Franz Anton von Webers Kinder erster Ehe

[11] Seine Gattin Maria Anna von Fumetti, für die er eine, mit hoher Achtung gemischte Liebe hegte, die ihm aber an Stolz und Leidenschaftlichkeit ähnlich war und daher nicht gerade als versöhnender und ausgleichender Genius in jener Lebensperiode Franz Anton's steht, beschenkte ihn in Hildesheim mit acht Kindern, fünf Mädchen und drei Knaben, deren Namen wir nach den Geburtsjahren hier folgen lassen:


Maria Eva Lucie Annageb. 1760

Fridolin Stephan Johannes Mariageb. 1761

Maria Adelheid Josephageb. 1763

Ferdinande Leopoldinegeb. 1765

Franz Edmund Caspar Joseph Mariageb. 1766

Maria Anna Theresia Magdalenageb. 1768

Maria Clara Victoriageb. 1769

Franz Joseph Liborius Mariageb. 1772


Von diesen starben drei Mädchen in Hildesheim, der Lebensweg der andern Kinder blieb noch lange an Franz Anton's Irrpfade geknüpft. Franz Anton sah die Vermehrung der Zahl seiner Kinder mit einem ganz besonderen Vergnügen, einer ganz speciellen Hoffnung. Es gehörte zu seinen, in der Leidenschaft für Musik wurzelnden Eigenheiten, daß er den Besitz eines musikalischen Wunderkindes, nach dem Muster des jungen Mozart, für das summum bonum des Menschenlebens ansah. Mit jedem neugeborenen Kinde wuchs die Möglichkeit,[11] daß solch ein holdes Mirakel sich darunter befinden könnte und Franz Anton unterließ nicht, zur Zeit des ersten Erwachens selbständiger Gedanken, mit einem jeden, oft grausame, Versuche anzustellen, die ihn über das Vorhandensein hervorragender Talente belehren sollten.

Der 16jährige Aufenthalt zu Hildesheim in Verhältnissen, die eines genügenden Maßes bürgerlicher Regelung nicht entbehrten, der monotone Fluß von beziehungsweise ruhigen Zeiten, die nur die Pflege ohne wahres Interesse geführter Amtsgeschäfte und die Erfüllung der Pflichten gegen eine rasch entstandene, große Familie belebte, scheinen das ganze Maß der Kraft erschöpft zu haben, welche Franz Anton seinem rastlosen Drange nach Veränderung und Umgestaltung des Lebens entgegen zu setzen hatte. Durch keine sorgsame Erziehung geschult, durch kein straffgegliedertes Familienleben disciplinirt, im Gegentheile durch unzeitige Gunst des Schicksals und der Men schen verhätschelt und an den Wechselwirkungen seiner Fähigkeiten mit den Resultaten des Lebens irre gemacht, suchte er mit leidenschaftlicher Hast nach einer Wirkungssphäre, in der sich die Unruhe seines begabten Geistes allenfalls, ohne zu großen Nachtheil, geltend machen dürfte, seine Talente aber, im Dienste seiner Neigungen, in ganzer Fülle bethätigt werden könnten. Seine stets wachsende Liebe für Musik, verbunden mit einem in der Familie traditionellen, regen Interesse an dramatischer Darstellung, für die sämmtliche Mitglieder derselben auch eine mehr oder mindere Begabung zeigten, deutete klar auf den einzuschlagenden Weg hin, der allerdings, besonders nach damaligem Begriffe, nach unten, nämlich auf und vor die Bretter der Bühne, auf das Theater und in das Orchester führte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 11-12.
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