wohl in der Wirklichkeit, ich melde Ihnen nur, daß es mit dieser ganzen Angelegenheit der Messe gar nichts sein kann, da ich selbe eben jetzt sicher zugesagt einem Verleger, und es also natürlich, daß die von Streicher gemachten Vorschläge nun gar nichts202 in Ausführung können gebracht werden. – Ein Violinquartett hätten Sie schon erhalten, allein ich mußte es dem Verleger, welcher die Messe erhält [übergeben?], da er sich ausdrücklich dieses dabei ausgebethen, sie erhalten aber bald gewiß ein anderes, oder ich mache Ihnen einen Vorschlag mit einem größeren Werke, wobei alsdann die erhaltene Summe abgezogen würde, nur bitte ich noch etwas Geduld zu haben, da [117] ich Sie sicher befriedigen werde. – Sie haben Sich und mir Unrecht gethan, und letzteres thun Sie noch, so viel ich höre, indem Sie die schlechten Werke, wie ich höre, die ich Ihnen geschickt haben soll, rügen. Haben Sie nicht selbst Lieder Märsche Bagatellen verlangt? hernach fiel es Ihnen ein, daß dies Honorar zu viel gewesen sei und man dafür ein großes Werk haben könnte. Daß Sie als Kunstrichter sich hierinn nicht bewiesen haben bezeugt, daß mehrere von diesen Werken heraus sind und herauskommen werden, und mir überhaupt nie etwas solches begegnet ist.203 – Sobald als möglich entledige ich mich meiner Schuld + und verbleibe indessen


Ihr ergebener

Beethoven.


+ meine Lage ist eben auch nicht geeignet, daß es geschwinder hätte geschehen können.

Die Erwähnung Streichers zu Anfang dieses Briefes bringt uns auf eine andere Frage, welche Beethoven in dieser Zeit vielfach und angelegentlich beschäftigte, nämlich die der Gesamtausgabe seiner Werke. Über diese hatte er schon früher an Peters geschrieben, auch mit Artaria verhandelt.204 Jetzt kam ihm die neue Anregung durch den alten Freund Andreas Streicher, der eine Zeitlang mit seiner Frau gleichzeitig mit Beethoven in Baden verweilte. Sein Brief ist ein schönes Zeugnis treuer sorglicher Freundschaft.205


»Werthester Beethoven.


Ich habe schon sehr oft über Ihre Lage nachgedacht und besonders darüber, wie und auf welche Art Sie größere Vortheile aus Ihrem außerordentlichen Talente ziehen könnten? Ich bin so frey Ihnen dieses jetzt vorzulegen, und bitte Sie aus wahrem herzlichen Gefühl, das was sie hier lesen, einer ernstlichen Prüfung zu unterwerfen.

Der erste Vorschlag ist diesen Winter Sechs Konzerte gegen Abonnement zu geben, in welchen nicht nur Ihre neuesten Werke, sondern auch ältere aber mit möglichster Vollkommenheit gegeben würden. Die Einleitung dazu, so wie Alles was auf das Mechanische Bezug hat, soll von Ihren Freunden getroffen werden, deren Sie sehr viele haben. Nur müssen diese nicht unter denen gesucht werden, die von Ihnen Vortheil ziehen wollen. Zu diesen 6 Concerten braucht man nur den Saal der Landstände oder der Universität. Wenn 600 Abonnenten sind und jeder für ein Concert 2 fl. Conv. Geld bezahlt, so macht dieß für jede Musik 1200 fl. für alle 6 aber 7200 C. F. Wir [118] nehmen an (was aber nicht möglich ist) jede Musik solle 400 fl. Unkosten, also in allem 2400 fl. betragen, so bleiben noch immer 4800 C. F. oder 12000 f. W. W. übrig. Diese 12000 fl. W. W. können ganz reiner Ertrag sein und es kommt nur noch darauf an, so viele Stücke zu finden, damit diese 6 Concerte ausgefüllt werden können. Es müssen nicht lauter Symphonien oder Gesangsachen sein? man kann auch Instrumental-Stücke mit unter wählen.

Wenn Sie auf diesen Vorschlag eingehen wollen, so soll Ihnen zu Ende October der vollständige Plan dazu vorgelegt werden, bei welchem einer der ersten Hauptpunkte ist, daß Sie mit der ganzen Sache nicht das mindeste zu thun haben als:

1) die Musikstücke hergeben und bestimmen, wann und in welcher Ordnung solche gemacht werden sollen?

2) bey der Hauptprobe, und 3) bey jeder Aufführung erscheinen.

Der zweite Vorschlag, welcher in der Ausführung ganz von Ihnen abhängt, und welcher, wenn Sie ihn ausführen, wenigstens 10000 C. F. oder 25000 fl. W. W. einbringen muß, ist – die Herausgabe ihrer sämmtlichen Werke, wie solche von Mozart, Haydn und Clementi veranstaltet worden. Diese Herausgabe würde ein halbes Jahr vorher in ganz Europa angekündigt und zwar gegen Subscription oder Pränumeration, und nach dem Maßstab der Anzahl von Pränumeranten mit dem Verleger, der die vortheilhaftesten Bedingungen macht, ein Contract abgeschlossen. Wenn Sie in der Ankündigung bemerken daß Sie 1) alle Clavier Stücke, welche vor Einführung der Pianoforte von 51/2 oder 6 Octaven geschrieben worden, hie und da umändern und nach den jetzigen Instrumenten einrichten wollen, wenn Sie 2) den Claviersachen auch einige neue ungedruckte Stücke beifügen, so ist diese Herausgabe wie ein ganz frisches neu componirtes Werk zu betrachten, und muß auch von demjenigen gekauft werden, der Ihre früheren Werke schon besitzt. Die Sache kann Ihnen unmöglich so viele Mühe machen, daß Sie solche nicht unternehmen könnten. Sie sind dieses sich selbst, Ihrem Neffen, für den Sie dann leichter etwas thun können, und der Nachwelt schuldig.

Beyde Vorschläge liegen in der Gränze der Möglichkeit, und müssen Vortheil bringen. Der letztere scheint mir der leichteste und nützlichste, und ist wohl einer Prüfung werth.

Nehmen Sie das Gesagte als die Meinung eines Freundes auf, der Sie schon 36 volle Jahre kennt und welchen nichts so sehr freuen würde als Sie außer Sorgen zu sehen. Ich bin Ihr aufrichtigst


Baden 5. Sept. 1824.

ergebenster

Andreas Streicher.«


Streicher mochte sich damals über Beethovens Verhältnisse und Bedürfnisse in Baden persönlich unterrichtet haben und gab seinem freundschaftlichen Mitgefühle herzlichen Ausdruck. Beethoven war dafür dankbar und scheint auch bald geantwortet zu haben; was, wissen wir nicht, doch hat er ihn, wie es scheint, ermächtigt, an Peters in Leipzig zu schreiben, wie wir aus dem Eingange des vorher mitgeteilten Briefes an Peters [119] schließen dürfen.206 Daß auch jetzt nichts aus der Sache wurde, kann uns bei Beethovens wechselnden Stimmungen und seiner Unschlüssigkeit nicht wundern, doch verschwand der Gegenstand noch nicht von der Tagesordnung, wie wir sehen werden.

Noch in anderer Weise suchte sich damals der treffliche Streicher für Beethoven nützlich zu machen. Er ersuchte ihn die große Messe, deren Erscheinen ja nicht gleich bevorstand, im Klavierauszug oder mit Orgel mit den Singstimmen an Gesangvereine abzulassen, von welchen schon Anträge erfolgt waren. Das erfahren wir aus einem Briefe Streichers vom 17. Sept. 1824 an den Ausschuß des Gesangvereins in Zürich, in welchen ein kurzes zusagendes Antwortschreiben Beethovens eingeschlossen war. Dieses lautet (nach Nohl):207


»Ihrem Wunsche, mein werther Freund! die Singstimmen meiner letzten großen Messe mit einem Auszuge für die Orgel oder Piano an die verschiedenen Gesangvereine abzulassen, gebe ich hauptsächlich darum gerne nach, weil diese Vereine bey öffentlichen, besonders aber Gottesdienstlichen Feyerlichkeiten außerordentlich viel auf die Menge wirken können, und es bey Bearbeitung dieser großen Messe meine Hauptsache [Hauptabsicht] war, sowohl bei den Singenden als Zu hörenden religiöse Gefühle zu erwecken und dauernd zu machen.

Da aber die Copie, sowie die öftere Durchsicht derselben sehr viele Auslagen kosten [viele Kosten verursachen], so kann ich nicht weniger als fünfzig Dukaten Species dafür verlangen, und überlasse es Ihnen, die Anfragen deßhalb zu machen, damit ich meine Zeit der Sache selbst ganz widmen kann [selbst widmen könne].


[Ich grüße Sie herzlich]

Ihr hochachtungsvoll ergebener

Ludwig van Beethoven.


Wien den [am] 16ten September 1824.

Herrn Andreas Streicher.«


Beethoven wäre dann, vielleicht um dieser Sache willen, einen Tag in Wien gewesen. Auffallend ist, daß Nohl den nämlichen Brief mit [120] geringen Abweichungen208 in der Neuen Zeitschrift für Musik (1870 Nr. 41 S. 375) mit der Angabe herausgegeben hat, derselbe sei an Dr. Riehm in Bremen gerichtet gewesen, und sei im Besitze der Gattin desselben; er sei von der Hand des Neffen geschrieben, nur Unterschrift und Datum von Beethoven. Eine nähere Erklärung des anscheinenden Widerspruchs mit der früheren Veröffentlichung gibt er nicht. Da der Brief dem Hauptinhalt nach geschäftlich-offiziell ist, auch der Angabe nach von anderer Hand geschrieben wurde, so ist erklärlich, daß er mehrmals an verschiedene Stellen geschickt wurde. Wir haben keine andere Nachricht und sind hier nur auf Nohl angewiesen.

Es folgt ein weiterer Brief Streichers aus Wien, aus welchem wir entnehmen, daß Beethoven aus Baden nochmals an ihn geschrieben und vielleicht auf den ersten Brief geantwortet hat; derselbe kündigt außerdem einen neuen Besucher Beethovens an, der uns demnächst beschäftigen wird.


»Wien am 29. Sept. 1824209.


Verehrtester Beethoven!


Meine Frau überbrachte mir heute ihren lieben, mir sehr angenehmen Brief, den Sie die Güte hatten mir noch in Baaden schicken zu wollen. Ihre Entschuldigung, daß Sie selten zu Hause sind, ist sehr gültig, und Sie hätten Unrecht, wenn Sie nicht so lange als nur möglich, sich für den kommenden Winter stärken wollten.

Ueberbringer dieses ist Herr Stumpf, ein vortrefflicher deutscher Mann, der schon 34 Jahre in London wohnt, und nur einige Zeit zu seiner Erholung in seinem Vaterlande reist. Die Ursache warum er nachBaaden kommt ist – Sie werthester Beethoven – den Mann zu sehen, auf den Deutschland stolz ist. Nehmen Sie ihn gütig und freundlich auf, so wie es dem Heiligen geziemt, zu welchem der andächtige Pilger aus der Ferne eine Wallfahrt macht.

Mit Czerny habe ich heut gesprochen. Er wird mit Vergnügen die Uebersetzung der Symphonie auf 2 und 4 Hände übernehmen und bittet nur um Uebersendung der Partitur. Herr Lachner wird dieselbe Arbeit, mit wahrer Andacht, an der Messe vornehmen.

Gott erhalte Sie gesund, damit Sie bald wieder sieht


Ihr

A. Streicher


Damit war also der Besuch Stumpffs vorbereitet. Johann Andreas Stumpff, geborener Thüringer, Harfenfabrikant in London, [121] hatte schon 1822 den jungen Streicher in London kennen gelernt, hatte viel mit ihm über Beethoven gesprochen und bei seiner Abreise ihm einen Brief geschrieben; er gibt darin nochmals seiner großen Bewunderung für Beethoven Ausdruck und fügt zugleich ein Gedicht bei mit der Bitte, Streicher möge durch den Einfluß seiner Eltern den Meister dazu bringen, dieses Gedicht für ihn zu komponieren. Es war ein Vaterlandslied. Der Auftrag wurde ausgerichtet; Beethoven hat aber das Lied nicht komponiert.

1824 unternahm nun Stumpff eine Reise durch Deutschland und besuchte auf derselben Wien. Das weitere lassen wir ihn selbst erzählen:210


»Im Jahr 1824 im September nahte ich mich der großen Kaiserstadt Wien. Es war in Gesellschaft eines preußischen Rittmeisters von K.211 Wir hatten eine Postkutsche und einen Postillion in München genommen.«

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

»Als wir nun in Wien einquartirt waren, war mein erstes, ausfindig zu machen, wo dieses nondescript Beethoven wohne, wo er speise, in welchem Gasthof er verkehre! – Da ich einen Brief an einen Herrn Haslinger in der Steinerschen Musikhandlung hatte und in London vernommen daß derselbe den rastlosen Beethoven in dem Verkaufen seiner Compositionen und im Besorgen seiner Briefe und anderen Angelegenheiten sich sehr thätig beweise, so war mein erster Gang solchen aufzusuchen.

Herr H. empfing mich mit Achtung, weil er schon von mir gehört, was mich zu solcher berechtigte. H. erbot sich mich nach Baden wo Beethoven wohnte zu begleiten, welches mich sehr erfreute. Baden liegt in Nieder Oestreich ohngefähr drei oder vier Stunden von Wien, dessen Lage ist über alle Beschreibung schön in jeder Hinsicht, und dessen warme Bäder werden von jeder Menschen Classe besucht, die auch der von seinem Genius gequälte Beethoven zur Lindrung gebrauchte. Noch muß hier bemerkt werden: H. Haslinger hatte sich eine stumme Sprache erfunden, wodurch er durch Bewegung des Kopfes, des Mundes, der Augen und der Finger, sich so ziemlich verständigen konnte.

Nun standen wir vor der Wohnung, die den Mann in seinem Innern eine kurze Zeit sich zu sammeln aufgenommen, dessen Werke so viele Tausende entzückt und mit Tönen den Geist über unsern Nebel Planeten geflügelt, die er selbst nicht mit den Ohren zu vernehmen durch eine Zerrüttung des Hörorgans verhindert ward.

[122] Als man die Thüre öffnete, durchlief mich ein Schauer, als wenn ich einem überirdischen Wesen nahen sollte. Ich sandte meine Visiten Karte zu ihm hinauf, als wir ersucht wurden einzutreten. Hier nun kam uns Beethoven entgegen mit meiner Karte in der Hand; er reichte mir mit einer heitern Miene seine Hand, meinen Namen repetirend: ›Stumpff, Herr Stumpff aus London? von dem ich durch Herrn S. [Streicher] schon manches Gute vernommen, und besitze einen Brief den Sie an ihn geschrieben und in welchem [Sie] auch meiner gedacht haben‹ – nun ging er zum Schreibtisch – ›hah! hier ist er, ein Lied zum Componiren enthaltend.‹ – Es war derselbe Brief den ich Herrn S. in London vor zwei Jahren zugestellt und der auf der vorhergehenden Seite in diesen Blättern zu ersehen ist.

Das Angesicht von Beethoven, das nur stoßweise sich erheitert, schien als wenn die Sonne von hinter einem Gebirg von schwarzen Wolken sich hervordrängt und die letzteren mit ihren Feuer strahlenden [Blicken] durchlöcherte; also erheiterte ihn alles was er von uns vernahm, welches Haslinger durch seine Gebärden zu ihm bemerkte. ›Ja, ich bin heute froh und heiter: – Nah, wie gefällt's im alten Wien? wo man ißt und trinkt, schläft und.... Ah jeder lebt hier auf seine Weise, spielt und singt was er selbst gemacht.‹

Also stand ich endlich vor Beethoven, der mich in seinem täglichen Anzug, nicht in einem saubern, beblümten Schlafrock, mit offenem Herzen empfing.

Beethovens Person war unter mittlerer Größe, von starkem Knochenbau, so wie Napoleon, gestaucht, von kurzem Nacken und breiten Schultern aus welchen ein großer runder Kopf mit starkem Haarwuchs, verwirrt, empor strebte. Sein großes tiefliegendes Stech-Auge, das zu blitzen schien und in der Seele des vor ihm stehenden Individuum sich Eingang zu versichern wußte, welches aus seinen Worten nachher deutlich zu vernehmen war.

Beethoven sprach sehr gern und viel und hatte eine übertriebene Meinung von London und dessen hochgebildeten Einwohnern: – ›Engelland steht hoch in der Cultur! In London weiß jeder Mensch etwas, und weiß es gut, aber der Wiener, der weiß von Essen und Trinken zu sprechen, und singt und klimpert Music von wenig Bedeutung anitzo, oder die er selbst fabricirte.‹

›Ich wünsche aus meinem Neffen Carl einen Menschen zn machen, den ich seiner nichtswürdigen Mutter abgekauft habe, und wünsche ihn nach einer hohen Schule nach Sachsen zu schicken, und jeder Gulden den ich durch die Anstrengung meiner Kräfte gewinnen kann, ist für seine Erziehung bestimmt. Carl soll auch englisch lernen und zu Ihnen nach London kommen, um auch etwas zu werden, aber unsere klugen Obern wollen es nicht zugeben, er soll in Wien ein Alltags Mensch werden und bleiben.‹

Beethoven nun fragte ängstlich, was wohl die Unterhaltung eines jungen Menschen, wie sein Carl, in London ein Jahr zu verweilen kosten möchte? Um meine Meinung deutlich zu vernehmen, legte er mir seine Noth- und Hilfs-Blätter nebst einem Bleistift vor, worinnen ich ihm meine Antwort schreiben sollte. Sein Auge folgte den Zügen meines Bleistifts, und [er] sprach das kaum vollendete Wort laut aus, und nachdem er vernommen was er wünschte zu wissen, schüttelte er mißmuthig den Kopf und beklagte sich [123] bitter über die Musikverleger die ihm fast nichts für seine großen Compositionen, die ihm so viel Zeit und Kopfzerbrechens gekostet, geben wollten.

›Bleiben Sie in Baden,‹ fuhr Beethoven fort ›und besuchen Sie mich; so viel Sie wollen, ich habe gar manches mit Ihnen zu reden,‹ – und ich versprach's zu thun. – Als nun die gewünschte und gefürchtete Audienza so gut abgelaufen war, sagte ich im Weggehen zu meinem Begleiter – ›da Sie, mein verehrter Freund, so viel über den von seinen Fantasien gequälten Geist vermögen, könnten Sie ihn wohl bewegen in Ihrer Gesellschaft mit mir zu speisen, nehmlich in meinem Gasthofe, welcher einen so schönen beschatteten Garten hinter den neuerbauten Gasthofs-Gebäuden hat?‹ – ›Ich wills versuchen,‹ war seine Antwort, ›und es Ihnen so bald wie möglich wissen lassen.‹

Beethoven genehmigte die Einladung unter der Bedingung, daß man im Garten speisen würde. – Oh, wie dankte ich meinem guten Genius, der mich bis hieher so glücklich geleitet!

Und nun hatte ich nichts angelegeneres als mich mit dem Gastwirth zu berathschlagen wegen der Speisen, die der Tisch enthalten sollte. Ich fragte ihn ob er vielleicht wisse was der wunderliche Mann wohl gern genieße, und ich bat ihn darauf, besonders bei der Wahl der Speisen, besonders Rücksicht zu nehmen. – ›Ja, ja, mein verehrter Herr, das weiß ich, Fische, ja Fische, die liebt er sehr, wunderlich ist Beethoven, aber gut ist er! das ist aller Welt bekannt, mein Herr!‹

Nun stand der Tisch rauchend in einem schattenreichen Garten, bereit die Gäste mit einfachen doch guten Speisen zu bedienen. Herr H. und einige Freunde von ihm nur harrten des großen Künstlers, der uns mit seinem Neffen Carl, so eben uns entgegen trat; mit heiterer Miene beäugelte er, und seine Nase verspürte den Geruch der Fische. – Nach einem kurzem Gruß, packte er den Tisch mit beiden Händen an, und bedeutete uns solches auf der entgegengesetzten Seite es [auch?] zu thun, um den Tisch so zu stellen, daß die Sonne den für ihn bestimmten großen Stuhl beschien, welche ihre erquickenden Strahlen heute unserm verehrten Gast zu Liebe vom blauen Himmel, durch laubvolle Bäume, unsern Tisch mit lebender Goldfarbe bemalte. Beethoven nun setzte sich nieder in den von uns für ihn bestimmten großen Stuhl und hub lachend den Deckel von der Fisch-Schüssel ab: ›Brav, brav, hier seh' ich Fische! Ja! Fische esse ich gern, nur sind sie in diesem Lande nicht gut! Die Fische die aus der See kommen, das wäre eine Speise für mich, wie die man in London auf den Tisch bringt.‹ – Nun sprach er in einem fort, und schalt auf die Wiener Köche und Weinhändler, die alles verfälschen (›vergiften‹ war das Wort): ›Ja, ja, so ist's.‹ – Nun gieng's auf's Lob der Engländer, die alles zu schätzen wissen, was kräftig, gut und schön ist.

Die Franzosen denen er nicht günstig war bekamen manche Hiebe, die er für schlechte Kenner des Wahren Guten und Schönen in der Music hielt, so wie auch in der Politik, welches sie hinlänglich bewiesen und noch beweisen!

Nun gieng's über die Wiener, über den Geschmack der sich so sehr verändert, ja, verschlimmert. ›Für das Gute, das Kräftige, kurz für die wahre Musik, hat man keinen Sinn mehr! Ja, ja, so ist's Ihr Wiener! Rossini und Consorten die sind euere Helden! Von mir wollen sie nichts mehr! [124] Manchmal holt Schuppanzigh ein Quartett von mir hervor: zu den Symphonien haben sie nicht Zeit, und den Fidelio wollen sie nicht!212 Rossini, Rossini geht euch über alles. – Vielleicht euer seelenloses Geklimper und Singen, eure eignen Machwerke, womit Ihr euch für die wahre Kunst zu Grunde richtet – das euer Geschmack, oh! Ihr Wiener!‹ – Und so gieng's in einem gutmüthigen Tone fort, das nicht im geringsten weder Lieblosigkeit noch Eifersucht verrieth, welche Jeremiaden wir gutmüthig mit [dem] Kopf [nickend] oder schüttelnd und auflachend bejahten oder verneinten. – Als nun die untergehende Sonne uns zum Aufbruch mahnte, so ergriff Beethoven seinen Hut und Stock und mit seinen Neffen am Arm faßte er meine Hand und lud mich am dritten Tag mit ihm zu Mittag zu speisen ein, welches ich mit Freuden annahm.

Ich erschien also an dem von ihm bestimmten Mittag in seiner Wohnung. Einen Umstand zu erörtern, muß ich mir erlauben, welches eine etwas rasche Handlung während des Mittagsmahls, wo nicht rechtfertigen, doch entschuldigen ließe! –

Beethoven hatte seiner Haushälterin wiederholtemal befohlen, daß [sie] alles was jedesmal zum Mittagessen beordert sei, soll auf den Tisch stellen, und durchaus nichts, wenn er Platz daran genommen, nachgebracht werden sollte. Ob solcher Befehl gewöhnlich, billig oder unbillig war, ist hier nicht die Rede, kurz es war befohlen!

Also ward mir endlich der sonderbarste Wunsch den ich so lange im Leben gehegt erfüllt. Nun war ich innerhalb der Mauern die den Riesen der Tonkunst einschlossen. Ich war in der Stube, wo er seine Geistes.Werke zu Papier brachte, ich saß neben ihm, von ihm eingeladen, an seinem Tisch um ein Mittagessen, das er für mich zu bewirthen, hatte bereiten lassen, mit ihm zu genießen. Wunderbar! ja! –! Das Andenken an ein so gewünschtes, so gefürchtetes Ereignis setzt mein Blut noch (indem ich dieses schreibe) noch in Wallung! Ein Mensch, der ich war, von einer blöden, schüchternen und anspruchslosen Natur, die bis in den Sommer des Lebens, nach so vielen Reibungen im Strudel des Lebens, noch öfters davon überfallen bin; könnte ohne Furcht, ja mit Zuversicht sich einem Charakter wie Beethoven nähern, dessen Geistes-Werke die gebildetsten in der Musik aller Nationen, von dem Pallast bis [zu] der in niederem Stande für das Große und Schöne empfänglichen Brust, konnte erheben und in Staunen setzen? Was konnte dieses Wunder bewirken? War es Sympathy? War es Geistes Einklang? Welcher Geist kann ihre Fäden entwirren? Doch so war es!

