Wiederaufblühen der italienischen Oper

[288] Friedrich Wilhelm II., der Musikenthusiast, der es nicht verschmähte, in den Opernproben neben Duport im Orchester Violoncell zu spielen und sich Alessan dri's unverschämtes Bravo! gefallen ließ,[288] gab ihr, von seinem redlichen von der Reck unterstützt, vorübergehend neue Spannkraft. Die alte Sitte, die Geburtstage der Könige durch neue Opern zu feiern, lebte auf. Reichardt, Graun, Naumann. Hasse, Alessandri wurden für componirte Opern hoch honorirt, die dann, prachtvoll ausgestattet, in Scene gingen. Zu Concialini, Grassi, Tassoni, der Todi und Lebrun wurden Tambolini, die Carara und Marchetti-Fantozzi gesellt, der Opernleitung durch die Gewinnung Righini's und Himmel's neuer Geist eingehaucht.

Nichtsdestoweniger verlor die italienische Oper ein Haupttreffen gegen die immer mehr aufblühende deutsche Anstalt, als es ihr nicht gelang, eine Darstellung von Gluck's »Alceste« zu Stande zu bringen, die der eben erwähnten Aufführung der »Iphigenie« desselben Meisters ebenbürtig hätte zur Seite treten können.

Die Antipathien gegen die Scheußlichkeiten der, von ihren Anhängern so vielfach begeistert begrüßten, französischen Revolution, welche so stark waren, daß sie z.B. des anerkannten Carmagnolen Mehul Opern in Berlin unmöglich machten, die resultatlosen Feldzüge gegen die so verachteten und doch in ihrer Begeisterung so gewaltigen Horden, welche sie sandte, entfremdeten den Sinn des Publikums zu gleicher Zeit, mehr als man gestehen mochte, der welschen Kunst und sammelten die Gemüther in stiller aber allgemeiner Uebereinkunft, mehr als je zuvor, um den Heerd der heimathlichen. Iffland, der 1706 an die Spitze der Verwaltung des Nationaltheaters trat, war der Mann dazu, die Flamme dieses Heerdes redlich zu nähren, aber kein warmer Freund der Oper.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 288-289.
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