[90] Mit dem Sommer änderte sich Weber's Lebensform in Dresden. Erhält doch diese ganze schöne Stadt während der milden Jahreszeit einen ganz andern Charakter. Das Leben ergießt sich in's Freie, in die Vergnügungsörter und Villen der Umgegend, der Strom belebt sich mit geschmückten Luftfahrzeugen und Abends glaubt der Fremde, beim Blick auf die im Flusse sich spiegelnden Lichter der Vergnügungsorte, des Brühl'schen Gartens, der Brücke, die bunten Lampen sanft hingleitender Gondeln, bei der Musik, dem Gesang, der überall erschallt, bei dem regen Treiben auf allen Wegen, die im Elbthale hin in's Freie, in die holde Gegend führen, sich unter einen südlicheren Himmel versetzt. In richtiger Würdigung dieses Charakters der Stadt und ihrer Bewohner war schon im Jahre 1776 vom Besitzer eines der freundlichsten Vergnügungsorte in der Nähe Dresdens, des lieblich mit Pavillon und Garten am Strome hingelagerten »Bades«, dem Accisrath Linke, von dem der Ort später den Namen »Linke'sches Bad« erhielt, ein Sommertheater erbaut worden, in dem 1777 der Theaterunternehmer Seiler, unter großem Zulaufe, Vorstellungen gab. Sodann mietheten es für die Saison Brunier, Gräff, Getto, Modex, Bellomo und Andere, bis es zuletzt, von 1790–1816, Joseph Seconda inne hatte und die königliche Schauspielergesellschaft daselbst im Sommer, theils gleichzeitig mit der Stadt, theils abwechselnd mit derselben, Vorstellungen gab.

Die italienische Oper war auf der kleinen Bühne niemals aufgetreten und hielt dieß auch für unter ihrer Würde, ja eigentlich für unmöglich.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 90.
Lizenz:
Kategorien: