Proben zu »Sylvana«

[460] Die Proben der Oper begannen am 25. August und Weber hatte bei Leitung derselben, in beglückender Weise, Gelegenheit wahrzunehmen, wie hoch er von dem Orchester und dem Personale gehalten sei, von denen so mancher an ihn herantrat, ihm heimlich die Hand[460] drückte und in's Ohr flüsterte: »Bleiben Sie hier. Es soll Großes geschehen, wenn der Alte (Iffland) todt. Wir brauchen Sie.«

Zugleich vermehrte jener Erfolg aber auch seine Gesuchtheit in der Gesellschaft. Einladung auf Einladung absorbirten seine Abende, den Festlichkeiten aller Art, die sich immer noch aneinander reihten, konnte er sich auch nicht ganz entziehen, und so wurde die, zur Erholung und stillen Arbeit unternommene Reise, für ihn eine Zeit der aufregendsten Arbeit, die indeß, in Verbindung mit den erhebenden Eindrücken, die er von der großen und allgemeinen nationalen Siegesbegeisterung empfing, auf seine Gesundheit und Stimmung den wohlthätigsten Einfluß äußerte und seinen Genius offenbar in kräftiger und neuer Weise befruchtete. Zwar kam, von den in Berlin damals empfangenen Embryonen, dort selbst, durch Schuld des äußern Lebensdranges, nichts Charakteristisches zum Austrag, da Weber Nichts in Berlin schrieb, als zwei Gelegenheits-Canons und zwei Lieder: »Freunde das Glück liebend« und »Alles in mir glüht zu lieben«, die sich von seinen frühern Arbeiten dieser Art in keiner Weise unterscheiden. Aber kaum zur Sammlung und contemplativer Seelenthätigkeit gelangt, kamen die, auf dem Boden der Anschauung großer, politischer Ereignisse und des machtvoll entzündeten Nationalgefühls entkeimten Knospen, zu herrlicher Entfaltung in »Leyer und Schwert«.

Ueber den Drang seiner äußern Geschäfte in Berlin schreibt er an Caroline am 3. Sept.:


»– – Marode und müde werde ich aus diesem ewigen Strudel von Arbeit, Laufen und ein und Auspacken in Prag ankommen, um mich da bei neuer Arbeit auszuruhen. Welch ewiger Kreislauf von Anstrengungen und Thätigkeit ist doch mein Leben. Soll da nicht die Maschine bald zu Grunde gehen? Was andern Menschen Strapatzen ist, das Reisen selbst, wird mir zur Erholung, da es die ruhigsten Augenblicke sind wo ich mir doch selbst gehöre und die Menschen keine Prätensionen an mich machen. Manchmal ist es unerträglich wie man durch diese Beweise von Achtung und Umdrängen, Bitten, Ehrenbezeigungen u. dergl. gequält wird und die Geduld so reißt, daß man[461] alle massakriren könnte. Aber das sind nur Augenblicke, wo man so rabiat wird. Der Künstler ist einmal zum Märtyrer des geselligen Lebens erkohren und wohl dem, der seine Bestimmung erfüllt! – –«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 460-462.
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