Ein über mir waltender, guter Genius war es, der mich einmal einen wahren Menschen, den ich so lange gesucht und nicht gefunden, schauen zu lassen, einen Menschen, der von den Verunglimpfungen des Glücks verfolgt und nur mit den Waffen des Geistes sich einigen Ersatz erwerben konnte, um mich durch sein Beispiel, einer ähnlichen213 Verfolgung ohne Murren ertragen, mich aufzumuntern.

[125] Nun saß ich ganz allein mit Beethoven, an seinem wohlbesetzten Tisch. Zwei hohe, altvätrische Flaschen voll von röthlichem Wein standen ihm zu beiden Seiten und eine kleinere Flasche auch glänzte zu seiner linken, den Nachtisch zu verherrlichen!

›Was Sie hier finden werden, sind einfache Speisen, nicht vergiftet vom Koch, so ist auch der Mein unverfälscht und natürlich. – Itzt zugreiffen und gegessen und getrunken, was Gott bescheeret.‹

Ich folgte seinem Exempel und ließ mich nicht saumseelig finden. Der Wein, der rein und gut war, erweckte die Lebensgeister bei meinem Wirth, der immer die beiden Gläser so recht behaglich füllte und leerte, und seinem Gast immer das erste zuschob, und da er ununterbrochen fort sprach: so kamen witzige und drollige Einfälle ans Licht, worüber er oft selber laut auflachte, und ich mit klatschenden Händen dieselben bejubelte. In einem solchen Erguß schlich sich seine mürrische Haushälterin zur Thür herein und setzte eine Schüssel mit Nudeln auf den Tisch, glaubend sie würde nicht bemerkt werden, als plötzlich Beethoven laut aufschreiend zu ihr, ›du widerspenstiges Weib, wer hat dir geheißen das Verbotene zu thun?‹ – Er schob ihr die Schüssel mit den rauchenden Nudeln entgegen, die sie mit der Schürze auffing – die Alte die ihren Herrn kannte entfernte sich so geschwind wie möglich und laut aufbrummend verschwand sie.

Nun langte Beethoven die kleine Flasche her. Sie war mit dem köstlichen Tokayer Wein angefüllt, und füllte die beiden Gläser bis an den Rand. ›Nun mein guter deutscher Engländer, auf ihre werthe Gesundheit.‹ Wir leeren erst die Gläser, [dann] mir die Hand reichend – ›Gut Glück auf die Reise und aufs Wiedersehen iu London!‹ – Nun bedeutete ich ihm die Gläser noch einmal zu füllen und schrieb eiligst auf seine Blätter – ›Nun gilt's auf's Wohl des größten lebenden Tondichters, Beethoven‹ – ich erhub mich vom Sitz, er folgte meinem Exempel, leerte sein Glas und meine Hand ergreifend – [sagte] – ›Und wie bin ich heute so ganz was ich bin und sein sollte, ganz aufgeknöpft.‹214 Nun ergoß er sich über Music nnd wie man solche gegenwärtig herabwürdige und sie ein Spiel niedriger und frecher Leidenschaft mache. – ›Wahre Musik‹ – sagte er, ›fände nur wenig Eingang in diesem Rossinischen (und Consorten) Zeitalter.‹ – Alsdann ergriff ich die Bleifeder und schrieb mit sehr deutlichen Buchstaben –

›Wen halten Sie für den größten Componisten der je gelebt?‹

›Händel,‹ war seine augenblickliche Antwort, ›für den beuge ich meine Knie‹ – und berührte mit dem einen den Boden.215

›Mozart,‹ nun schrieb ich hin.

›Mozart,‹ fuhr er fort, ›ist gut und vortrefflich.‹

›Ja,‹ schrieb ich, ›der selbst Händeln durch eine neuere Begleitung im Messias verherrlichen konnte.‹

›Der hätte sich auch ohne das erhalten,‹ war seine Antwort.

Nun schrieb ich. ›Seb. Bach‹.

[126] ›Warum ist er todt?‹

Ich schrieb augenblicklich, ›er wird wieder aufleben‹.

›Ja wenn man ihn studieren wird und dazu hat man nicht Zeit!‹

Weiter erlaubte ich mir zu schreiben. ›Da Sie die Verdienste eines Händels, selbst ein unerreichbarer Künstler in der göttlichen Kunst, so hoch und über alles erheben, so werden Sie gewißlich die Partituren seiner Hauptwerke besitzen?‹

›Ich, Ich armer Teufel, wie sollte ich dazu gekommen sein! Ja, die Partituren von seinem Messias und Alexander's Fest sind mir durch die Hände gegangen.‹

Konnte ein Blinder einen Lahmen beistehen und also vereint das Ziel erreichen was einzeln keinem möglich war, warum sollte im gegenwärtigen Falle, sich nicht von einem ähnlichen Bündniß ein gleiches Result(at) zu erwarten sein? – In dem Augenblick machte ich im Geist ein Gelübde, ›Beethoven, du sollst die Werke von Händel wonach dein Geist sich sehnt haben, sollten sie zu finden sein‹.«


Hier fügt Stumpff Anmerkungen bei, worin er erzählt, daß er bei seiner Abreise aus London eine größere Summe bei einem dortigen Bankhause niedergelegt, aber durch einen Bankrott dieses Hauses, durch Schelmenstreiche von Hauptpersonen im Hause veranlaßt, verloren habe. Er erfuhr davon schon in Wien, und als er es Beethoven erzählte, sagte dieser: »Also giebt's auch Spitzbuben in London! Doch dieser Schelmenstreich muß ärgern, aber nicht niederschlagen wird er bei meinem philosophischen Freund.« Dann berichtet er über seine Bemühungen, Händels Werke aufzufinden; das wird uns später beschäftigen.


»Die Rede war nun von Klavier-Instrumenten und Compositionen für dasselbe. Beethoven beklagte sich über die Unvollkommenheit des Flügels worauf in dem gegenwärtigen Zustand, man nichts mit Kraft und Effect vortragen könne!

›Ich besitze selbst ein Londoner Instrument, welches aber nicht das leistet was man von dorther erwarten sollte: Kommen Sie hier steht es im Neben Zimmer, in einem höchst elenden Zustand.‹

Als ich solches eröffnete, welch ein Anblick trat mir entgegen! Der obere Theil war tonlos und die zerrissenen Saiten waren in einander verwirrt, wie ein Dorn Strauch vom Sturmwind gegeißelt!

Beethoven bat mich ihm doch zu rathen was mit dem Klavier anzufangen sei. ›Könnte wohl der Klaviermacher Stein, wenn Sie sich mit ihm berathen, solches wieder in einen guten Zustand zu setzen vermögend sein?‹

Ich versprach seinen Wünschen willfährig zu sein. – So eben trat sein Bruder, ein Landguts Besitzer herein, welcher von mir gehört und froh schien mich hier zu treffen, weil er gar manches mit mir zu sprechen hätte, bat er mich sehr schmeichelnd ihn doch zu besuchen. Da es nun Abend war, so nahm ich Abschied von Beethoven und er begleitete mich bis an die Hausthür: er schien nun ganz verstimmt; er sagte mit umwölktem Gesicht – ›Dieses ist mein [127] Bruder – haben Sie nichts mit ihm zu thun. – es ist kein redlicher Mensch Sie werden von mir manche schlechte Handlung, die er sich schuldig gemacht, vernehmen. Leben Sie wohl!‹

Das war der Bruder, welchem Beethoven seine Compositionen verpfänden mußte wenn er in der größten Geldnoth war! Und der sich einmal in einem Briefe stolz unterzeichnete ›Gutsbesitzer‹, worauf sich der Ton-Poet in seiner Antwort ›Hirn-Besitzer‹ unterschrieb.216

Ein unbefriedigter Wunsch wurde immer reger in meiner Seele, nehmlich Beethoven spielen zu hören, und in dem Zustand [in welchem] sein Klavier sich befand, war es unmöglich. Ich begab mich unverzüglich zu Herrn Stein, Klaviermacher und entdeckte ihm meinen Wunsch und bat ihn mir beizustehen, um das Klavier in spielbaren Zustand zu setzen.217 Er versprach's und hielt Wort, und mit einigen von seinen Arbeitern mit Beihülfe meiner Seits, war das Piano bald wieder in einem spielbaren Zustand. Beethoven war mit seinem Bruder vor [für?] einige Tage verreist [wegen] Familien Angelegenheiten,218 und das war uns erwünscht, wir konnten daher ungehindert unsere Absicht erreichen. –

Nach seiner Zurückkunft kam sein Neffe, der seinen Onkel begleitet hatte mich zu ihm zu führen; unterwegs entdeckte ich ihm, das daß Klavier nun seine Sprache wiedergefunden und bat ihn ganz unbemerkt den bewußten Aufsatz darauf zu setzen und dann den Onkel mit dem Geschehenen zu überraschen.219

Also nach Abrede führte Carl seinen Onkel hin wo das Klavier stand und hob den Aufsatz hinweg; da erblickte Beethoven mit Verwunderung die neue Gestalt seines Klaviers, ausrufend, ›das hat kein Feind gethan!‹ – und ergriff meine Hand die er herzlich umfaßte mit einem Blick – wie wenn die [128] Sonne ein schwar zes Gewölk verscheucht und sich den harrenden Geschöpfen nun wieder in voller Majestät zeigt – also erschien das Angesicht heute erheitert – das einem schmutzigen Wuchergesicht mit einem lieblosen B. soeben entronnen. Nun setzte er sich unter den Schirm vor die Klaves und ein Tongewebe mit überraschenden Übergängen machte (n) die armen Saiten so wie das ganze Instrument erbeben und ein Chaos von Tönen entwickelt sich in die Herz ergreifendsten Melodien, kurz wer konnte mit Worten malen was die Fantasie eines solchen Geistes vermag! Also ward auch dieser Wunsch, den größten lebenden Künstler in der göttlichen Kunst, Musik, auf dem Klavier spielen zu hören – erfüllt! Den Tag darauf kam Beethoven zu mir mit umwölkter Stirn, ganz in der Frühe, und beklagte sich ganz bitter in abgerissenen Wörtern, über die Behandlung seines von schmutzigem Geiz besessenen Bruders und wie die Seuche [sic] des Geizes immer mehr um sich greise, daß es für einen ehrlichen Kerl immer schwerer würde seinen Magen zu füllen! ›Ja, ja, so ist's!! – Oh, ihr Geizhälse! wann werdet ihr satt werden!‹ Er nannte mir zwei mit Namen die die göttliche Kunst Musik selbst durch diese Seuche verunehren – ›schmutzige Geizhälse!‹.

›Ich muß mich in der unverdorbenen Natur wieder erholen, und mein Gemüth wieder rein waschen. – Wie steht's heute mit Ihnen? – Wollen Sie heute mit mir gehen, meine unwandelbaren Freunde zu besuchen – die grünen Gebüsche und die hoch strebenden Bäume, die grünen Hecken und Schlupfwinkel von Bächen rauschend? Ja, die Weinstöcke, die von ihren Hügeln der Sonne die sie befruchtete nun ihre Trauben zu reisen ihr hinhalten, zu schauen? Ja mein Freund? dort ist kein Brodneid, noch Betrug. Kommen Sie – kommen Sie – Welch ein herrlicher Morgen, verspricht einen schönen Tag.‹ –

Beethoven war heute sehr sauber gekleidet, wie wenn er im Concertsaal eintreten sollte: in einen neuen blauen Frack, blaue Pantalon, gelbe Weste und sehr weiße Halskrause und einen Hut mit einer hohen Krone, wie es damals in Wien Gebrauch war, und glänzende Stiefel waren das Finis seiner Kleidung!

Nun gings in raschem Schritt dem sehr beliebten und von allen Classen besuchten Helenenthal entgegen, wo der Kaiser selbst mit seinem hohen Hause lustwandelte und wo oft die sich begegnenden, durch einen engen Pfad sich drängen müssen. Unterwegs war von seinen großen Werken die Rede, die ich um ihn zu erheitern vorsätzlich zum Gegenstand machte. Ich bemerkte zu ihm, welchen großen Effekt seine Symphonien in unserm Concert-Saal stets bewirken und seine Pastoral-Symphonie, die Lieblings-Symphonie unserer Damen in London, deren Augen von Genuß funkelnd meinen Genuß verdoppelten. Aber wie ein Beethoven die Natur-Ereignisse mit Tönen vorstellen konnte ist allen ein Wunder, hinzufügend, ›daß die von solchen Schöpfungen begeisterten Kunst- Freunde sich nach einer zehnten Symphonie sehnten‹.220

›Ja in England wo man noch Sinn fürs Große hat werden auch Compositionen von Gehalt, wie ich vernommen würdig aufgeführt. Ich muß auch nach London und werde bei Ihnen absteigen.‹

[129] Wir kamen nun bei einem neu erbauten Schloß vor bei, welches, wie er sagte, der Herzog C. hat bauen lassen. – ›Sehen Sie hier (den) unsern großen Geschmack, in der Wahl des Orts wo man moderne Schlösser hinbauen soll! nicht wahr, da wo man dieRudera der Schlösser der Vorwelt erblickt, da gehören sie hin! Oh wäre mein Arm vermögend genug solches Gebäude wohin es gehört zu verschieben!‹

Jetzt naheten wir uns einem sehr romantischem Ort. Hohe alte prachtvolle Bäume erhoben ihre Wipfel dem blauen Himmel entgegen, dunkle Gebüsche tranken die Sonnen Strahlen und warfen sie wieder auf einen grünen Rasen-Teppich hin, auf welchem die Bewohner der Büsche umher hüpften, die für sie bestimmte Nahrung zu erhaschen. Ein rinnendes Wasser hörte man rauschen, hier ungesehen, das von einer Höhe herab schoß. Hier setzte sich Beethoven auf eine Rasenbank hin.

›Hier in [von] diesen Natur-Produkten umgeben sitze ich oft, Stunden lang und meine Sinne schwelgen in dem Anblick der empfangenden und gebärenden Kinder der Natur; hier verhüllt mir die majestätische Sonne kein von Menschen gemachtes Dreck-Dach; der blaue Himmel ist hier mein sublimes Dach. Wenn ich am Abend den Himmel staunend betrachte und das Heer der ewig in seinen Gränzen sich schwingenden Licht-Körper, Sonnen oder Erden genannt, dann schwingt sich mein Geist über diese so viel Millionen Meilen entfernten Gestirnen hin, zur Urquelle aus welcher, alles Erschaffene entströmt und aus welcher ewig neue Schöpfungen entströmen werden.‹

›Wenn ich dann und wann versuche meinen aufgeregten Gefühlen in Tönen eine Form zu geben – ach, dann finde ich mich schrecklich getäuscht: ich werfe mein besudeltes Blatt voll Verdruß auf die Erde, und fühle mich fest überzeugt, daß kein Erdgeborner, je die himmlischen Bilder die seiner aufgeregten Fantasie in glücklicher Stunde vorschwebten, weder durch Töne, Worte, Farbe oder Meißel darzustellen im Stande sein wird!‹

Indem er also mit Wärme seiner Brust Luft gemacht, erhob er sich rasch vom Sitz und blickt zur Sonne empor.

›Ja von oben muß es kommen, das, was das Herz treffen soll, sonst sind's nur Noten – Körper ohne Geist – nicht wahr? Was ist Körper ohne Geist? Dreck, oder Erde, nicht wahr? Der Geist soll sich aus der Erde erheben, worein auf eine gewisse Zeit der Götter Funke gebannt ist, und ähnlich dem Acker, dem der Landmann köstlichen Saamen anvertraut, soll er aufblühen und viele Früchte tragen, und also vervielfältigt hinauf zur Quelle empor streben woraus er geflossen ist. Denn nur mit beharrlichem Wirken mit den verliehenen Kräften verehrt das Geschöpf den Schöpfer und Erhalter der unendlichen Natur!‹

Wenn ich alles was mir in einem so kurzen Umgang mit einem so edlen in seiner Art einzigen Individuum auffallendes begegnet ist, bemerken wollte, so müßte ich ein Buch schreiben, und das erlauben mir meine dringenden so complicirten Berufsgeschäfte nicht – die auf Kopf und Zeit den ersten Anspruch zu machen Ursache haben, so wohl als die Gabe, das Gefühlte, das Gesehene kurz und bündig darzustellen, mir ermangelt, und welche nur durch gründlichen Schul-Unterricht in der Sprache und vielen Übungen in derselben sich kann eigen gemacht werden: Vortheile die mir nie zu Theil wurden, indem [130] ich schon im Jünglings-Alter nach England kam und seit mehr als 35 Jahren mich mit der Vervollkommnung einer Kunst beschäftigt die mehr mit Tönen als mit Worten sich verständlich machen muß.«


»Abschied von Beethoven.


Beethoven zuletzt begleitete mich bis an den Wagen der mich nun von ihm diesseits des Grabes trennen soll! – Nach einigen stummen Minuten in der Landstraße an dem Wagen der sich fertig machte abzufahren, zog er eine kleine Rolle Papier aus dem Busen: – ›Nehmen Sie dies Bild, das mein Gesicht vorstellen soll, von mir, als ein Andenken; zwar ist es nicht gut und von einem Freund der kein Künstler von Profession ist auf Stein gezeichnet‹. –221

Nun blickte er mich starr an indem er meine Hand ergriff, welche ich zurückzog und solche zu einem Trichter formirte, und solchen an sein linkes Ohr preßte (welches er mir im freien schon erlaubt hatte) – ich rief nun folgende Worte scharf artikulierend ins Ohr, ›Sollte ich in London einen Künstler treffen dem ich das, das einen so tiefen Eindruck in meine Seele geprägt mitzutheilen vermag, so werde ich von dem besten Gemälde von Ihnen, das was noch fehlt, Ihren Gönnern zu Liebe ans Licht befördern‹.

Nun umschlang er mich in einer Art von Extase während ein Leichenzug uns entgegen kam, dem er aus dem Wege trat, und verschwand. Welche Ahndungen durchdrangen meine Seele, als ich im Wagen saß und helle Thränen träufelten mir vom Angesicht in den Wagen!«222


[131] Stumpffs Erzählung erfreut uns durch ihre Unmittelbarkeit ebenso und fast noch mehr als die aus den Vorjahren mitgeteilten; sie führt uns recht unmittelbar in Beethovens Lebensgewohnheit und Stimmungen hinein und erfüllt uns mit so großer Teilnahme und Rührung, daß wir kaum versucht sein möchten, im Einzelnen an derselben Kritik zu üben. Die Umstände und die Zeit, innerhalb welcher der Besuch stattfand, sind durch den Brief Streichers und ein paar Briefchen Beethovens, die weiter unten folgen, festgelegt. In den Einzelheiten der Unterhaltung mag Stumpff in seiner lebendigen Phantasie, nach einer langen Reihe von Jahren, manches ausgeschmückt haben. Insbesondere fällt die Ähnlichkeit einzelner Stellen mit den Erzählungen von Rochlitz und Schulz sehr auf und läßt es kaum zu, hier an zufällige Wiederholung der Ausdrücke Beethovens usw. zu denken. Stumpff hatte gewiß auch von der Literatur über Beethoven Kenntnis genommen; das Harmonicon, worin die Erzählung von Schulz stand, war 1824, der vierte Band von Rochlitz »Für Freunde der Tonkunst« 1832 erschienen, und es scheint nicht ausgeschlossen, daß Stumpff an der Lektüre dieser Erzählungen seine eigenen Erinnerungen auffrischte und halb unbewußt Züge aus jenen in seine eigene Darstellung, welche ja nicht für den Druck bestimmt war (wenigstens ist uns nicht bekannt, daß sie irgendwo gedruckt wäre) aufnahm.

Erläutert wird die Erzählung Stumpffs noch durch zwei kleine Briefe Beethovens, deren Abschrift er ebenfalls jenem Manuskripte einverleibte; dieselben tragen zur Chronologie jenes Besuches noch etwas bei.


»Baden, den 29sten September 1824.


Mein guter Freund Stumpff,


Wenn Sie mich nicht sehen so schreiben sie es nichts anderm als meiner gewohnten Einsamkeit zu. Das ziemliche Beobachten des ›Nulla dies sine linea‹, die schon kürzeren Tage hier im Gebürge wo man sich gern durch Spaziergänge und Genuß der freyen Luft, wie den schönen Gegenden, vor den bevorstehenden Plagen in der Stadt, noch stärken möchte trägt auch dazu bey.

Denken Sie deswegen zuweilen nicht weniger an ihren Freund


Beethoven.


Nachschrift.


Ich hoffe Ihre Gesundheit gewinnt. Ich glaube daß Sie mehr Bewegung zu Fuß machen sollen.«


[132] Hiernach hatte der erste Besuch bei Beethoven schon stattgefunden, und dieser entschuldigt sich, daß er Stumpff noch nicht wieder besucht oder bei sich gesehen habe. Demnach muß der Brief Streichers, der den ersten Besuch ankündigt, vor dem 29. September geschrieben sein.

Der folgende Brief wurde geschrieben, als Stumpff wieder in Wien war und seine Abreise nahe bevorstand.


»Seiner Wohlgeboren Herrn

Herrn Stumpff in Wien.

Mein verehrter Freund


Es würde sehr liebevoll von Ihnen seyn wenn Sie sich zu dem Herrn (Stein, Klaviermacher)223 begeben wollten, auf der Landstraße wohnt er, und denselben gütigst anweisen wollten, was mit meinem Instrumente von Broadwood geschehen soll?

Ich grüße Sie herzlich und bitte Sie mich in England nicht zu vergessen, so wie auch [an] die Schildkröte von 600 Pfund vom König von England für meine Schlacht-Symphonie zu denken.


Ihr bereitwilliger Freund, etc.

Lud. van Beethoven.

Baden den 3ten Oktober 1824.

oder September.«224


Inwieweit hierdurch die Erzählung Stumpffs im obigen ergänzt und vielleicht berichtigt wird, möge der Leser bei Vergleichung selbst entscheiden. Es scheint doch, daß er ein zweites Mal in Baden war.

Stumpff kehrte (nach einer Notiz in seinen Aufzeichnungen, bei Thayer) am 6. Dezember nach London zurück. Das Geschenk von Händels Werken wurde ausgeführt; es wird uns in den folgenden Jahren beschäftigen. –

Wir besitzen noch eine Erzählung von einem Besuche eines jungen Künstlers bei Beethoven aus diesem Jahre und etwa aus derselben Zeit, da er ebenfalls in Baden stattfand; sie steht in der Neuen Zeitschrift für Musik von 1838 (als sie noch R. Schumann redigierte), in den ersten Nummern (3 und 4, aus dem Januar), und ist »nacherzählt« von dem in den Schumannschen Schriften mehrfach freundlich-humoristisch erwähnten »Dorfküster Wedel«, hinter welchem Namen sich A. von Zuccalmaglio verbirgt. Wer der junge Künstler (der mit dem Namen »Moritz« eingeführt wird), gewesen ist, wird nicht gesagt. Die Erzählung ist den uns bekannten ganz analog; ein Unterschied liegt darin, daß der Besuch allein [133] gemacht wurde. Auch er erkundigt sich zunächst bei Haslinger und erfährt dort nicht viel Tröstliches, entschließt sich aber doch nach Baden hinauszufahren, schreibt dort einige Zeilen an Beethoven und begibt sich dann zu dessen Wohnung, erhält aber auch dort von der alten Haushälterin wenig hoffnungsvolle Auskunft. »Meine Schuld ist es einmal nicht«, sagte die gutmütige Alte, »wenn der Herr niemand Fremdes sehen will, aber er wird auch gar zu sehr durch Vorwitzlinge überlaufen, und von seinen Arbeiten und seinen Gängen abgehalten, weswegen er dann keine Ausnahme macht, um nicht alle machen zu müssen.« Doch trug sie den Brief hinein und kam nach einiger Zeit freundlich zurück; Beethoven hatte den Brief gelesen und wünschte den jungen Mann zu sehen. Der Besucher wurde ins Zimmer geführt, welches er uns beschreibt. Beethoven trat ein.


