W. A. Mozart jun.

[225] Graf Bombelles führte Mozart's Sohn, mit dem Weber früher schon in sehr flüchtige Berührung gekommen war, bei ihm ein. Man kann nach dem, was über Weber's Verehrung für Mozart schon gesagt worden ist, ermessen, mit welchem Empfinden er dem tüchtigen Sohne des Unsterblichen die Hand reichte, in seinen Zügen nach Aehnlichkeiten mit seinem Vater spähte! Bald gesellte sich zu dem Interesse ein Gefühl[225] herzlichen Mitleids, als er sah, wie der Wackere, der die Unklugheit begangen hatte, einem unerreichbaren Vater auf derselben Bahn nachzuschreiten, unter dem Drucke seines großen Namens litt, der all sein rüstiges Streben, welches ihn unter andern Verhältnissen auf einen sehr anerkennenswerthen Standpunkt gehoben haben würde, unablässig in tiefen Schatten stellte, allen, wenn auch noch so redlich erworbenen Erfolgen in seinem Gefühle den Beigeschmack von Commiseration und reflektirtem Glanze gab und zuletzt sein Herz brach.

1820 kam Mozart von Kopenhagen zurück, wo er seine Mutter, die an den Staatsrath Nissen daselbst verheirathete Wittwe des göttlichen Componisten des »Figaro« besucht hatte. Am 7. Jan. und 5. Febr. hatte Mozart, der mit dem Wiener Violinisten Louis Sina reiste, in Berlin mit ungemeinem Beifalle concertirt, ja man hatte ihm sogar gesagt, »der Geist seines Vaters ruhe auf ihm«, während die Leipziger Kritik über sein am 21. dort gegebenes Concert ihn bis zu der Schwermuth beugte, in der er in Dresden anlangte. Mozart war, nach Weber's Urtheil, ein trefflicher Clavierspieler und gediegener Musiker, der die Schule Vogler's und Albrechtsberger's nirgends verläugnete. In Prag gesellte man ihn einige Wochen später als dritten Stern zu den Dioskuren des deutschen Clavierspiels, Hummel und Moscheles.

An Weber schloß er sich mit der ganzen vertrauensvollen Hingebung an, die dessen Liebe zu seinem Vater erweckte und verdiente. Weber richtete ihn auf, ließ ihn fast alle freundlichen Stunden seines Dresdener Aufenthalts in seinem Hause verleben, wo Mozart auch besonders gern und mit Glück musicirte, so daß es in Folge eines Musik-Abends bei Weber, wo er sich besonders glänzend zeigen konnte und dem hochgestellte Personen anwohnten, möglich wurde, ihm den Vortheil zu verschaffen, bei Hofe spielen zu dürfen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 225-226.
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