Composition der Ouverture und dreier Nummern der Oper »Rübezahl«

[99] Der geistvolle Rhode war auch Dichter. Im Anfange des Jahres 1805 erschien in der von ihm redigirten Wochenschrift »Der Breslauer Erzähler« ein wahrscheinlich ursprünglich für Ebell bestimmter Operntext, der den bekannten Sagenstoff »Rübezahl« behandelte. Diese keineswegs ausgezeichnete, an Trivialität und Längen, aber auch zu musikalischer Behandlung geeigneten Stellen reiche Arbeit, begeisterte Carl Maria so sehr, daß er sofort beschloß, die Oper zu componiren, auch während seines ganzen Aufenthalts in Breslau daran arbeitete. Dies vermehrte die Innigkeit seiner Beziehung zu dem trefflichen und bei der Bühnenleitung das Beste anstrebenden Rhode. Vollendet wurde die Oper, von der in Breslau nur die[99] Ouverture und drei Nummern (ein zwölfstimmiger Geisterchor, eine Arie und ein Quintett) niedergeschrieben worden sind, nie. Was davon fertig war, zeigte Carl Maria einige Jahre nachher in Stuttgart Ludwig Spohr, der die Arbeit »ziemlich dilettantisch« und keineswegs das Talent, das später »Freischütz« und »Euryanthe« schaffen sollte, bekundend fand. Die Ouverture hat Weber später umgearbeitet und sie ist jetzt als die schöne, schwungvolle und charakteristische, keinerlei Dilettantismus zeigende Ouverture zum »Beherrscher der Geister« bekannt, die mit denen zu Freischütz, Sylvana, Euryanthe, Preziosa, Oberon und der Jubelouverture die glänzende Plejade der Weber'schen Schöpfungen in dieser Richtung bildet.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 99-100.
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