»Mit einem sicheren Schritt kam er auf mich zu. Ich kannte ihn gleich nach den Abbildungen, die ich von ihm gesehen hatte, und unter denen mir die Kreuzhuber'sche [soll heißen Kriehubersche] damals am ähnlichsten schien, und doch mußte ich wieder finden, daß alle nur etwas von seinem Wesen ausdrückten, daß sie dem Urbild gegenüber, sich nicht zu einem Ganzen abrundeten. Besonders schien mir die gedankenschwere Stirne von keinem der Zeichner recht gewürdiget, und die Glut des Auges, die mich zu durchblicken schien, nicht im entferntesten angedeutet. Die Locken des Meisters hatten sich schon bedeutend weiß gefärbt und umwallten den Kopf in einer nicht unfreundlichen Verwirrung. Trotz der weißen Haare aber, trotz der hohen Stirn und dem blitzenden Auge, hatte der Meister nicht den Ausdruck der Einsamkeit, Abgeschlossenheit und trüben Zurückgezogenheit, in dem ich mir ihn gedacht hatte, im Gegentheil schwebte über das ganze Antlitz ein Zug ungemeiner Gutmüthigkeit, und Freundlichkeit sprach sich in all seinen Gebärden und Reden aus. Was seine leibliche Größe anbelangt, so schien mir diese fast unter dem Mittelmaße zu stehen, dabei war er aber von untersetztem gedrungenem Bau, der obschon in vorgerücktem, in beschleunigtem Alter, noch Kraft und Festigkeit verkündete. Was seine Kleidung betrifft, so erinnere ich mich nur, daß er einen langen grauen Überrock trug, der eben so reinlich als anspruchslos sein Hauskleid sein mochte, da er eben von einer Arbeit aufgestanden war, mir Gehör zu geben; daß er ein Halstuch schlicht umgelegt, kurz daß nichts in seiner Tracht weder schmuzig noch nachlässig, wie man sich gewöhnlich geistreiche Künstler gekleidet denkt, noch so geleckt und gesucht war, wie ich viele kenne, die im Saale der seinen Welt als überschwenglich geistreiche Künstler sich geltend machen. Seine Tracht gab den ehrenfesten deutschen Bürger kund.«


Der Besucher gewann bei Beethovens freundlicher und herzlicher Bewillkommnung den Mut wieder und drückte ihm seine Bewunderung und sein Glück aus, ihn zu sehen. Da merkte er erst, das Beethoven ihn nicht verstand, und er brach in Tränen aus. Beethoven beruhigte ihn [134] und reichte ihm sein Heft und Schreibzeug hin. »So ganz bin ich doch nicht von der Welt, und denen die mich lieben abgetrennt –« sagte er begleitend. Die Unterhaltung floß nun leicht und heiter hin; Beethoven erkundigte sich nach den Jugendarbeiten des Besuchers, nach dem Leben in seiner Vaterstadt, nach den bekannten Meistern, die er auf seiner Reise gesehen, billigte oder berichtigte seine Urteile und wußte mit vielem Scharfsinn die Unterhaltung immer auf einen Punkt, auf ein Wort zusammenzudrängen, »so daß ich gewöhnlich nur ein einziges Wort ihm hinzuschreiben hatte, um mich ihm vollkommen klar zu machen.« Beim Abschied ersuchte ihn Beethoven ihm zu sagen, wo und wie er ihm dienlich sein könne, bat ihn in solchen Fällen sich wieder an ihn zu wenden, auch in Wien ihn ferner zu besuchen, und entließ ihn mit freundlichem Händedruck.

Diese Erzählung bringt uns zwar nichts wesentlich Neues, ergänzt aber in erwünschter Weise das, was wir aus ähnlichen Mitteilungen bereits gelernt haben.

Thayer besaß durch Micklay Abschrift eines kleinen Briefes von Beethoven, ohne vollständiges Datum und ohne den Namen des Adressaten, an irgendeinen jungen Mann, der von ihm Rat und Hilfe haben wollte; wir schalten ihn hier ein, ohne sagen zu können, ob er gerade hierhin gehört, da er uns ähnlich wie die vorige Erzählung in Beethovens Sinnesart blicken läßt.


»Euer Wohlgeboren!


Mit Vergnügen bin ich bereit Ihnen wie jedem großen Künstler zu dienen, wo möglich werde ich Ihr Zu trauen rechtfertigen, wenn Sie sich nur nicht selbst täuschen in dem, was Sie bei mir zu finden glauben.


Mit herzlicher Bereitwilligkeit

Ew. Wohlgeboren Ergebenster

Beethoven.

Wien

am 8ten August.«


Ob der Brief ins Jahr 1824 gehört, ist unsicher, da Beethoven schon seit dem 1. August in Baden war.

Czerny besuchte Beethoven 1824 in Baden; eine Notiz von ihm (in Jahns Nachlaß) ist wegen einer Äußerung über Napoleon interessant. »Im Jahr 1824 ging ich einst mit Beethoven in Baden in ein Kaffeehaus, wo wir am Tisch mehrere Zeitungen fanden. Ich las in einer derselben eine Ankündigung von Walter Scotts Leben Napoleons und zeigte sie Beethoven. ›Napoleon,‹ sagte er. ›Ich habe ihn früher nicht leiden können. Jetzt denke ich ganz anders‹.«

[135] Andere persönliche Beziehungen und Äußerungen aus dieser Zeit treten noch ein paarmal hervor; sie seien hier berührt, damit sie uns zugleich wieder zu musikalischen Absichten und Ereignissen zurückführen. Hans Georg Nägeli in Zürich, mit welchem schon ältere Beziehungen bestanden, hatte vor, eine Sammlung Gedichte herauszugeben, und hatte Beethoven gebeten225, Subskribenten für dieselbe zu sammeln und u.a. auch den Erzherzog Rudolph darum anzugehen. Beethoven erwies ihm diese Gefälligkeit und schrieb Folgendes an den Erzherzog:226


»Baden

am 23. Aug.

1824.


Ihre Kaiserliche Hoheit!


Ich lebe – wie?! ein schnecken Leben, die so ungünstige Witterung setzt mich immer wieder zurück, und unmöglich ist es bey diesen Bädern Herr seiner Hauß-Kraft wie sonst zu seyn – eben vor einigen Tägen schreibt mir der als musikalische Autor u. schriftsteller nicht unbedeutende Nägeli aus Zürich, derselbe gibt 209 Gedichte heraus worunter auch Musikal. Gedichte, u. hat mich sehr angegangen J. K. H. zu bitten, daß höchstdieselben doch auf diese Sammlung gnädigst subscribiren mögten, der preiß ist sehr gering nehmlich: 20 g. groschen oder 1 fl. 30 kr. – Wenn Ihre K. H. auf 6 Exemplare subschribiren [so!], so wird das sogar geschrey machen, obschon ich weiß, daß mein gnädigster Herr auf so etwas nicht achtet, für jetzt ist genug, wenn J. K. H. nur die Gnade haben, mir ihre willens Meinung hierüber zu eröfnen, das Geld kann erlegt werden, sobald die Exemplare ankommen, welches höchstens in ein paar Monathe geschieht, nun hat H. Nägeli gebittet, nun muß ich selbst für ihn bitten. Es läßt sich nicht alles abmessen nach der Schnur, Wieland sagt aber: wie leicht ist ein Büchlein ein paar Gr. werth, können also J. K. H. durch Vorsetzung Ihres erhabenen Nahmens [136] als Theilnehmer zur Unterstützung dieses Mannes diese Gedichte, ganz ohne Werth werden sie sicher nicht seyn. – indem ich überzeugt bin von der Theilnehmung J. K. H. an allem, was edel und schön ist, hoffe ich für Nägeli keine Fehlbitte gemacht zu haben, u. bitte nur, daß J. K. H. mir die schriftliche Erlaubniß ertheilen, Nägeli anzuzeigen, daß J. K. H. die Subscription genehmigen.


Ihre Kaiserliche Hoheit

mit Liebe und gehorsamster Treue

allzeit verharrender

Beethoven


Beethovens Bitte hatte Erfolg, der Erzherzog ging auf dieselbe ein. Beethoven berichtete dies bald nachher in einem Briefe227


»Baden,228 den 9ten September 1824.


Mein sehr werther Freund!


Der Kardinal Erzherzog ist in Wien, und ich, meiner Gesundheit wegen, hier, erst gestern erhielt ich von ihm in einem Schreiben die Zusagung: daß er mit Vergnügen subscribire auf Ihre Gedichte, wegen ihrer Verdienste, welche sie sich um das Emporkommen der Musik erworben haben und 6 Exemplare davon nehme, Titulation werde ich noch schicken, ein Unbekannter subscribirt ebenfalls darauf und das bin ich, denn da Sie mir die Ehre erzeigen mein Panegyriker zu seyn, darf ich wohl keineswegs mit meinem Nahmen erscheinen, wie gerne hätte ich auf mehrere subscribirt, allein meine Umstände sind zu beschränkt, Vater eines von mir angenommenen Sohnes, des Kindes von meinem verstorbenen Bruder muß ich sowohl für die Gegenwart wie für die Zukunft seinetwegen denken und handeln – ich erinnere mich, daß Sie mir auch früher geschrieben haben wegen Subscription, damals war ich so sehr kränklich, welche Kränklichkeit über 3 Jahre gewährt hat, nun befinde ich mich besser. – Schicken Sie nur gerade ihre gesammelten Vorlesungen auch an den Erzherzog Rudolph, widmen sie selbe ihm wo möglich, ein Geschenk erhalten Sie immer, groß wird es freilich nicht seyn, aber besser als nichts, sagen Sie ihm einige schmeichelhafte Worte in der Vorrede, denn Musik versteht er, und er lebt und webt darinn, mir thut es wirklich um sein Talent leid, daß ich nicht mehr so viel an ihm Theil nehmen kann als früher, ich habe hin und wieder noch Aufträge wegen Subscribenten auf Ihre Gedichte gegeben, welche ich noch erhalten werde, soll ihnen sogleich bekannt gemacht werden. –

Ich wünschte, daß Sie mir auch ihre Vorlesungen hierher übermachten, sowie die 5 stimmige Messe von Sebastian Bach, was Beydes kostet, werde [137] ich sogleich ihnen von hier aus übermachen – denken Sie übrigens ja kein Interesse von mir irgendwie was ich suchte, frey bin ich von aller kleinlichen Eitelkeit, nur die Göttliche Kunst, nur in ihr sind die Hebel die mir Kraft geben, den himmlichen Musen den besten Theil meines Lebens zu opfern, von Kindheit an war mein größtes Glück und Vergnügen, für andere wirken zu können, sie können daher denken, wie groß mein Vergnü gen ist ihnen etwas behülflich zu seyn, und ihnen anzuzeigen, wie ich ihre Verdienste schätze, ich umarme sie als einen Weisen des Apollo, deshalb von Herzen der Ihrige


Beethoven.


Wegen des Erzherzogs schreiben Sie mir nur bald, weil ich alsdann die Einleitung dazu treffen werde, um Erlaubniß der Dedication brauchen sie nicht einzukommen, er wird und soll überrascht werden.«


Die weiteren Bemühungen Beethovens entsprachen nicht diesem Anfange; nach seiner Rückkehr in die Hauptstadt schrieb er nochmals an Nägeli Folgendes:


»An Seine Wohlgebohrn Hr: Georg Nägeli Berühmten Schriftsteller in Zürich.229


Wien

den 17ten

Novemb.

1824.


Mein sehr werther

Freund!


überhäuft u. bej der späten Jahreszeit nicht gesund fühlend wieder kränklich, glauben Sie mir war es nicht möglich ihnen eher zu schreiben, ihre Abschriften230 anlangend erhielt ich noch nur Subscribenten auf 2Exemplare Hr. A. Bihler Erzieher der Familie Seiner Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Karls – den Erzherzog selbst zu erlangen ward versucht jedoch vergeblich – überall habe ich angespornt leider ist man hier zu überschwemmt mit zu Vielem – dies ist alles, was ich in der Geschwindigkeit ihnen schreiben kann, auch in Haßlinger habe ich deswegen gedrungen – vergebens – man ist wirklich arm hier in Oesterreich (?) und für Kunst und Wissenschaft bleibt wenig durch die durch den Krieg noch immer fortdauernden drangsolle Zeiten – Was später die Honorare anbelangt so werde ich dieses gern231 besorgen, nur schreiben sie mir brieflich232 wohin? ich umarme sie im Sinne u. rechnen sie allzeit


auf ihren Sie

hoch ehrenden

wahren Freund

Beethoven


[138] Dann schrieb Nägeli noch einmal am 21. Februar 1825; der Brief mag des Zusammenhanges wegen gleich hier folgen.


»Verehrter Freund!


Schon seit 2 Monaten sind meine Gedichte gedruckt. Vergebens hoffte ich auf eine Beyschlußgelegenheit. Nun sende ich sie nächster Tage an das wohllöbliche Oberpostamt in Wien ab, mit der Meldung an dasselbe, daß das Paquet eine Büchersendung enthalte, worauf S. K. H. (u.) E[minenz] der Erzherzog Ru dolph zu subscribiren geruht haben. Ich schließe denen 6 für Seine K. H.+E. bestimmten Exemplaren die 2 für Herrn Biehler und dasjenige für Sie bei, nicht zweifelnd, Sie werden bei Ihrem engen Verhältniß mit Sr. K. H. u. E. diese 3 übrigen Exemplare bequem beziehen können. Ihr Exemplar als Freundesgeschenk anzunehmen, werden Sie mir hoffentlich nicht verweigern.

Unter die Dichtergrüße hätte ich gern auch einen an S. K. H. und E. beigefügt; allein da ich ein protestantischer und republikanischer Dichter bin, so habe ich es doch nicht wagen wollen, obwohl ich überzeugt sein darf, daß Seine K. H. u. E. als ein so aufgeklärter Geistlicher und weltlicher Fürst auch an denjenigen Gedichten keinen Anstoß nehmen werden, die etwa von Ferne an Politik oder an Confessionismus erinnern, und wer weiß, was künftig noch geschieht.

Die Herausgabe meiner Vorlesungen will Herr Cotta noch bis künftigen Winter verzögern und ich muß es zugeben.


Zürich 21. Febr. 1825.


Mit Hochachtung und Freundschaft

H. Georg Nägeli.«


Eine andere persönliche Beziehung Beethovens zu einem Kunstgenossen fand ihren Ausdruck in einer kleinen Komposition. Die Zeitschrift Cäcilia, für welche er ja Beiträge zu liefern versprochen hatte, brachte 1825 im April (N. I S. 206) einen Kanon »auf einen, welcher Schwenke geheißen«, der nach einer Überschrift in Wien »Für Hrn. Schwenke aus Hamburg, 17. Nov. 1824«233 komponiert ist. Die Worte sind: »Schwenke dich ohne Schwänke.« Der Kanon ist vierstimmig und nicht ohne Humor komponiert. Carl Schwencke, geboren in Hamburg am 7. März 1797, war Sohn des Direktors der Kirchenmusik und Kantors am Johanneum Christian Friedrich Gottlieb Schwencke, begabter [139] Klavierspieler und Komponist, lebte unstet an vielen Orten und ist nach 1870, man weiß nicht wann und wo, gestorben. Durch seinen Neffen F. G. Schwencke, Organisten an S. Nicolai in Hamburg, hatte Thayer nähere Nachrichten über ihn erhalten, welche wir in ihrer Ausführlichkeit hier übergehen müssen. Nur folgende Stelle sei mitgeteilt:


»In Wien wurde ihm das Glück zu Theil, Beethoven, den sonst so schwer zugänglichen, mehrfach besuchen zu dürfen u. von ihm freundlich u. wohlwollend aufgenommen zu werden. Aus dieser Zeit datirt der in Beethovens Werken erwähnte Canon ›auf Einen, welcher Schwencke geheißen.‹«


Karl Schwencke hatte schon vorher folgenden etwas überspannten Brief an Beethoven geschrieben, der sich in seinem Nachlasse fand.234


»Herr Capellmeister Louis van Beethoven

Wohlgeboren in Wien.

Herr Kapellmeister!


Wenn die Welt originell ist, welch' jämmerliche Filosofen sind dann die heutigen Componisten, wie alltäglich, wie gleich zeichnen diese dieselbe.

So klagte ich dem Apollo, als er mich vor einigen Jahren als Lehrjunge in seine Dienste nahm, worauf er mir das Studium Ihrer Zeichnungen anwies; welches mir zur erfreulichsten Genugthuung das Resultat lieferte, daß er unter seinen tausend Candidaten doch einen würdig gefunden, ihn als Doctor von seinem Catheder zu entlassen. Zugleich ward aber auch dadurch ein Wunsch in mir erzeugt, der mich nöthigt, an Ihre Güte zu appelliren. Er lautet: ›Etwas von ihrer Handschrift zu besitzen.‹

Daß dieser Wunsch nichts weniger wie originell ist und ich dadurch in eine gleiche Verdammniß mit obgenannten Filosofen gerathe, fühle ich sehr wohl; doch die Hoffnung, daß Sie, gleich dem Apollo als er Sie zum Doctor ernannte, auch einmal gestimmt sein könnten eine Ausnahme von der Regel zu machen, hat mich angefeuert, diesen Versuch zur Erreichung meines Zwecks zu wagen.

Als Beweis, daß ich die Noten kenne, füge ich mitfolgendes kleine Machwerk bei


Hochachtungsvoll

Carl Schwencke.

Adr. C. F. G. Schwencke

Musikdirektor in Hamburg.«


(Folgen sechs Seiten Musik.)


Die persönliche Bekanntschaft fällt nach obigem in die letzten Monate des Jahres 1824.235

[140] Die letzte Begegnung hat uns wieder in Verbindung mit einer kleinen Komposition Beethovens gebracht; es wird an der Zeit sein, nach seinen musikalischen Plänen und Erzeugnissen in diesem Jahre überhaupt zu fragen, über welche seit der Beendigung der neunten Symphonie, die ja noch in den Anfang des Jahres fiel, nichts zu sagen sich fand. Daß das neue Oratorium und die Oper für jetzt zurückgelegt waren, wissen wir aus den früheren Mitteilungen. Aber es taucht noch ein anderer Plan auf, nicht aus Beethovens Initiative, sondern durch einen Verleger veranlaßt – der einer vierhändigen Sonate für Klavier. Diabelli hatte ihn schon früher darum angegangen und schrieb ihm nunmehr am 7. August nach Baden:236


»Wien den 7. Aug. 1824.


Herr Ludw. v. Beethoven


Da ich weder ein Schreiben von Ihnen erhalte, vielweniger Euer Wohledlen selbst zu sehen bekomme, so bin ich mit diesem so frei mich anzufragen, ob ich bestimmt darauf rechnen könne, daß ich eine große 4händige Sonate in F. von Ihrer Hand er halte. Da ich meinen Geschäftsbetrieb, nach den zu erhaltenden Werken einrichten muß und mir an einer großen Sonate a 4 M. sehr viel liegt, so bitte ich mir sobald es nur möglich, wissen zu lassen, ob ich noch in diesem Jahr darauf rechnen kann, welche [?] zu bekommen. Zugleich wünsche ich auch den Preis davon zu wissen. In Erwartung einer baldigen Antwort verharre ich mit vorzüglicher Achtung


Dero bereitwilligster Diener

Ant. Diabelli

von Wien«

P. F. »Herrn

Herrn Ludw. van Beethoven

berühmter Tonsetzer

in Baden

wohnhaft in Guttenbrunn im Schloß.«


Beethoven schrieb an den Rand des Briefes:


»am 24. Aug. beantwortet [B–n


Seine Antwort war folgende:237


[141] »Baden am 24 ten Aug. 1824


Lieber Diabelli!


Es war mir nicht möglich ihnen eher zu schreiben, sie wünschen eine große 4händige Sonate, es liegt zwar nicht in meinem Wege d. g. zu schreiben, aber ich will ihnen gern meine Bereitwilligkeit hierin zeigen, u. werde sie schreiben. Vielleicht läßt es meine Zeit zu, ihnen selbe früher als sie wünschen verschaffen zu können, was das Honorar angeht, so fürchte ich, es wird ihnen auffallen, allein in Betracht, daß ich andre Werke aufschieben muß, die mir mehr eintragen u. gelegener sind, werden sie es vielleicht nicht zu viel finden, wenn ich das Honorar auf 80 ⌗ in Gold festsetze, sie wissen daß wie ein tapferer Ritter von seinem Degen ich von meiner Feder leben muß, dabei haben mir die Akademien einen großen Verlust verursacht. – Sie können mir nun hierüber schreiben, denn wenn sie dies einwilligen, so muß ich es bald wissen, was den Ton anbelangt, so bin ich damit einverstanden.


Leben sie wohl,

Wie immer ihr

Freund u. Diener

Beethoven.«

(Aufschrift)

»An Seine Wohlgeb.

H...n Diabelli et C.

Kunst- u. Musikhändler

in Wien


Abzugeben

am Graben

No 1153.«


Diabelli war hocherfreut und antwortete noch im August:238


»Mit Vergnügen ersehe ich aus dem werthen Schreiben, daß Sie gesonnen sind meinen Wunsch zu erfüllen. Ich ersuche Sie daher höflichst mir eine große 4 händige Sonate zu schreiben, je eher je lieber. Was das Honorar betrifft, so bin ich mit Ihrem Wunsche einverstanden, und zahle Ihnen dafür 80 ⌗ in Gold, indem ich überzeugt bin, daß ihre Werke nicht für den Augenblick sondern für die Ewigkeit geschaffen sind. Zugleich ist es mir doppelt wert, da Sie bereits noch keine große 4händige Sonate geschrieben haben und sie hier auch viel freier und ungezwungener arbeiten können indem Ihnen die ganze Notatur [Tastatur?] zu gebothe steht und gleichsam eine ganze Armee von Tönen untergeordnet ist. Im vollen Vertrauen auf das gegebene Versprechen verharre ich mit größter Hochachtung


Euer Wohlgeboren

bereitwilligster Diener

A. Diabelli

von

Wien.«

[142] (Aufschrift)

»Sr. Wohlgeboren

Herrn Lud. van Beethoven

Berühmter Tonsetzer

in Baden

in Guttenbrunn im Schloß


zu eigenen Händen


Die vierhändige Sonate, auf die 80 ⌗ Dukaten geboten seien, erwähnt Beethoven auch in dem Konzept eines Briefes an Schlesinger von 1825. Eine kurze Skizze zu einem vierhändigen Stücke, in Es- oder E-Dur, führt Nottebohm II. Beeth. S. 540 an, welche aber hierher nicht gehören kann, da sie nicht in F steht,239 außerdem den früheren Skizzen zur neunten Symphonie benachbart ist. Andere Skizzen zu einem Werke dieser Art sind nicht bekannt; daß aber Beethoven eine solche Sonate schreiben wollte, geht aus seinem obigen Briefe hervor. Daß er diese Absicht wieder aufgegeben hat, wundert uns nicht; es liege nicht auf seinem Wege, dergleichen zu schreiben, hatte er selbst ja gesagt, und für die vierhändige Komposition für Klavier hat er, wie wir wissen, nie sonderliche Neigung besessen.

