Julius Benedikt

[276] Zu Anfang des Jahres (23. Jan.) hatte Weber des von ihm so hoch verehrten Mehul zierliche komische Oper: »Je toller, je besser« (Une folie) mit wenig Beifall zur Aufführung gebracht und war gerade mit dem Einstudiren von Peter v. Winter's »Maria von Montalban« fertig, welche, ganz im italienischen Style, melodiös und correkt geschriebene Oper das Publikum am 22. Februar mit größter Wärme aufnahm, als ein reicher Stuttgarter Banquier, Benedikt mit Namen, Weber anging, seinen Sohn Julius, den er zu diesem Zwecke mit nach Dresden gebracht hatte, in der Tonkunst vollständig auszubilden, für die er entschiedene Begabung zeigte. Weber, noch verstimmt durch die Wahrnehmung des geringen Erfolgs, den seine Bestrebungen auf Hebung des Sinns für deutsche Musik, nach den Kundgebungen bei Aufführung der »Maria von Montalban«, offenbar gehabt hatten, wollte das Ansinnen eigentlich von der Hand weisen. Hummel's und Abeille's dringende Empfehlungen und die, bei näherem Kennenlernen wahrgenommene, anspruchslose Sitte und das Talent des siebzehnjährigen Jünglings bewogen ihn indeß, ihm freundlich die Hand zu weiterer Leitung zu reichen.

Weber ahnte damals wohl nicht, daß Julius Benedikt, wie er der talentvollste seiner Schüler war, auch der einzige sein sollte, der ihn überlebte, der begabteste Verwerther seiner Lehren und ein treuer Freund seiner Familie werden würde. Dem trefflichen Componisten von der »Zigeunerin Warnung« und des »Alten vom Berge« verdankt auch der Verfasser die werthvollsten Nachrichten über die Zeit, die er als Zögling Weber's mit ihm im vertrauten Verkehre verbrachte.

Fußnoten

1 Die Einnahme betrug 152 Thlr.

D. Verf.


2 Nach dem Concerte wurde Weber zu Ehren ein kleines Fest im Rathskeller arrangirt und ihm dabei der Ehrentrunk aus dem berühmten, uralten Wein enthaltenden Fasse: »die Rose« zugebracht.

D. Verf.


3 Scherzhaft für »Dilettanten«.

D. Verf.


4 Scherzhaft für: Clavierspielen.

D. Verf.


5 Bemerkt muß hier werden, daß S. Maj. der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, ohne Anregung irgend einer Art von Außen her, dem 1810 in Berlin studirenden Sohne Weber's bei der 15. Vorstellung des Freischützen 100 Dukaten, »als einen Beitrag zu seinen Studienkosten«, auszahlen ließ.

D. Verf.


6 Die ersten über Kleist's »Prinz von Homburg.«

D. Verf.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866.
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