Weber's Equipage

[432] Es war wohl ein Gefühl von Schwäche, das Weber den Verkehr zwischen Hosterwitz und Dresden, der wegen der Proben zur »Preciosa«, die im Juni in Dresden einstudirt wurde, häufiger als gewöhnlich war, beschwerlicher als sonst erscheinen ließ, welches ihn auf den fatalen Gedanken brachte, sich selbst Pferde und Wagen anzuschaffen, und, trotz der Abmahnungen und Bitten Carolinens und der Freunde, trotz seiner Unkenntniß, selbst zum Rosselenker zu werden. Die Sache debütirte schon übel. Kaum hatte Weber eine allerliebste, elegante Droschke und einen hübschen Falben erhandelt und wollte, stolz wie Phaëton, zum dritten Male auf der ebenen Chaussee nach Pillnitz[432] heraus. als sein Pegasus vor einem gerollten Fasse scheute, über die Stränge schlug und sich so tückisch zeigte, daß Weber – sehr kleinlaut – zu Fuß nach Pillnitz kam, während ein Bursche sein Thier und seinen Wagen nachführte. Es heilte dieser Vorfall eben so wenig wie viele Unfälle und Verdrießlichkeiten, die er später vom Halten einer Equipage hatte, Weber von dieser Passion, und bis an sein Lebensende haben ihm Pferde, Wagen, betrügerische Kutscher und Handwerker, viel Geld und gute Laune gekostet. Es gehörte aber später zu den kleinen Eitelkeiten, von denen er nicht frei war, daß man seine Equipage, seine Pferde, zu den elegantesten der Stadt zählte. Er besaß später stets zwei Pferde, Reise- und Stadtwagen und eine, außerordentlich reich in Roth und Gold, nach damaliger Sitte, decorirte Droschke.

In unserm Falle fand er, nicht eben zu seiner Erheiterung, in Pillnitz einen Brief Spontini's vor, der ihm seine Ankunft in Dresden für den folgenden Tag anzeigte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 432-433.
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