So bleibt uns für das Jahr 1824 nur noch ein Werk übrig, dem er nach Beendigung der neunten Symphonie und nach den Akademien seine Kraft zuwandte: das Quartett in Es Op. 127. Schon im Januar 1823 hatte er dem Fürsten Galitzin zugesagt, Quartette für ihn zu schreiben,240 hatte aber schon vorher begonnen, in dieser Gattung, in der er längst als Meister dastand, sich wieder zu betätigen. Am 5. Juni 1822 hatte er Peters geschrieben, daß er ein neues Quartett bald erhalte, der aber hatte es nicht nehmen wollen (IV 251, 257); das konnte nur Op. 127 sein, da ja Op. 95 längst erschienen war. Galitzin hatte bereits 50 Dukaten nach Wien gesendet, ließ dieselben aber dann als Zahlung für das ihm übersandte Exemplar der Messe gelten. Die Sorgen kennen wir, welche die Arbeit am Quartett einstweilen in den Hintergrund treten ließen. Am 10. März 1824 bietet er Schott »ein neues Quartett für 2 Violinen, Bratsche und Violonschell« für 50 Dukaten an, welches Schott sogleich anzunehmen bereit war. Am 19. März schrieb er an Neate, daß das [143] erste Quartett vollendet sei. Es war aber noch nicht fertig. Am 20. Mai kann er es noch nicht sicher zusagen, glaubt es aber am 6. Juli »ganz sicher binnen 6 Wochen« schicken zu können. Nach Holz (Lenz V S. 216) soll er es im September 1824 beendigt haben; dies ist jedoch nicht richtig. Noch am 17. September schiebt er den Termin der Absendung bis Mitte Oktober hinaus, im November bis zu den ersten Tagen Dezember, und am 17. Dezember sagt er, daß nur am letzten Satze noch etwas »zu schreiben« sei, sonst sei es vollendet. Am 16. Januar wurden Messe und Symphonie abgegeben, das Quartett noch nicht, doch verspricht er es von neuem für die nächsten acht Tage, und wieder am 19. März: »Das Violinquartett wird dieser Tage abgegeben.« Inzwischen war es am 6. März 1825 zum ersten Male durch Schuppanzigh aufgeführt worden; Wiener Verleger wollten es auch haben und boten ihm höheres Honorar, er blieb aber Schott treu. Am 7. Mai heißt es endlich: »Das Quartett werden sie nun schon erhalten haben, es ist dasselbe ihnen versprochene.«

Das Quartett erschien in der Tat bei Schott; im März 1826 wurde es als erschienen in der Cäcilia angezeigt. Der erste Satz enthält auf dem Originalmanuskript die Jahreszahl 1824; Beethovens Worte vom Dezember, am letzten Satze sei noch etwas zu schreiben, können sich auf die Kopiatur oder auf eine letzte Revision beziehen. Die Skizzen, welche Nottebohm als aus dem Jahre 1824 herrührend in der II. Beethov. (S. 210, 543) mitteilt, gewinnen hiernach ihre richtige Zeitbestimmung; wenn Schindler (II S. 111) berichtet, das Quartett sei in Baden skizziert, in den Wintermonaten ausgearbeitet und in den ersten Wochen 1825 fertig gewesen, mag er im allgemeinen das Richtige treffen. Wir dürfen das Quartett als die Hauptarbeit der zweiten Hälfte von 1824 bezeichnen; die ersten Wochen von 1825 werden über die Vollendung noch hingegangen sein.241

Mit dem Quartett in Es beginnt die denkwürdige Reihe der fünf letzten Quartette, welche den Inbegriff von Beethovens Schaffen in seinen letzten Jahren darstellen und innerhalb desselben durchaus eine Welt für sich bilden. Nicht nur von seinen früheren Ouartetten sind sie durch einen längeren Zeitraum geschieden (das in F-Moll war 1810 geschrieben, 1816 erschienen), sondern durch einen kürzeren auch von den großen [144] Werken der letzten Epoche. In diesen letzten Jahren hat er, unter den Einwirkungen seiner Leiden und Erlebnisse, keinen ernstlichen Anlauf mehr genommen, zu größeren Kompositionen für Chor und Orchester zurückzukehren, obgleich es ihm an Anregungen nicht fehlte; auch die Klavierkomposition war für ihn, den Gehörlosen, ganz verstummt. Das Streichquartett, das er beherrschte, dessen Klangfarbe er in seinem Innern aufs feinste vernahm, wurde jetzt für ihn das Organ, welchem er alles anvertrauen konnte, was ihn innerlich bewegte, das ihn zu liebevoller Arbeit einlud. Mit Liebe und Sorgfalt baute er die Gattung aus; die eigentümlichen Züge seines späteren Schaffens, über welche wir uns früher ausgesprochen haben, wird man vorzugsweise in diesen Quartetten zu suchen haben; hier war zuletzt der Mittelpunkt seiner Produktion, und daher scheinen uns diese Jahre im Vergleiche zu früheren Zeiten auf den ersten Blick so eigentümlich unproduktiv. Sie scheinen es nur; er war immerfort tätig, aber er arbeitete langsamer und bedächtiger. Ein Quartett 1824, zwei 1825, zwei 1826, das war der Inbegriff des Schaffens dieser Jahre, und an jedem arbeitete und feilte er lange; aber er entschädigt uns durch die wunderbaren Reichtümer seiner musikalischen Eingebungen, die Tiefe und ergreifende Wahrheit seiner Gedanken, die Kühnheit seiner Gestaltungen, kurz die Verinnerlichung seiner Kunst.242 In den Grundlagen der Gestaltung bleibt er im Ganzen bei der Überlieferung – so erinnert Bau und Folge seiner Sätze meist an das Bekannte – doch erlaubt er sich manche Freiheiten und versucht neue Gestaltungen; in den drei mittlern Quartetten hat er die Zahl der Sätze vermehrt und ist sichtlich darauf bedacht, den psychologischen Zusammenhang der Sätze noch mehr wie früher fühlbar zu machen; es soll eben alles Ausfluß der drängenden inneren Empfindung sein. Das fühlen wir besonders bei den Melodien, die uns alle eigenartig anmuten, wenn wir auch nicht immer mit Worten darlegen können, worin dies begründet ist; denn neue Bahnen schlägt er in der Melodiebildung nicht ein, die [145] Melodien sind einfach, mehrfach liedmäßig gebaut und stehen durchweg unter dem Gesetze der Schönheit und musikalischen Logik. Aber wie vertieft sich der Ausdruck! Wir haben den Eindruck, als ob die Melodien, mögen sie nun schmerzlich, leidenschaftlich, oder beruhigt, froh, stolz erhoben sein, unmittelbarer dem Herzen entströmen, als man je von ihm gehört, als wenn sie uns unvermittelter in dasselbe hineinblicken lassen; »es finden sich (in Beethovens letzten Werken) Melodien, die an Intensität, an Reinheit und Keuschheit der Empfindung, an Überschwänglichkeit einzig dastehen« (Wasielewski II S. 276). Man wird auch bemerkt haben, wie sie oft im Bereiche des Tongebietes, aber auch rhythmisch, weiter und in größerer Breite ausholen und sich ergehen, als dies sonst bei seinen in kürzerem Tonumfange gestalteten Melodien der Fall ist. Und wenn man sonst bei Beethoven die Abwesenheit der Phrase betont, so ist diese Eigenschaft hier auf dem Gipfel angelangt; da findet sich (Helm) nichts Nebensächliches, keine auf blos formellen Rücksichten begründeten Übergänge und Füllstücke, jeder kleine Satz, jede Figur ist sein erwogen und mit tiefem seelischen Gehalt getränkt. Kein Motiv bleibt verloren stehen, die thematische Kunst erscheint auf der Höhe. Aber auch die instrumentale und technische. Wo die Stimmen polyphon behandelt sind, geschieht es mit höchster Kunst und sprechender Wirkung, ohne daß überlieferte Regeln ihn beengen; bewunderungswürdiges Beispiel ist hier der Einleitungssatz des Cis-Moll-Quartetts. Die Instrumente sind ihrer Natur nach behandelt, treten vielfach individuell und selbständig hervor, jedes hat etwas besonderes zu sagen und trägt zur Gestaltung selbständig bei. Auf solistisches oder konzertierendes Hervortreten der einzelnen ist es freilich nicht abgesehen, die Herrschaft des musikalischen Gedankens duldet das nicht; auch orchestrale Anklänge durch Massenwirkung sind nicht vorhanden. Der Quartettstil ist rein gewahrt.

Das Quartett in Es ist, gleich den früheren, in vier Sätzen geschrieben. Es ist im ganzen, wie man wohl sagen darf, einer beruhigten, in sich befriedigten Stimmung entsprungen; die inneren Kämpfe, von denen uns die neunte Symphonie Kunde gibt, waren zur Zeit ausgekämpft, nach den Sorgen wegen der Akademien war die Luft am Schaffen wieder erwacht; ländliche Umgebung, schöne Natur und freundliche Begegnungen waren geeignet, seine Stimmung zu heben, wenn auch die Schmerzenstöne nicht ganz verstummt waren. Der erste Satz beginnt mit einem kräftigen Maestoso, welches in seinen vollen Akkorden und deren nachdrücklichem Aufsteigen zu höherer Stufe einen nachdrücklichen Entschluß, [146] sich über alles Störende zu erheben, atmet; die dreimalige Einführung gibt dem Satze eine natürliche Dreiteilung; im übrigen folgt er im ganzen der Sonatenform, die sich in kurzen, knappen Abschnitten und in klaren Motiven ohne alles Nebenwerk entwickelt. Das Hauptthema (Allegro 3/4)243, zu welchem durch eine sanfte Kadenz übergeleitet wird, ist von ungemein köstlichem, beruhigendem Charakter und mutet (besonders in der beweglichen Achtelfigur) wie ein milder, schmeichelnder Zuspruch an, dem sich das Herz des starken Mannes willig öffnet. Der Komponist schreibt teneramente darüber. Eine frohe und kräftige Erhebung antwortet, die aber bald in trübere Bewegungen übergeht und nach G-Moll führt. In dieser Tonart tritt ein klagendes Thema auf (man kann es füglich das zweite Thema nennen), in dessen Entwicklung das Anfangsthema hineinklingt, und wir werden – neu und eigenartig – zu einem Abschlusse in G-Moll geführt. Leise wendet sich am Schlusse die Tonart nach G-Dur, und dem beginnenden Ermatten stellt sich in dieser Tonart das machtvolle Maestoso energisch entgegen; ihm folgt in gleicher Weise wie zu Anfang das tröstende erste Thema, welches aber in veränderter Gestalt sich entwickelt; das Anfangsmotiv wiederholt sich, steigt nach oben; ausdrucksvolle Begleitungsgänge, dazu eine kurze Achtelfigur treten hinzu, das Thema nimmt einen fragenden, unsicher verlangenden Ausdruck an; die schönen Imitationen sind zu beachten. Wir haben hier vor uns, was man sonst die Durchführungspartie nennt, die freilich gegen sonst viel kürzer behandelt ist. Nach kurzer Beruhigung, wo der ausdrucksvolle Begleitungsgang in Violine und Bratsche nach As-Dur beschwichtigend führen will, kommt eine kurze leidenschaftliche Stelle mit dem Ausdrucke heftigen Widerstrebens; am entscheidenden Schlußpunkte stellt sich das Maestoso wieder entgegen (C-Dur) mit Nachdruck hinausweisend, dann wird die Hauptbewegung des ersten Themas, begleitet von einem immer wiederholten eigensinnigen Achtelmotiv 2. Abteilung in wechselnder Lage eingeprägt (Schmerz und Leidenschaft sollen verbannt werden), und so gibt sich das Gemüt wieder sanftem Zuspruche hin. [147] Unvermerkt ist das Hauptthema wieder da, der Hauptsatz nimmt seinen Verlauf von neuem, mit wirksamen Änderungen in den Instrumenten und der Figurierung, auch in der Stimmung. Das klagende zweite Thema, früher G-Moll, erscheint jetzt in der Durtonart und in beruhigtem Charakter; die Mahnung des Maestoso braucht nicht mehr aufzutreten. Dem Schlusse schließt sich ganz in alter Weise eine Coda an, von unnachahmlichem Reize; die Elemente derselben sind das Hauptmotiv des ersten Themas und die schließende Achtelfigur desselben, welche in ihrer mehrmaligen Wiederholung


2. Abteilung

einen unbeschreiblich sanften, schmeichelnd tröstenden Eindruck macht; außerdem wird der sanfte Begleitungsgang aus der Durchführungspartie durch die Gegenbewegung in den Instrumenten noch gehoben. In voller Beruhigung klingt das schöne Stück aus, das in seinem klaren, übersichtlichen Vau und in seinen Einzelheiten zu immer neuem Studium einlädt. Wir verstehen nicht, wie man ein solches Stück jemals unverständlich nennen konnte, und gestehen offen, das dieser früher öfter gegen die letzten Quartette gerichtete Vorwurf für uns überhaupt nicht existiert.

Der zweite Satz (As-Dur) ist wieder eine Perle unter Beethovens Adagio-Sätzen; in seiner einfachen Schönheit, seinem tief gesättigten Ausdrucke, seinem Reichtum nur dem Adagio der neunten Symphonie vergleichbar. Es ist ein Thema mit Variationen, wie es Beethoven immer und gerade in seiner letzten Zeit besonders liebte. Nach kurzer Vorbereitung erklingt die einfache Melodie liedförmig in viertaktigen Perioden, abwechselnd von der Violine und dem Violoncell gespielt, mit einem ausdrucksvollen Nachspiele; in ihrem langsamen hoffenden Aufsteigen von so tief gemütvoller Empfindung, daß man momentan allen täglichen Sorgen sich entrückt glaubt. In der beweglichen 12/8-Bewegung bis zur None der Dominante steigend, dann zu weiterer Höhe sich erhebend, spricht sie ein sehnsüchtiges Verlangen aus, das im zweiten Teile zu sanfter Ergebung führt.244 Die erste Variation löst die Melodie in etwas bewegtere [148] Figuren auf; der Ausdruck der Hoffnung erscheint gesteigert; sonst wird die Stimmung festgehalten. Noch bewegter ist die zweite Variation (Andante con moto), in welcher der Wechsel der raschen Figuren in den Violinen und die Stakkato-Begleitung der tieferen Instrumente einen Ausdruck lebendiger, fast munterer Energie annimmt. Daraus leitet eine einfache Rückung, wie es nur Beethoven verstand, nach E-Dur, und schlägt nun in der dritten Variation, bei langsamerem Tempo, einen hochernsten Ton an; der mehrmals anklingende C-Dur-Akkord mutet wie eine feierliche Mahnung an. Ganz unvermerkt geht er wieder nach As-Dur über; zu der neu variierten Melodie (vierte Variation) tritt eine aufsteigende Achtelfigur, abwechselnd im Violoncell und in der Violine hinzu, durch wiederholte Triller noch besonders belebt; lebhaftere Wünsche werden festgehalten. An den sanft verklingenden, sinnenden Schluß dieser Variation knüpft sich eine gehaltene Periode, in welcher eine getragene Figur, zweistimmig, von den übrigen nur zurückhaltend begleitet, im Verlauf [149] doppeltkontrapunktisch behandelt, nach Cis-Moll führt; in ergreifender Weise wird As wiedergefunden, und die erste Violine bringt nach einer längeren Trillerkette noch eine weitere Variation; hier ist die Melodie in Sechzehntelfiguren aufgelöst, nur zart belebte Akkorde (man beachte die Synkopierungen) begleiten sie; weiterhin übernehmen die übrigen Instrumente die Sechzehntel, zu welchen die Violine in die Höhe steigende Töne ausdrucksvoll vernehmen läßt. Es bleibt immer noch etwas auf dem Herzen. Nochmals vertieft sich die sehnsüchtig verlangende Stimmung. Nach dem unerwarteten Abbrechen der Bewegung scheint das Ende des Stückes einzutreten; da ertönt aus dem tiefen Sinnen nochmals das E-Dur, dem setzt sich das As der Violinen entgegen und führt, in echt Beethovenschen Gängen, zu einem rührend bewegten Abschlusse. Es ist unmöglich, die fromme Ergebung, mit welcher sehnende Hoffnungen beschwichtigt werden, mit Worten zu schildern; es ist keinem je gelungen, so unmittelbar natürlich und doch in so schöner Form das bewegte Gefühl zum Ausdruck zu bringen, wie es hier durch Beethoven geschehen ist.

Der dritte Satz ist wesentlich auf ein kurzes springendes Motiv mit einem Trillerabschluß


2. Abteilung

gebaut, anfangs harmlos und schlicht erscheinend, dann aber im Zusammenspiel zu bedeutenden Wirkungen gesteigert.245 Eingeleitet wird es durch drei Pizzikato Akkorde, welche die Tonart feststellen. Da Beethoven über das Stück Scherzando vivace schreibt, so hat er ihm einen scherzenden Charakter beilegen wollen, den es in der Tat hat; nur daß durch den Scherz in der immer wiederholten kurzen Figur, die aber im Fortgange [150] nicht so kurzatmig bleibt, sondern sich zu größeren Perioden ausdehnt, etwas wie Trotz und Heftigkeit durchscheint. Das Thema steigt zuerst aufwärts, wird dann umgekehrt und erscheint in absteigender Bewegung; beide Bewegungen treten später zusammen oder in unmittelbarem Wechsel auf. Bemerkenswert sind hier so manche geniale Züge, die wir nicht alle aufzählen können; besonders der starke, im Zusammenklange aller Instrumente erklingende, gleichsam triumphierende Aufschwung der springenden Bewegung in Ges, und nach demselben die zweimalige Unterbrechung durch ein kurzes Sätzchen im 2/4-Takt. Wollte er die von ihm angenommene Einförmigkeit der Bewegung unterbrechen, oder hat es einen tieferen Grund? Ein starker unisono-Aufschwung hatte nach Es hinausgeführt und auf einen Schluß in G-Moll hingedeutet; diesen vollzieht, wenn man genau zusieht, das erste kleine Zwischenstück; noch ehe es völlig abschließt, tritt das kurze Sprungmotiv, zum verminderten Septimenakkord, unsicher und wie fragend ein, dann wiederholt sich kürzer der 2/4-Satz in C-Moll; die springende Bewegung kommt wieder, ordnet sich rhythmisch und harmonisch und führt nach Es zurück. Es ist, als wollte die Unterbrechung durch das 2/4 sagen: wohin soll das? das führt nicht zum richtigen Ziel. Also eine Mahnung, nicht aus dem gebotenen Wege zu weichen. Nach dem leise verhallenden, durch das nachschlagende Viertel belebten Schlusse wird nach dem Übergange nach Es-Moll das Trio gebracht (Presto 3/4), in welchem die erste Violine in gebundener Viertel-Bewegung in weit ausgespannten melodischen Gängen über vibrierender harmonischer Begleitung sich ruhelos ergeht; im zweiten Teile ergreift sie wiederholt einen festen Punkt auf der Durtonart (Des-Dur, Ges-Dur, B-Dur), während auch die Begleitung sich zu festen, stellenweise stark akzentuierten Akkorden verlangsamt; eine innere Ruhe aber tritt nicht ein, es ist eine Art trotzigen Triumphs, der aber keine Befriedigung bringt, ein sprechendes Gegenstück zu dem Scherzo. Zu diesem wird dann nach eingetretener Beruhigung in genialer Weise zurückgeführt; es wird in seiner ganzen Ausdehnung wiederholt; nur vor dem Schlusse huscht das unruhige Trio noch einmal in seiner Hauptbewegung vorüber. Dieses Scherzo, eins der größten an Ausdehnung, ist sicher auch eins der genialsten in der Konzeption und Ausarbeitung.

Das Finale ist ein Ausfluß bewußt heiterer Stimmung und überrascht wieder (ganz im Gegensatz zu der gewohnten Auffassung von diesen letzten Werken) durch die ungemein übersichtliche und knappe Formgebung. Angelegt ist es nach der Beethoven längst vertrauten Rondoform, welche [151] aber, was den Anfang der Abschnitte betrifft, mit großer Freiheit beyandelt wird. Nach einer viertaktigen kräftigen Vorbereitung beginnt das Hauptthema in friedlich-heiterer Weise, erhält eine anmutige Fortsetzung in hübsch belebter Mehrstimmigkeit, und mit interessanten Imitationen wird rasch und ohne viel Vermittlung zu einem überaus heiteren und lebendigen zweiten Thema geleitet, welches sich mit humoristischem Zuge246 weiter entwickelt, dann mit einer sanfteren Figur, die auch später ausführlicher wieder auftritt und zur Grundtonart zurückführt. Hier wird nun zunächst nur der Einleitungssatz gebracht, sein Gang kurz weitergeführt und dann rasch nach C moduliert und hier das muntere zweite Thema in hoher Lage gebracht. Mit seinem Motiv und seiner Bewegung verbindet sich in humoristischer Weise das Anfangsthema des Hauptthemas 2. Abteilung, welches sich zu weitgespannten harmonischen Gängen (Bratsche) ausdehnt; die mit ihren Imitationen kunstvoll gestaltete und belebte Periode beruhigt sich allmählich, die Bratsche bringt leise (in As) das Hauptthema, welches dann bei dem Hinzutreten der übrigen Instrumente in anfänglicher Weise weitergeführt wird und mit dem Schlußmotiv in ein zartes Spiel mit der Wiederholung eines aus jenem abgeleiteten, weichen und schmeichelnden Motivs übergeht, aus dem sich dann (Violinen und Bratsche) das Hauptthema mit sinnvollen Imitationen und Begleitungen wieder entwickelt. Der Hauptsatz wiederholt sich; wir haben also die drei Hauptabschnitte des Rondos in klarer Abgrenzung vor uns. Aber beim Schlusse bereitet er uns noch eine neue Überraschung. Nach der Schlußwendung verlangsamt sich das Tempo und es erklingt plötzlich das helle C-Dur. In etwas gemäßigtem Tempo247 (6/8) löst sich nach einem langen Triller die kecke muntere Stimmung, das lebhafte Treiben ist plötzlich zerstoben und vergessen, Triolengänge in Sechzehnteln, wechselnd in den Instrumenten, wiegen uns in träumendes Sinnen ein. Das Hauptthema tritt nach und nach in allen Stimmen in wechselnder Lage, in gebrochener Gestalt


2. Abteilung

[152] auf und läßt in den Abschlüssen eine fragende Unsicherheit erkennen, bis sie sich gegen den Schluß zu größerer Bestimmtheit aufrafft; neben den chromatischen wie selbstvergessenen Klängen behauptet sich das Thema und führt, nachdem wir noch vor dem Ende das zagende Versuchen vernommen, zu siegreichem Abschlusse. Das ist einer von jenen Beethovenschen Sätzen der letzten Periode, an die sich zersetzende Erklärung und Beschreibung kaum heranwagen möchte. Verschleiert und unsicher erklingen die Töne, sinnend träumt er von Vergangenheit und Zukunft. Es ist ein Ausfluß jener ganz erdenentrückten Stimmung, in welcher der Meister nach so vielen Kämpfen sich wiedergefunden hatte.248 Das ganze Werk ist ein Erzeugnis der in sich gefestigten, dem Kunstideal aus der irdischen Misere immer wieder zugewandten verklärten Stimmung, ein Zeugnis von der ungeschwächten Erfindungskraft, die immer neue überraschende Blüten treibt, von einer womöglich noch gesteigerten Treue und Feinheit in der Ausarbeitung des Einzelnen. –

Das Quartett wurde von dem Schuppanzighschen Verein zum ersten Male am 6. März 1825 gespielt. Auf diese Aufführung kommen wir beim folgendem Jahre zurück (S. 179 ff.).

Das zweite der Galitzin-Quartette (A-Moll Op. 132) wurde auch noch 1824 in den Skizzen begonnen, aber erst im folgenden Jahre ausgearbeitet; seine Besprechung bleibt daher bis dahin aufgespart.

Für das Jahr 1824 haben wir noch einiges Biographische nachzutragen.

Im Laufe des Sommers 1824 war, wie wir schon erfuhren, der Neffe Karl in Beethovens Umgebung. Derselbe wird uns im folgenden Jahre ausgedehnter beschäftigen; hier seien uns nur einige Bemerkungen über ihn gestattet. Er lag noch an der Universität seinen philologischen Studien ob, kam aber an freien Tagen nach Baden hinaus. Seine Studien trieb er nicht mit besonderem Eifer und machte Beethoven schon damals viel Sorge. Noch am 1. August hatte sich dieser in einem Briefe an seinen Rechtsfreund Dr. Bach wegen des Neffen und des Testaments in folgender Weise geäußert:


[153] »Baden

Guten Brunn

am 1ten Aug.

1824.249


Werthester Freund!


Meinen herzlichen Dank für ihre Empfelung hieher, ich bin wirklich gut aufgehoben – an mein Testament Carl betreffend, muß ich sie erinnern, ich glaube wohl einmal vom Schlage getroffen zu werden, wie mein biederer Großvater250 mit dem ich Aehnlichkeit habe.

