Weber krank in Wien

[421] Man drang in Weber, ein Concert zu geben, er erhielt Aufträge, Engagements in Wien für Dresden zu bewirken, die liebliche Schröder bestürmte ihn mit Bitten, zu ihrem Benefiz den »Freischütz« zu dirigiren, und er schickte sich an, dem Allen zu willfahren, besonders aber was in seinen Kräften stünde zu thun, um den »Freischütz« einigermaßen wieder zurecht zu stutzen. Zudem regte ihn eine indirekte Anfrage: ob er unter glänzenden Bedingungen gesonnen sein würde, die Direktion der deutschen Oper in Wien ganz zu übernehmen? mächtig auf. Plötzlich warf ihn eine heftige Halsentzündung auf's Krankenlager.

Die Wiener Aerzte folterten den hypochondrisch um seine Gesundheit besorgten, ärztlicher Vorschrift wie dem Evangelium nachgehenden, psychisch tief erregten Mann mit Bähen, Gurgeln, heißen und kalten Umschlägen. – Obwohl er nach fünf Tagen anscheinend ziemlich[421] hergestellt war, hatte das Halsleiden, das, neben seiner Brustkrankheit, ihn bis zu seinem Tode peinigen sollte, wieder einen bedeutenden Fortschritt gemacht. – –

Unter all' den Eindrücken schreibt er an Caroline:


»Wien den 1. März 1822.


etc. Die Theilnahme und das Nachfragen ist ungemein groß. Es ist mir schon langweilig, und ich schäme mich fast vor dir, immer so von mir prahlen zu müssen. Aber es ist nun einmal so, und mündlich soll es erst recht los gehen.«

»etc. Gegen die Weihrauchwolken wird man bald dickfellig, und wer weiß, welcher andere Mode-Artikel mich verdrängt. –«


»Den 2.


etc. Ich soll Leute nach Dresden engagiren. Wenn sie mich nur nicht nach Wien engagiren. Die Leute sprechen von nichts Geringerem, als 4000 Thlr., sage Viertausend Thaler gut Geld. Sprich aber noch nicht weiter davon, als allenfalls mit Rothe und Böttiger. Ich höre Alles ruhig mit an und sage weder ja noch nein. Wie könnte ich auch ohne die Mukkin mir nur einfallen lassen eine Meinung zu haben in einem solchen Punkt. Die zwei Rosseln, die an den Lebenswagen sich zusammengespannt haben, müssen auch zugleich anziehen, gelt?«

»etc. Also sie will das nächste Mal mit? Nun, das wäre eine schöne Fuhre. Ein kleines Weib, ein kleines Kind, ein kleiner Affe, ein großer Hund und ein großer Mann!!«


Kaum einigermaßen erholt, setzte er seine Bestrebungen für Reconstruktion des »Freischütz« fort und hatte die Freude, »wenigstens die Kugeln und den Teufel genehmigt zu erhalten«. Wer war froher als er! Nun sagte er der lieblichen Schröder die Direktion ihres Benefiz zu. Die Proben der abgeänderten Oper begannen, die Generalprobe leitete er selbst und schreibt:[422]


»Wien den 6. März 1822.


etc. Heute früh Generalprobe vom Freyschütz. Nachdem ich der Kapelle präsentirt war, und ein Paar Worte gesagt hatte, ging ich in's Orchester. So wie ich auf dem Direktionsplatze ankam, erscholl ein Tusch von Trompeten und Pauken, und alle Sänger, Chor und Orchester brachten mir ein jubelndes Lebehoch, was mich sehr rührte. Die Probe ging vortrefflich.«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 421-423.
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