Pseudo-»Oberon« in Drury-Lane

[682] Es mag hier nicht unerwähnt bleiben, daß bei dem großen und allgemeinen Aufsehen, das Weber's Erscheinen in London hervorrief,[682] die an seinen Triumphen nicht betheiligten Musikanstalten sich bestrebten, wenigstens vom Reflex seines Ruhms Vortheil zu genießen, beziehentlich auch denen zu schaden, denen er nützte. So hatte auch das Drury-Laue-Theater, auf das Covent-Garden-Theater eifersüchtig, ein altes Melodrama »Oberon« hervorgesucht und mit Musik von Cherubini, Winter, Mozart etc. und ungeheurer Pracht der Decoration am 28. März zur Aufführung gebracht. Weber sah sich das Ding mit an und giebt darüber einen Bericht an Caroline, interessant durch die darin dem Decorationswesen gewidmete Aufmerksamkeit:


»etc. Das war ein dummes Ding der Oberon im Drury-Lane, einige schöne Decorationen und prachtvolle Garderobe ausgenommen. Die Scenenfolge ohne alles Interesse zusammengewürfelt und herzlich schlecht dargestellt, besonders die Musik elend. Ouverture aus Lodoiska von Cherubini, einige Chöre aus dem Opferfest und Balletmusik. Auffallend war blos die Scene, wo das ganze Theater ein stürmisches Meer darstellt, mitten drauf die Trümmer eines Schiffs, wo die Türken endlich Hüon und Amanda ins Wasser werfen. Das war vortrefflich und dann am Ende das Heer Carls des Großen, vorn lauter lebende Ritter, an die sich täuschend berechnet eine gemalte unabsehbare Reihe anschloß, der Glanz der Waffen transparent, kaum von den wirklichen zu unterscheiden. Dann einige phantastische Geister-Costüme mit mancherlei Foliearten bekleidet, und in der Titania Feengarten solche große bewegliche Vögel, Pfauen, ungeheure Colibris in den glänzendsten Farben; wirklich zauberisch. Manches wurde applaudirt, viel gezischt und gepfiffen, kurz das Ganze lief ohne Wirkung ab und kann keinen Schaden thun. etc.«


Nach der noch am 12. Morgens gehaltenen Generalprobe konnte Weber die Einstudirung des »Oberon« für so gut erklären, als sie mit den vorhandenen Kräften möglich war. Der Chor stand unter der Leitung Watsons, die Tänze waren von Austin arrangirt. An den Decorationen hatte der berühmte Maler Luppino, mit Grieve und Pugh zusammen, sein Bestes geleistet, bei den Maschinerien hatte sich die Heimath der Technik durch das Talent Souls und Bradwells bewährt.[683]

Die Besetzung der Hauptrollen war folgende:


OberonMr. Bland.

PuckMiß Cawse.

TitaniaMiß Smith.

Carl der GroßeMr. Austin.

HüonMr. Braham.

ScherasminMr. Fawcett.

Rezia.Miß Paton.

SeenympheMiß Gowneel.

Fatime Mad.Vestris.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 682-684.
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