Carl ist und bleibt einmal Universal-Erbe von allem was mir ist, und nach meinem Tode noch weiter gefunden wird, da man aber Verwandten wenn sie einem auch gar nicht verwandt sind, doch etwas vermachen muß so erhält mein Hr. Bruder [?] mein französisches Clavier von Paris. Sonnabends könnte Carl das Testament mitbringen251, wenn es eben nicht ihnen im Mindesten beschwerlich fällt. Stein [Steiner] anbelangend, so will er sich begnügen am Ende dieses Monaths u. am Ende des Monaths September gänzlich seine Schuld abgezahlt zu sehen, – denn wenn es mit Mainz252 etwas wird, so dauert es eben so lange und die ersten 600 fl. sind ebenfalls an 2 der Edelsten Menschen abzutragen, welche mir als ich beinahe hülflos war, liebreich ohne alle Interessen mit dieser Summe entgegengekommen sind.253

Leben Sie herzlich wohl ich umarme Sie


Hochachtungsvoll

ihr Freund

Beethoven.«

Auf der Außenseite des Briefes steht

»An Seiner Wohlgeboren

H. Dr. v. Bach«


2. Abteilung

Im Laufe des Jahres, Anfangs Oktober, »als Beethoven daran war in eine andere Wohnung zu ziehen, die in der Johannesgasse gelegen war« (das war etwas später), soll nun nach Frimmels Erzählung (Biogr. S. 75) der Neffe entlaufen und erst mit Mühe wiedergefunden worden sei. Ein solches Ereignis erwähnt auch Vancsa (a.a.O. S. 17 vgl. Bd. IV S. 468), und mehrere Briefe Beethovens an den Neffen, die später zur Mitteilung kommen, nehmen ebenfalls auf dieses Vorkommnis [154] Bezug und erhalten durch dasselbe ihre Erklärung. Diese Briefe stammen nach Schindler aus dem Jahre 1825 und dahin weist sie auch der Zusammenhang der Ereignisse. Den Sommer 1824 brachte Beethoven von Anfang August ab in Baden zu; dort besuchte ihn der Neffe an seinen freien Tagen. Daß er während des Besuches von Stumpff und der Herrichtung des Flügels in seiner Umgebung war, wissen wir aus Stumpffs Erzählung; das war Ende September und Anfang Oktober. Wenngleich Beethoven in dieser und der früheren Zeit schon manche Sorge und Verdrießlichkeit mit dem Neffen gehabt hatte, so wissen wir doch aus dieser Zeit noch nichts von einer so scharfen Zuspitzung des Gegensatzes, wie sie in der folgenden Zeit herantritt. Karl war damals dem Oheim in seiner Korrespondenz behilflich, schrieb ihm z.B. am 8. Oktober den Brief an Czerny. Um dieselbe Zeit schrieb Beethoven folgenden Brief an Haslinger:254


»Baden

am Tage nach dem 6. Octob. 1824.


Bester!


Unser Benjamin ist heute früh schon hier eingetroffen, weswegen ich 17 und eine halbe Kanone habe abfeuern lassen255 – Frühere Begebenheiten ohne seine Schuld et sine mea culpa haben mich ängstlich gemacht, dem Himmel sei Dank es geht trotz meinenagitato's zuweilen alles gut und erwünscht. Es ist kein Wunder bei diesen armseeligen Anstalten, daß man wegen eines sich entwicklenden jungen Menschen in Angst ist, dabei dieses vergiftende Athmen der Drachen! – Hr. Max Stumpf anbelangend höre ich, daß er mich als seinen verlohrnen Sohn erklärt – Verlohren?! dies Bildniß etc. – Als Groß Siegelbewahrer erhaltet ihr nächstens das Diplom – Was aber die paternostergäßlerei betrifft, so halten wir dafür, daß dies ganz im Geheimen bleibe, denn es wäre doch endlich zu be fürchten, daß es dazu kommen würde, zu rufen und sich anzusehen sich zu sagen: dort geht ein paternoster-gäßler – Was nun meinen gnädigsten Herrn betrift, so kann er doch nicht anders als dem Beispiel Christi folgen d. hzu leiden ed il maestro nicht weniger – so ziemlich zollfreie Gedanken – auf Freud Leid auf Leid Freud – ich hoffe um eures besten willen daß heute das eine oder andere bei euch stattfindet – lebt wohl Bester – hieher mittelst vorläufiger Ankündigung nebst piringerischem256 Directorium solltet ihr doch noch einmal

Der eurige

Beethoven.«


[155] (Außenseite)

»An Seine Wohlgeboren

Hr. Philip von Haslinger in Wien.

Abzugeben im paternostergässel

am Graben in der paternostergäßlerischen

Steinerschen Kunsthandlung allda.«


Der scherzhafte Eingang dieses Briefes läßt nicht auf ein so eingreifendes, Beethoven jedenfalls tief erschütterndes Ereignis schließen. Das Entlaufen des Neffen gehört nach unserer Ansicht nicht hierher, sondern ins Jahr 1825, wo es wieder zur Erwähnung kommen wird.

Etwa in der ersten Zeit des November verließ Beethoven Baden und zog in die Stadt zurück. Dort bezog er eine neue Wohnung, wahrscheinlich die in der Johannesgasse Nr. 969.257 Das Haus, in dem er [156] wohnte, gehörte nach Frimmel einer Familie Kletschka. Von einem Verwandten dieser Familie, Dr. Jurie v. Lavandal, erfuhr Frimmel, Beethoven habe die Haushälterin und den Neffen ziemlich roh behandelt, so daß es zu lärmenden Szenen kam; auch sein Klavierspiel sei »mehr geräuschvoll als angenehm gewesen.« Auf die Beschwerden der Hausbewohner ist ihm dann die Wohnung gekündigt worden. Er zog dann, wie es scheint, in die benachbarte Krügerstraße (heute, wie Frimmel als wahrscheinlich angibt, Nr. 13). Im August 1825 erzählte er Breuning, ehe er ins Schwarzspanierhaus zog, er habe »kürzlich« in der Krügerstraße gewohnt (Gerh. v. Breuning S. 1). Dort wohnte er im zweiten Stock. Die Wohnung war »dürftig eingerichtet und unbehaglich.«

In dem neuen Stadtaufenthalte hat sich nun Beethoven, sobald es ihm die Verhältnisse gestatteten, wieder seiner Arbeit hingegeben; es war die Beendigung des Es-Dur-Quartetts und der Beginn des A-Moll-Quartetts, was ihn jetzt beschäftigte. Er befand sich bei seiner Rückkehr nicht bei bester Gesundheit, wie wir dem folgenden Briefe an Erzherzog Rudolf entnehmen:258


»An Seine Kaiserliche Hoheit

den durchlauchtigsten Erzherzog Rudolph

Eminenz u. Kardinal etc. etc.


Ihro259 Kaiserliche Hoheit


Krank von Baden hierher kommend war ich verhindert meinen Wünschen gemäß mich zu Eur. K. H. zu begeben indem mir das Ausgehen verbothen [157] war, Erst gestern war der erste Tag wo ich mich in der freien Luft wieder ergehen durfte.

Ihr gnädiges Schreiben traf mich gerade auf dem Bette liegend an, gerade im Schwitzen begriffen da mein übel Aufsein von Verkühlung herrührt, war mir das Aufstehen unmöglich, ich weiß daß J. K. H. ohnehin überzeugt sind daß ich nie die Ihnen geziemende Ehrfurcht außer Acht lassen kann. – Morgen werde ich vormittags das Vergnügen haben, meine Aufwartung zu machen, an Mitteln wird es ohnehin nicht hier fehlen den musikalischen Geist J. K. H. aufzuwecken, welches nicht anders als ersprießlich für die Kunst sein kann – mein Asyl – Gott sey dank –


Ihro Kaiserliche Hoheit

treu gehorsamster

Diener

Beethoven.«

den 18 November

1824.


Am Tage vorher hatte Beethoven (S. 138) an Nägeli geschrieben, und auch über seine Gesundheit geklagt. Es handelte sich dabei aber bei dem Meister, der ja eigentlich in diesen letzten Jahren nie bei voller Gesundheit war, doch nur um eine vorübergehende Störung, die auch, wie der Brief an den Erzherzog erkennen läßt, bald wieder gehoben wurde. Schindler erzählt freilich (II S. 112), daß Beethoven, noch ehe die Partitur des Es-Dur-Quartetts die letzte Feile erhalten habe, in eine schwere, viele Wochen andauernde Krankheit verfallen sei, in welcher ihn Dr. Braunhofer, den er anstatt Staudenheimers gerufen hatte, durch kräftige rücksichtslose Behandlung wieder vorwärts gebracht habe; erst in Baden (Sommer 1825) sei das Übel wieder vollständig gewichen. In diesen Wochen und Monaten gingen die Verhandlungen wegen des Verlages seiner Werke weiter, auch begann im Dezember wieder die Verhandlung wegen einer Reise nach England; in seiner Antwort an Neate vom 15. Januar 1825 ist von keiner Krankheit die Rede, ebensowenig in den Nachrichten über die erste Aufführung des Es-Dur-Quartetts. In der Zeit von Ende 1824 bis Anfang 1825 kann von einer ernstlichen Erkrankung Beethovens keine Rede sein, Schindler begeht hier infolge seiner ungenauen Erinnerung eine Verwechslung; er hat die Krankheit vom April 1825 im Auge, von welcher im folgenden Jahr zu reden ist.

Von dem neuen Plane einer Reise nach England war schon im Frühjahr, während der Verhandlungen wegen der Akademien, die Rede gewesen; Schindler sollte ihn begleiten.260 Jetzt erhielt Beethoven eine neue Aufforderung durch einen Brief des alten Freundes Charles Neate [158] in London, den wir, um die Angelegenheit verständlich zu machen, auch hier mitteilen müssen:261


»London am 20. Dec. 1824.


Theurer Beethoven!


Es war lange Zeit mein Wunsch sie in diesem Lande zu sehen, wo ich glaube, daß Ihr Talent, mehr als in irgend einem andern gewürdigt wird, ich habe nun von Seiten der philharmonischen Gesellschaft den angenehmen Auftrag erhalten, Sie hierher einzuladen, und ich zweifle nicht, daß Sie in einem kurzen Aufenthalt bei uns im Stande sein werden, eine hinlängliche Summe Geldes sich zu erwerben, und sich dadurch für die Beschwerlichkeiten der Reise reichlich zu entschädigen.

Die Phil. Gesellschaft ist gesonnen, Ihnen für Ihren Besuch 300 Guineen zu geben und erwartet dagegen, daß Sie die Aufführung Ihrer eignen Werke leiten, wovon bei jedem Conzert, wenigstens eines gewählt werden wird. Auch erwartet sie, daß Sie eine Symphonie und ein Conzert schreiben, welche während Ihres Aufenthaltes bei uns aufgeführt werden, dann aber als Ihr Eigenthum zu betrachten sind.

Ich hoffe lieber B., Sie werden diese Bedingungen annehmen, welche die Phm. Gesellschaft, nicht vort heilhafter für Sie anbiethen könnte; auch glaube [ich] Sie werden bei einem Besuche bei uns, um so besser fahren, da Sie blos Freunde finden werden.

Sie könnten eine Academie geben, wobei sie wenigstens 500 ₤ gewinnen würden, überhaupt sind sehr viele Wege, von Ihrem Talent und Ruhm Nutzen zu ziehen. Wenn Sie die Quartette mitbringen, wovon ich Ihnen schrieb so gibt das wieder 100 ₤, so daß Sie versichert sein können, eine große Summe Geldes mit sich zu nehmen, und ich sehe keinen Grund, warum Sie nicht genug mit sich nehmen sollten, um Ihr künftiges Leben weit angenehmer zu machen.

Ich hoffe Sie werden ohne Verzug schreiben und sagen, daß Sie die Vorschläge annehmen.

Zugleich benütze ich die Gelegenheit, Ihnen zu sagen, daß ich Ihr aufrichtiger Freund bin und daß Sie selbst sich von vielen umringt sehen werden, die jede Gelegenheit erhaschen werden, Ihnen ihre Achtung und Verehrung [zu] bezeigen, dem großen Beethoven, dessen Ruhm jetzt höher als je zuvor in diesem Lande strahlt. – Unsre Concerte beginnen Mitte Februars und enden im Juny. Ihre neue Symphonie ist angekommen und wir machen die erste Probe damit am 17. Jänner, ich hoffe jedoch Sie werden sie selbst [159] dirigiren bei unserm 1. Conzert. – Man sagte es sei eine Copie davon in Paris – ich hoffe jedoch, daß das nicht wahr ist.

Ich bitte Sie schreiben Sie schleunigst und glauben Sie, daß ich stets Ihr aufrichtiger Freund


Charles Neate.

Meine Adresse ist

Folley Place

London.


Haben Sie die Güte, mir entweder französisch oder deutsch mit französischen Buchstaben zu schreiben.«


Beethoven beantwortete diesen Brief im folgenden Jahre (am 15. Januar); wir werden dort sehen, daß er seine Forderung höher stellte und man darauf nicht einging. Aus der Reise wurde wieder nichts, wobei Beethovens Gesundheitszustand und seine anderweitigen Sorgen wohl eine ebenso große Rolle spielten wie das Nichteingehen auf seine Bedingungen.

Fußnoten

1 Anderswo sagt Schindler: »Reiben Sie nur nicht zu viel das Auge, sonst dürfte es wieder schlecht werden«, und der Neffe schreibt einmal: »Einen Schirm solltest Du kaufen um den Kopf zu binden«. Graf Brunswick will ihn nach dem Konzert mit nach Ungarn nehmen. »Für Ihr Auge sehr gut,« meint Schindler (im März).


2 Gedruckt bei Nohl N. Br. Nr. 267. Nach seiner Angabe befindet sich das Original im Besitze des Herrn R. Brockhaus in Leipzig.


3 Die Witwe Johanna van Beethoven hatte sich (10. Mai 1817) kontraktlich verpflichtet, zu Karls Erziehungskosten einen regelmäßigen Beitrag zu zahlen, welcher wenigstens die eine Hälfte der von ihr »ab aerario zu erhaltenden Pension sammt Zuschüssen oder andern zu selben jemals gegeben werdenden, wie immer Namen habenden, Beiträgen, betragen muß«. Vgl. Bd. IV S. 542. Was hierzu noch weiter und später verabredet sein mag, darüber sind wir im einzelnen nicht unterrichtet.


4 Von einer solchen Schuld der Mutter an Steiner, die Beethoven zu zahlen übernommen hätte, ist auch in einem Briefe an Johann die Rede, s. Bd. IV S. 274. Dort sagt Beethoven: »Da ich ihr gerne alles Gute erzeige, insofern Carl dadurch nicht gefährdet wird« – eine gute Erläuterung zu obenstehendem Briefe.


5 Dies dürfen wir Schindler (II S. 119) glauben, der nur den Zeitpunkt zu spät ansetzt. Karl hatte das Blöchlingersche Institut im August 1823 verlassen und war dann zur Universität übergegangen. Der Wechsel seines Studiums und der Übergang zum polytechnischen Institut geschah zu Ostern 1825. Wir kommen im Zusammenhang darauf zurück. Vgl. IV S. 468, 2.


6 »Wenn du die Leute nur sprechen hörtest! wo wir hin kommen, heißt es: Sehn Sie, das ist der große Mann« usw.


7 Aus etwas späterer Zeit stammt das Wort Karls: »Ich kann mit meinem Onkel machen was ich will« (Vancsa S. 16); das wirft auch ein Licht auf die frühere Zeit.


8 Unmutig schreibt er einmal im K. B.: »So oft Du etwas mit den Dienstboten hast, muß ich die Schuld davon tragen; ich weiß nicht wie ich dazu komme«, und sehr offen und dreist: »Wenn Du entschlossen wärest, wäre längst alles anders« u. ä.


9 Hanslick Konzertw. S. 221. Schindler schreibt im K. B.: »War Hr. Kalkbrenner so gnädig Ihnen ein Billet zum Concert zu verehren? Er hat sonst gar keine gegeben.«


10 »Kalkbrenner hat im gestrigen Beobachter das Patent als erster und größter Clavier-Spieler erhalten. Wahrlich eine seltene Auszeichnung.« Schindler im K. B. »Moscheles soll«, erzählt ihm Karl, »gestanden haben, daß er Deine Variationen nicht ganz faßt.«


11 Von der Aufführung des Septetts, welche am 25. Januar (an demselben Tage wie Kalkbrenners Akademie) stattfand, sagt Karl: »Es wäre vergebens, den Eindruck zu malen, der sich bei allen offenbarte, der Vortrag war herrlich und alles war entzückt. – Eine Menge Kunsthändler waren da, Tobias etc. Es war noch nie so voll wie heute. – Die Leute mußten vor der Thüre stehen. – Auch Hr. Schindler war da und läßt sich allerunterthänigst empfehlen«, und Johann: »das 7tett hat so sehr gefallen als wenn es zum ersten Male gegeben würde. – Sie haben nicht gespielt, sondern mit den Instrumenten nur gesungen. – Schuppanzigh hat unendlich schön gesungen, so daß er öfter mitten im spielen durch allgemeinen Applaus unterbrochen wurde.«


12 Vgl. O. Jahn, W. A. Mozart II 4. Aufl. S. 657. – Kalischer »Die Musik« IV. Jahrg. H. 2 S. 119.


13 Fräulein Unger schreibt ihm im Januar auf: »Duport hat mich gebeten Ihnen zu sagen, daß Ihre Bedingungen wegen der Melusine ihm recht sind; nur wünscht man auch jene von Grillparzer zu wissen um einig zu werden.« Daran schließt sich von Johanns Hand die Aufforderung, an Duport zu schreiben. Vgl. IV S. 410.


14 Nach dem Konzept in der Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, von Pohl mitgeteilt. Abschrift bei Thayer. Pohl teilte den Brief mit in der Schrift »Die Gesellschaft der Musikfreunde«, Wien 1871, S. 58. – In einer Sitzung vom 9. Jan. 1824 war beschlossen worden: »Beethoven ist bei diesem Anlasse kräftigst aufzufordern, eine peremptorische Frist zur Beendigung der Composition anzugeben.« (Pohl S. 10.)


15 Quelle wie vorher angegeben. Pohl S. 59.


16 Abschrift bei Thayer nach Pohls Abschrift (Thayer zitiert die Büchersammlung der Gesellschaft der Musikfreunde, Fasz. 1814–28. Nr. 92). Bei Pohl a.a.O. S. 57 ff. Wieder abgedruckt bei Kalischer Neue B. Br. S. 181 f. Schon wegen der langen Äußerung Beethovens, dann wegen des Lichts, welches er auf diese Angelegenheit fallen läßt, glaubte ich ihn in diesem Zusammenhange wiederholen zu sollen.


17 Das war, wie wir wissen, F. X. Huber.


18 Diese letzten Worte fehlen, jedenfalls aus Versehen, in Thayers Abschrift.


19 Pohl (S. 9) erwähnt nur das Kassabuch, und Schindler (S. 94) die Empfangsbestätigung. Beides widerspricht nicht den Angaben Beethovens.


20 Schindler schreibt ihm im April 1824 auf: »Der Erzherzog hat Bernard geschrieben, daß er die Dedikation seines neuen Oratoriums nimmt, und daß er sehr wünsche, daß Sie es in Musik setzen möchten. Ich las den Brief selbst.« Demgegenüber schreibt ihm um dieselbe Zeit der Redakteur Schikh auf: »Wenn ich Beethoven wäre: so setzte ich nie diesen höchst langweiligen Text des Oratoriums.«


21 Abschrift bei Thayer. Der Brief war früher bei Aloys Fuchs, dann in Graßniks Sammlung und ist jetzt auf der Berliner Bibliothek, wo ich ihn verglichen habe. Veröffentlicht war er in Bote und Bocks Musikzeitung vom 25. April 1849, dann (ohne die Nachschriften) bei Schindler II S. 93, endlich von Nohl Br. B. Nr. 315. Der Brief hatte die Aufschrift: »Seiner wohlgebohrn Herr von Hauschka Kais. Königl. Rechnungsrath.«


22 Vgl. Nohl, Beethoven nach den Schilderungen seiner Zeitgenossen S. 186. Das Textbuch Bernards, welches sich in der Hand Beethovens befand, besitzt jetzt Herr Dr. Erich Prieger in Bonn, durch dessen Güte mir die Benutzung desselben ermöglicht wurde. Dasselbe zeigt viele Verbesserungen, Ausstreichungen und Zusätze (alles ohne Zweifel auf Grund der Kritik Beethovens), die mir von der Hand Bernards herzurühren scheinen; Beethovens eigene Hand vermag ich in den Verbesserungen und Zusätzen nirgendwo zu erkennen.


23 Man sieht: auf dramatische Wahrscheinlichkeit ist hier verzichtet.


24 Hier, wie auch sonst noch, macht der Abschnitt der Poesie oder das Versmaß kenntlich, wo die Musik aus dem rezitativischen in die Arie übergehen soll.


25 Also zur Schilderung des Schlachtgetümmels wird die Musik aufgefordert; das soll wohl für den sonstigen Mangel an Handlung entschädigen.


26 Außer den betreffenden Abschnitten der Biographien von Lenz, Marx, Nohl, Wasielewski verweisen wir hier auf Grove, Beethoven and his nine Symphonies (S. 309 ff, deutsche Ausg. von Hehemann S. 280 ff.), Elterlein, Beethovens Symphonien S. 67 ff., Dürenberg, Die Symphonien Beethovens (Wien 1863) S. 76 ff., Neitzel, Beethovens Symphonien nach ihrem Stimmungsgehalt (Köln, Tonger) S. 84 ff., Hoffmann, ein Programm zu Beethovens neunter Symphonie (Berlin 1870), Hennig, Beethovens neunte Symphonie, Leipzig 1888, Prod'homme, Les symphonies de Beethoven(Paris 1906), Colombani, Le 9 sinfonie di Beethoven (Turin 1898) und noch manche Einzelaufsätze, unter denen vornehmlich auf Richard Wagners Bericht und Programm (Ges. Schriften II S. 50 ff.) aufmerksam gemacht sei.


27 Nottebohm II. Beeth. S. 111. Unter Skizzen zur 7. Symphonie heißt es: »2te Sinfonie D moll« dann unter denen zur 8.: »Sinfonie in Dmoll – 3te Sinf.«


28 Nottebohm a.a.O. S. 157 ff.


29 Nottebohm S. 158, 350.


30 Nottebohm S. 349 ff., vgl. mit S. 157 ff.


31 Daß sich Beethoven schon sehr viel früher mit dem Gedanken beschäftigte, Schillers Gedicht zu komponieren, steht allerdings fest; aber er dachte wohl zunächst an ein selbständiges Vokalwerk (vgl. den Brief Fischenichs an Charlotte von Schiller [I. 2. Aufl. 282] sowie die verschiedenen Ansätze in Skizzenbüchern seit 1798, die Grove, Beeth. u. s. 9 Symphonien, deutsche Ausg. S. 292 f., anführt.) H. R.


32 Wir lassen sie nach Nottebohm (S. 163), hier folgen: »Adagio Cantique – Frommer Gesang in einer Sinfonie in den alten Tonarten – Herr Gott dich loben wir – alleluja – entweder für sich allein oder als Einleitung in eine Fuge. Vielleicht auf diese Weise die ganze 2te Sinfonie charakterisirt, wo alsdann im letzten Stück oder schon im Adagio die Singstimmen eintreten. Die Orchester Violinen etc. werden beim letzten Stück verzehnfacht. Oder das Adagio wird auf gewisse Weise im letzten Stücke wiederholt wobei alsdann erst die Singstimmen nach u. nach eintreten – im Adagio Text griechischer Mithos Cantique Ecclesiastique – im Allegro Feier des Bachus


33 Vgl. Bd. IV S. 415.


34 Unter den Skizzen kommt einmal das Motiv zum »Gratulationsmenuett« vor, welche im November 1822 fertig war, vgl. Bd. IV S. 312 f.


35 So findet sich z.B. der Kanon »Großen Dank«, über welchen Beethoven im Juli 1823 an den Erzherzog schrieb (IV S. 441), neben den Skizzen zum Adagio der Symphonie.


36 Obgleich der Ausdruck »Sinfonie allemand« nur einmal vorkommt, also im Grunde ein Streit über den Sinn der Bezeichnung nicht zu viel führen kann, sei doch darauf aufmerksam gemacht, daß das »allemand« die Bestimmung für England doch nicht ausschließt und Beethoven damit schwerlich eine für Deutschland bestimmte wird haben unterscheiden wollen. »Sinfonies d'Allemagne« war s. Z. Terminus für die nicht zum kleinsten Teil geradezu für Paris geschriebenen Symphonien der Mannheimer (vgl. die Samml. »La melodia germanica«). Daß inmitten der bei Nottebohm II. Beeth. S. 166 mitgeteilten zweiten Skizze ein nicht zur Verwendung gekommenes »alla autrichien« steht, das sicher als, »Deutscher« d.h. Allemande gedacht war:


2. Abteilung

gibt sogar vielleicht eine Erklärung des »allemand«. H. R.


37 Nottebohm S. 180. Das Skizzenheft befindet sich in Berlin, wo ich es eingesehen habe.


38 Im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde, wo ich es ebenfalls eingesehen habe.


39 Ganz falsch sagt Lenz (V S. 193): »Die Instrumentalsätze sind auf einen Vokalsatz angelegt gewesen und dienen derselben Idee.« Das steht mit den Tatsachen in völligem Widerspruch, die freilich Lenz in dem erforderlichen Umfange nicht kannte.


