Gottfried Weber's »Metronom«

[475] Um diese Zeit gab Gottfried Weber, den die Vorarbeiten zu seinem großen Werke: »Versuch einer geordneten Theorie der Tonsetzkunst« auf die verschiedensten, physikalischen Untersuchungen führten, durch die er zu einer wissenschaftlichen Begründung dieser Kunst zu gelangen hoffte, Carl Maria die ersten Notizen von einem Instrumente, durch das er die vom Componisten beabsichtigte Taktbewegung eines Musikstücks mechanisch festzustellen und somit das Tempo, in dem das Werk gespielt werden sollte, für alle Zeiten zu fixiren, einen »Tempo-Dolmetscher« zwischen Componisten und Dirigenten zu schaffen und[475] die vagen Ausdrücke »Allegro«, »Adagio«, »Presto« etc, an bestimmte Begriffe zu binden suchte. Er nannte das Instrument »Chronometer«. Die Idee war durchaus nicht neu und wurde auch von Gottfried Weber nicht für solche ausgegeben, denn wie seine Aufsätze über den Gegenstand in der Leipziger Musik-Zeitung im XV. und XVI. Bunde beweisen, kannte er die Bestrebungen von Wenk, Gutmann, Bürja und Weiske, Stöckel und anderen sehr wohl und weist auf die Mängel des von Winkler in Amsterdam erfundenen, von Mälzel in Wien verbesserten »Metronom's«, das Salieri, Beethoven und Weigl approbirt hatten, mit wissenschaftlicher Schärfe hin, aber er drang öffentlich und privatim, mit Werk und Schrift, bei allen ihm erreichbaren Componisten und Dirigenten auf Einführung eines solchen Instruments, dessen beste Construction er als die eines einfachen Pendels mit eingetheilter Schnur bezeichnete.

Auch an Carl Maria hatte er, unter Beschreibung des Instrumentes, die Aufforderung gerichtet, die Tempi's seiner Arbeiten danach festzustellen und sich desselben bei seinen Leitungen zu bedienen.

Weber schreibt ihm hierauf am 30. Januar:


»– – Mit der Chronometer Bezeichnung ist es so eine Sache, ein gutes Gefühl wird ein Tempo nie ganz vergreiffen und es sich immer aneignen, wenn auch vielleicht etwas rascher und langsamer nach der Individualität. Auch ist man selbst, besonders bei eigener Composition nicht immer gleich in der Bewegung. Doch ist es auf jeden Fall eine schöne Erfindung um so manchem rein musikalischen Rindvieh den rechten Weg zu zeigen und wenn ich einen hätte, würde ich es gern meinen Arbeiten beisetzen. Seit Jahr und Tag habe ich Nichts gelesen, da ausländische Zeitungen bei uns gar nicht zu bezahlen sind, ich erhalte aber in diesen Tagen die Musikzeitung, da will ich deinen Aufsatz nachlesen und dir bestimmter meine Meinung darüber sagen etc. – –«


Und später am 2. Februar 1816 nach weiterer Belehrung Gottfried's:


»Bei allen neuen Werken von mir, werde ich die ›Chronometer Bezeichnung‹ beidrucken, sobald ich mir einen gemacht habe.«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 475-476.
Lizenz:
Kategorien: