Fürstprimas v. Dalberg

[203] Die ersten Kunstausflüge des Jahres 1810 richtete Weber nach Aschaffenburg, wohin ihm Vogler Briefe an den ihm befreundeten Primas des Rheinbundes, den Fürstbischof Carl von Dalberg, und nach Amorbach zum Fürsten von Leinigen, der ihn, auf des Grafen Benzel-Sternau Empfehlung hin, eingeladen hatte, mitgab. In Aschaffenburg verhinderte höchst drolliger Weise, wie ihm der Fürst-Primas, der ihn liebenswürdig zur Abendtafel zog, selbst lachend erzählte, allgemeiner Rheumatismus in den Gliedern der Hofbeamten sein Spiel in einem eigentlichen Hofconcerte. Der Canonikus von Gruber hatte einen dicken Backen, Graf Hatzfeld hatte ein böses Auge, Graf Coudenhofen einen Gichtanfall, und Minister Deel einen Hexenschuß! Doch kam ein Privatconcert in der Stadt zu Stande, das ihm 56 Gulden eintrug.[203] Weber hielt stets, nach diesem kurzen Zusammensein mit dem Primas, denselben für einen der feinstgebildeten und leutseligsten der vielen Fürsten, mit denen er verkehrt hat.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 203-204.
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