40 Diese Skizzen sind von Nottebohm ausgiebig benutzt; auch Nohl (III S. 394) gibt über sie Bericht. Mir lag das Notierungsbuch durch die Güte des Herrn Oberbibliothekars Dr. Kopfermann zur Einsicht vor. – Das Notierungsbuch enthält gelegentlich noch anderes. Ich führe nur noch an, daß einmal das Motiv zu einem dona nobis, anderswo unter Noten das Wort offertor. (neben Skizzen des Adagios) steht. Das erhält seine Erklärung dadurch, daß Beethoven in jener Zeit an eine zweite Messe dachte (vgl. IV S. 393 ff.).


41 Die Worte des Neffen im Konversationsheft: »Mich freut nur, daß du das schöne Andante hineingebracht hast«, werden wohl mit Recht auf diesen Mittelsatz bezogen.


42 Die Benutzung des Notierungsbuchs ist hier nicht leicht; man vergleiche in demselben S. 76 mit S. 77 und beachte auch die häufigen Beethovenschen Zeichen, namentlich das vi-de.


43 Auch Nottebohm gibt ihn S. 187. Hier steht er in der Inkorrektheit der Skizze.


44 Das Skizzenbuch ist erwähnt bei Kalischer in seinem Aufsatze über die Beethoven-Autographe der Königl. Bibl. in Berlin, Nr. 7.


45 Vgl. Nottebohm S. 189 f. Nohl III S. 396 f., der aber mehrfach willkürlich deutet. Übrigens ist auch Nottebohm nicht überall genau.


46 So nach der Skizze, doch scheint Beethoven das 2. Abteilung nur einmal gewollt zu haben. Das erstemal hat er es mit Bleistift getilgt, das zweitemal mit Bleistift über d–cis geschrieben. Nottebohm (S. 190) hat es daher wohl richtig nur einmal geschrieben. Den Anfang zitiert Nottebohm nicht übereinstimmend mit der Skizze.


47 So in der Skizze, nicht ganz klar. – Im folgenden wird durch kleine Noten der Gang des Themas des ersten Satzes angedeutet. Nottebohm gibt das Thema selbst.


48 Es ist nicht klar, ob dies eine Note oder eine Pause sein soll. Die Undeutlichkeit der Schrift läßt oft nicht erkennen, was Beethoven gewollt hat.


49 Darunter noch mit Bleistift: »etwas anderes...« [unlesbar]. Auch noch Noten, welche mit Blei in das folgende Thema hineingeschrieben sind.


50 Hier las Nottebohm »nicht besser«, Nohl»nur Possen«. Das »nicht besser« würde dem folgenden sondern entsprechen. Doch ist das »Possen« ziemlich deutlich. Auffallend erscheint, daß Beethoven den zweiten Satz sollte als Possen bezeichnet haben. Zu bemerken ist übrigens, daß die beiden Worte von Beethoven noch besonders ausgestrichen sind.


51 Das Rezitativ nimmt hier, in Erinnerung an das Adagio, einen ernsten Ton an (von b auf ces), ganz wie das entsprechende Baßrezitativ in der Partitur.


52 Ich muß nochmals hervorheben, daß außer dem Wortlaut auch die Reihenfolge der Skizzen nicht überall mit Sicherheit festzustellen ist.


53 Statt nur las Nottebohm mir.


54 Durch eine Ziffer knüpft Beethoven dies an die obige Angabe des Themas an. Die hier vorhergehende hat er durchstrichen.


55 Die letzten Worte »ich selbst –« mit Bleistift.


56 Was hier unmittelbar folgt, hat Beeethoven durchstrichen und in der zweitfolgenden Zeile die mit g folgende Stelle mit seinem bekannten vi-de angeknüpft. Das scheint Nottebohm (S. 191) übersehen zu haben.


57 Sehr auffällig ist das Auftauchen der Einleitungsidee des ersten Satzes auf einem Einzelblatt eines verloren gegangenen starken Skizzenbuches, das angeblich 1809 dem Auditor Baron de Trémont, der Napoleon in Wien eine Botschaft des Pariser Senats zu überbringen hatte und bei der Gelegenheit Beethoven aufsuchte, von diesem geschenkt wurde. (Vgl. den Aufsatz von J. Chantavoine in der »Musik« II 6.) Der nebst dem betr. Notenblatte in der Pariser Nationalbibliothek erhaltene Bericht Trémonts trägt zwar offenbar etwas stark auf, ist aber inhaltlich glaubwürdig und das Blatt echt. Daß derartige Einfälle, auch wenn sie zeitlich weit abstehen von dem Werke, in welchem sie schließlich zur Entwicklung gebracht werden, doch zu den Wurzeln desselben zu rechnen sind, kann wohl nicht bestritten werden. H. R.


58 Beschreibungen der Symphonie sind öfters gegeben; wir verweisen auf die S. 17 verzeichnete Literatur. Vgl. namentlich Grove S. 388 ff.


59 R. Wagner in seinem Programm der Symphonie, Ges. Schr. II S. 56 ff., setzt den einzelnen Sätzen in geistreicher Weise Worte aus Goethes Faust zur Erläuterung bei. In dem Hauptthema findet er den Feind selbst, dem er als Motto die Worte leiht: »Entbehren sollst du, sollst entbehren«, gegen den dann das Gemüt in edlem Trotze und männlicher Energie ankämpft. Letzteres empfinden auch wir, möchten aber in dem Satze nicht zwei mächtige Ringer erblicken, sondern nur das Gemüt des Meisters, seinen unbeugsamen Entschluß, Befreiung zu erringen. Daß am Schlusse die düstere freudlose Stimmung zu riesenhafter Größe anwachse, um Besitz von dieser Welt zu nehmen, die Gott zur Freude schuf, finden wir nicht in dem Satze; im Gegenteil, der trotzige Wille ist es, der sich am Schlusse behauptet.

Zusatz des Herausgebers. Gewiß ist jede nachträgliche Aufstellung von Programmen für rein musikalisch konzipierte Instrumentalwerke eine prekäre Sache; am allerwenigsten wollte Beethoven selbst von dergleichen wissen (vgl. seinen Protest bei Schindler, 3. Aufl. II. 210). Aber auch Wagner war nichts weniger als ein Freund solcher Programmacherei; die Ausführungen über die neunte Symphonie stehen bei ihm isoliert da und entsprangen lediglich der Absicht, das Dresdener Publikum für seine Aufführung des Werkes zu interessieren, Spannung zu erzeugen. Daß aber Wagners Deutung des Schlusses des ersten Satzes dessen Stimmungsgehalt treffender definiert als diejenige Deiters', ist wenigstens die Ansicht des Herausgebers. Das trauermarschartige Nachspiel mit seinen schluchzenden Motiven über den chromatisch sich in engem Kreise windenden Bässen ist wohl schwerlich der Ausdruck eines trotzigen Willens, wohl aber der eines großen Schmerzes. Dagegen könnte man gegen das »Entbehren sollst du« (wegen der fehlenden Terz!) ernstliche Einwände machen und in der Exposition des Satzes vielmehr ein Spiegelbild der Eindrücke sehen, welche das Erwachen des Tages in Beethovens Künstlerseele hervorbringt – aber auch damit ist nichts gewonnen. Nur derjenige, den die Ausdrucksgewalt der Tonsprache selbst bewegt, wird solche oder andere Deutungen ehrlich bestätigen oder ablehnen; aber sie sind für ihn eben darum durchaus überflüssig. H. R.


60 Es ist zu beachten, wie Beethoven auch auf den Höhepunkten der Leidenschaft als gestaltender Künstler verfährt und auf eine Symmetrie der Teile achtet.


61 Beethovens thematische Arbeit macht sich überall in genialer Weise geltend.


62 Vgl. Grove S. 349.


63 Beethoven ordne die Form seinen Empfindungen unter, meint Grove S. 350.


64 Die Wut des Kampfes scheint hier am ärgsten zu toben. »Es ist, als ob hämische, satanische Mächte den edlen Streiter, dessen Tatkraft wir zuvor kennen (Hennig S. 84) gelernt haben, zu Boden fällen wollten.«


65 Diesen Gedanken hat Beethoven früh gehabt, er findet sich schon in der älteren Skizze von 1817/18.


66 Man vergleiche auch, was Grove (S. 353) über den Satz sagt.


67 Wir verweisen hier auf Hennig S. 25 ff.


68 Über die Entstehung des Themas bei Beethoven gibt es Erzählungen, die freilich zum Verständnisse des Musikstückes nichts beitragen. Nach einer Mitteilung von K. Holz erzählt Lenz (V S. 183): »Beethoven war im Schönbrunner Garten, im Walde; saß da allein, das Säuseln und Rauschen durch die Bäume erregte seine Phantasie und plötzlich war es ihm als hüpfe und gucke ein Gnome bald da, bald dort heraus. Entstehung des Motivs.« Ganz so erzählte Holz O. Jahn: »Scherzo der D-Moll-Symph. Er habe in einem Boskett mit Vergnügen in Schönbrunn gesessen, da sei es in der Dämmerung ihm gewesen, als seien überall Zwerge zum Vorschein gekommen und wieder verschwunden.« Etwas anders äußert sich Czerny an O. Jahn: »Als er einst (nach seiner eigenen Erzählung) an einem Frühlingsmorgen im Augarten spazierte und das Untereinanderzwitschern der Vögel hörte, fiel ihm das Thema zum Scherzo der 9ten Sinfonie ein:


2. Abteilung

Ein Beweis, daß er dieses Tonstück noch bei gutem Gehör entwarf (wie überhaupt alle 3 ersten Sätze der 9ten Symphonie). Nur das Chorfinale schrieb er erst, während er schon gehörlos war (und jeder kennt den gewaltigen Unterschied).« Zu vergleichen ist auch, was Nottebohm (II. B. S. 157) schreibt, der ähnliches hörte. Wir lassen diese Erzählungen auf sich beruhen.


69 R. Wagner (Ges. Schr. IY S. 246) wünschte deshalb die Melodien auch von Blechinstrumenten verstärkt zu sehen. Dagegen sprach Grove (S. 359), da dergleichen Zusätze nur der Komponist selbst machen dürfe. Man wird aber Wagner beistimmen müssen, und unsere Orchesterleitungen tun Recht, wenn sie die Melodie verstärken. Beethoven wollte doch, daß die Melodie gehört werde, und konnte wohl nicht mehr erfahren, daß das unter der Wucht der Streichinstrumente gar nicht möglich sei. (Die heikle Frage erledigt sich in der einfachsten Weise damit, daß Beethoven für Naturinstrumente schrieb, denen das Unisono-Mitgehen nicht möglich war; hätte er Ventil-Hörner und -Trompeten zur Verfügung gehabt, so würde deren Führung wahrscheinlich nicht nur hier sondern auch in andern Werken zweifellos anders ausgefallen sein. Radikale Versuche diesen Gesichtspunkt zur Geltung zu bringen, hat Willem Kes gemacht und damit allgemeine Ablehnung erfahren. Wir wünschen eben doch in der Musik der Klassiker die Eigenart der Naturhörner konserviert zu sehen. Schließlich ist Beethovens Absicht realisierbar, wenn die Streicher in dem Bewußtsein, daß sie in dieser Stelle nicht das erste Wort haben, ihre Wucht ein wenig mäßigen. H. R.)


70 Hennig S. 37.


71 Die Pauken sind in diesem Satze auf F–f gestimmt.


72 Dürenberg macht auf die Posaune aufmerksam. Schumann schrieb (Ges. Schriften, Ausg. von Jansen, II S. 304): »Im Scherzo hörten wir einen Ton, dessen Bedeutung Mendelssohns Blick auf das Schärfste gefaßt, den wir früher nie so bedeutend hervortreten gehört; das einzige d einer Baßposaune macht dort eine erstaunliche Wirkung und giebt der Stelle ganz neues Leben.«


73 Nottebohm (II. Beethoveniana S. 165) teilt aus den Skizzen v. J. 1822 ein auffallend an das Trio des Scherzo der 2. Symphonie erinnerndes Thema mit, das ausdrücklich als Sinfonia 3tes Stück bezeichnet ist (daß das Scherzo 2. Satz werden sollte, war damals noch nicht beabsichtigt), bezweifelt aber dessen Bestimmung für die Neunte. Auch Grove erkennt nicht, daß wir hier in der Tat eine jener für Beethoven speziell charakteristischen Umbildungen vor uns haben. Der plötzliche Übergang aus dem 3/4 Takt des Scherzo in den 4/4 des Trio ist ja offenbar ebenfalls eine erst spät gekommene Idee; das »Halt!« der Posaune und die Verwirrung des Rhythmus durch dasstringendo und schließlich Unisono-Presto schaffen ja beinahe gewaltsam die Möglichkeit, in dem wilden Ansturm des Scherzo diese lyrische Episode einzufügen; daß dieselbe andere Taktart annehmen mußte, war gleichsam Notwendigkeit geworden. Aber das Thema der Skizze von 1822 ist nicht nur für die Neunte gemeint gewesen, sondern ist wirklich der Keim, aus welchen sich das Trio entwickelte:


2. Abteilung

2. Abteilung

Daß bei dieser Umbildung Jugenderinnerungen an zweite Themen von Symphonien Fr. X. Richters mitgewirkt haben, sei nebenbei angemerkt (Denkm. d. Tonk. i. Bayern III. 1. S. 136):


2. Abteilung

Vgl. dazu auch die Umbildung einer episodischen Idee Christ. Cannabichs (Denkm. d. Tonk. in Bayern IX. 1. S. 39; zum Scherzo der Eroica.) H. R.


74 Im ersten Entwurf dachte Beethoven noch nicht an diese regelmäßigen Wiederholungen. Nottebohm II. Beeth. S. 178.


75 »Mich freut nur, daß du das schöne Andante hineingebracht hast,« meint der Neffe einmal im Konversationsheft, offenbar mit Bezug auf diesen Satz; daß der Satz selbständige Bedeutung hat und nicht bloß zweiter Teil eines Liedsatzes sei, das gestand auch Hennig (S. 43) zu. Es geht nach unserer Ansicht auch daraus hervor, daß er, nach den Skizzen, vor dem eigentlichen Adagio entstanden ist, und daß er noch ein besonderes Mittelstück haben sollte, welches in den Skizzen sich zweimal findet und nach Vergleichung beider Skizzen so lauten sollte:


2. Abteilung

Zusatz des Herausgebers. Dieses Mittelstück fiel natürlich weg, als das Andante-Thema selbst zum Seitenthema des nunmehrigen Hauptthemas (Adagio) wurde. Der breite Ausdruck und die Großzügigkeit des letzteren machte ein solches durch Taktart, Tempo und kurze Gliederung kontrastierendes Element nötig, kannte sich aber auf dessen wertvolleren Hauptteil beschränken. Zur Ergänzung der Ausführungen von Deiters sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß die durch ein cantabile in der ersten Violine markierte Coda offenbar noch einmal leicht die Erinnerung an das Andantethema wachrufen soll mit dem Motiv:


2. Abteilung

76 »of wonderful beauty, dignity and elegance« Grove S. 366.


77 Grove meint, Beethoven habe hier einen besonderen ihm befreundeten Spieler im Auge gehabt. Darüber wissen wir nichts Näheres.


78 Wie aus der oben S. 27 f. mitgeteilten Skizze ersichtlich, hatte Beethoven zwischen den Teilen sich Worte hingeschrieben; diese entstammten seiner augenblicklichen Intention und eigneten sich nicht zur künstlerischen Behandlung; deshalb hat er sie mit gutem Bedacht weggelassen.


79 Sonnleithner, der den Aufführungen und Proben 1824 beigewohnt hat, erzählt (Allg. Musik. Ztg. 1864 S. 245), Beethoven habe die Rezitative rasch, d.h. nicht etwa presto, aber auch nicht Andante, vorgetragen wissen wollen. In Wien sei es erst allmählich zu ruhigerem, deutlicherem Vortrag gekommen, man habe die Intervalle gebunden, wo es anging, während früher jeder Ton einzeln angestrichen wurde; zu einem langsamen Vortrag sei es in Wien nicht gekommen, weil die älteren Musiker das von Beethoven selbst gewählte Zeitmaß nicht vergessen hatten.


80 Der Versuch, den Rezitativen Worte beizugeben, ist neuerdings von Georg Göhler gemacht worden, »Die Musik« 1902 Heft 12 S. 1086 ff.


81 »Ha dieses ist es, es ist nun gefunden«, nach seinen Worten, s.o. S. 30; zu denen die Anfangsnoten dieses Rezitativs notiert sind.


82 Grove macht auf die unbewußte Übereinstimmung eines Motivs bei Mendelssohn aufmerksam, S. 375.


83 »sondern laßt uns angenehmere anstimmen und freudevollere.« Beethoven war zu einer Änderung des letzten Ganges bereit, um dem Bassisten Preisinger das hohe Fis zu ersparen; doch konnte dies unterbleiben, da nicht Preisinger, sondern Seipelt die Stelle sang. Lenz gegenüber (V S. 193) sei betont, daß das »nicht diese Töne« sich auf die Prestoeinleitung vor dem Rezitativ bezieht, nicht auf die ersten Sätze.


84 Solche werden jedem Beethovenkenner leicht einfallen; man denke z.B. auch an das zweite Thema des Es-Dur-Konzerts.


85 Thayer, Verz. S. 149. Nottebohm, I. Beethov. S. 41 ff. Es war die Ouvertüre Op. 115. Zur Ausführung dieses Planes kam es bekanntlich nicht. Aber wir sehen, wie ihn der Gedanke an Schillers Gedicht, die Sehnsucht nach der Freude, in seinem Leben nicht verließ.


86 Bernard schreibt im Konv.-Buch 1824: »Statt ›Bettler werden Fürstenbrüder‹ hat es in Ihrem Text geheißen ›Alle Menschen werden Brüder‹.« Ob die weiteren Worte »das geschieht hier alles durch die aristokratische Direktion«, hierher gehören, ist uns zweifelhaft.


87 Von Interesse ist, was Beethoven einmal zu Czerny (nach dessen Aufzeichnung in Jahns Nachlaß) sagt: »Schillers Dichtungen, sind für die Musik äußerst schwierig. Der Tonsetzer muß sich weit über den Dichter zu erheben wissen. Wer kann das bei Schiller? Da ist Goethe viel leichter.«


88 In den Skizzen notiert Beethoven einmal hierbei: »türkische Musik«. Nottebohm S. 186. (Der Herausgeber verzichtet darauf, seine gänzlich abweichende Auffassung des alla marcia-Teils hier auszuführen. H. R.)


89 Vgl. über diesen Satz Hennig S. 58 ff., der überall gut beobachtet.


90 Ein »ernst freudiges Kampfspiel«, R. Wagner, Ges. Schr. II S. 54.


91 Beethoven war über die Form des Übergangs nicht gleich mit sich im Klaren. An einer Stelle der späteren Skizzen findet sich Folgendes:


2. Abteilung

92 Man soll es, meint Wagner (II S. 55), nicht in gewöhnlicher Weise singen, sondern wie in Entzückung gleichsam ausrufen. Aber doch wohl mit Beethovens Noten, welche den Ausruf selbst enthalten.


93 Im Konversationsbuch schreibt Karl: »In der Declamation liegt der Accent auf Sternen,« da schreibt Beethoven selbst hin:


2. Abteilung

S. Part. S. 238.


94 Hier ist Part. S. 255 T. 7 eine auffallende Stelle, wo bei dem Übergange nach G die Blasinstrumente schon in der ersten Hälfte des Taktes das C vorwegnehmen, während im Gesang und Streichorchester noch Cis erklingt. Glaubte Beethoven, daß dieses C der weicheren Holzbläser neben dem stärkeren Klange des Chores überhört werden würde? Hennig (S. 65) macht auf die Stelle aufmerksam und vermutet einen Druckfehler; er will überall cis. Ich weiß nicht, ob wir zu einer Änderung berechtigt sind. (Die Überhörbarkeit könnte am allerwenigsten als Erklärungsgrund gelten; wahrscheinlich ist aber nur das c der Holzbläser falsch. H. R.)


95 Eine Änderung, welche hier Wagner (Ges. Schr. IX S. 256) zugunsten des Tenoristen vorschlägt, scheint mir, wenn auch feinsinnig gedacht, doch dem Komponisten gegenüber nicht erlaubt.


96 Diesem fügt er wieder die jubelnden Instrumente der »türkischen Musik« bei.


97 Hennig S. 51. 65. Vgl. auch Frimmel, Beethoven S. 64. (Zusatz des Herausgebers. Von einer Rondoform des Finale kann ernstlich nicht gesprochen werden, eher von einer Form der Variierung, da das »Froh wie seine Sonnen« tatsächlich nur eine sogar sehr strenge Variierung des Hauptthemas ist und das »Seid umschlungen« als Kontrapunkt zu dem nur wenig veränderten Hauptthema erfunden ist. Der Schluß, der in einem Rondo natürlich den Hauptsatz bringen müßte, weicht aber gerade am stärksten von diesem ab.)


98 Wiederholt in den Ges. Aufsätzen S. 227.


99 Wir dürfen hier daran erinnern, daß Jahn, als er dies schrieb, die neuerdings hervorgetretenen Ergebnisse aus den Skizzenbüchern und andern Nachrichten nicht bekannt waren; von einer Hinweisung auf die ersten Sätze würde er sonst wohl sicher abgesehen haben. Wenn Hennig unter Bezugnahme auf die einzelnen Sätze eine Gesamtidee des Werkes aufstellt, so muß dagegen Verwahrung eingelegt werden, da es dem, was wir über die Entstehung der Symphonie wissen, durchaus widerspricht.


100 Eine Anzahl früherer Urteile findet man u.a. bei Dürenberg S. 76 ff.


101 Vierte Aufl. II S. 381 ff.


102 O. Jahn, Ges. Aufs. S. 230. Da wird auch die briefliche Äußerung Mendelssohns an M. A. Souchay (Briefe II S. 337) angeführt, worin es u.a. heißt: »Das was mir eine Musik ausspricht, die ich liebe, sind mir nicht zu unbestimmte Gedanken, um die in Worte zu fassen, sondern zu bestimmte«, was dann weiter erläutert wird. Und Schiller in dem Epigramm »Sprache«:


»Warum kann der lebendige Geist dem Geist nicht erscheinen?

Spricht die Seele, so spricht ach! schon die Seele nicht mehr.«


Gerade vorher hat er gesagt, daß nur Polyhymnia die Seele ausspreche.


103 Daß alle Instrumentalmusik in der künstlichen Nachbildung der menschlichen Stimme ihre Wurzel hat, wie die Ästhetik überzeugend nachweist, bedeutet zwar ein höheres Alter des Gesanges als der Instrumentalmusik, schließt aber nicht aus, daß die höchste Steigerung der musikalischen Wirkungen auf dem Gebiete der vom Menschen selbst gänzlich losgelösten Instrumentalmusik erfolgt. H. R.


104 Wir nehmen keinen Anstand, hier den 1853 zuerst anonym erschienenen Aufsatz von Dav. Fr. Strauß anzuführen, der dann in dessen Schriften wieder gedruckt wurde und in die Allg. Musik. Ztg. von 1877 wieder aufgenommen wurde. Wenn wir auch nicht allen einzelnen Äußerungen in diesem Aufsatze zustimmen, müssen wir uns doch mit dem Grundprinzip desselben einverstanden erklären. Die näheren biographischen Beziehungen, wie wir sie jetzt kennen, waren Strauß damals nicht bekannt. Beethoven, meint Strauß, lasse sich mit der Instrumentalmusik so ernstlich, tief und anhaltend ein, als wäre sie das befähigte Organ, allen Inhalt seiner Gefühle in sich aufzunehmen – um sie dann am Ende bei Seite zu werfen und nach der menschlichen Stimme als dem allein hierzu ausreichenden Organ zu greifen. – Beethovens vorausgesetzte Annahme, nur für die eine Art von Empfindungen, nämlich des Schmerzes in allen seinen Formen und Farben, habe sie ausgereicht, und für die andere Hauptart der Gefühle, die freudigen, solle sie nicht ausreichen, lehnt Strauß ab. »Diese Behauptung gibt der Menschenstimme in Verbindung mit dem Wort zu viel und zu wenig; nein, nicht bloß die Freude, auch den Schmerz vermag nur sie in seiner ganzen Tiefe und Innigkeit auszudrücken; aber soweit die Instrumentalmusik das eine kann, kann sie auch das andere, einen rein instrumentalisch geschürzten Knoten zu lösen, bedarf es keines vokalen deus ex machina.«


105 Auf diesen Umstand macht auch Lenz (V S. 199), aufmerksam, um die Annahme abzulehnen, Beethoven habe hier einen Standpunkt bezeichnen wollen, den die Symphonie nicht mehr verlassen dürfe, ohne herabzusteigen. Dennoch ist auch er in der Ansicht befangen, die ersten Sätze seien auf den Vokalsatz angelegt gewesen (S. 193).


