Arie in »Abu Hassan« (F moll): »Hier liegt, welch martervolles Loos«

[467] Der großen und anspannenden Thätigkeit bei der Verlebendigung dieses gewaltigen Tonwerks, ließ Weber die freundliche und behagliche, der Beschäftigung mit einem seiner ältesten dramatischen Werke, dem Einstudiren des »Abu Hassan«, parallel laufen. Die für die Darstellung der Fatime in allen Nüancen so vortrefflich geeignete, liebliche Persönlichkeit der Frau Haase, veranlaßte ihn, die drollige Parthie des pfiffigen Türkenmädchens durch Hinzucomposition einer kleinen Arie: »Hier liegt, welch martervolles Loos etc.« (F moll, als Nr. 10 der Oper nachträglich gedruckt), zu verstärken. Er fand seine Voraussetzung von der Wirksamkeit dieser Einlage bestätigt, indem diese graziöse und melodische Ariette gerade es war, die bei der Aufführung der kleinen Oper, am 10. März, den ungetheiltesten Beifall erhielt. Schon die charakteristische, drastisch-osmanischer Anklänge volle Ouverture, erregte die lebhafteste Aufmerksamkeit des Publikums; das komische Duett zwischen Fatime und dem, lebenslustig und gewandt von Unzelmann dargestellten Hassan, das Terzett beider mit dem Wucherer, wurde durch die beifälligsten Kundgebungen ausgezeichnet. Der[467] dramatisch-musikalische Schwank konnte aber auch kaum eine trefflichere Darstellung finden, da der Omar wie für die Individualität Keller's geschrieben erschien und Frau Hartwig und der eminente Charakterdarsteller Pauli, die Weber zu Liebe die Nebenrollen der Amme und des Oberkämmerers übernommen hatten, köstliche Karrikaturen lieferten. Erstere kugelrund, beflissen kupplerisch, letzterer strohhalmdünn, hündisch devot, beide in ihren Leistungen die Charaktere weit über das ihnen Gegebene erhebend.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 467-468.
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