Proben zu »Oberon«

[667] Die Proben zu »Oberon« begannen am 9. März und Weber hörte die ersten Töne aus dieser Oper. Er lernte nun sein Material an Sängern und Sängerinnen und Orchester kennen, und seine Zuversicht zum Erfolge des Werkes wuchs mit jedem Schritte, den die Arbeit that. Er schreibt an seine Gattin am 10. März:


»etc. Gestern habe ich denn die ersten Töne von meinem Oberon gehört. Ich war nämlich in der Chorprobe von den ersten zwei Akten und war wirklich überrascht, wie gut das geht, schon ganz auswendig fast. Nach einigen kleinen Bemerkungen über den Vortrag machten sie es mir ganz zu Dank. etc.«


Und am 12.:[667]


»etc. Um 12 Uhr Probe mit den Solosängern bei mir gehabt zu meiner völligen Zufriedenheit. Meine erste Sängerin aber, Miß Paton, ist krank und das wird wohl die Aufführung etwas verzögern, worüber ich gar nicht böse bin. Der junge Bursche, der den Puck singen sollte, hat die Stimme verloren, ich habe aber dafür ein nettes Mädchen, kleiner als die Miller, sehr gewandt und singt allerliebst. Auf Decoration und Maschinerie wird sehr viel verwandt, was ich davon gesehen habe ist sehr sinnreich und die Costüme vom Dichter selbst mit großer Phantasie angegeben. Die Elfen werden fast aussehen wie Bienen, Schmetterlinge und Blumen. etc.«


Am selben Tage bricht er, von Heimathsehnsucht überwältigt, aus:


»etc. Da habe ich den ganzen Morgen Noten fabrizirt und muß zu meiner Erholung ein Bissel mit dem Weibe plaudern, obwohl ich ihr eigentlich nichts zu erzählen weiß, als das alte Lied von der Sehnsucht nach Hause, zu der Mutter, und zur Ruhe etc.; passe gar nicht mehr in die Welt. Mein Gott! wenn ich bedenke, wie überschwänglich glücklich und in Wonne schwimmend Tausende an meiner Stelle wären, so bin ich doppelt betrübt, daß es mir versagt ist, alle das Herrliche auch zu genießen. Wo ist der frohe, kräftige Lebensmuth hin, den ich sonst hatte? Freilich kann ich nichts dafür, es ist rein körperlich, und so lange ich nicht mich wieder eines recht freien Gesundheits-Gefühls erfreuen kann, so lange giebt es auch keine wahre Freude für mich. Dieses ewig ängstliche Beobachten meiner Selbst, Vermeiden etc. ist gar zu störend; und dabei das Wunderliche, daß ich eigentlich wieder alles besitze, was zur Gesundheit gehört, ich schlafe gut, esse und trinke mit wirklichem Appetit. Alles ist in Ordnung. Aber, da ist diese abscheuliche Kurzathmigkeit, dieses krampfhafte, angegriffene Wesen bei der geringsten Veranlassung durch den ganzen Körper, und dabei wieder das höchst Sonderbare, daß große Fatiguen und Eindrücke eben auch nicht viel anders oder heftiger einwirken, als wenn ich z.B. schnell eine Treppe hinausgehe. Kurzum! in der Welt soll nichts vollkommen sein, und bei viel Licht ist viel Schatten; deßhalb geduldig an den alten Spruch gehalten – Wie Gott will! – etc.«[668]


Im Laufe der Proben stellte sich auch, nach mehrfachen Experimenten, die Besetzung des »Oberon« in folgender Weise fest:

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 667-669.
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