67. An Carl Reinecke nach Leipzig.

[415] Lieber Herr Reinecke,


Verzeihen Sie die verspätete Antwort: die ganze vorige Woche war ich sehr beschäftigt.

Die Verarbeitung des Liedes in Es gefällt mir 100mal besser, als das frühere. Vielen Dank für die Mühe!

Die 3–4 Verse des Wiegenliedes wären wohl mit ganz kleiner Schrift zwischen das Liniensystem anzubringen. Ueberhaupt sagen Sie doch ges. Herrn Kistner, daß er die Textschrift mit möglichst kleiner Schrift stechen läßt. So große wie die in Schuberth's Heften, giebt ein ganz häßliches Ansehen. Die venetianischen Lieder scheinen mir wie gesagt gar zu klein. Lassen Sie sie lieber aus!

Daß wir nicht feiern, möge Ihnen der kleine Zeddel beweisen. Das Trio ist das von mir zuletzt componirte (in F-dur) – es ist von ganz anderem Charakter, als das in D – und wirkt freundlicher und schneller. Auf den Anfang des Adagio– und auf ein Allegretto (statt des Scherzo) freue ich mich immer, wenn es daran kommt.

Das Liederspiel ist in der Form etwas Originelles (glaub ich) das Ganze vom heitersten Effekt. Ich wünsche, Sie hörten es bald.[415]

Gehen Sie noch nach Bremen! Und kommen Sie nicht zum Winter wieder nach Leipzig?

Geben Sie mir dann und wann Nachricht, und vorzüglich von Ihren Compositionen.


Den 1. Mai 49.

Das schreibt man gern.

Freundlichen Gruß.

R. Sch.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 415-416.
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