106 Dazu habe Schindler, wie Thayer bemerkt, hinzugeschrieben: »Das ist nicht wahr.« Schindler hatten die Aufzeichnungen vorgelegen. Durch Sonnleithner wird die Wahrheit der Mitteilung erwiesen. Schindler war damals eine längere Zeit außer Verbindung mit Beethoven.


107 Noch am 25. Januar 1824 sagte ihm Fräulein Unger schriftlich (also schon lange war ihm dieser Gedanke aufgestiegen): »Wann geben Sie ihre Akademie? Wenn man einmahl den Teufel hat, so kann man zufrieden sein. – An einem Norma-Tag in den Fasten, wo 3–4 eintreten, wäre es am besten. – Wenn Sie das Concert geben, so stehe ich für die Völle. – Sie haben zu wenig Selbstvertrauen. Haben denn die Huldigungen der ganzen Welt Sie nicht ein wenig stolzer gemacht? Wer spricht denn von Anfechtungen? Wollen Sie denn nicht glauben lernen, daß man sich sehnt Sie wieder in neuen Werken anzubeten. O Halsstarrigkeit!« (Fräulein Unger hatte bei diesem Besuche eine Freundin Baronesse Lirveeld mitgebracht. Es war u.a. auch von der »Melusine« die Rede, offenbar hatte sie Auftrag von Duport. Schindler war bei der Unterhaltung zugegen. Die Begleiterin schrieb auf: »Ich werde den Tag mir aufzeichnen, der mir das Glück brachte, Sie kennen zu lernen. Mathilde L.« Das Datum der Unterredung wird dadurch festgestellt, daß die Unger erzählt, gestern hätte sie im »Taucher« Furore gemacht. Die Aufführung des »Taucher« war am 24. Januar. Zus. d. Herausg.)


108 Ein Brief des Grafen Brühl in Sachen der Melusine von 1826 ist neuerdings veröffentlicht (vgl. IV S. X). Von dem hier erwähnten Briefe wissen wir nichts.


109 Das Promemoria wurde in Bäuerles Theaterzeitung abgedruckt. Beethoven war sehr erbittert, daß man sagte, er habe dasselbe sowie den Abdruck selbst veranlaßt. Er spricht sich selbst in den Konversationen aus: »Da aber die Sache solche Wendung genommen, kann ich mich nicht mehr darüber freuen. – Diese Abscheulichkeit mir so etwas anzudichten, verleidet mir diese ganze Geschichte u. ich bin kaum im Stande mich gegen Personen von so hohem Range als Geiste nur ein paar Worte zu richten. – Kein Recensent kann sich eines Schreibens von mir rühmen, nie habe« So schließt er. Schindler sagt ihm: »Es ist nicht so wie Sie fürchten, Ihre Ehre ist dabei nicht vergeben, dies möge Ihnen genug seyn, Niemand wird sagen Sie haben direkten Antheil daran.« Schindler hat vorher eine Bemerkung ins Konversationsheft hineingeschrieben. Auch in Kannes W. A. Musikz., 1824 Nr. 22, ist das Promemoria abgedruckt.


110 Schindler schreibt um den 9. März im K. H.: »Ich habe mit dem innigsten Vergnügen [gehört], daß die Academie schon resolvirt ist. Ich freue mich ganz außerordentlich Ihres Entschlusses. So mußte es kommen. – Setzen Sie sich nur nicht außerordentliche Sachen in den Kopf. Es wird ganz herrlich gehen, denn es freut sich ja schon alles darauf – im Gegentheil Sie sind es der jetzigen Welt schon zu thun schuldig, der besseren Welt nämlich. – – Haben Sie auch beschlossen wer die Direktion übernimmt? – und das Ganze. Glauben Sie aber gewiß, daß jeder sich diese Ehre am höchsten schätzen wird mitzuwirken.« Auffällig ist, daß Schindler sich im K. H. später das Schriftstück zu lesen ausbittet, welches er doch schon gelesen hatte.


111 Schuppanzigh fragt ihn (etwa im Februar oder Anfang März): »Wie siehts aus mit seinem Concert [er redet ihn immer mit er an]? – Es wird spät, die Fasten dauert nicht lange. – 3 Stücke daraus sollte er geben aus der Messe natürlich]. – Nur kein Klavierstück. – Es gibt keine Klavierspieler hier. – Er braucht den Buringer [Piringer] zur Besorgung der besten Dilettanten, den Sonnleithner zur Besorgung der Sänger und Plachetka [Blahetka] zur Besorgung der Ankündigungen und Zettel. – Er hat sich selbst angetragen. – Der junge Sonnleithner hat alle singenden Dilettanten in Pacht. – Sonnleithner kennt sie auch und er versteht es. – Es wäre sehr gut, wenn er dem Duport einmal eine Visite machen möchte um von mir noch zu sprechen.« Als dies geschrieben wurde, war ulso die Lokalfrage noch nicht entschieden. Ergänzt wird dies durch die Worte des Neffen: »Piringer hat gesagt, er übernehme die Instrumentalbesetzung. Sonnleithner dir Chöre. Schuppanzigh das Orchester. Blahetka die Annoncen, Billets etc. So ist alles besorgt. Du kannst 2 Akademien geben. – – Wann willst du es ankündigen lassen? – Morgen kommt Schuppanzigh.« – Und weiter: »Blahetka hat sich zwar angebothen die Billete zu siegeln etc. Ich glaube aber doch man sollte alle diese Sachen dem Bruder [übergeben]. Es wäre doch sicherer.« – – »Piringer hat un den Chören genug. – Piringer ist wohl recht brav, aber er ist doch nicht das was Schuppanzigh ist; in jedem Fall wär's ungerecht, S. zurückzusetzen, da er sich doch am meisten Mühe gegeben hat und die andern aneiferte.«


112 In der Konversation ist mehrfach von 1000 Gulden die Rede.


113 Am 28. März schreibt Schindler auf: La réponse de Mons. Duport est: il n'y a aucune difficulté de ma parte, et il sera tout selon les vœaux de Mons. Beeth., et je remetterai demain la reponse.


114 Diese dritte Zuschrift folgt hier nach dem Original auf der Berliner Bibliothek; auffallend ist, daß Schindler die an ihn gerichtete Zuschrift nicht wortgetreu abdruckt. Die beiden andern habe ich in Berlin nicht gefunden und kann sie nur nach Schindler geben. Nohl (Br. B. S. 257) zitiert nur nach Schindler. Dafür, daß Schindler die Billets, die er in Beethovens Flügel fand, nicht abgehen ließ, wie Nohl (a.a.O.) behauptet, dafür haben wir sonst keinen Anhalt, und es stimmt auch nicht zu Schindlers Erzählung.


115 Am Anfange des Heftes schreibt Schindler: »Im Jahre 1824 zu Anfang der Akademie.«


116 Hier notiert Thayer in seiner Abschrift »in fact March 20«. Ich finde nichts weiter in Thayers Abschrift, welches dazu nötigt, das deutliche Datum zu ändern. Gerade vorher hatte der Kopist um den ersten Satz der Symphonie gebeten, was auch auf frühe Zeit deutet.


117 Die Worte sind unverständlich, sie beziehen sich vielleicht auf Dinge, die schon besprochen waren, aber hier nicht wiederholt werden.


118 Die Gesangskräfte vom Verein der Musikfreunde.


119 Beethoven also denkt schon jetzt an den Redoutensaal, ist also noch nicht dafür gewonnen, am Wiedener Theater abzuschließen, worauf die Freunde zu drängen scheinen. Für den Redoutensaal war, scheint es, der Bruder Johann tätig.


120 D.h. des Monats März, da wir uns ja noch im Anfang der Verhandlungen befinden. Nicht lange nachher wurde ihm der 8. April vorgeschlagen. Gegen Ende April war der Entschluß wegen Duport schon beinahe fest.


121 Thayer stellt hier nach der A. M. Z. fest, daß am 14. März Gesellschaftskonzert war, in welchem eine Mozartsche Symphonie gespielt wurde. Man erwartete also Beethoven in der Probe. Die Gesellschaftskonzerte waren im großen Redoutensaale.


122 Baron Lannoy, einer der Leiter der Gesellschaftskonzerte.


123 Man sieht aus diesen Mitteilungen und aus der besonderen Tätigkeit des Grafen Lichnowsky, wie wenig genau und zuverlässig die Erzählung Schindlers in der Biographie ist.


124 Also ob Abend oder Mittag, bleibt für Beethoven einstweilen ungewiß.


125 Sontag den 14. März war Gesellschaftskonzert (Thayer). Dann wäre auch diese Unterhaltung ziemlich früh gewesen.


126 Nach Thayers Abschrift, da ich den Zettel nicht selbst vergleichen konnte. Abgedruckt mit einigen Abweichungen bei Kalischer N. B. B. S. 134.


127 Im landständischen Saal am 21. März, nach Thayers Beischrift.


128 Das scheint darauf hinzudeuten, daß die Paternostergäßler bei dem Plane des landständischen Saales im Spiele waren. Schindler erzählt ihm die Absicht Steiners, gerade jetzt seine Schuld von Beethoven einzufordern; daraus möge er sehen, »was dieß für Freunde sind!«


129 Vogel war, wie es scheint, Kassenbeamter beim Theater an der Wien.


130 Wir bemerken nochmals, daß wir für die Zeitbestimmung aller dieser Erörterungen nur Vermutungen folgen können. Als feste Punkte haben wir nur den 2. März für die ersten Verhandlungen, den 8. April für die beabsichtigte Aufführung im Redoutensaale und den 24. April für den endgültigen Brief Schindlers an Duport.


131 Duport, Administrator des Kärnthnerthortheaters, war auch bei der Bewilligung der Redoutensäle beteiligt, da er ja über die ausführenden Kräfte verfügte. Die Genehmigung hatte Graf Dietrichstein zu geben. – Über die Persönlichkeit Duports verweise ich noch auf Seyfrieds Buch »Rückschau in das Theaterleben Wiens«. Wien 1864, S. 16 ff.


132 Nach Thayers Abschrift. Der Brief ist in Berlin (I. Mappe Nr. 73). Aufschrift bei Thayer: »Brief von A. Schindler an Herrn Louis Duport, Administrator (nomine Barbaja) des Kais. Operntheaters in Wien.«


133 Die Abschrift ist nicht ganz deutlich, es könnte auch W. W. heißen. In der Konversation steht einmal deutlich C. M.


134 Vom Abschreiber verlesen statt May.


135 Die Konversationshefte sind hier sehr reichhaltig, gestatten aber keinen ganz klaren Einblick in das einzelne, da die Schreibenden über Dinge sprechen, die unter ihnen bekannt waren, und Beethovens Äußerungen fehlen. Der Raum gestattet nicht, weitere Mitteilungen daraus zu bringen; es kommt ja wesentlich auf das Schlußergebnis an.


136 Nach der Abschrift in Thayers Materialien. Der Brief befindet sich in Schindlers Nachlaß auf der Berliner Bibliothek. Gedruckt bei Nohl Br. B. Nr. 293. Kalischer N. B. Br. S. 130.


137 Daß das Konzert noch einige Tage verschoben blieb, war den Freunden lieb. »Überhudeln läßt sich diese Musik nicht. Es ist nur besser, wenn wir noch einige Tage gewinnen. – Die Sängerinnen können noch keine Note,« schreibt Schuppanzigh im K. B.


138 Schindler schreibt auf: »im Concert mitzuwirken ist ihr die allergrößte Ehre, zu was Sie sie immer brauchen können«. Er gibt auch mehrmals ihren Tonumfang an, einmal so:2. Abteilung


139 Über diese Sängerinnen vergleiche man Hanslick Konzertwesen in Wien S. 266.


140 »Verehrter Freund! Ich bitte sie gefälligst um die Stimmen von der für sie geschriebenen Eröffnungsovertüre, ich werde selbe bei einer zu gebenden Akademie ausführen lassen, da ich ein größeres. Orchester habe, und daher selbe doppelt abgeschrieben muß, so werden sie für ihre etwas holperich geschriebenen die [der] damaligen Schnelle u. großer Unordnung der Copisten wegen die jetzigen rein abgeschrieben erhalten ich höre immer von ihrem Wohlergehen woran ich großen Antheil nehme, wenn ich sie auch nur selten sehen kann. Hochachtungsvoll ihr Freund Beethoven


141 Die Sonntag sagt in der oben erwähnten Unterhaltung »Machen Sie doch das Benedictus. Wie könnte dem Publikum eins Ihrer Werke lang werden«


142 Hierbei scheint nach den Konversationen die Frau Schlemmer behilflich gewesen zu sein (der bewährte Kopist Schlemmer war im Jahre vorher gestorben) »Diese Frau wird wohl wieder heirathen einen Copisten«, meint Johann einmal, wohl mit Bezug auf sie. – Als Hauptkopist erscheint Gläser (der Vater Franz Gläsers); daneben wird Rampel genannt.


143 Der kleine Brief ist in Berlin; mitgeteilt bei Nohl Br. B. Nr. 287: »Mein werther Hr. v. Rzehaczek! Schuppanzigh verspricht mir, daß Sie so gütig sein werden, mir die nöthigen Instrumente zu einer Akademie leihen werden, hiedurch aufgemuntert bitte ich Sie darum, und hoffe keine Fehlbitte zu erwarten wenn ich recht sehr darum angehe. – Ihr ergebener Diener Beeethoven.« Aufschrift: »Für seine Wohlgeboren H. v. Rehazek.« Schindler schreibt im K. B.: »Was wir vergessen haben, ist das Billet an den Geigen-Trödler Rehaczek. Da ich ihn jetzt in Schuppanzighs Probe treffe, so wie alle diese Dilettanten, so wäre es schön, wenn sie es jetzt schreiben möchten.« Schuppanzighs Augartenkonzert war am 1. Mai, die Probe also wohl Tags vorher.


144 Der Brief ist in Berlin in Schindlers Nachlaß M. I Nr. 31. Gedruckt bei Nohl Br. B. Nr. 292. Ich folge Thayers Abschrift. Adresse: »An seiner Wohlgeboren H. v. Sartorius K. K. Censor.« Schindler fordert im K. B. auf an ihn zu schreiben.


145 Man lese Näheres bei Schindler II S. 76. Die Sonntag versicherte nach den Konversationen, daß sie in ihrem Leben so Schweres nicht gesungen habe.


146 Man findet sie bei Schindler II S. 78.


147 Vgl. S. 86. Palfy wollte ihm anfangs untersagen zu singen, in dem Glauben, die Administration habe ihn aufgefordert. Seipelt aber wies ihm nach, daß die Aufforderung von Schindler im Auftrage Beethovens erfolgt sei. K. B.


148 Nach O. Jahns Abschrift von dem Original bei A. Fuchs; Abschr. in Thayers Nachlaß. (Bei dem Zettel hatte Duport mitgewirkt.)


149 Es war Op. 124 zur Weihe des Hauses. Schindler sagt im Konv. – Buch: »D. läßt sie um Verzeihung bitten, daß er bei der Ouvertüre den Zusatz ausgestrichen hat, indem er fest glaubt, daß es Ihnen nicht ganz zum Vortheil gereicht. – Er hat Recht, denn obwohl sie schon 1822 geschrieben, so ist sie doch für das große Publikum ganz neu.«


150 Schindler sagt im K. B.: »D. wollte aber schon darauf setzen, daß Sie selbst mit Uml. dirigiren werden. Nun da wußte ich keinen Bescheid zu geben, folglich unterblieb es jetzt. – Die Ouvertüre können Sie sicher ganz allein dirigiren. – Es würde Ihr Gehör zu sehr anstrengen, daher würde ich nicht zum ganzen rathen. – Aber doch am besten oben zu hören.«


151 Der Neffe Karl im K. B.: »Gestern Vormittag haben sich die Leute an der Casse beynahe gerauft, um heranzukommen. So groß war das Gedränge wohl möglich [niemals?]! – Die Giannatasische Familie war auch da.« –


152 Sonnleithner Allg. M. Ztg. 1864. S. 245, der auch noch hinzufügt: »Beethoven stand persönlich an der Spitze, die eigentliche Leitung des Orchesters wurde von Umlauf als Taktgeber und von Schuppanzigh an der ersten Violine besorgt.«


153 So Schindler II S. 71; es war nach andern vielmehr der Schluß des Scherzos der Symphonie.


154 Konr. Kreutzer wird auch in den Konversationen genannt. Er war bei den Vorübungen der Solistinnen mit tätig.


155 Einen Bericht darüber brachte die Brünner Zeitung vom 18. und 20. Juni 1863. Das Zitat und die Nachweisung entnehme ich dem Nachlasse Thayers.


156 Auffällige Verwechselung mit Umlauf, welche noch einmal begegnet.


157 In der Unterhaltung nach dem Konzert (oder den Tag nachher) erkundigt sich Beethoven nach ihm. Schindler antwortet: »Er heißt Hüttenbrenner, angestellt im Bureau des Grafen Sauerma, und kommt mit Lichnowsky als Bekannter von Grätz. Er ist gut musikalisch und sang in der Akad. im Chor mit.«


158 Der ersten Akademie, nicht der zweiten, wie Schindler irrtümlich berichtet.


159 Es ist nicht ausgeschlossen, daß bei diesen Redereien der Bruder Johann im Spiele war, dessen schlechtes Verhältnis zu Schindler ja bekannt ist. In den Unterhaltungen nach dem Konzert sagt der Neffe Karl: »Vor mehreren Leuten hat der Bruder, wie S. von einem Ohrenzeugen weiß, gesagt: ›Er lasse nur die Academie vorbeigehen, dann werde er S. schon ausbeitzen‹.« – [aus dem Haus bringen, erklärt Karl]. Unter dem S. kann nur Schindler verstanden werden.


160 Thayers Abschrift nach dem Autograph bei F. Amerling. Der Brief ist gedruckt bei Nohl N. B. Nr. 268.


161 Abschr. in Thayers Nachlaß. In demselben befindet sich auch die Abschrift des Programms bei Fuchs mit den Titekn Beethovens (s. o. S. 89); dasselbe scheint verworfen worden zu sein.


162 Das war das Terzett Tremate, empij, tremate. Das war aber kein neues Stück; Beethoven war ärgerlich, daß es als solches bezeichnet wurde.


163 Es wurde nur das Kyrie gesungen.


164 Den Brief erhielt Thayer von Schebek in Prag.


165 Nottebohm, im Skizzenbuch von Beethoven [1801/02]. Leipzig, S. 40. Abschrift nach Nottebohm auch in Thayers Nachlaß.


166 Der Chef der Firma Steiner war in jener Zeit in Leipzig. Von dort schrieb er am 24. Mai 1824 an Haslinger: »Ebenso bedauere ich auch unseren einzigen Beethoven, und niemand hier will es glauben daß man einen so großen seltenen Mann gar so sehr ohne Theilnahme behandelt.« – Das hätte sich Steiner wohl selbst sagen können. Jenen Auszug finde ich in Thayers Papieren.


167 Bei 800 Personen waren darin, sagte später Karl im K. B.


168 In dem Exemplar der Zeitung aus der Bibliothek der Gesellschaft der Musikfreunde, welches mir durch besondere Güte des Herrn Dr. Mandyczewski vorliegt, ist das Bild nicht vorhanden; ich folge der Notiz Thayers in seinen Aufzeichnungen. – Über das Beethovenbild von Stephan Decker vgl. Frimmel, Neue Beeth. S. 300 ff. und Beethovenstudien I S. 136 ff.


169 Schindler sagt im April: »Sie sterben vor Langeweile in Breitensee. – Um und um kein Schatten auf eine halbe Stunde wenigstens; und im Orte selbst auch nicht. Penzing hat hierin einen entschiedenen Vorzug.« Beethoven selbst notiert sich eine Hausnummer in Breitensee. Der Neffe spricht für Hetzendorf, was vorzuziehen sei, »weil in der Nähe Bäder sind. Das sagt auch Staudenheimer«. Schindler widerspricht. »Wie haben Sie sich isoliert gefunden in Hetzendorf vorigen Sommer, so würde es Ihnen in Breitensee auch ergehen. – Sie bedürfen aber doch öfters der Zerstreuung, u. solche Orte geben hiezu nicht die mindeste Gelegenheit.«


170 Vgl. den Brief an Bach von diesem Tage bei Frimmel, Neue Beeth. S. 140.


171 Nach O. Jahns Abschrift bei Thayer.


172 Ein Wort mit dem Siegel abgerissen.


173 Das kann nur das Quartett in Es sein, welches aber noch lange nicht fertig war.


174 Abgedruckt bei Nohl Br. B. Nr. 285 nach dem Stück des Originals auf der Berliner Bibliothek, das auf der Rückseite das Datum »Wien, 10. März« trägt. Das Jahr ist, wie Nohl richtig sah, 1824.


175 Natürlich ist von der Messe die Rede.


176 Nach der Abschrift bei Thayer. Der Brief ist in Schindlers Nachlaß (M. I Nr. 71) in Berlin.


177 Das Original befindet sich nach Nohl im Besitz des Herrn Kraussoldt in Iserlohn. Das Datum bei Nohl muß unrichtig sein; das kann nur der Brief vom 28. Juli sein.


178 Es war vielmehr der 28. Juli, s.o.


179 Nach Thayers Abschrift; der Brief in Berlin in Schindlers Nachlaß (Gr. M. Nr. 71, 3). Der Brief ist also nicht, wie Nohl Br. B. S. 264 angibt, die Antwort auf Beethovens Brief vom 3. (d.h. 23.) Juli.


180 Die Briefe der Firma Schott befinden sich in Schindlers Nachlaß in Berlin. (Gr. M. Nr. 72.)


181 Der Brief steht bei Nohl N. Br. Nr. 269. Die Originale der Briefe an die Schottsche Firma befinden sich jetzt infolge einer Schenkung der Firma in der städtischen Bibliothek zu Mainz, wo ich die meisten, dank der Liebenswürdigkeit des Herrn Oberbibliothekars Professor Dr. Velke, einsehen und mit den Nohlschen Drucken vergleichen konnte.


182 Der Brief ist von anderer Hand geschrieben, von Beethoven nur unterschrieben. Wieder von anderer Hand steht seitwärts: »Beethoven in Wien d. 20. May 1824.« Nohl N. Br. Nr. 246.


183 Den hier erwähnten Brief der Firma haben wir nicht. Der Brief Beethovens bei Nohl N. Br. Nr. 270.


184 Seitens der Verleger wurde auf diesen Brief geschrieben:


»v. Beethoven d. 3. Juli 1824

in Wien 19. Juli 1824«


185 Adresse: »An B. Schott Söhne in Mainz, grhzl. Hess. Hofmusik-Verlag u. Handlung. Weyergarten lit. F. N. No. 382«, wohl von anderer Hand. Nohl N. Br. Nr. 271.


186 Das war Op. 124; sie war anfangs Probst zugedacht, s.o. – »Dieser Täge« kann sich nur auf die Akademie beziehen; man darf also diesen Brief nicht zu weit vorrücken, und läßt dann Beethoven immer noch große Freiheit.


187 Diese Worte hat B. mit Beifügung eines Zeichens unten zugefügt.


188 Vgl. Bd. I S. 251. Es muß aber ein anderer des Namens gewesen sein; denn der Pfarrer Junker, der Beethoven »bemerkt« hatte, war nach Gerber schon am 30. Mai 1797 gestorben. (Nach Nohl 1798).


