König und Königin Pathen des Kindes, vertreten durch Kammerdiener Schmiedel und Kammerfrau Erdtel

[189] Am 26. Dec. vollzog der Pater Superior Schmidt die Taufe. Weber hatte als Edelmann, hoffähiger Beamter und berühmter Mann wohl das Recht auf Vertretung der hohen Pathen durch Hofdame und Kammerherr zu hoffen, wie es ja auch bei seiner eigenen Taufe in Eutin der Fall gewesen war. Zu sprachlosem Erstaunen der anwesenden Gäste erschienen statt deren, wie Weber selbst schreibt: »mirabile dictu! der Kammerdiener Schmiedel und die Kammerfrau Mademoiselle Erdtel!«

Schwerer als durch diese, offenbar durch den Hofdienst, ohne Wissen der hohen Pathen, veranlaßte Zurücksetzung ist Weber niemals in seinen Standes-Gefühlen gekränkt worden! –

In voller Ueberzeugung, daß dieser schmerzende Stich nicht von ihnen komme, verfügte er sich, vor Aerger noch halb krank, am Sylvestertage zu den Majestäten und brachte ihnen, ohne seiner Demüthigung zu gedenken, seinen Dank für die Huld, daß sie Pathen seines Kindes gewesen seien.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 189.
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