Dresdener Pöbel

[26] Einen eigentlichen Pöbel besaß Dresden nicht; seine Volksfeste, unter denen die berühmten Scheiben- und Vogelschießen einen bedeutsamen Platz einnahmen, hielten sich mit außerordentlichem Anstande ab; ein paar Bettelvögte genügten, das wenige Gesindel im Zaume zu halten, aber von eigentlichem, aus dem Gefühl von Kraft entspringendem[26] Volkshumor, der, selbst wenn er hart und roh auftritt, immer als Zeichen eines ausgeprägten Charakters zu begrüßen ist, war nirgend ein Symptom zu erblicken. Auf Maskeraden und Redouten schlichen die Polichinelle. Harlekin's, Türken, Columbinen und Blumenmädchen eben so anständig und höflich durcheinander, als hätten sie sich eben mit: Guten Abend Herr Assessor! Ganz gehorsamer Diener Herr Hofrath! wie ist das Befinden von deren Fräulein Tochter? zu begrüßen.

Leise war 1817 moralisch und physisch der Ton des Dresdener geselligen Lebens, Leise! das Schiboleth von Vornehm und Gering, Leise! die Losung für jedes Thun und Streben. –

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 26-27.
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