189 Das Wort ist nicht ganz deutlich.


190 Nohl N. Br. Nr. 272.


191 Die Stelle ist nicht deutlich zu lesen.


192 Nohl N. Br. Nr. 275. Von anderer Hand ist mit Blei über den Brief geschrieben: 1824, Nov.


193 Der Schluß des Briefes, etwa von hier an, fehlt in Mainz.


194 Nohl N. Br. Nr. 276.


195 Nohl meint: »versteht sich wider Steiner resp. Haslinger.«


196 Abschr. Thayers nach dem Original im Besitze der Frau van Beethoven. Nohl, N. Br. Nr. 277.


197 Nohl N. B. Nr. 279; von mir nach dem Original verglichen.


198 Abschr. aus O. Jahns Nachlaß. Gedruckt bei Nohl N. Br. Nr. 274. Der Brief war dem Neffen diktiert, nur die Unterschrift ist von Beethoven.

Czerny bearbeitete außerdem, wie wir aus Streichers Brief (s.u.) ersehen, die 9. Symphonie für 2 und 4 Hände, Fr. Lachner die Messe (so war wenigstens vorbereitet).


199 In dem Nohlschen Abdrucke folgt hier noch: »Ich sehe aus der Geschwindigkeit, womit Sie diesen Klavierauszug gefördert haben, daß es Ihnen auch keine Mühe machen wird, auch den andern baldmöglichst zu vollenden«. Dieser Zusatz fehlt in zwei mir vorliegenden Abschriften aus Jahns Nachlaß (in Thayers Papieren).


200 Nohl N. Br. S. 253, zu dem Briefe an Schott vom 5. Dez. 1824. Das ist mir nicht wahrscheinlich, mit Steiner war in letzter Zeit nicht verhandelt worden, namentlich nicht wegen der Messe.


201 Nohl N. Br. Nr. 278, welcher angibt, daß den Brief Musiklehrer Ruprecht in Magdeburg besitze.


202 Nohl fügt (sic) bei, das Wort wird doch wohl »nicht« heißen.


203 Das bezieht sich auf die Bagatellen Op. 119, nicht wie Nohl meint Op. 126. Beethoven in seinem Künstlerstolze war mit Recht empört, daß ein Verleger sein Arbeiten so beurteilte.


204 Vgl. über diesen Gegenstand O. Jahns ges. Aufsätze S. 286. (Vgl. auch das mehrfache Berühren des Projekts einer Gesamtausgabe in der Korrespondenz mit N. Simrock Bd. IV S. XI ff. H. R.)


205 Der Brief in Schindlers Nachlaß in Berlin (M. I. Nr. 46).


206 Schon 1820 korrespondiert Beethoven mit N. Simrock wegen einer Gesamtausgabe (vgl. IV. XI f.) und erwähnt einer Anregung (von wem?) zu jeder Gattung Kompositionen ein neues Werk derselben Gattung zu schreiben. Dieselbe Idee taucht auf in der Korrespondenz mit Peters in Leipzig (vgl. den Brief vom 5. Juni 1822, Nohl Br. B. Nr. 237) und weiterhin 1825 in der Korrespondenz mit Schott in Mainz. H. R.


207 Br. B. Nr. 313. Den Brief Streichers veröffentlichte Nohl Br. B. S. 271 nach dem Original bei Nägeli jun. in Zürich; das Schreiben Beethovens wurde nach Nohl zuerst an die Züricher Musikhandlung Fries und Holzmann und dann an Frau Oberst Charras in Basel verkauft. Nach Nägelis Erinnerung war nur die Unterschrift von Beethovens Hand.


208 Die wichtigsten derselben sind oben in eckige Klammern eingeschlossen.


209 Auch dieser Brief ist in Schindlers Nachlaß in Berlin (M. I. 46). Nohl (Br. B. S. 335 Anm.) gibt als Datum den 24. September an, was mit dem Original nicht stimmt. Doch muß auf diesem ein Irrtum vorhanden sein, da Beethoven schon am 29. September an Stumpff schrieb.


210 Stumpff hatte handschriftliche Mitteilungen über seine Begegnungen und Beziehungen in Deutschland hinterlassen, welche in den Besitz seines Nachfolgers im Geschäft, T. Martin, übergingen. Thayer hatte das auf Beethoven bezügliche daraus entnommen und seinen Materialien einverleibt. Daraus ist das Obige mitgeteilt. Thayers Abschrift ist nicht immer deutlich.


211 Thayer will aus den Aufzeichnungen über Mozart »Kuroitsky« vermuten. Die Namensform erregt mir Bedenken.


212 Wer der früheren Erzählungen von Rochlitz und Edw. Schultz sich erinnert, (IV 282 ff. und 455 ff.) wird erkennen, wie nahe sich diese Erzählungen Stumpffs mit denselben berühren. Wir sprechen unten noch davon.


213 eine ähnliche?


214 S. Rochlitz, Für Freunde der Tonkunst, IV S. 359. (Vgl. auch unsern IV. Bd. S. 289.)


215 Wir dürfen hier an die Erzählung von Edw. Schulz erinnern IV S. 457 f.


216 Die bekannte von Schindler (2. Aufl. S. 121) mitgeteilte Geschichte mit der Neujahrskarte welche Stumpff also nicht genau kannte.


217 Das geschah wohl nicht ohne Wissen Beethovens, als Stumpff wieder in Wien war (s. den gleich folgenden Brief). Der Neffe im K. B.: »Stumpff war zweimahl bei Stein. – Er geht bis Montag längstens weg; er sagte, wenn du wünschtest, daß er etwas mitnehme oder sonst ihm einen Auftrag zu ertheilen hättest, so möchtest du es ihm nur zu wissen machen.«


218 Von einer solchen Reise wissen wir sonst nichts. Es kann doch nur ein kurzer Aufenthalt von Baden aus in Wien gewesen sein; genaueres wußte Stumpff wohl selbst nicht. Nähere Zeitangaben macht er überhaupt nicht, und läßt z.B. nicht klar erkennen, ob er länger in Baden war oder mehrmals dorthin kam. Letzteres möchte man annehmen.


219 Dazu macht Stumpff die Anmerkung: »Der erwähnte Aufsatz, welchen sich Beethoven hatte machen lassen vermittelst desselben er seinen fehlerhaften Gehörorganen zu Hülfe kam, bestand aus einem großen Halbwinkel von Resonanz-Holz, welcher an beiden Enden zugemacht war und sich über den Tasten des Klaviers, vom Baß bis zum Discant erhob, so, daß der Kopf des Spielenden von der Höhe des Halbcirkels eingehüllt war, – einem hohlen Dach ähnlich, – und folglich mußten sich die Schall-Strahlen darinnen concentriren und auf ein verletztes Gehörorgan wohlthätig wirken, – welches bei Beethoven der Fall war.«


220 In England war die 9. Symphonie damals (1824) noch nicht aufgeführt. Hier wird Stumpff also ausgeschmückt haben.


221 Könnte dies das Bild von Decker gewesen sein?


222 Zur Ergänzung dieses Berichts teilen wir noch ein Schreiben mit, welches Stumpff 1838 an den Herausgeber der London Musical World Vol. 2 New Series P. 281 richtet:


»To the Editor etc.


Sir, Having seen in your spirited publication a notice of my lithographic print of Beethoven, I beg to state that it was issued out of love to the art, and in order to fulfil a promise I made to Beethoven. It was on last parting from this extraordinary being, who seemed on that occasion very much agitated, venting his feelings in strong expressions of sorrow at my early departure (as he called it), that he put a lithographic print of himself on my hand, and seizing the other with a convulsive grasp, exclaimed, ›Take this print, though a very bad one, as a token of esteem: receive it of a friend, who shall ever remember you, and alight at your house whenever I shall come to London‹.

The beating of my poor heart became visible; I pointed to the vehicle that stood waiting, we walked towards it, B. earnestly talking, a pause ensued, and he inclined his ear towards my lips, when I said. ›Sir, should ever I meet with an able artist, to whom I could communicate and convey that, whhich had made such a deep impression on my mind, I than would publish a better print.‹ To which he replied in an Austria dialect, ›Es thut einem ja wolil 'mal wieder einen Menschen zu schauen.‹ To which I answered ›Fare thee well then, noble and highly gitted being, Gott erhalte und schütze Dich!‹ Hoping that you will excuse my German English. I beg Sir to subscribe myself your obl. servt.

Aug. 7. 1838.

J. A. Stumpff


Nach A. W. Thayers Aufzeichnung.


223 Wohl Zusatz Stumpffs.


224 Letzteres wohl auch von Stumpff beigefügt.


225 Anm. des Herausgebers. Nägelis Brief, datiert aus Zürich 3. August 1824, ist in Frimmels Beethovenstudien II S. 128 f. mitgeteilt; Nägeli beruft sich auf seine Propaganda für das Verständnis der Werke Beethovens durch Vorträge in süddeutschen Städten, deren Erscheinen bei Cotta er verheißt und bittet Beethoven als Gegenleistung um Empfehlung seiner Gedichte. Als Probe seiner Poesie legt er ein Beethoven apostrophierendes Gedicht bei


»O ewigfrischer Lebensborn des Schönen,

Wie stürmst du einher« usw.


Das Original des Briefes wurde Frimmel durch Fräulein Marie Walsch in Wien bekannt. Übrigens fließen Nägelis »Vorlesungen über Musik« (1826 erschienen) keineswegs nur von Bewunderung Beethovens über, sondern üben sogar gelegentlich harte Kritik.


226 Der Brief befindet sich im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und wurde von Nohl Br. B. Nr. 308 mitgeteilt. Ich benutze noch eine Abschrift Thayers.


227 Dieser Brief war mitgeteilt in den Leipziger Signalen von 1853 Nr. 18. Nohl bringt ihn Br. B. Nr. 311, wie er angibt, nach dem Original im Besitz des Herrn Photographen Julian Ganz in Zürich. Nach einer Zuschrift an Thayer war einer der Beethovenschen Briefe im Besitze von Nägelis Tochter, zwei im Besitze von einer Mad. Schwarzenbach.


228 Mittels eines Zeichens fügt Beethoven unten hinzu: »In der Überschrift an mich schreiben Sie nur, in Wien wie gewöhnlich.«.


229 Außenadresse. Den Brief entnehme ich einer Abschrift nach dem Original in Thayers Nachlaß, welche nach dem begleitenden Schreiben des amerikanischen Konsulsin Zürich (Name unlesbar) von Schulz-Beuthen herrührt. Nohl bringt ihn Br. B. Nr. 316 mit der Angabe, daß sich das Original im Besitze des Bankvorstehers v. Ott-Uftri in Zürich befinde.


230 Hier hat Nohl »Subscription«.


231 »getreu« Nohl.


232 »deutlich« Nohl.


233 Gesamtausgabe S. 23 Nr. 256, 11. Vgl. Thayers chron. Verz. Nr. 245. Eine Abschrift befindet sich im M. V. in Wien mit Sonnleithners Überschrift: »Canon für Hrn. Schwenke aus Hamburg. Geschrieben 17. Nov. 1824« nach Nottebohms handschriftlicher Bemerkung, dessen Angaben mir aber nicht durchweg deutlich sind. Es findet sich, sagt er später, ein autographer Kanon im M. V. In der Cäcilia ist kein Datum mitgeteilt. In dem Brief an Schott vom 22. Jan. 1825 schreibt Beethoven: »Hier folgen ein parcanones für ihr Journal – noch 3 andere folgen.« Das war der auf Schwencke und der frühere auf Hoffmann.


234 Thayer erhielt Abschrift durch Nowotny.


235 Der Name Schwencke war Beethoven vielleicht schon früher bekannt. Nottebohm (II. Beeth. S. 562) macht darauf aufmerksam, daß der Text des Liedes »Wer ist ein freier Mann« (vgl. Bd. I S. 283) mit einer Komposition von C. F. G. Schwencke im Vossischen Musenalmanach für 1792 erschien und daß an einzelnen Stellen dieser Komposition eine auffallende Ähnlichkeit mit der Beethovenschen zu bemerken ist.


236 Der Brief in Schindlers Nachlaß zu Berlin (M. I Nr. 44b). Nohl erwähnt ihn B. III S. 855 mit dem unrichtigen Datum 7. Aug. 1819; in diesem Jahre war Beethoven in Mödling. Auch Nottebohm (II. Beeth. S. 540) hat sich hier täuschen lassen. Der Brief folgt hier nach der Abschrift bei Thayer. (Vgl. übrigens IV 239 die Anregung Jos. Czernys [?] im April 1820. H. R.)


237 Veröffentlicht von Nottebohm Allg. Musik. Ztg. 1870 Nr. 8 (S. 59) darnach von Frimmel Neue Beeth. S. 143.


238 Auch dieser Brief ist im Nachlaß Schindlers, welcher auch Monat und Jahr (Aug. 1824) auf dem Briefe ergänzt hat. Ich folge der Abschrift bei Thayer.


239 Die Tonart F-Dur ist für dieses Fragment keineswegs ausgeschlossen, da es eine Sequenz skizziert, die schwerlich für den Anfang des Werkes gemeint war. H. R.


240 Vgl. IV 323 f.


241 Das Originalmanuskript des 1. Satzes besitzt Geheimrat Ernst Mendelssohn in Berlin, das des 2. Satzes besaß Artaria in Wien, das des 3. Frau Viardot-Garcia in Paris. Vgl. Thayers chron. Verz. Nr. 244. Ges. – Ausg. Serie VI Nr. 48.


242 Über die letzten Quartette ist viel geschrieben; man möge nachlesen, was die Biographen: Lenz (V S. 209), Marx (II S. 431 ff.), Nohl (III S. 542 u. später), Wasielewski (II S. 275ff.) beibringen. Besonders empfehlen wir die Darlegungen Helms (Beethovens Streichquartette S. 162 ff.). Eine eingehende Behandlung widmete den letzten Quartetten Selmar Bagge in der Deutschen Musikzeitung von 1862 Nr. 36 u. f. (Meinen Versuch die thematische Struktur der 5 letzten Quartette nachzuweisen [in H. Seemanns »Musikführer«] darf ich wohl hier anschließen. Auch Karl Bargheers Analyse derselben, Hamburg 1883, ist erwähnenswert. H. R.)


243 Der Herausgeber hält sich nicht für befugt, seine eigene Deutung des Aufbaues des Satzes an die Stelle derjenigen des Verfassers zu setzen; doch sei wenigstens angedeutet, daß er das Maestoso nicht als Einleitung, sondern (wie in der Sonate pathétique) als Bestandteil des Hauptthemas auffaßt, wodurch der Anfang des Allegro eine Art Nachsatzbedeutung erhält. Im übrigen verweist er auf seine Analyse (Musikführer Nr. 160). H. R.


244 Wie Nottebohm aus den Skizzen nachweist (II. Beeth. S. 210 ff.), ist die Melodie nur langsam und allmählich entstanden; das Hinaufsteigen zur None der Dominante stand früh fest, die Fortsetzung, Takt-und Tonart, Charakter und Ausdruck unterlagen noch mancherlei Versuchen. Er scheint es zeitweise im 2/4 Takt und in lebhafterer Bewegung behandeln zu wollen, sucht nach einer kontrapunktischen Begleitungsfigur und anderweitigen Variationenmotiven. Das auffallende Auftreten in C-Dur und im 2/4 Takt findet seine Erklärung darin, daß Beethoven in dieser Zeit ein besonderes Stück heiteren Charakters (la gaieté steht darüber) skizziert hat, dessen Hauptmotiv mit jener C-Dur-Skizze und so auch mit der Melodie unseres Adagios sich nahe berührt (vgl. Nottebohm a.a.O. S. 218 ff, wo die Skizze auszüglich mitgeteilt wird). Das Stück wurde geschrieben, als der erste Satz des Quartetts schon begonnen, aber der zweite jedenfalls noch nicht fertig war; es wurde aber nicht vollendet. Das Fragment befand sich bei Artaria.

Zusatz des Herausgebers. Nicht nur die erste von Nottebohm mitgeteilte Skizze, sondern auch das »la gaieté« überschriebene Stück selbst gehört zur »Geschichte« des Es-Dur-Quartetts und sogar des Adagio desselben. Wir ersehen aber aus den Skizzen, daß die Variierung des Themas nicht gleich mit so ausschließlicher Beschränkung auf getragenen breiten Ausdruck beabsichtigt war, daß vielmehr auch stärkere Kontraste ins Auge gefaßt waren. Die strenge Übereinstimmung des la gaieté (Allegro grazioso):


2. Abteilung

mit dem Hauptgedanken des Satzes ist keine zufällige; das beweist das Zurücktreten nach As-Dur am Ende der Skizze (S. 220), »alsdann Adagio in As-Dur«:


2. Abteilung

Zugleich lehrt aber diese zweite Skizze, daß für den Schlußsatz Beethoven damals andere Ideen hatte. Daß wirklich »la gaieté« in das Es-Dur-Quartett gehört, geht bestimmt daraus hervor, daß Skizzen des ersten Satzes vorausgehen und die als »letztes Stück« notierte Skizze ebenfalls in Es-Dur steht.


245 Es ist einem punktierten Motiv ähnlich, darf aber mit einem solchen nicht verwechselt werden, da an Stelle des Punktes die Sechzehntelpause tritt; dadurch aber bekommt das Motiv den eigentümlich hüpfenden Charakter. Auch mir begegnete in dem Vorworte zum Bonner Beethovenfest von 1903 diese Verwechselung, indem ich das Motiv ein punktiertes nannte. Übrigens hatte Beethoven nach den Skizzen anfangs einfache Achtel setzen wollen, so


2. Abteilung

Vgl. Nottebohm II. Beeth. S. 543.

Zusatz des Herausgebers. Daß dasscherzando vivace eigentlich nur eine Variation des Themas des Adagio ist, habe ich in meiner Analyse aufgezeigt.


246 Man beachte die humoristische Verwendung des Motivs der Einleitung, mit kräftig zutretender Mittelstimme und später Akkorden, vgl. Helm S. 186.


247 Allegro con moto in der Ausgabe, in älteren Drucken Allo commodo was Wasielewski (II S. 278), für richtiger hält; vielleicht mit Recht. Beethoven hatte es anfangs langsam haben wollen, aber nach Böhms Vorgang beim Spiel der Vorschrift gestrichen. Darauf kommen wir bei Gelegenheit der Aufführung (1825, S. 181) nochmals zurück.


248 Daß dieser Satz in einem etwas beruhigteren Tempo, wie es auch Beethovens anfängliche Absicht war, gespielt werden müsse, ist trotz Beethovens Sinnesänderung (vgl. S. 152 Anm. 2) auch unsere Empfindung.


249 Veröffentlicht von C. F. P[ohl] Musik. Rundschau I. Jahrg. Nr. 18, (10. März 1886) S. 195, dann von Frimmel Neue Beeth. S. 140.


250 Das erfahren wir hier zum erstenmale.


251 Daraus kann man schließen, daß Karl in der Stadt wohnte und Samstags nach Baden herauskam.


252 Die Verhandlungen mit Schott waren im Gange.


253 Hier ist in erster Linie an Brentano zu denken.


254 Der Brief ist zuerst veröffentlicht von Nottebohm in der Allg. Musik. Ztg. von 1870 S. 68. Dann von Frimmel N. Beeth S. 150.


255 »Unser Benjamin« ist natürlich der Neffe. Der 7. Oktober war ein Donnerstag. Der Neffe war also wohl früher angekommen als ihn Beethoven erwartete.


256 Piringer, der uns bekannte Freund Beethovens, war Direktor der Spirituel-Konzerte, und führte außerdem den Titel: »k. k. Hofkammer-Registratur-Directions-Adjunct.«


257 Ich halte mich hier an Frimmel (s. dessen mehrerwähnten Aufsatz in der N. Fr. Pr. 1899, 11. Aug.) nach dessen Ermittlung Beethoven dort im J. 1824 mehrere Monate gewohnt hat. Das können nur die letzten Monate gewesen sein, da noch vor dem Winter gerade über diese Wohnung öfter in den K. B. verhandelt wird, und da er nachweislich auch noch Anfang 1825 dort gewohnt hat. Der Neffe legt ihm in der Zeit vor Februar–März 1825 (weitere Unterhandlungen beziehen sich auf die Aufführung des Es-Dur-Quartetts) eine auf Suchen einer Haushälterin bezügliche Annonce zum Einrücken vor, worin es heißt: »das Nähere ist in der Johannisgasse No. 969 erster Stock Thür rechts – zu erfragen.« – Am 31. März 1825 erhielt Beethoven offiziell die Benachrichtigung, daß er seine »Classensteuer« im Betrage von 21 fl. W. W. für das Jahr 1824 nicht entrichtet habe. Sie war als dringend bezeichnet und adressiert an »Ludwig v. Beethoven, Tonsetzer« mit der Wohnungsangabe »Stadt Nr. 969«. Das war die Hausnummer in der Johannisgasse, damals also die amtlich bekannte Wohnung Beethovens. (Vgl. Schindlers Nachlaß in Berlin, M. I Nr. 22.) – Die Mahnung ging Beethoven nahe und führte noch zu weiteren Verhandlungen, die in Beethovens Namen Holz führte; also etwas später, als in der Zeit, in der wir stehen. Einzelnes über diesen Punkt ist kaum bekannt. Holz hatte etwa im November geschrieben: »Dies wußten sie nicht gleich zu sagen, ob noch für das Jahr 1824 etwas rückständig sei; wahrscheinlich hat es sich später erklärt. – Ich werde es schon finden.« – (Die Alte: »Das erste habe ich bezahlt«.) Holz weiter: »Es wird für das J. 1824 doch noch nichts gezahlt worden sein; wenn Sie nur die Quittungen hätten. – Schicken Sie es zurück.« – Beethoven war vielleicht ein zweites Mal gemahnt worden; doch können wir auf so unsicherer Grundlage nicht Vermutungen begründen. Nur eins sei noch erwähnt. In demselben Konversationsbuche (vom November 1825) steht ein von Karl in Beethovens Namen aufgesetzter Brief, welcher so lautet: »E. W. Ich befinde mich unpäßlich, und wenn dieß nicht war, würde es mir [nicht?] zu beschwerlich sein, selbst zu Ihnen zu kommen. Dem Ubb. dieses H. v. Holz, ebenfalls K. K. Beamten, bitte ich nur gütigst das mitzutheilen, weßwegen Sie mich zu sprechen wünschen. Wegen der rückständig gebliebenen Classensteuer muß ich sagen, daß dies keineswegs aus Nichtachtung dessen, was ich schuldig bin, geschehen; selbst wenn es mir lästig wäre, würde ich stets das der Regierung zu entrichten [bereit sein?], wozu ich mich verpflichtet habe. Diese meine Gesinnungen beweist meine frühere Handlungsart, indem ich mich früher in besseren Umständen zu höheren Steuern angetragen hatte; doch da es mir später drückend war, kam ich bei der hohen Reg. ein, mir einen Theil davon nachzulassen, worauf ich auf das jetzige gesetzt wurde.

Übermäßige Beschäftigungen verursachten zum Theil die dießmahlige Verzögerung, dann ist mein Hauswesen auch nicht so bestellt, wie ich es nöthig hätte da ich [nicht] allein die gänzliche Erziehung eines Neffen auf meine Kosten bestreite, sondern selbst dessen Mutter unterstütze.

Es konnte einem Menschen wie mir nicht gleich sein, so behandelt zu werden; gewiß wäre dieß auch von keiner andern Regierung geschehen, denn ich genieße die Achtung der höchsten Stände in ganz Europa. – –«

Ob dieser Brief mundiert und abgeschickt wurde, wissen wir nicht, er ist hier mitgeteilt, weil er für Beethovens Gesinnung charakteristisch ist.


258 Nach der Abschrift bei Thayer. Der Brief war früher in der Landsberger Sammlung, dann auf der Bibliothek zu Berlin. Veröffentlicht von Nohl Br. B. Nr. 317.


259 So lautet ausnahmslos die Anrede, nach Köchel S. 15. Thayer hat »Ihr«, Nohl »Ihre«.


260 Schindler II S. 89. Neate hatte ihn aufgefordert.


261 Ich entnehme die nachfolgende Übersetzung dem Nachlasse Thayers, der sie nach seiner Angabe durch Nowotny erhalten hatte. Der englische Brief ist in Berlin (Schindlers Nachlaß M. I Nr. 43). Nohl gibt ihn (N. Br. B. S. 257) deutsch, inhaltlich ganz übereinstimmend, im Wortlaute etwas abweichend. Bei Thayer finde ich eine zweite Übersetzung, die mit der Nohlschen Fassung übereinstimmt. Die Auszüge, welche Schindler gibt (II S. 30) stimmen mit Thayers Fassung überein. Vielleicht ist sie Übersetzung Schindlers.

Quelle:
Thayer, Alexander Wheelock: Ludwig van Beethovens Leben. Band 5, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1908..
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