Mailied mit Chor. III. Akt (A dur)

[471] Das liebliche Mailied mit Chor (im dritten Akte), das leider nur der unüberwindliche Blödsinn des Textes verunziert, der vielleicht auch Ursache an der etwas preziös-naiven Behandlung des Stückes in der Musik, welche etwas von Grenze'scher und Watteau'scher Schäferzierlichkeit hat, geworden ist, entstand vollständig zwischen den Ideen zu beiden großartigen Stücken, am 28. März. Auf den 1. April fällt auch der Beginn der Arbeit an der Instrumentation der »Euryanthe«, die im Ganzen etwa 40 Tage in Anspruch genommen hat.


Im ersten Quartal des Jahres hatte Morlacchi's Oper, »Tibaldo und Isolina«, in Venedig ungemeines Aufsehen erregt, ja den Componisten sogar eine Zeit lang über Rossini triumphiren lassen. Da nun von diesem Erfolge durch die vornehmen Freunde Morlacchi's ungemein viel Geräusch in Dresden gemacht wurde, so wurde die baldigste Aufführung eines Morlacchi'schen neuen Werkes befohlen, wozu dieser selbst sein Oratorium, »Morte d'Abele«, bestimmte. Zu krank, es selbst einzustudiren, bat er Weber, auch diese Arbeit zu übernehmen, der sich Weber mit all' der Zuvorkommenheit unterzog, die er, ganz besonders seinem Gegner, zu zeigen pflegte. Freilich konnte weder die sorgsame Einstudirung noch die treffliche Aufführung das Werk vor der unerbittlichen Kritik schützen, die durch »diese heiligen[471] Klänge fortwährend an Rossini und die Opera buffa« erinnert zu werden versicherte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 471-472.
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