Concert in Basel

[302] Ein besseres Resultat hatte ein siebentägiger Aufenthalt in dem uralten Centralpunkte des geistigen Lebens der Schweiz, Basel, den er nicht allein für die Zwecke seines projectirten »Noth- und Hülfsbüchlein« gründlich ausbeutete, sondern auch, vom Präsidenten Burckhardt, den Herren Merian-Forckhardt, Präfekt Gysendörfer etc. sehr wohl aufgenommen und in aller Weise unterstützt, in den Familien Foesch-Passevant, Burckhardt und bei Christoph Bernouilli, der eben, nach Vollendung seines Lehrbuchs der Physik, angenehmer Muße pflegte, die liebenswürdigste Geselligkeit fand und recht angenehme Tage verlebte. Am 13. November kam ein Concert zu Stande, zu dem ihm eine der reizendsten Frauen der Stadt, Madame Burckhardt, ihr schönes Piano lieh. Kurz vor seinem Concerte referirt er an Gottfried Weber:


»Basel den 9. October 1811.


Daß Du aus dem Badischen Magazine gelesen hast, daß B. A. Weber Concert giebt und Beer spielt ist etwas stark und verdient der Musje Beer eine ordentliche Nase darüber. Uebrigens ref: mir hübsch ordentlich über das Concert und sage unpartheiisch, was Du von W. hältst, ich kann aufrichtig sagen, daß ich keinen sonderlichen Geschmack an seinen Comp: finden kann. vide Rec: der Deodata im Gesellschaftsblatt. Daß Du übrigens seine Bekanntschaft machst, versteht sich. ich bin recht neugierig auf Deinen nächsten Brief. Verschwendet doch nicht so viele Zeit mit euren verfluchten Theater Kritiken. Es versteht sich übrigens von selbst[302]


Concert in Basel

D. 16. Sept. trat ich meine Reise in die Gebirge zu Fuße an, hatte herrliches Wetter, und genoß göttliche Stunden, die nur dadurch an Reiz verlohren, daß ich sie allein genießen mußte. Wenn wir so zusammen hätten die Gletscher besteigen können. – Beschreiben läßt sich so etwas nicht. ergo – d. 22. war ich wieder in Bern, und noch ein paar Tage sehr angenehm dazu. An Profeßor Meißner und Jahn habe ich ein paar herrliche Mitarbeiter an unserer M. Z. aquirirt, worüber das weitere im Circular. auch hier bin ich nicht leer ausgegangen. d. 24. fuhr ich nach Jegisdorf zu dem Bayrischen Gesandten D'Ollory, und blieb da sehr vergnügt und fleißig bis zum 2. 8ber componirte eine große Scene für eine Mad. Peyermann, die auch da lebt und herrlich singt und ein Clarinett Quintett, welches nicht schlecht ist. Nachdem ich meine Sachen voraus nach Basel geschickt hatte, ging ich den 3. zu Fuß weg und nach Arau, um die Miszellen der neuesten Weltkunde zu unserem Unterthan zu machen. d. 4. kam ich an und – Tags zuvor war Herr Zschockke verreißt und kommt erst in 8 Tagen wieder. Daß ich nicht schlecht fluchte, brauche ich Dir hoffentlich nicht erst zu versichern. 13 Stunden umsonst gelaufen etc. ich gab die Briefe die ich an ihn hatte, seiner Frau und habe nun wenigstens Stoff an ihn zu schreiben, aber gern hätte ich ihn gesprochen, das ist ein ganz andres Wesen. d. 5. fuhr ich hierher und kam eben noch recht unsern Tellmann einen Tag zu erhaschen, indem er den 7. nach Luzern abreißt um – zu heurathen. – ja, ja gukke und, um zu heurathen ich hatte mir viel von seiner Hülfe hier versprochen und es war mir daher sehr unlieb, doch hat sich unterdessen alles so arrangirt, daß ich den 13. Concert gebe, welches hoffentlich erträglich ausfallen wird, wenigstens sind die Leute ganz toll und wollen mich mit Teufels Gewalt da behalten. etc. etc. – –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 302-303.
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